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Einladungswettbewerb | 06/2017

Ersatzneubau Wohnen Tannenrauchstrasse

ZELENA

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 30.000 EUR

EM2N

Architektur

Balliana Schubert Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die linsenartige Talsohle weist im Gegensatz zum stark durchgrünten Engemer Hügel mit seinem siedlungstypischen und kleinmassstäblichen Gebäudebestand eine sehr heterogene Bebauungsstruktur auf. Es wirkt fast so, als wäre die bestehende Siedlung auf dem Grundstück vom Hang in die Fläche gerutscht. Die neue Siedlung versteht sich als dezidierten Teil dieser Scholle zwischen Mutschellenstrasse und Tannenrauchstrasse mit ihren verschiedenartigen Bebauungsformen, Geometrien, Massstäben und Nutzungen. Ein präzise aufeinander abgestimmtes Ensemble aus fünf unterschiedlich dimensionierten Baukörpern und drei differenzierten Freiräumen fügt sich selbstverständlich in die heterogene Nachbarschaft ein. Der durchgrünte Charakter von Zürich-Wollishofen wird in den Ersatzbauten an der Tannenrauchstrasse aufgenommen und verdichtet. Ein wilder Siedlungsgarten mit bodendeckenden Stauden und Gräsern, blühenden Sträuchern und verschiedenen Bäumen bindet die Siedlung zusammen, ohne damit die Eigenarten der Bauten aufzuweichen. Wie die Gebäude verfügen auch die vielfältig nutzbaren Freiräume über einen jeweils eigenen Charakter. So findet man Spielplätze, Aufenthaltsflächen, einen Siedlungsplatz und Pflanzgärten vor. Komplementär zu dieser Nutzungsvielfalt im Freiraum, wird in den fünf unterschiedlichen Häusern eine breite Auswahl an räumlich differenzierten Wohnungstypologien angeboten. Das Erscheinungsbild der verschiedenen Gebäude ist von einer strukturell feingliedrigen, transparenten und hellen Materialisierung definiert. Vertikal zurückversetzte Holzbauelemente bestimmen zwischen den horizontalen Deckenstirnen aus Beton eine zweite Ordnung. Ein feines Gerüst aus verzinkten Metallprofilen erzeugt zusammen mit den Balkongeländern ein filigranes, filterartiges Gitterwerk rund um die Gebäude. All dies soll eine luftige und freundliche Atmosphäre bilden, die im Zusammenspiel mit dem intensiven Grün eine optimistische und moderne Wohnstimmung schafft.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit einer bestechenden Leichtigkeit komponieren die Verfassenden ein wohltemperiertes Ensemble aus fünf unterschiedlich dimensionierten Baukörpern. Die Gunst der Scholle mit ihren heterogenen Bebauungsstrukturen nutzend, werden die vielfältigen Quader nicht nur interessant auf sich selber arrangiert, sondern sie schaffen es auch, aufgrund ihrer differenzierten Höhenentwicklung, mit den Massstäben der umliegenden Bebauungsstruktur in einen Dialog zu treten. Die Situation oszilliert zwischen angeschwemmtem und in der Ebene gestrandetem Treibgut und präzise abgestimmten Volumen. Gleichzeitig wird der Bau an der Mutschellenstrasse aufgrund eines zweiten Kleinvolumens spannend in die Gesamtfigur integriert. Ein gelungener Balanceakt zwischen präziser Einbindung in den Kontext und Beliebigkeit. Die Adressierung der drei grösseren Baukörper erfolgt über einen zentralen Siedlungsplatz, aus welchem sämtliche Wohnungen dieser Bauten erschlossen werden. Gleichzeitig werden der Gemeinschaftsraum und die Nebennutzungen schlüssig an diesen aussenräumlichen Schwerpunkt angebunden und betonen dessen übergeordnete Bedeutung, dies nicht zuletzt auch hinsichtlich seiner direkten Positionierung an der Tannenrauchstrasse. Auch architektonisch wird dieses räumliche Zentrum konsequent ausgebildet. Mit einer attraktiven Überhöhe und differenzierten Rücksprüngen findet die Ausbildung des Erdgeschosses ihre formale Entsprechung. Die kleineren Gebäude werden von den Rändern der Parzelle erschlossen, wobei auch sie, dank einer durchdachten Wegführung auf selbstverständliche Weise ins Gesamtgefüge eingebunden werden. Die je unterschiedlichen Dimensionen, sowohl in den horizontalen Ausdehnungen, als auch in den Höhenentwicklungen der drei grossen und der beiden kleinen Baukörper führen zu äusserst vielfältigen Haus- und Wohnungstypologien mit einer entsprechend grossen Wohnungsvielfalt: Überhohe Erdgeschoss-Atelierwohnungen, Maisonette-Wohnungen als gestapelte Reiheneinfamilienhäuser mit privatem Garten, dreiseitige Geschosswohnungen, durchgesteckte Ost-West-Wohnungen, eckbetonte Wohnsituationen und attraktive Attikaeinheiten sowie Wohnungen mit Weitblick runden das ausnehmend vielfältige und gekonnt entwickelte Wohnungsangebot ab. Desweitern verfügen sämtliche Wohnungen über einen attraktiven, gut möblierbaren Aussenraum. In den grossen Mehrspännern sind allerdings die Nordost-Wohnungen bezüglich Besonnung kritisch. Aufgrund der Hochparterresituation sind die Erdgeschosswohnungen in den südlichen Grossvolumen ebenfalls gut vorstellbar und die eingangs erwähnten Atelierwohnungen an der Tannenrauchstrasse führen zu einer angemessenen, niederschwelligen Aufwertung des Strassenraums. Der subtil austarierte gestalterische Ausdruck ist ein wesentlicher Bestandteil des architektonischen Konzeptes. So unterschiedlich sich die Baukörper in Form und Dimension präsentieren, so einheitlich führen sie sich in ihrer äusseren Erscheinung auf. Infolge der feinen gridartigen Gestaltung sämtlicher Fassaden werden die heterogenen Gebäude zu einer eindeutigen, starken Einheit zusammen gebunden. Ein umlaufender Sims mit dünnen Vertikalstreben aus Metallrohren bildet eine filigrane Schicht, von den Verfassern als feingliedriges, filterartiges Gitterwerk bezeichnet, welches die Fassaden überzieht. Den eigentlichen Fassadenabschluss bilden unter - schiedlich tief zurückversetzte Holzrahmenelemente welche im Brüstungsbereich mit feinstrukturierten Faltblechpaneelen ausgefacht werden. Trotz dieser opaken Elemente ist der Glasanteil zu hoch und führt zu ungünstigen Kennzahlen, sowohl bei der grauen Energie, als auch bei den Kosten. Nichts desto trotz überzeugt der architektonische Ausdruck dank seiner hohen gestalterischen Qualität, seiner willkommenen Eigenständigkeit und der entspannt anmutenden Heiterkeit und Frische. Die Verfassenden finden eine eigenständige Übersetzung der ortsprägenden Durchgrünung, diese Antwort ist abgestimmt auf den Tal - boden, indem sich auch grössere Bauvolumen recht selbstverständlich ins üppige Grün einfügen. Durch den Verzicht auf lange oder abgewinkelte Baukörper wird eine Verklausung der resultierenden Freiräume vermieden, was dem Ort sichtlich gut ansteht. So haben alle Wohnungen auf eigenständige Art Teil an der parzellenübergreifenden Durchgrünung. Die Unterkellerung beschränkt sich auf den Siedlungsplatz, welcher gleichermassen die Tannenrauchstrasse als Freiraum anspricht wie die inneren Grünflächen. Mit zwei weiteren ‚Gartenzimmern‘ finden sich Nutzungsgefässe, die sich an die Bedürfnisse adressieren lassen, unabhängig vom bunten pflanzlichen Ge- rüst, das um die Bauten herum gedeiht. Der differenzierte Bezug innen-aussen der Erdgeschosswohnungen mit den klaren Antworten zu privat-gemeinschaftlich ist positiv zu würdigen. Ein möglicher Erhalt der Schwarzföhre wäre zu überprüfen. Im Vergleich mit den anderen Wettbewerbsprojekten liegt «ZELENA» bezüglich Wirtschaftlichkeit im oberen Bereich. Ein mit grosser Leichtigkeit und kompositorischem Geschick entwickelter städtebaulicher Ansatz zeigt auf überzeugende Weise ein unerwartet grosses Spektrum an unterschiedlichen Wohntypologien und Wohnformen von grosser architektonischer Qualität auf. Künftige Bewohner erwartet ein unverkrampftes, heiteres und identitätsstiftendes Wohnumfeld.