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3. Rang 4 / 4

Nichtoffener Wettbewerb | 08/2017

UKB Neubau Bahnhofplatz 1

4. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 15.000 CHF

Hosoya Schaefer Architects AG

Architektur

HSSP AG

Architektur

Erläuterungstext

Schuppen, Riegel und Turm – ein Ensemble aus drei Gebäudetypologien, wie sie im Alpenraum oft anzutreffen sind (als Ökonomiegebäude und Hospiz zum Beispiel), reiht sich entlang den Gleisen auf, definiert öffentlichen Raum, ermöglicht Leben und schafft Identität.

Das Bahnhofsareal schliesst die Achse der Bahnhofstrasse mit einem grosszügigen Platz und einer repräsentativen Fassade ab und markiert das Tor nach Süden auf der Alpentransitachse.

Mineralisch, transparent, modern und doch verankert in der Tradition bietet das Projekt eine glaubwürdige, etappierbare, flexible und effiziente Antwort für den Standort.

An der Schnittstelle zwischen Ort und Welt entsteht Raum – zum Ankommen, Umsteigen und Verweilen.


Städtebau

Das Projekt respektiert das bestehende Bahnhofsgebäude und bezieht es in die neue städtebauliche Situation ein.

Das langgestreckte Hauptgebäude mit seitlich versetztem Staffelgeschoss bleibt niedrig in der Silhouette und schliesst an den Güterschuppen an. Es definiert den Platz und bietet den Hauptnutzungen – Markthalle, Warte­raum/Passage und Bank - mit einem transparenten Erdgeschoss grosszügig Raum. Nach Süden leitet es über zum Turm, der den Platz seitlich fasst und als Akzent das Tor zum Süden markiert. Es ergibt sich eine dem Ort und der Aufgabe angemessene Höhenentwicklung und Massstäblichkeit - ein Spiel von Alt und Neu.

Kopfbau und Hauptgebäude sind eigenständige funktionale Einheiten, die etappierbar und einzeln adressierbar sind. Das Hauptgebäude schliesst die Achse Bahnhofstrasse ab, verzichtet aber auf eine axiale Markierung und betont stattdessen die Nord-Süd Achse der Geleise.

Auf Gebäudeebene wird der Bezug zu den Gleisen mit der zentralen und durchgehend geöffneten Passage als Warte- und Durchgangsbereich zelebriert.

Der Platz wird als Begegnungszone ausgebildet, mit einem durchgehend Belag versehen und bekommt eine adäquate Grösse und Bedeutung.


Freiraum

Der Bahnhofplatz liegt mitten im weiten Urner Talboden, an der Schnittstelle von alten Verkehrswegen und neuerer Bahnlinie. Im Rücken die Reuss und die Autobahn, im Blick das alte Altdorf. Doch die übergeordneten Bezüge verlaufen quer dazu, nämlich Nord-Süd. Das Tal ist so ausgerichtet und damit auch die wichtigen Verkehrsbeziehungen, welche am Ursprung dieses Ortes liegen. Es ist der erste Halt nördlich der Alpen und der letzte auf dem Weg in den Süden.

Dieser Bezug hin(auf) zum Gotthard wird in der Ausrichtung der Baukörper manifest. Auch die einzelnen Steine des Belages scheinen wie elektrisch geladen und richten sich entlang den Gleisen aus. Die Richtung der Reise wird nochmals spürbar. Der kulturelle Bezug zum Süden, wird auf dem Platz vollends spürbar. Der Gneis kommt auf aus dem Onserone-Tal südlich des Gotthards.
Auch die Bäume sind Reisende von weit her. Paulownia Tomentosa und Magnolia Soulangiana kommen ursprünglich aus Ostasien, Quercus rubra und Platanus occidentalis aus Amerika. Pinus Nigra schliesslich ist, wie der Gneis, von südlich der Alpen gekommen.

Die Vegetation belebt den Ort und verändert sich über das Jahr. Den Auftakt macht im Frühling die Magnolie mit einem wahren Blütenspektakel, gefolgt von den blauen Glocken der südlich anmutenden Paulownie. Äusserst eindrücklich ist auch die Herbstfärbung der Amerika­nischen Eiche, und die Schwarzeföhre schliesslich ist noch grün, wenn die übrige Landschaft sonst in Weiss getaucht ist. Die Platane als mächtiger Solitär ist ausdauernder wie bewährter Sonnenschirm auf der Südseite des Platzes. Auch dies eine Referenz an die schon von Goethe beschriebene Italianità im Ort.

Hauptgebäude - Passage, Markthalle und Bank

Das Hauptgebäude besteht aus drei Ebenen, einem transparenten, inszenierbaren Erdgeschoss; flexiblen, generischen Regelgeschossen; und einem für spezifische Nutzun­gen anpassbaren Staffelgeschoss.

Das Erdgeschoss wird zum Möglichkeitsraum, in dem unterschiedlichste Nutzungen denkbar sind. Die Markthalle ist zeitgmässe Cross-Channel-Plattform, traditioneller regionaler Markt und Präsentationsraum für den Kanton Uri in einem. Die Bank ist sichtbar mit Kundendienst, 24h Dienstleistungen und Repräsentation. Dazwischen liegt vom Bushof her klar lesbar die Wartehalle/Passage. In Längsrichtung ergibt sich so ein langgestreckter flexibler Raum, der aus den begrenzten Verhältnissen und aus der Synergie der Nutzungen die grösstmögliche Grosszügigkeit generiert.

Die Bürogeschosse sind mit zwei ideal gelegenen Kernen auf einem 1.5m Raster aufbauend in Einheiten von rund 160m2 bis fast 1’000m2 pro Geschoss flexibel nutz- und vermietbar. Die Büroorganisation ist dreiachsig gegliedert und bietet flexible Gruppen-, Zellen- und Besprechungsräume. In der Mittelzone liegt ein weiterer Funktionsbe­reich. Dieser besteht aus Kommunikationszonen und Nebenräumen. Die Kommunikationszone bietet Wartebereiche, informelle Arbeitsplätze und Treffpunkte. Die Vorzonen der Kerne dienen als zentrale Verteiler in den Geschossen mit WC, Garderobe, Teeküche. Im ersten Obergeschoss können die Kundenräume der Bank angeordnet werden.
Das Staffelgeschoss bietet Möglichkeiten für unterschiedliche Szenarien. Im Falle der Banknutzung befinden sich hier Eventraum, Cafeteria und Archiv. Hier sind Synergien zwischen Nutzern, Austausch und Interaktion denkbar mit Terrasse und Blick auf die Berge.

Im Untergeschoss sind die Veloabstellplätze und die Einstellhalle direkt an die Unterführung angeschlossen. Die gleisseitige Positionierung der Kerne ermöglicht die Öffnung des Erdgeschosses zum Platz und nach Altdorf. Die Eingänge sind in der Passage und im Übergang zu den Geleisen gut adressierbar.


Kopfbau – Dienstleistung, Café und Laden

Der Kopfbau wirkt als eigene, repräsentative Adresse. Er kann fremdvermietet, oder in einem dritten Szenario auch durch die UKB genutzt werden. Auch dieses Gebäude ist ideal auf einem 1.5m Raster mit effizienten Büroräumlichkeiten aufgebaut.

In der Fuge zwischen den Gebäuden erfolgt die Anlieferung, die dort beliebig offen oder geschlossen (Falttor) gestaltet werden kann.

Fassade

Kopfbau und Hauptgebäude basieren auf dem gleichen Fassadensystem, unterscheiden sich jedoch in ihrer Proportion. Die Gebäude werden so als Ensemble aus eigenständigen Baukörpern gelesen. Die unterschiedlichen Nutzungen sind klar ablesbar und erzeugen Massstäblichkeit. Die klare, gerasterte Fassade bietet auf der einen Seite ein hohes Maß an Flexibilität für ei­nen modernen Verwaltungsbau und auf der anderen Seite ein ruhiges Erscheinungsbild.

Die Deckenstirnen und Fassaden sind mit hinterlüfteten, vorfabrizierten und eingefärbten Betonelementen ver­kleidet. Die Wärmedämmung ist mineralisch, die Unterkonstruktion aus hochwertigem Chromstahl als Bügel- oder Hängezuganker an Decken und Stützen fixiert.

Die Fensterfronten sind hochwärmegedämmte Pfosten-Riegelkonstruktionen in Aluminium mit eloxierter Oberfläche und Dreifach-Verglasung (U-Wert 0.6 w/m2k). Die Fensterbrüstung ist als Panelkonstruktion, wärmegedämmt, aussen mit Formblechen verkleidet. Gleisseitig ist die Fassadenkonstruktion wegen den erhöhten Schallschutzanforderungen mit einer aussen liegenden VSG-Prallscheibe vorgesehen.

Der Sonnenschutz aus hochwertigem Textil ist mit seitlichen Führungsschienen an der Fensterkonstruktion fixiert (System ZIP Windklasse 6 (92 km/h)), elektrome­chanisch angetrieben und gesteuert. Die Untersichten sind aus mehrfach abgekantetem Aluminium-Blech, Oberfläche eloxiert, mittels UK am Rohbau fixiert.


Tragwerk

Sowohl das lange Hauptgebäude, als auch der Turm werden mit einer innovativen Tragstruktur in Stahlbe­ton sowie einer nutzungsflexiblen Skelettbauweise er­richtet. Die beiden Gebäude sind strukturell voneinander unabhängig und können somit in Etappen erstellt werden. Dies führt zu mehr Flexibilität sowohl im Bauablauf, als auch in der Investitionsplanung. Um die Umwelt bestmöglichst zu schonen, werden für den Bau wo möglich Recyclingbeton und in den Decken Verdrängungskörper verwendet, die ca. 20% der Deckenmasse einsparen.

Die vertikalen Lasten werden im Hauptgebäude grund­sätzlich von zwei durchlaufenden Stützsträngen in die Fundamente abgetragen. Um möglichst viel Komfort und Flexibilität zu generieren, entwickelt sich das Stützenraster aus dem Parkgeschoss mit 9m in die Obergeschosse.

Alle horizontalen Einwirkungen aus Wind und Erdbeben werden von den steifen Decken in die beiden Kerne eingeleitet. Diese sind aus Überlegungen der Nutzungsflexibiltät exzentrisch am Rand des Gebäudes situiert. Die Kerne können mit Schubwänden die aus der Ex­zentrizität entstehenden Torsionskräfte aufnehmen und ableiten. Alle weiteren Wände werden nichttragend ausgebildet und können somit beliebig im Raum platziert werden.

Die Obergeschosse kragen in Richtung Eggberge vier Meter aus, was zu einem Platzgewinn von rund 290 m2 pro Geschoss führt. Die auskragenden, 38 cm hohen und in Querrichtung im Stützstreifen vorgespannten Decken sind selbsttragend und benötigen zum Ausgleich der Einwirkungen über die ausladenden Geschosse Fassadenstützen. Die Auskragung wird leicht überhöht be­toniert, die Stützen werden erst nach der Vorspannung der Decke ausgegossen.

Die Decke über dem Erdgeschoss wird von vorgespann­ten, in Querrichtung verlaufenden Unterzügen getragen. Die Unterzüge werden im Aussenbereich zu Überzügen und überspannen das 5.6 Meter weit auskragende Perrondach. Um die Dimensionen der Unterperspektive zu minimieren, werden in die Decke und das Vordach Verdrängungskörper eingelegt, welche zu einer Reduktion des Eigengewichts und zu einer Einsparungen der benötigten Betonmenge führen.

Um die bestehende und kürzlich neu errichtete Unterführung nicht zu verändern, wird das Stützenraster im Erdgeschoss rund um die Unterführung leicht verschoben. Die ohnehin vorhandenen Unterzüge können das Exzentrizitätsmoment aufnehmen, welches durch die Verschiebung des Stützenrasters entsteht.

Die Fundation kann dank dem geringen Gebäudegewicht und der hohen Tragfähigkeit des Baugrunds flach ausgebildet werden. Als wirksamer Erschütterungsschutz werden im Bereich der Gleise die erdberührten Aussenwände und das Fundament mit schwingungsdämmenden Sylomer-Matten beispielsweise von Getzner vom Erdreich entkoppelt.

Das Tragwerk des Kopfbaus ist auf Flachdecken, Fassadenstützen und einen zentralen, der äusseren Gebäudeform nachgehenden Kern, reduziert. Die Fassadenstützen sind in der Vertikalen mit einem durchgehenden Lastfluss geplant. Der Kern im Zentrum des Turms nimmt alle horizontalen Lasten aus Wind und Erdbeben auf und trägt ca. 65 % der Vertikallasten ab. Der Kern umfasst den Liftschacht, das Treppenhaus und die angedockten Nasszellen. Auch beim Turm werden in die Decken Verdrängungskörper eingelegt. Damit kann das Eigengewicht des siebenstöckigen Gebäudes in der Deckenmasse um 20 % reduziert werden, was in etwa eineinhalb Geschosse umfasst. Durch die Lastreduktion ist selbst beim Turm eine wirtschaftliche Flachfundation möglich.
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