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Gutachterverfahren / Mehfachbeauftragung | 04/2007

Gutachterverfahren Neugestaltung der Fußgängerzone

Lageplan Ausschnitt Osten

Lageplan Ausschnitt Osten

Teilnahme

wbp Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Modernisierung der Fußgängerzone Lingen
Erläuterung

Die Altstadt Lingens hat besondere Qualitäten, wie zum Beispiel die alte, gut erhaltene Bau-substanz, spannungsvolle Straßen- und Platzräume, inhabergeführte Fachgeschäfte, die Nachbarschaft zu Ems und Kanal, etc.

Auf sie baut unser Beitrag auf, damit Lingen auch in Zukunft in Konkurrenz zu den Nachbars-städten, dem großflächigen Einzelhandel am Stadtrand und verändertem Einkaufsverhalten bestehen kann. Der Bau der Lookentorpassage und der Ausbau der Fachhochschule schaffen zusätzliche Magnete für die City.
Es besteht jedoch die Gefahr, dass sich der Schwerpunkt des Einkaufsgeschehens durch den Bau der Lookentorpassage zukünftig verstärkt in Richtung der südöstlichen City verlagert und die Bereiche Burgstraße und Große Straße zu Randlagen degradiert werden.

Die wesentlichen Leitmotive unseres Beitrags sind daher
- die Gemeinsamkeiten zu stärken, gerade den Charme der historischen Altstadt zu nutzen
- die Individualität der einzelnen Straßen zurückhaltend herauszustellen und sie tempo-rär zu bespielen
- das Einkaufen stärker mit dem Leben, dem Erholen, dem Kultur- und dem Naturgenuss in der City zu verbinden und
- die Besucher (z.B. „Kanal-Touristen“) verstärkt in die Stadt zu lenken.


Homogene Strukturen

Die Altstadt Lingens ist durch historische Straßen-, und Platzräume sowie eine Vielzahl an historischen Bauten geprägt. Diese markanten Grundstrukturen wurden durch die Wahl eines einheitlichen Belagmaterials, dem Klinker, unterstützt.
Die vorhandenen „Klammern“ werden durch weitere Elemente unterstützt. Unserem Team war es dabei ein besonderes Anliegen, die historische Entwicklung der Altstadt bis 1853 und nach 1853 deutlich zu machen. Denn bis 1853 war der Altstadtkern von Wassergräben um-geben und nur drei Brücken ermöglichten den Zugang zur Stadt. Der Übergang zwischen dem damaligen Altstadtkern und der heutigen „Altstadt“ jenseits dieser ehemaligen Stadtzugänge mit ihren Brücken und Toren, sollte erfahrbar sein-. Hier übernehmen die „Wasserplätze“ in unserem Entwurf, an den Schnittstellen zwischen Stadtgrabenpromenade und den wichtigen Stadtachsen die Funktion der „Torsituationen“.

Wasserplätze
Die „Wasserplätze“ werden zu Entrees in die Altstadt. Sie markieren die Schnittstellen wichti-ger Stadtachsen mit dem Stadtgraben. Alle Plätze werden aus großformatigen und gebänder-ten Betonwerksteinplatten erstellt. Jeder Platz wird mit jeweils anderen Wasserelementen gestaltet und hierdurch zum Aufenthalts- und Spielort für Jung und Alt.


Belag
Umbau Marien-, Burg- und Große Straße
- der vorhandene Klinker wird im wesentlichen beibehalten
- neue Bänder aus Naturstein (z.B. Grauwacke oder Betonwerkstein, beige eingefärbt) bilden rutschfeste Wege
Neubau Lookenstraße
- Lingen-typischer Klinker wird durch einen hochwertigen Naturstein (z.B. Grauwacke, gebändert) ergänzt

Bäume
Bei der Neugestaltung der Lookenstraße und dem Umbau von Marien-, Burg- und Große Stra-ße spielt das Erleben der Stadtgeschichte ein wichtige Rolle
- die Straßenräume der historischen Altstadt bis 1853 bleiben steinern; nur blühende Solitärgehölze sind an markanten Orten/ Wegeaufweitungen vorgesehen
- die Straßenzüge der Altstadterweiterung (nach 1853), wie z.B. der „Neubau“ der Ma-rienstraße in Richtung Bahnhof bzw. die Weiterführung der Lookenstraße, über den Lookentorplatz hinweg, erhalten Baumpflanzungen (Linden)
- eine Ausnahme bildet der Marktplatz: zur Gliederung des Platzraums und zur Schaf-fung von beschatteten Sitz- und Spielorten werden hier dachförmig geschnittene Lin-den vorgeschlagen

Möblierung
Grundmaterialität- es wird die Verwendung von Stahl, Holz und Sicherheitsglas (milchglasfar-ben) empfohlen; alle Stahlteile verzinkt, pulverbeschichtet mit DB 7003 und mit Antigraffiti-schutzanstrich.
Bänke/Stühle- Konstruktion aus Stahlrahmen und Sitzfläche aus Holz (Hoch-kanthölzer, zertifiziertes Tropenholz); modulares System
Papierkörbe- Stahl, s.o.
Radständer- Flachstahl, s.o.
Radunterstand- Rahmen aus Stahlträgern (Doppel-T); Witterungsschutz mittels Glasüberdachung
Geländer (z.B. TG-Abgänge)- Stahlrahmen; Ausfachung mit Sicherheitsglas
Stadtinfo/ Branchenplan- Rahmen aus Stahl, w.o., Finanzierung über Werbung
Stadttor- Betonkern, mit Glas verblendet

Beleuchtung
Das Lichtkonzept des Büros Brandi, Hamburg bildet die Grundlage des Beleuchtungs-Konzepts.

Das Konzept wird durch drei Elemente ergänzt
- Beleuchtung der „Wasserplätze“ (Beleuchtung der Wasserelemente, z.B. Bandstruktur der Plätze mit blauen LED-Lichtlinien nachzeichnen)
- Beleuchtung der „Baumplätze“ (Bodeneinbauscheinwerfer)
- Beleuchtung der Stadtgrabenlinie (nur sehr zurückhaltend, evtl. auch nur temporär, z.B. mit grünen LED-Linien)




Stadt-, Lichttor
Wichtige Zugänge vom Ring in die Altstadt werden mit Lichttoren (Betonkern mit Glasver-blendung) markiert. In die Säule werden Stadt-, Branchenplan und ggf. Veranstaltungshinwei-se integriert.

Spiel
Wasser prägt bis heute die Stadt; es wird, ergänzend zum Wasserdüsenfeld auf dem Markt, auch an den Wasserplätzen zum wesentlichen Spielthema. Kleine Spielpunkte mit Bewegungs-angeboten werden an den kleinen Baumplätzen vorgeschlagen.
Die großflächigeren Spielangebote sind entlang des Stadtgrabenverlaufs angeordnet. Der Be-reich zwischen der Altstadt und dem „Neuen Hafen“ am Dortmund-Ems-Kanal könnte als be-sonderer Spiel- und Sportbereich gerade für ältere Kinder und Jugendliche entwickelt werden.

Markisen
Der Witterungsschutz sollte einheitlich aus Markisen bestehen; die vier Straßenzüge und der Marktplatz in der Altstadt erhalten unterschiedliche Markisenfarben.

Die Farbigkeit der Markisen für die einzelnen Straßenzüge wird bei der Stoff- und Farbwahl für die Sonnenschirme und Außenbestuhlung der Gastronomie wiederholt


Individuelle Strukturen

Die individuellen Strukturen sind aus unserer Sicht der homogenen Struktur unterzuordnen. Im Gegensatz zu einigen anderen Städten fehlen in der Lingener Altstadt markante „Clusterstrukturen“. Die Inwertsetzung der einen Straße beinhaltet die Gefahr der Entwertung der anderen.

Sekundärstrukturen
Die Individualisierung sehen wir daher v.a. in Form sog. „Sekundärstrukturen“, wie der farbli-chen Gestaltung von Markisen, Sonnenschirmen, Möblierung der Außengastronomie, Blumen-schmuck, etc.

Bespielung der City
Innenstadt und Markt werden bereits heute intensiv mit Veranstaltungen belebt. Aufgrund der voraussichtlichen Stärkung des Bereichs Lookentorpassage und Marienstraße schlagen wir insbesondere eine Stärkung des Bereichs große Straße (als Brücke zum Kanal) und der Burg-straße vor.
Die wirkungsvolle Inszenierung einzelner Straßenräume oder Bereiche in der City sehen wir daher in der temporären Bespielung der Straßenzüge, z.B. in Form von Lichter- und Schau-fensterinszenierungen, temporären Kunst- und Straßenevents, die jeweils nur in einzelnen Bereichen stattfinden.


Vielfältige Funktionen
In der Altstadt wird nicht nur eingekauft, hier wird auch gewohnt, gearbeitet, kommuniziert, gespielt, etc.
Für Lingen bilden die enge Nachbarschaft der Natur- (die Ems), der Erholungs- (der Kanal) und der Stadtachse und die Strukturen der historischen Altstadt große Potentiale. Die Ver-netzung wird durch attraktive Rad- und Fußwege gestärkt.
Der Stadtgraben, begleitet von vielen Parks, Gärten und Spielzonen bildet einen wichtiges Pendant zum Konsum.

Magnet Kanal
Für den nordwestlichen Teil der Lingener City sollte die Nähe des Kanals intensiv genutzt werden. Zum einen wird der Bereich am „Neuen Hafen“ als attraktiver Aufenthalts- und Erho-lungsort am Kanal umgestaltet. Die Wegeverbindung City – Kanal wird durch Baumreihen, Rad-und Fußwege aufgewertet. Die dort vorhandenen Spiel- und Sportangebote für Jugendli-che und Kinder werden in ein „Spiel- und Sportband“, beginnend am Konrad-Adenauer-Ring eingebettet und mit weiteren Angeboten (z.B. Beachvolleyballflächen am Kanal u.ä.) ergänzt.
Zur weiteren Stärkung des nordwestlichen Citybereichs wird z.B. an der Neuen Hafen Straße der Bau eines „Radhotels“ vorgeschlagen (oder Umnutzung vorh. Gebäude).

Wege durch die Stadt
Durch Themenrouten und Vorschläge für Spaziergänge werden Einkaufs- und Erholungswege, wie auch Kunst- und Kulturorte vernetzt und präsentiert. Gerade im nordöstlichen Bereich der Altstadt liegen, heute relativ wenig wahrgenommen, wichtige Gebäude und Plätze der histo-rischen Altstadt. Von der verstärkten Einbindung und Thematisierung dieser Orte könnten insbesondere die Burg- und die Große Straße profitieren.


Umgestaltung der Lookenstraße

Der Weg durch die Lookenstraße ist aufgrund der sich verändernden Straßenbreiten, dem markanten Richtungswechsel am Andreasplatz und der geschwungenen Wegeführung im Ü-bergang zum Ring sehr spannungsreich. Die begleitenden Gebäude sind in ihrer Geschoßigkeit und Fassadenmaterialität sehr heterogen.

Die wesentlichen Gestaltungselemente für den Umbau der Lookenstraße unterstützen daher
- den optischen Zusammenhalt der einzelnen Straßensequenzen durch eine durchgängi-ge Materialwahl
- den Bezug zu den Materialien der umgebenden Altstadt die Materialwahl (Klinker und Naturstein, z.B. Grauwacke)
- die Aufenthaltsqualität durch viele Bänke, den umgestaltete Andreasplatz (“Baum-platz“) und den „Wasserplatz“ am Lookentor
- die Wahrnehmung der historischen Tor-/ Brückensituation (hier die Interpretation mit-tels der „Wasserplätze“)
- die Wahrnehmung der historischen Stadterweiterung mit der baumbegleiteten Stra-ßenfortsetzung und
- die Auffindbarkeit der Lookenstraße vom Konrad-Adenauer-Ring mittels eines markan-ten und modernen Stadttors.

Belag
Wie in der weiteren Altstadt, prägt Klinker den Straßenraum. Die seitlichen Bereiche werden aus hochkant verlegtem Klinker, der mittige Straßenbereich aus Naturstein (gebändert), al-ternativ aus hochwertigen Betonplatten, erstellt. Besondere Orte (Baumplätze, Bankbänder) werden mit breiten Natursteinbändern, alternativ aus hochwertigen Betonplatten, betont. Eine Schlitzlinie, gefasst von Klinkerbändern, übernimmt die Entwässerungsfunktion.

Witterungsschutz und Werbung
Mit einer Gestaltungssatzung wird die Art und Tiefe des Witterungsschutzes, z.B. in Form von Markisen und die Werbebeschriftung (einzelne Buchstaben statt großflächiger und greller Ta-feln) vorgeben.

Beleuchtung
Das Beleuchtungskonzept des Büros Brandi mit einer Fassadenbeleuchtung soll hier zum Tra-gen kommen. Ergänzend wird der Wasserplatz und die Kirschbäume mit Licht besonders be-tont.

Andreasplatz
Er ist Orientierungs- und Umlenkpunkt, gerahmt von markanten und attraktiven Gebäudefas-saden. Ein malerischer Kirschbaum ergänzt den Platz, ohne diesen zu dominieren. Die Sitz-plätze der Aussengastronomie werden durch konsumfreie Verweilangebote ergänzt.


Umgestaltung von Markt, Burg-, Marien- und Große Straße

Burg-, Marien- und Große Straße
Am Belagskonzept der Marien-, Burg- und Großen Straße wird festgehalten. Nur ein neues, rutschfestes Wegeband aus Grauwacke, alternativ einem hochwertigen beige-farbenen Be-tonwerkstein, durchzieht diese Straßenräume. Einige Wegeaufweitungen werden durch Be-lagsaufweitungen, Bäume, Sitzgelegenheiten und Spielpunkte betont; sie werden zu besonde-ren kleinen Aufenthaltsorten, zu „Baumplätzen“ im Stadtraum.
Die Möblierung wird entsprechend des Möblierungs- und Ausstattungskonzepts erneuert. Das Beleuchtungskonzept des Büros Brandi mit einer Fassadenbeleuchtung soll hier zum Tragen kommen. Ergänzend werden der Wasserplatz und die Kirschbäume mit Licht besonders be-tont.

Markt
Am Markt werden wenige Arrondierungsmaßnahmen vorgeschlagen: neue komfortable Wege-bänder führen hier über den Platz. Das südliche Podest wird in seinen Konturen „begradigt “ und mit geschnittenen Linden oder Platanen überstellt um den Bürgern und Besuchern auch zukünftig besonnte bzw. beschattete Spiel- und Aufenthaltsbereiche anzubieten. Die ge-schnittenen Bäume werden auch in Richtung Burgstraße weitergeführt und ersetzen die Bäu-me in den Hochbeeten.
Das nördliche Podest wird entfernt um den dem Platz mehr Großzügigkeit zu verleihen.
Die Möblierung wird entsprechend des Möblierungs- und Ausstattungskonzepts erneuert. Das Beleuchtungskonzept des Büros Brandi mit einer Fassadenbeleuchtung soll hier zum Tragen kommen.
Die Geländer zu den Tiefgaragenabgängen werden durch transparente leicht wirkende Gelän-der ersetzt. Die WC-Anlage im Übergang zur Marienstraße wird in die leichte Stahl-, Glaskon-struktion der Radabstellanlage integriert.
Lageplan Ausschnitt Westen

Lageplan Ausschnitt Westen

Lookenstrasse

Lookenstrasse