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Offener Wettbewerb | 11/2017

Umgestaltung Winkelriedplatz, Gundeldinger Quartier

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 25.000 CHF

Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt übernimmt die historische Figur des grün gerahmten Platzes und interpretiert sie neu in einer freieren Form. Ein vegetativer Rahmen aus Strauchpflanzungen in variierender Höhe fasst den Platzraum an allen Seiten, reagiert aber in der Dichte des Bandes auf die Verschiedenartigkeit der nordöstlich und südwestlich anschliessenden Strassenräume. Innerhalb des grünen Rahmens werden Nutzungen wie Spiel, Quartiergarten oder Kompostplatz platziert, wobei die lauteren Nutzungen zur Dornacherstrasse hin angeordnet werden und ruhigere Nutzungen am südwestlichen Rand zu den Wohnbauten.

Das Projekt überzeugt mit vielschichtigen, sorgfältig angeordneten Nutzungsmöglichkeiten und feinfühlig konzipierten räumlichen Qualitäten. Der Ort erhält eine starke, auf der Basis der vorhandenen Qualitäten aufbauende Identität. Der kräftige grüne Rand hat das Potential, an der Tradition der historischen Anlage anzuknüpfen. Er bietet grössere Nischen für Aktivitäten und kleinere für Rückzug und Zuschauen und vermag die räumliche Struktur der inneren Baumhalle zu akzentuieren. So entsteht eine wohltuend wirkende, ruhige Mitte, deren Offenheit übersichtlich und sicher wirkt. Trotz der Vielfalt an Nutzungen wirkt der Ort dank durchdachten Überlagerungen nicht überladen. Die robuste räumliche Grundstruktur bietet Spielraum für unterschiedliche Bedürfnisse und ist genügend flexibel, um auf künftige Anforderungen fallweise zu reagieren.

Umgang mit dem städtebaulichen Umfeld
Der Entwurf respektiert den wertvollen Baumbestand vollumfänglich und verstärkt den von den Autoren als „grünes Herzstück“ des Quartiers verstandenen Ort mit einem starken vegetativen Rand. Dieser ist gut überblickbar und bildet eine angemessene, zur Dornacherstrasse hin höhere Abgrenzung zu den umliegenden Strassen. Als extensive Strauchpfl anzung konzipiert umfasst er Nischen, die gegenüber dem jeweiligen Umfeld differenziert bespielt werden. Grosszügige Eingänge übereck gewährleisten auf alle Seiten eine gute Einbindung, Zugänglichkeit und Durchwegung.

Nutzungsmöglichkeiten
Mit sorgfältig gruppierten, sinnvoll angeordneten Angeboten entwerfen die Verfasser ein stimmiges Bild eines vielseitig nutzbaren Quartierfreiraums. Kleinkinderspiel, Bereiche in denen sich unterschiedliche Generationen begegnen können, Rückzugsorte, Freiräume für Jugendliche und grössere Kinder sind räumlich zwar teilweise überlagernd angeordnet aber dennoch klar gegliedert. Die Verfasser bereichern den Ort über die geforderten Angebote mit weitere Nutzungsideen wie einer demontierbaren Leinwand für Filmaufführungen oder einem Quartiergarten. Diese sind in der weiteren Bearbeitung zu überprüfen oder zu schärfen. Die vorgesehene Fläche für den Kompostplatz ist hingegen deutlich zu klein.

Erschliessung
Von den Eckpunkten führen grosszügige Zugänge in die nutzungsoffene Mitte unter der Baumhalle, nach Norden und Süden werden mittig situativ gestaltete Zugänge angeboten.
Beim vorgeschlagenen Eingang in der Platzmitte an der Dornacherstrasse besteht allerdings keine Querungsmöglichkeit bzw. dieser Eingang führt nicht zur Bushaltestelle und ist deshalb zu hinterfragen.

Die relativ grosse Öffnung des Rahmens gegenüber der südwestlich angrenzenden Quartierstrasse wurde in der Jury kontrovers diskutiert. Trotz der Aussicht, dass diese Strasse längerfristig zur Begegnungszone werden könnte, ist die Jury der Ansicht, dass es sowohl aus städtebaulicher wie auch aus Nutzersicht gegenüber diesem Strassenraum eine klare räumliche Begrenzung geben sollte. Der vorgeschlagene grüne Rahmen darf hier zwar wie von den Verfassern vorgeschlagen offener sein, sollte aber in seiner Durchgängigkeit überprüft werden.

Umgang mit Baumbestand und Vegetation
Die Bestandesbäume werden vollständig erhalten, der grüne Rahmen wird als überblickbare, extensive Sträucherpflanzung konzipiert. Sie sollte in der weiteren Planung im Hinblick auf einen möglichst grossen ökologischen Wert und eine hohe Artenvielfalt ausgerichtet werden.

Innere Gestaltung/Raumgliederung
Als Zentrum der Anlage wird die mächtige Baumhalle überzeugend als nutzungsoffene, freie Mitte inszeniert. Die beidseits angeordneten Nutzungsschwerpunkte in den Lichtungen wirken stimmig und gut dimensioniert. Im gut besonnten nordwestlichen Bereich entsteht mit dem grossen, auch im Winter nutzbaren Wasserbecken und der hier vorgeschlagenen Buvette mit Spielverleih gleichsam ein gemeinschaftlicher Treff punkt für Jung und Alt. Der südöstliche Bereich erhält eine platzartige Bühne für sportliche Spiele oder auch Theateraufführungen und Filmevents, Nutzungen also, die eher Jugendliche und junge Erwachsene anspricht. Die Baumhalle selbst bleibt frei und nutzungsoffen mit flexibel verschiebbarem Mobiliar. Die Formensprache und angedachte Detaillierung wirkten zeitgemäss und elegant, sollen aber im Hinblick auf Langlebigkeit, Unterhalt und Bauausführung präzisiert werden.

Entlang der Ränder werden ausreichend Sitzmöglichkeiten sowohl an sonnigen wie schattigen Orten mit Blick in den Raum angeboten. Breite Platzmöbel beim Wasserbecken und bei der Quartiersbühne laden zum Aufenthalt mitten im Geschehen, zum Sonnenbaden, Faulenzen oder zum geselligen Austausch ein.

Die Beläge sind durchwegs durchlässig angedacht. Ob allerdings eine Gliederung in Festkies und Chaussierung nötig sind, wird bezweifelt und ist in der Folgeplanung zu überprüfen. Erwünscht ist ein möglichst einheitlicher, gut mit Kleinvelos oder Rollatoren bzw. Rollstühlen befahrbarer naturnaher Belag.

Insgesamt verspricht das Projekt Spielraum eine starke, auf der Basis der vorhandenen Qualitäten aufbauende Identität. Es überzeugt durch eine gut durchdachte, sorgfältig ausgearbeitete Grundstruktur, räumliche Qualitäten und schlüssige Detailüberlegungen.