modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Mehrfachbeauftragung | 11/2017

Bundesgartenschau Heilbronn 2019 - Strandspielplatz am Karlssee

Visualisierung "Jockeles Floßfahrt"

Visualisierung "Jockeles Floßfahrt"

1. Rang

geskes.hack Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Ein Motiv der Neckarlandschaft
In Heilbronns Floßhafen begibt sich der Besucher auf eine wagemutige Reise. Wie vergnüglich eine Reise ins Abenteuer ist, beschreibt Mark Twain als Floßfahrt auf seinem „Bummel durch Europa“. Seine Reiseskizze eines gewaltigen Floßes, das die Windungen des Neckars nachzeichnet, wird zum Motiv der Spiellandschaft am Karlssee. Ein dreidimensionales Gebilde aus miteinander verbundenen Spielebenen bietet die Grundlage für ein vielfältig nutzbares Spielobjekt. Der Besucher wird zum Jockel, das die Gestöre zwischen den felsigen Ufern des Neckars in Richtung Strandspielplatz manövriert. Die Geschicklichkeit und der Wagemut der Spielenden werden zu Attraktionen für die, die auf den Decks am Ufer lagernd das Geschehen beobachten, wie einst die Studenten, die das Treiben der Flößer mit dem Begrüßungsruf „Jockele sperr! Jockele hau a! ‚S geit en Allaboga!“ kommentierten.

Forschend Spielen
Das Jockele wird zum Synonym für die verspielten Fertigkeiten auf der Fahrt in eine noch unbekannte Zukunft. Die skulpturale Großform eines Gestörs ist der Form des Neckarfloßes entlehnt, das eng mit der Geschichte Heilbronns und dem Umbau des Neckars für die Schifffahrt zusammenhängt. Den Neckar „drehen und wenden“ war das Motto für den Umbau des Flusses und steht heute für die forschende Innovationskraft der Neckarstadt.

Konstruktion der dritten Dimension
Von niedrigen Holzdecks über mittlere Ebenen bis hin zu einem turmartigen Flügel in schwindelnder Höhe bietet das Objekt Anforderungen für alle Altersgruppen. Die Windungen sind weit sichtbar, das Objekt wird zum identitätsstiftenden Objekt am Karlssee mit überregionaler Anziehungskraft.

Vertikale Flößerstangen bilden das Tragwerk für Spieldecks, die auf einer Länge von 50 m in Stufen hintereinander angeordnet sind.

Spiel-Niveaus
Die Spieldecks bieten eine große Vielfalt an motorischen Anforderungen auf unterschiedlichen Niveaus. Seile und Netze verbinden die Ebenen miteinander und laden dazu ein, das Gebilde zu beklettern. Eine Seilverspannung ermöglicht es, mit der Konstruktion gefahrlos größere Höhen zu erreichen.

Das erste Spielfloß ist auf Federn gelagert und kann über den Ruderbaum bewegt werden. Es folgt ein hydraulisch gelagertes Floß, das im Ganzen über die Mitte gekippt werden kann.
Die mittleren Ebenen werden mit Kletterhilfen und Rutschstangen versehen. Ab einer Höhe von 1,5 m sind die Flöße von unten mit Seilen und Griffen bespielbar.

Den Höhepunkt bilden die beiden letzten Gestöre. Nur für besonders Geschickte zugänglich erlauben sie das Erklimmen einer Ebene in 4 m Höhe. Eine gewendelte Rutsche bildet den Abschluss des Spielparcours.

Weitere Spielangebote sind die Balancierobjekte, die wie treibende Stämme um das Floß herum angeordnet sind. Zum Strandspielplatz hin wird die Form der Stämme zu einem abstrakten Treibgut, das zu offenen Formen motorischen Spiels einlädt.

„Felsbänder“
Die Fallschutzfläche wird gerahmt durch Sitzplateaus, die an die Felsbänder der Neckar-Prallhänge erinnern. Hier kann im Schatten der Bäume gelagert werde.
Sprachrohre aus Edelstahl laden dazu ein, die Spielenden anzufeuern, zu „vexieren“, wie es früher die Studenten mit den Flößern taten.

Bergsilhouette
Das Gelände hinter den Felsbändern wird als Reminiszenz an Heilbronns Weinberge zum Hüpfberg und zum Chillberg modelliert.

Barrierefreiheit
Die Ebenen der Felsbänder erlauben einen barrierefreien Zugang in den Spielplatz. Besondere Holzobjekte dienen Menschen mit Einschränkungen dazu, das Spielfloß zu erreichen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit formuliert eine starke und klare Idee des Neckarfloßes, das sich als Spielfloß in unterschiedlichen Ebenen zur raumbildenden Skulptur am Rande des Karlssees entwickelt.
Die Spieldecks des Floßes schaffen vielfältige Spielabläufe und Herausforderungen für alle Altersstufen. Der Spielwert der ansteigenden Ebenen, die über Seile und Netze auch seitlich und von unten beklettert werden können, ist hoch. Es regt an seine Grenzen aus zu testen.
Gleichzeitig schaffen die Holzdecks des Floßes unter sich geschützte und schattige Spielbereiche. Die seitlichen stilisierten Neckarhänge der Felsplateaus bieten Aufenthaltsund Sitzmöglichkeiten und binden den Spielbereich gleichzeitig mit einer überzeugenden Leichtigkeit in die vorhandene Gestaltung des BUGA-Geländes ein.

Die Leitidee hat in der skulpturalen Ausbildung des Floßes eine hohe gestalterische Qualität, die am Karlssee zum identitätsstiftenden Element für die Bundesgartenschau werden kann.
Der Bezug zu Heilbronn und der Geschichte des Ortes wird durch die Idee von Jockeles Floßfahrt spielerisch entwickelt und erlebbar.

Der Unterhalt des Spielplatzes wird aufgrund der Gestaltung und der Materialwahl wird für die Zukunft als leistbar bewertet.

Insgesamt überzeugt die Arbeit mit einer klaren und starken Idee, deren Umsetzung eine wertvolle Ergänzung und einen spannenden Beitrag in der Spiellandschaft der BUGA erwarten lässt.

Für die weitere Bearbeitung sollten die Übergangsbereiche zu den Hüpf- und Chillbergen weiterentwickelt werden.
Die Treibgutbänder entlang der Sitzplateaus der Felsbänder könnten noch punktuell aufgelockert werden, um nicht zu gleichförmig zu erscheinen.
Die Farbgebung des Spielplatzes sollte mit der Farbenwelt der bisherigen BUGA Planung abgestimmt werden.
Wettbewerbsplan "Jockeles Floßfahrt"

Wettbewerbsplan "Jockeles Floßfahrt"