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Mehrfachbeauftragung | 11/2017

Erweiterung der Franz-Rapp-Schule

1. Rang

Lehmann Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Städtebaulicher Kontext
Die Veränderung der Grund- und Werkrealschule in eine 2-zügige Gemeinschaftsschule bietet die Chance, aus den bestehenden, sehr heterogenen Bauteilen - Gebäude A historischer Schulteil, Gebäude B mit Haupteingang, Turnhalle, Klassenräume und Verwaltung sowie Gebäude C mit Klassen- und Fachklassenräumen, ein Gebäude-ensemble zu entwickeln, das auch in Bezug auf das Erscheinungsbild der pädagogischen Aufgabe gerecht werden kann.

Um dieses Ziel zu erreichen, werden auf dem sehr kleinen, topografisch schwierigen Gelände folgende Maßnahmen bzw. Schritte vorgeschlagen:

• Rückbau der Gebäudeverbindung zwischen Gebäude A und Gebäude B.

• Neubau als Erweiterung des Gebäude B im Westen und Norden.

• Ergänzende Maßnahmen im Gebäude A und im Gebäude B sowie deren Verbindung.


Städtebauliches Konzept, Struktur und Funktionalität
Auf der Grundlage des übergebenen Raumprogramms wurde im Westen, in Verbindung mit dem Obergeschoss der Turnhalle, ein Erweiterungsgebäude entwickelt, das nach Fertigstellung zwischen den Gebäuden A und C das Zentrum der gesamten Anlage bildet. Der Haupteingang im Osten an der Ottersbergstraße bleibt erhalten und neu gestaltet. Die barrierefreie Erschließung erfolgt im neuen Innenhof im Westen mit Schulmensa, Musiksaal und weiteren 10 Klassenräumen mit 5 Lernateliers.

Der Rückbau des Verbindungsgebäudes zwischen A und B eröffnet neben der Möglichkeit einer Feuerwehrzufahrt die optische Verbindung zum westlichen neuen Schulgelände mit barrierefreier Erschließung sämtlicher Geschosse der Gebäude A und B. Das neue Treppenhaus am Gebäude A ist dem notwendigen 2. Fluchtweg und der Nutzung des Dachgeschosses mit Bibliothek, Ganztages-betreuung usw. geschuldet.

Mittelpunkt der neuen Gemeinschaftsschule wird der neu gestaltete Innenhof mit Eingangsfoyer, Mensa und Musiksaal sowie Treppenhaus mit Aufzug und Verbindungen zu Gebäude A und B. Hier können in landschaftlich reizvoller Umgebung kleine und große Raumangebote für unterschiedliche Veran-staltungen gemacht werden.

Auf dem neugestalteten Pausenhofniveau (289,22) erhält das historische Schulgebäude (Gebäude A) den notwendigen zweiten Zugang und das Gebäude B die direkte Verbindung zur unteren Pausenhof-ebene über den Zugang für separate Nutzung des Turnhallenbereiches.

Der Umgestaltungsvorschlag des Haupteingangs an der Ottersbergstraße mit neuer WC-Anlage für Turnhalle und Pausenhof ermöglicht als erste Baumaßnahme den Rückbau des Zwischentraktes ohne Ersatzvornahme von Toiletten während der Bauzeit.


Konstruktion, Materialität und Wirtschaftlichkeit
Die Neubaumaßnahmen wurden auf einem einheitlichen orthogonalen Raster entwickelt und bilden die Voraussetzungen für eine elementierte Bauweise mit hohem Vorfertigungsgrad. Der Grundbau gegen Erdreich ist konventionell in Stahlbeton mit erforderlicher Abdichtung geplant. Für die oberen Geschos-se wird eine Mischbauweise aus Stahlbeton und tragenden Vollholzwänden und -deckenelementen vorgeschlagen.
Großzügige Verglasungsflächen ermöglichen eine optimale Belichtung der Unterrichts- und Aufenthaltsbereiche. Der Wechsel von massiven Betonbrüstungen und vorbewitterten Rauspundholzverklei-dungen gibt der Schulerweiterung ein modernes zeitloses Erscheinungsbild. Die Verwendung heimischer Hölzer schafft zusätzlich regionalen Bezug.
Die insgesamt kompakte, hochgedämmte, wärmebrückenfreie Konstruktion bildet die Grundlage für den Erfolg weiterer energetischer Maßnahmen und trägt dem Wunsch nach Nachhaltigkeit Rechnung. Das vorgeschlagene begrünte Flachdach reduziert den Anteil der versiegelten Flächen auf ein Minimum und trägt zur ökologischen Verbesserung des Projektes bei.


Freiraumkonzept, Gestaltung der Pausenhöfe
Im Zuge der Neubaumaßnahmen der Gemeinschaftsschule entstehen für die Pausenhofbereiche neue Gestaltungsmöglichkeiten. Des Weiteren ermöglicht der Rückbau des Zwischengebäudes die Öffnung zum westlichen Grundstücksteil für weitere Pausenhofflächen mit herrlichen Ausblicken zur um-gebenden Landschaft.

Das gesamte Areal sollte mit einem einheitlichen durchgängigen Pflastermaterial, welches das neue Konzept der Gemeinschaftsschule unterstützt, ausgeführt werden.

Der vorhandene Baumbestand wird im oberen Pausenhofbereich weitgehend erhalten. Im unteren
Pausenhofbereich werden die im Westen vorhandenen drei Bäume durch Neubepflanzungen ersetzt und für die vorhandenen zwei Bäume beim historischen Schulgebäude wird ein kleiner Grünbereich vorgeschlagen. Weitere ergänzende Baum- bzw. Grünbereiche sind in Verbindung mit der Umge-staltung des Haupteinganges und den notwendigen Stellplätzen möglich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Erscheinung der Schule wird an der Geländekante des Ottersberges oberhalb der Poststraße durch den Neubau geprägt und funktioniert zusammen mit dem weiterhin dominanten historischen Gebäude städtebaulich gut. Die Erweiterung westlich der Schule und die Anbauten an Haupteingang und Altbau stellen sich als wohl ausgewogener Eingriff in die bestehenden Gebäude dar.
Ein neu gestalteter Hof funktioniert als Eingangsebene und als gemeinschaftliche Plattform für das Gebäudeensemble. Der Rückbau der Gebäudeverbindung zwischen Altbau und der Sporthalle ermöglicht diese Erschließung der westlichen Grundstücksflächen, was sowohl für einen wirtschaftlichen Bauablauf notwendig scheint als auch der Verbesserung der Erschließungssituation dient. Die maßvolle Umgestaltung der Eingangssituationen wird positiv bewertet, wenngleich die nicht barrierefreie Erschließung der Turnhalle und des Gebäudeteil C bedauert wird. Die vorgeschlagene, innenliegende Verbindung der Gebäudeteile auf zwei Ebenen wird als gelungen bewertet.
Durch die Lage der neuen Räumlichkeiten am westlichen Rand des Grundstücks erhalten die Nutzungen optimale Bedingungen. Die Klassenzimmer sind gut proportioniert und orientieren sich meist nach Westen mit einem schönen Blick in die Landschaft. Die Mensa und der Musikraum, baulich hervorgehoben durch die zurückgesetzte Fassade mit überdeckter umlaufender Terrasse, markiert die Sondernutzung und ergibt eine sehr schöne Situation. Es eröffnen sich durch den angrenzenden, gefassten Hofraum neue Nutzungs- und Raumoptionen. Die Reduzierung der Hofflächen durch den Neubau wird dafür gerne hingenommen.
Der Ausbau des Dachstuhls des historischen Gebäudes und der Anbau eines notwendigen Treppenhauses haben für den ganzen Gebäudeteil A Vorteile. Die neuen,
gemeinschaftlichen Nutzungen liegen funktional auf einer Ebene mit der Verwaltung und haben direkten Zugang zum oberen Pausenhof.
Die von den Bestandsgebäuden differierende Architektursprache mit Holzelementen in der Fassade findet bei der Jury Gefallen.
Insgesamt entsteht trotz des peripheren Neubaus doch eine neue Zentralität auf dem Schulgelände. Das funktional angeordnete Raumprogramm findet gekonnt Anschluss an den Bestand und schafft es die Eingriffe auf ein Notwendiges zu begrenzen.