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Kooperatives städtebauliches Werkstattverfahren | 08/2017

Leipzig 416 - Eutritzscher Freiladebahnhof

Teilnahme

KCAP

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

TOPOTEK 1

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

INNERSTÄDTISCHE INFRASTRUKTUR- UND GLEISRÄUME VERWANDELN SICH VIELERORTS INZWISCHEN IN NEUE HOCHATTRAKTIVE STADTRÄUME
Schienenkorridore wurden historisch für gewöhnlich als die Rückseite der Stadt wahrgenommen. Die Lärm- und Staubemissionen der vorbeifahrenden Züge machten diese Korridore unattraktiv und schwer bewohnbar. Zumeist hatten sie ausgefranste, willkürliche Ränder mit Nutzungen niedriger Qualität und schufen als solche unattraktive Eingänge in die Stadt. In großen Metropolen hat die Kombination solcher Korridore mit anderen Infrastrukturen teilweise zu einer ‚Überdosis‘ geführt, wenn ausgedehnte Rangiergleise, Bahnlinien, Autobahntunnel und Überführungen miteinander kombiniert wurden.

Ähnlich der sich verändernden Beziehung zwischen Städten und ihren Flüssen nehmen die Städte diese großen, offenen Räume heute in das städtische Gefüge mit auf. Die Kombination aus Entwicklungsdruck, Umgestaltung von Gleisräumen und Verbesserung von Gebäudetechnik hat es den Städten ermöglicht, sich den Infrastrukturkorridoren zuzuwenden. Dies eröffnet Möglichkeiten für die Schaffung attraktiver neuer Stadtquartiere. Das Areal des Eutritzscher Freiladebahnhof ist ein Vorzeigebeispiel hierfür. Heute bietet es ein unendliches Entwicklungspotenzial um die Stadt Leipzig an dieser Stelle zu vervollständigen und diesen ehemaligen Infrastrukturraum in das Gesamtstadtgefüge zu integrieren


TRANSORMATIONSSTRATEGIE FÜR DEN EUTRUTZSCHER FREILADEBAHNHOF
Wir sind der Auffassung, dass die traditionelle Städtebau-Praxis, die einen Masterplan entwirft und umsetzt wird, heute nicht mehr funktioniert. Stattdessen betrachten wir den Status Quo als erste Etappe und Ausgangslage eines städtebaulichen Transformationsprozesses, der mit Hilfe einer ganzheitlichen Vision als Leitbild, als Basis für die weiteren Planungs- und Umsetzungsprozesse dient, und sich fortlaufend an sich verändernde Umstände anpassen kann.

Hierzu ist eine umfassende und genaue Bestandsaufnahme wertvoller Elemente notwendig: eine sogenannte ‘Schatzkarte’, die alle wesentlichen und erhaltenswerte Elemente kartiert. Wir unterscheiden hier zwischen ‘Hardware’ – der baulichen Substanz, dem Freiraum und wertvolle Materialien und Vegetation im Freiraum- und andererseits der ‘Software’ – das heißt vorhandenen Nutzungen und lokalen Energieressourcen. In einem nächsten Schritt wird der Status Quo ausgewertet in Kategorien: unbedingt zu erhalten, bevorzugt zu erhalten, möglich zu erhalten, zu ändern/weiter zu entwickeln. Wir können auf dem Areal des Eutritzscher Freiladebahnhof ja bereits auf Ihre exzellente Vorarbeit diesbezüglich aufbauen.

Der auf Basis des Status Quo zu erarbeitende flexiblen Masterplan oder Rahmenplan baut auf einer minutiösen Bestandsaufnahme auf und definiert ein Spielfeld auf dem die zukünftigen Planer innerhalb gewisser Grenzen und Spielregeln recht flexibel operieren können. Das Spielfeld besteht aus einem robustes Gerüst aus Freiräumen und zu erhaltenen Gebäuden, innerhalb dessen weitere Verdichtungen und Aktivitäten sich entwickeln können. Sehr wichtig ist, dass keine gegenseitigen Abhängigkeiten entstehen, und Projekte innerhalb des Gerüstes des Masterplans in einer offenen Weise entwickelt werden können. Eines der Hauptziele des Masterplans ist auch eine nahtlose Integration in das städtische Gesamtgefüge.


REGIONALER KONTEXT
Die Stadt Leipzig, welche vor über 850 Jahren am Schnittpunkt zweier großer Handelsstraßen, Via Regia und Via Imperii, der Ost-West- und der Nord-Süd-Verbindung Europas, aufblühte erlebt auch derzeit einen besonders starken Bevölkerungswachstum und gewinnt zunehmend an Beliebtheit aufgrund positiver Wirtschafts- und Arbeitsmarktentwicklungen. Aus diesem Grund zählt Leipzig heute Deutschlandweit zu einer der am schnellsten wachsenden Großstädte.

Das Entwicklungsgebiet am Eutritzscher Freiladebahnhof ist exzellent gelegen. Durch die überregionale Erreichbarkeit über die A9 bzw. A38 und A14, sowie durch die fußläufige Anbindung an den Hauptbahnhof und die direkte Anbindung an den Bahnbogen Gohlis sowie den geplanten Parkbogen Ost für den städtischen Fahrradverkehr, befindet sich das zukünftige Quartier an einer leistungsfähigen und zukunftsorientierten Schlüssel- wie Gelenkposition im städtischen Gefüge. Es bietet die Vorteile einer Kleinstadt, die ein ruhiges Wohnen am Grünen anbietet, kann aber auch alle infrastrukturellen und kulturellen Angebote einer Metropole die Leipzig bietet gewährleisten.

Bei Betrachtung des gesamtstädtischen Bebauungsmusters fällt auf, dass Leipzig aus einer Vielzahl unterschiedlichster Gründerzeitquartiere, mit eigener Logik besteht. Das neue Areal, welches im Größenvergleich etwa 2/3 der der Leipziger Innenstadt entspricht, soll dieses Grundkonzept um ein weiteres Stadtquartier ergänzen.
Ziel ist, ein zukunftsorientiertes, gemischt genutztes, nachhaltiges und urbanes neues Stadtquartier „Wohnen und Arbeiten – Areal Eutritzscher Freiladebahnhof“ mit einer innerstädtischen Dichte, historischen Identität und einer überregional ausstrahlenden Lebensqualität zu realisieren.


3 ELEMENTE: WOHNEN UND ARBEITEN IM HERZEN VON LEIPZIG – ZENTRAL – URBAN - AM PARK
Die ursprüngliche fächerförmige Struktur des Preußischen Freiladebahnhofs hat die Ausrichtung und Geometrie der angrenzenden Quartiere grundlegend beeinflusst. Durch die Übertragung dieser charakterstarken Form auf das neue Quartier entsteht ein identitätsstiftendes Grundgerüst, welches das Gebiet wie selbstverständlich an die umliegenden Nachbarschaften anbindet. Die Leitidee des Entwurfes basiert auf den 3 Elementen Park, Platz und Baufeldfächer.

Der Park:
Der großzügige geplante „Multicodierte Freiladebahnhofs-Park“ im Osten, am Gleisfeld der S-Bahntrasse bindet das neue Areal an den übergreifenden Grünraum des Auenwalds in Leipzigs Westen an. Dieser für die Stadt Leipzig wichtige Grün- und Freiraum gehört zu den größten erhaltenen Auenwaldbeständen in Mitteleuropa und steht somit Qualität- und Identitätsstiftend für das zukünftige Quartier. Gleichzeitig funktioniert der neue Park als Verbindungsstück, welches das Areal des ehemaligen Eutritzscher Freiladebahnhof räumlich an das Zentrum der Stadt Leipzig anbindet. Der Park wird sowohl für die zukünftigen Bewohner, Schüler und Arbeiter, als auch für Einzugsbereiche auf regionalem Maßstab zum offenen, vielfältig gestalteten Naherholungspark nahe der Parthe.
Nicht nur die Schaffung eines durchgängigen Grünraums entlang der Gleise, sondern auch der grüne Seitenarm in Ost-West Richtung als Verbindungen an die bestehenden Parkanlagen der angrenzenden Stadtteilen, bietet räumlich und stadtklimatisch sehr hohe Qualitäten für die zukünftigen Bewohner, sowie die Bewohner der bestehende, angrenzenden Quartiere.

Der Platz:
Der innere Platz bildet das Zentrum des neuen städtischen Quartiers Eutritzscher Freiladebahnhof. Der Platz wiederspiegelt die identitätsstiftende Fächerform der Gesamtstruktur auf kleinerem Maßstab und ist gleichzeitig deren Akkumulationspunkt. Der urbane Platz als zentraler Ort mit gemeinschaftlicher Aufenthaltsqualität zur Entwicklung der Identität des Quartiers vernetzt die angrenzenden Wohnblöcke mit seinem vielfältigen Angebot auf der Erdgeschossebene.

Baufelder:
Die nach knapp 100 Jähriger Nutzung stillgelegten Gleisanlagen sowie noch vorhandenen teils unter Denkmalschutz stehenden Gebäudestrukturen bilden das Grundmuster für die flexiblen und robusten Baufelder des zukünftigen Stadtquartier, welche sich fächerartig in nord-westlicher Richtung über das Areal erstrecken. Die Wiederaufnahme und Neuinterpretation der vorhandenen räumlichen Qualitäten sowie die Integration der teils unter Denkmalschutz stehenden Gebäudestrukturen in das neue Bebauungsmuster, bieten dem neuen Stadtquartier „Wohnen und Arbeiten – Areal Eutritzscher Freiladebahnhof“ die Möglichkeit, eigenständige und einzigartige Raumqualitäten anzubieten, die aufgrund der Integration des historische gewachsenen Strukturen und Elemente eine hohes Adaptionspotenzial garantieren. Die an den Denkmal Geschützen Gebäuden konzipierten Quartierstreffpunkte bieten gemeinsam mit dem zentralen Platzraum, neben der unmittelbaren Anbindung an die Kernstadt, die Chance eine eigenständige Zentralität zu entwickeln. Durch die Orientierung der Baufelder an die bestehenden historisch gewachsenen Straßen der Quartiere Eutritzsch, Gohlis sowie dem Zentrum-Nord und der strategischen Positionierung neuer Verbindungen wird ein attraktives, offenes und zugängliches Stadtquartier geschaffen, das über den langgestreckten Park die gewachsenen Quartiere über das neu entstehende, mit der Kernstadt verbindet.

Diese 3 prinzipiellen Elemente garantieren eine stabile und robuste Grundstruktur, wobei der Status Quo als erste Etappe und Ausganslage des Transformationsprozesses fungiert. Dies garantiert eine maximale Flexibilität für die zukünftigen Planungen, die sich fortlaufend an sich verändernde Umständen anpassen können, ohne die wesentlichen strukturellen Anknüpfungspunkte in Frage zu stellen.


PROGRAMMATISCHE TRANSFORMATIONSSTRATEGIE
Wie eingangs erwähnt setzen wir stark auf den Status Quo der gewachsenen Strukturen und Identitäten und bauen dementsprechend unsere Transformationsstrategie hierauf auf. Neben den bereits heute bestehenden kulturellen Angeboten, bieten Teile der bestehenden Bausubstanz sowie Außenräume, das Potenzial sehr schnell temporäre sowie langfristige Nutzungen anzusiedeln. Beispielsweise kann der Erhalt des „So&So“ Kulturvereins in Verbindung mit neuen und erweiterten Programmen zu einem Kulturstandort im Norden ausgebaut werden. Auch ist die Ansiedlung von Kreativindustrie für die zukünftigen Bewohner und Schüler eine attraktive wie identitätsstiftende Maßnahme.

Eine direkte Aktivierung der bestehenden Bausubstanz erfolgt über bereits vorhandene und neu zu initiierende temporäre wie stationäre Nutzungen – bestehende Events wie das Jazzfest oder die etablierten Musikproberäume werden ergänzt mit neuen Attraktionen, wie beispielsweise ein Open-Air-Kino oder die Aktion des Eigenbaus von Bänken aus alten Holzbohlen, welche als mobiles Stadtmobiliar auf dem Areal benutzt werden können.

Der Park sowie der neu zu gestaltende städtische Quartiersplatz im Zentrum des Areals bieten ab sofort eine perfekte Spielwiese für urbane Interventionen im Außenraum, die auf verschiedenen Ebenen den Kontext verändern, aufwerten, nutzbar machen und hiermit die Wahrnehmung des Ortes, ‘the sense of place‘, etappenweise verändern.


PROGRAMMIERUNG / TYPOLOGIE
Die prägnante Baufeldstruktur bietet die Möglichkeit einer variierenden programmatischen wie typologischen Einfüllung sowie eine maximale Nutzungsflexibilität. Es wird in Bezug auf Bestand, Nutzung aber auch Ausrichtung und Lage eine optimale programmatische Mischung vorgeschlagen, die unterschiedliche „Character areas“ definiert. Das Nebeneinander von Wohnclustern, Innovationspark, Kreativ- und Bildungscluster sowie vorhandenen, wie neuen kulturellen Nutzungen garantieren einen bunten, urbanen, gemischt genutzten Stadtteil. Die vielfältigen Wohn- und Arbeitsmilieus ermöglichen ein angenehmes Neben- und Miteinander von unterschiedlichen Altersgruppen, sozialen Schichten und Lebensstilen und fördern hierdurch eine Inklusion innerhalb der Stadtgesellschaft.

Schulen und Kindertagesstätten:
Grund- und Oberschule sind im Norden des Areals situiert und somit sowohl mit dem Auto, dem Fahrrad als auch mit dem öffentlichen Verkehr optimal erschlossen. Zwischen den beiden befinden sich, übereinanderstapelt, die für beide Schulen benötigten 3-Fach und 2-Fachsporthallen. Die Sporthalle für das Leibniz-Gymnasium wurde am südlichen Eingang des Areals platziert und bietet durch die Loslösung von den Schulen somit das Potential, sie als Mehrzweckhalle für Vereine aus den unterschiedlichsten angrenzenden Quartieren nutzen zu können. Die benötigten Sportfreiflächen der Grund- und Oberschule befinden sich im östlichen Park, während die Freiflächen des Gymnasiums sich im südlichen Parkstreifen und auf dem Dach der Sporthalle selbst befinden. Während die Grundschule einen geschützten Pausenhof bietet, öffnet sich die Oberschule zum Park hin, was zur partiellen Hybridisierung der Parks führt und das Quartier vom Lärm abschirmt, da der Park somit als Puffer zwischen S-Bahn, Schule und Wohngebiet dient. Die 3 Kindertagesstätten wurden dezentral über das Gebiet verteilt und sind somit schnell erreichbar und bedienen alle Teile des neuen Stadtquartiers.

Subzentren:
Die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude werden jeweils öffentlichen Plätzen umgeben und durch die jeweilige Aktivierung als Quartierstreffpunkte, Mobilitätsstation oder Markthalle zu kleinen Subzentren ausgebildet.

Aktive Erdgeschosse:
Durch die Anlieferungsmöglichkeit entlang der Delitzscher Straße sollen dort die Möglichkeit für Einzelhandelsflächen in den Erdgeschossen angeboten werden, welche das Gebiet von außen aktivieren und beleben. Die Erdgeschosse entlang der Eutritzscherstraße und dem Park sollen gewerblich- und dienstleistungsorientierte Nutzungen aufweisen. Der Lebensmittelmarkt befindet sich im Zentrum des Quartiers am Platz und erzeugt im Zusammenspiel mit weiteren zentrumsbildenden Nutzungen wie Gastronomie, Nahversorgung und Serviceeinrichtungen in den Erdgeschossen am Platz die notwendige kritische Masse an publikumsattraktiven und –intensiven Nutzungen für eine urbane Mitte.

Wohnen und Arbeiten:
Weitere Dienstleistungseinrichtungen, Büros, sowie nicht störendes Gewerbe, Handwerk und Produktion befindet sich jeweils um die Quartierstreffpunkte, sowie in den südlichen Baufeldern am grünen Seitenarm des Parks.
Die Wohnnutzung verteilt sich über das ganze Gebiet bis zum Park. Es entsteht ein abwechslungsreicher Querschnitt durchs ein Quartier aus einzelnen, in sich funktionierenden Wohnhöfen, die gemeinsam mit ihren jeweiligen Subzentren unterschiedliche „Character areas“ formen. Hierdurch entsteht ein qualitativ vielfältiges Wohnungsangebot mit unterschiedliche Wohn- und Eigentumsformen schaffen, das eine gesunde Mischung von unterschiedlichen Bewohner- und Nutzergruppen fördert.


TYPOLOGIE
Die Baufelder wurden so angelegt, dass sie jeweils von 2-3 Gebäudeeinheiten besetzt werden, welche sich typologisch gleichen, oder auch unterscheiden können. Die Gebäude selbst wiederum sind so flexibel, dass sie auf sich verändernde programmatische Anforderungen reagieren können.
Die Bebauung basiert nebst den Schul- und Sportgebäuden und den denkmalgeschützten Gebäuden grundsätzlich auf 4 Typologien : Halle mit U-förmigem Aufbau, Blockrand, Punktbau und Halle mit Hochpunkt.

Halle mit U-förmigem Aufbau (Vertiefungsbereich 1)
Diese Typologie wird hauptsächlich für die gewerbe- und dienstleistungsgeprägten Bereiche im Süden des Areals verwendet. Das Erdgeschoss wird von einer flexiblen Hallentypologie besetzt, worauf ein sich zum Park hin öffnender 18m tiefer Baukörper angeordnet wird, welcher das Stützenraster der Halle übernimmt und somit Bürogrößen von 50 bis 600 m2 ermöglicht.

Blockrand (Vertiefungsbereich 2)
Die formal einfach gehaltenen Blockränder variieren in ihrer Höhe zwischen 5 und 7 Geschossen und werden jeweils mit 3 unterschiedlichen Wohnungstypen bespielt: Durchgesteckte Wohntypologien mit Laubengang Erschließung, 3-Spänner mit Loggien und 3- bis 4-Spänner mit Balkonen. Die 3 Gebäudeeinheiten werden jeweils von außen erschlossen und teilen sich einen somit geschützten grünen Innenhof. Der Großteil der im Wohnungsschlüssel geforderten Anteile an kleinen und mittelgroßen Wohneinheiten, kann somit mit in unterschiedlichen Wohnungstypologien realisiert werden.

Punktbau (Vertiefungsbereich 3)
Die Punktbauten entlang des Parks ermöglichen durch ihr zentrales Erschließungssystem ein kompaktes und effizientes Grundgerüst, welches Möglichkeiten für unterschiedlichste Wohnformen bietet. Durch die Dimension der Geschossfläche, können alternative Wohnformen wie beispielsweise Alters-, Studenten- oder Genossenschaftliche Wohnformen (Cluster-Wohnungen) mit gemeinschaftlich genutzten Räumen pro Geschoss realisiert werden. Diese Wohnformen bieten sehr viele Möglichkeiten für die sich verändernden Formen des sozialen Zusammenlebens.

Halle mit Hochpunkt:
Diese Typologie kann als Mischung der Vertiefungsbereiche 1 und 3 verstanden werden, wobei auf das sehr flexible Erdgeschoss einen zentral organisierten Hochpunkt aus gestapelten Wohn- oder Dienstleistungsnutzungen erhält.


MOBILITÄT UND NACHHALTIGE VERKEHRSINFRASTUKTUR
Das zukünftige Arbeits- und Wohnquartier soll von Beginn der Planung an, als vorbildhaftes Modell für die Mobilität der postfossilen Gesellschaft von morgen stehen sowie die Potentiale der Digitalisierung und Technisierung unserer Gesellschaft aktiv angehen. Gleichzeitig aber soll es die heute notwendigen Bedingungen an fahrendem und stehendem Verkehr erfüllen. Komplementär zur klassischen Bus- und Tramverbindung bieten Ansätze der Sharing-Community und Schnellradwege weitere Anschlussmöglichkeiten.


MIV
Der Zugang für den Mobilen Individualverkehr, kurz MIV erfolgt über die drei neuen Knoten. Die interne Haupterschließung verbindet diese drei Knoten miteinander. Durch die Umlenkung der Straße südlich des Platzes, wird jedoch ein allfälliger Durchgangsverkehr in Nord-Südrichtung vermieden und der zentrale Platz vom Verkehr befreit. Von der Hauptstraße führen, der Fächerfigur folgend, Stichstraßen jeweils in die Tiefe des Quartiers, welche zur Erschließung der einzelnen Gebäude dienen und als Begegnungszone ausformuliert werden.

Ruhender Verkehr
Der ruhende Verkehr wird in Tiefgaragen untergebracht, welche sich jeweils unter den Baufeldern befinden und von den auf dem jeweiligen Baufeld stehenden Gebäuden genutzt wird. Die Tiefgarageneinfahrten erfolgen über die Stichstraßen. Die benötigten oberirdischen Stellplätze sind entlang der Haupt- und Stichstraßen platziert und werden stellenweise mit Ladestationen für Elektrofahrzeuge ergänzt. An den Eingangsbereichen der drei Knotenpunkte, werden die Parkplätze für Car-Sharing Ausleihstationen reserviert.


ÖPNV
Das Areal Eutritzscher Freiladebahnhof ist über den Hauptbahnhof in fußläufiger Distanz und den überregionalen Bahnhverkehr exzellent angebunden. Aber auch auf städtischer Ebene ist das Quartier mit den drei Straßenbahn/- Bushaltestellen: Chausseehaus (10, 11 und 16), Wittenbergerstraße (9) und der zukünftigen Haltestelle Delitzscherstraße optimal an das öffentliche Verkehrsnetz der Stadt Leipzig angebunden. Die Baufelder und das Straßennetz reagieren auf die neuen Haltestellen und leiten den Fußgänger somit physisch als auch visuell direkt ins Areal.
Die Mobilitätsstation und der Fahrradverleih befinden sich im denkmalgeschützten Gebäude an der Eutritzscherstrasse mit direkter Sicht auf die ÖPNV Haltestelle.


FUSSGÄNGER- UND FAHRRADVERKEHR
Als „Stadt der kurzen Wege“ gehört das Fußwegenetz in der Innenstadt Leipzigs mit seinen zahlreichen Durchgängen und Passagen zu den dichtesten in Deutschland. Auch das zukünftige Wohnquartier Eutritzscher Freiladebahnhof wird dementsprechend für Fußgänger stark ausgebaut werden. Nach dem Modell der "Multimodalität" sollen die zukünftigen Bewohner des Areals des Eutritzscher Freiladebahnhofs in naher Zukunft die Möglichkeit haben für jeden Weg das geeignetste Verkehrsmittel auszuwählen: Zu Fuß zum Supermarkt, mit dem Fahrrad zur Arbeit und in den Kindergarten oder Universität und abends per ÖPNV zu einer Verabredung mit Freunden. Kurz: Smart-Mobility.

Die Fahrradverbindungen erfolgen sowohl über die Haupt- und Stichstraßen, als auch über die westlichen Baufelder in Nord-Südrichtung um ermöglichen somit ein feinmaschiges Wegenetz.

Die Nord-Süd Radverbindung Bahnbogen Gohlis wird in eigenständiger Führung, außerhalb des Mischverkehrs, durch den Park geleitet. Die Radverbindung in östlicher Richtung zur Dessauerstrasse führt über den Platz am Lockschuppen vorbei und verbindet die zwei Seiten der Gleise somit an zentralster Stelle.
Größere Fahrradabstellplätze befinden sich um den zentralen Platz, an den Quartiersplätzen, an den Schul- und Sporteinrichtungen, sowie stellenweise entlang der Haupterschließung und entlang der Radverbindung zwischen den Gebäuden.


FREIFLÄCHENKONZEPT
Das Freiraumkonzept differenziert sich in naturbelassenes Stadtgrün im ehemaligen Gleisbett neben einem Sport- und Freizeitpark in unmittelbaren Nähe des Kreativ- und Bildungsclusters, der urban gestalteten Freiflächen im Umfeld des zentralen Platzes mit seinen Baumgruppen, seinen Straßen mit begrünenden Baumreihen und der grünen Passage zwischen den Wohnquartieren bis hin zu den unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten der Blockinnenhöfe. Die Gestaltungselemente des Parks setzen sich in seinen grünen Seitenarm im Westen bis in die Innenhöfe fort. Dadurch erhält das gesamte Quartier eine großzügige grüne Freifläche, die seine Identität maßgeblich prägt. Die ordnende Grundstruktur (Fächer-Figur) des Quartiers wirkt sich dabei klärend auf den Kaltluftstrom und somit auch auf das ökologische Stadtklima aus.

Gleisbogenpark als multicodierte Parklandschaft
Das Parkband entlang des ehemaligen Gleisbetts vernetzt auf natürliche Weise die öffentlichen Freiflächen mit den angrenzenden Kreativ- und Bildungscluster. Im Vordergrund stehen aktive, sportliche, gemeinschaftliche und kulturelle Aktivitäten im Park, die im Rahmen einer zeitversetzten Programmierung der umgebenden Schulen, Kitas und Kulturclubs sowie zur Freizeitgestaltung der Bewohner und Besucher des Quartiers. Vorstellbar wäre eine alternierende Nutzung der Sport- und Spielplätze: vormittags für die Bildungseinrichtungen und am Nachmittag und Abend stünden die Freiflächen allen Anwohnen zur Verfügung. Die Gebäude des Kreativ- und Bildungscluster schirmen die Wohnclustern gegen Lärm ab. Die aktiven Nutzungen des Parks führen zu einer ruhigeren Atmosphäre im Wohncluster.

Die unterschiedlichen Flächen überlappen in ihren Nutzungen und verschieben sich in ein multicodiertes Landschaftsbild. Ineinander fließende Linien bilden einen dynamischen Raum in Anlehnung an die frühere mobile Nutzung des Geländes.

Spezielle Nutzungen des Parks ergänzen das bestehende Freizeitangebot der Stadt Leipzig, z.B. Beachvolleyballplatz und weitere Sport- und Rasenflächen, Rennstrecken, Radwege (entlang der Gleise). In die Gestaltung der Freiflächen integriert sind die Versickerungsbereiche für das Regenwassermanagements und ein naturbelassenes Band von Ruderalvegetation und anthropogenem Wildwuchs entlang der Gleise als Reservat zur Entfaltung und Rückzug lokaler Wildtiere.

Die landschaftsarchitektonische Formsprache setzt sich auf allen Freiflächen des Perimeters fort und schafft einen Wiedererkennungswert, der typisch für das Quartier ist.
Das grüne Band zwischen den Wohnclustern mit zügigen Passagen für Fußgänger und Baumgruppen fungierte auch als Entwässerungsband für die westlichen Wohnblöcke.
Die Innenhöfe reagieren auf die Typologien der umgebenden Bebauung. Auf einer Seite der Wohnblöcke entstehen private Terrassen und auf der anderen Seite sorgt die Bepflanzung für einen privaten Raum.

Die Gestaltung der Innenhöfe kombiniert die Funktionen als Spiel- und Freizeitbereiche im Wechsel von Pflaster-und Grünflächen mit Entwässerungsmulden als Versickerungsflächen. Diese vertieften Mulden schaffen durch ihre leichte Schwellen und erhöhten Wegeverbindungen ein natürliches Raster für die Entwässerungstechnik in den Innenhöfen.

Gleisbogenplatz
Der Platz bildet das urbane Herz des Quartiers. Lockeren Baumgruppen spenden Schatten und bieten eine grüne Kulisse für die umliegenden Wohnblöcke. Als historisches Material für den Platz werden die vorhandenen Natursteinpflaster aufbereitet und recycelt. Das Pflaster schafft einen Bezug zum baukulturellen Charakter des Ortes. Innerhalb des Pflasters entsteht eine abgesetzte Fläche auf einer wassergebundenen Oberfläche mit Stadtmobiliar unter einer Baumgruppe als Kern des Platzes. Gegenüber entsteht ein Bereich mit Gastronomie auf der Sonnenseite des Platzes. Dieser zentrale Freiraum lässt sich saisonal mit Märkten und Veranstaltungen programmieren.

Straßenräume
Die Straßenhierarchie drückt sich in einer doppelten, zum Teil versetzten Baumreihen für die übergeordneten Straßen und einer einfachen Reihung von Bäumen (Linden) in den verkehrsberuhigten Nebenstraßen aus. Der Straßenraum bietet Platz für großzügige Fußgänger- und Radwege, Radstellplätze, Carsharing- und E-Stationen sowie Kfz-Stellplätze. Die aufgelockerte Baumkronendecke stellt eine gute Luftzirkulation sicher.

Entwässerung durch Retentionsflächen
Das neue Quartier bietet großzügige Grünflächen und schafft genügend Räume für Muldenflächen. Lokale Entwässerungsbänder (Park im Osten und Süden/ Promenade im Westen) schaffen Retentionsflächen für das Regenwasser der umliegenden Dächer und befestigten Freiflächen im gesamten Perimeter. Die dezentrale Verortung der Muldenflächen ermöglicht eine Entwässerung vor Ort. Die Entwässerungsflächen werden formell in die Gestaltung der Grünflächen integriert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Es wird eine gut proportionierte Struktur teilweise geöffneter Baublöcke vorgeschlagen. Die Wegeführung wird räumlich in selbstverständlicher Weise mit den angrenzenden Nachbarquartieren verknüpft, so dass das neue Quartier gut eingebunden wirkt. Die vorgeschlagene Haupterschließung ist gut. Das Parkband entlang der Bahntrasse wird als Fortsetzung des übergeordneten Biotopverbundes anerkannt.

Allerdings haben nur wenige Häuser Teil an besonderen, durch Freiräume geprägten Lagequalitäten. Trotz eines vergleichsweise großen Flächenanteils entfaltet der Park in Randlage nur wenig Ausstrahlung in das neue Quartier. Hinzu kommt eine Überlastung durch zahlreiche Funktionen im Nordteil. Auch der angebotene Quartiersplatz erscheint hier – trotz des nachvollziehbar gesetzten Hochhauses – zu schwach, um tatsächlich die beabsichtigte städtische Qualität zu gewinnen.