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Mehrfachbeauftragung | 06/2017

Benediktinerinnen-Abtei vom Heiligen Kreuz - Umgestaltungskonzept Klosterkirche der Abtei Herstelle

Teilnahme

Ladleif Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Umgestaltung der Klosterkirche der Abtei Herstelle

Erläuterungsbericht

I. Außenanlage, Zugang vom Hof
II. Haupteingang als Glashaus
III. Behindertengerechte Erschließung Kirchenraum, Andachtskapelle
IV. Kirche


I. Außenanlage
Der Zugang zum Kirchenraum ist versteckt. Vom Vorplatz aus sieht man ihn schlecht. Zukünftig sollte der Hofraum neu gestaltet werden. Von diesem zentralen Hof sollten sich alle Gebäudezugänge dem direkten Blick sichtbar erschließen.
Die Grünflächen werden zu Vorgärten der Häuser. Der alte Hofbaum wird durch drei weitere Bäume ergänzt und definiert zukünftig eine gemeinsame Mitte. Der Haupteingang zur Kirche wird zukünftig durch eine besonders gestaltete Zugangstür mit Vordach sichtbar.



II. Haupteingang als Glashaus
Der Raum zwischen Oktogon und Gruppenraumgebäude wird freigeräumt. Das bestehende Gebäude wird abgebrochen und durch einen Glasbau ersetzt. Dieser transparente, leichte und lichtdurchflutete Glasbau erhält eine künstlerisch gestaltete und gut wahrnehmbare, wertige Tür, mit Vordach. Der gläserne Vorbau orientiert sich in Höhe und Proportionen an dem linksseitigen Gebäude. In den Details bemüht sich die Architektur um Einfachheit, mit dünnen Stahlprofilen und rahmenlosen putz- bündigen Anschlüssen zu den seitlichen Bestandsgebäuden. Nach Eintreten schaut man in einen grünen Innenhof, in den „Garten der Erinnerung “.
Von da aus rechtsseitig, betritt man in der Mittelachse, durch eine schmale, hohe Eichenholztür, das Oktogon.



III. Behindertengerechte Erschließung Kirchenraum, Andachtskapelle
Der Kirchenvorraum/Oktogon dient der Erschließung. Über zwei Rampen mit Zwischenpodest im Bereich der Fenster erreicht man die Kirche. Mittig wird ein Ort des Ankommens, der Begegnung, der Einkehr und der Kontemplation geschaffen, ein „Haus im Haus“.
Sechs Säulen im Grundriss und ein oktogonaler Baldachin aus Weidengeflecht mit „Himmelslicht von oben“ definieren eine „Mitte“ zum Versammeln für Einzelpersonen oder Gruppen. Die von der Ordensgemeinschaft gestaltete „Himmelssäule mit Engeln“ im gegenüber von geflochtenen Weidenwänden. Hier soll der Besucher sich erinnern an den Weidenkorb, der uns aufnahm in der Zeit nach unserer Geburt. Die keramische Handarbeit als Eigenleistung der Schwestern bekommt ein materialgerechtes Gegenüber, das Flechtwerk aus Weidenzweigen. In den Hockern, mit Flechtwerk im Sitz, setzt sich das Thema der haptischen Handarbeit fort. Der Boden und eine schützende Brüstung werden aus weiß gekalktem Eichenholz gestaltet. Der Vorraum wird zur Kirche abgegrenzt, die große Öffnung wird verkleinert und durch zwei Öffnungen ersetzt. Der Vorraum ist eine eigenständige Raumkomposition, die Energie soll zusammengehalten werden. Hierdurch wird die Mitte, „Wir im Weidenoktogon mit Engeln unterm Himmel“ gestärkt.



Der Verfasser beschäftigt sich bei dem Bestandsgebäude, „Oktogon“ genannt, mit genau diesem vorhandenen, im Begriff liegenden, Anspruch.
- Die glückhafte Acht , gut für Bauten der Seligkeit, „Blüh im Glanze dieses Glückes“,
- Ausdruck einer in sich verbundenen Harmonie,
- Kulturgeschichtlich bezeichnet man die Zahl „Acht“ oft als Zahl des Neuanfangs,
- Die Achtzahl spielt in der Elementarteilchenphysik eine wichtige Rolle,
- Achtstern als Stern von Bethlehem,
- Auf der Achtzahl gründet sich die Harmonie der Sphären,
- Die Acht hat einen hohen Status in der Musik, Poesie und Dichtung.
Die Tür zur Sakristei und ins Treppenhaus wird geschlossen, der Raum soll ruhige Wandflächen für die Kunst bekommen. Die Gestaltung des Vorraums folgt ganz eigenen, gestalterischen Regeln. Es gibt zukünftig zwei differenziert zu erlebende Räume. Das Oktogon/Vorraum und das historische Kirchenschiff. Sie sollen in Ihrer Unterschiedlichkeit klar erlebbar sein.



IV. Kirche
Die Kirche erhält einen neuen Boden. Mittig wird ein gekalkter massiver Eichendielenboden eingebaut.
Außen umlaufend , bis in den Vorraum ein Natursteinboden. Auf diesem warmen
Grund stehen die neuen Eichenholzstühle der Firma Horgenglarus mit der geflochtenen Sitzfläche. Im Zentrum der Altar, mit altem gusseisernen Untergestell und neuer Eichenholzplatte. Der Ambo wird erneuert als filigranes Eichenholzlesepult im Stil der Stühle. Dazu der handgemachte keramische Kerzenleuchter. Die Sitze für Priester und Ministranten als Hocker von der Anmutung her wie die neuen Stühle.
Der Bodenbereich wandseitig umlaufend , bis in den Vorraum, als dunkler
Natursteinboden.
Der Bereich der Ordensgemeinschaft wird 15 cm erhöht. Dieser Absatz zeigt dem
Besucher eine Kante und markiert deutlich den privaten Schwesternbetbereich. Diese
Erhöhung ist wichtig und wird selbstbewusst den Ordensfrauen/Hausherren gegönnt.
Die Brüstung auf der Orgelempore wird niedriger gemacht, um den Schwestern die
sichtbare Teilhabe an den Veranstaltungen im Kirchenschiff zu ermöglichen.
Die Kirchenstirnwand wird neu gestaltet. Die Mittelachse wird zukünftig durch das Ewige
Licht besetzt. Das Kreuz wird links davon frei aufgestellt, in Augenhöhe, allseitig sichtbar und berührbar. Der Tabernakel bleibt wo er ist.
Zur Sakristei wird ein neuer direkter Zugang geschaffen.






Kassel, den 24.05.2017
Meinrad Ladleif