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Einladungswettbewerb | 12/2017

Eggenfeldener Straße

Blick von Westen

Blick von Westen

2. Preis

delaossaarchitekten

Architektur

liebald+aufermann landschaftsarchitekten und stadtplaner PartG mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Umfeld und Städtebau
Das Planungsgebiet liegt in einem heterogenen Umfeld aus zeilen- und blockhaften Baustrukturen aus den letzten Jahrzehnten einer Kleingartensiedlung und stark befahrenen Verkehrsachsen sowie etwas diffusen Grünflächen. Stadtteilprägend ist das etwa 100m hohe Gebäude der Süddeutschen Zeitung und die stark trennende Achse der A 94. Die hohe Lärmbelastung der südlich verlaufenden A94, aber auch der Eggenfeldener- und Hultschiner Straße ist hierbei ein maßgeblicher Planungsparameter für die städtebauliche Konzeption.
Das Entwurfskonzept begegnet den erschwerten Rahmenbedingungen durch die konsequente Ausbildung von komplett geschützten Innenbereichen. Trotzdem bildet sich durch die kettenartigen Blockverknüpfungen ein spannendes Raumgeflecht, das durch die Foren und die Aufweitungen im Süden einladende Vorbereiche bildet, über die das Quartier mit seiner Umgebung kommuniziert. Auch über die den Foren zugeordneten, siebengeschossigen Hochpunkte wird eine hermetische Frontausbildung zu den schallbelasteten Bereichen vermieden. Dabei werden die Hofeinheiten gegliedert und kontrastreiche, charakteristische Stadträume gebildet.
Das Büro-Hochhaus an der Hultschiner Straße bildet den baulichen Auftakt des Quartiers ohne mit dem Süddeutschen-Gebäude konkurrieren zu wollen. Durch seine etwas zurückgesetzte Lage wird eine Dominanz des Kreuzungsbereichs Eggenfeldener/Hultschiner Str. vermieden und den umgebenden Quartieren „Luft“ gelassen.
Diesem Prinzip folgend wird auch der Kreuzungsbereich bewusst nicht als Stadtteilzentrum inszeniert, viel mehr wird ein großzügiger Vorbereich für den Einzelhandel und das Hochhaus geschaffen, der den schützenswerten Baumbestand selbstverständlich als Grüninseln integriert und den Bereich der Unterführungseinmündung so erheblich aufwertet.

Vorzone Hochhaus und Einzelhandel
Den Auftakt zum neuen Quartier bildet eine großzügige Vorzone, der Baumbestand wird in diesem Bereich als Maßstabgeber in der Nachbarschaft des Hochhauses erhalten. Er verspricht hier trotzt des lauten Verkehrsknotenpunktes eine Aufenthaltsqualität, die auch ein Bistro oder eine Bäckerei im Vollsortimenter als Fläche für Bestuhlung nutzen könnte. Ebenso denkbar, ein gastronomisches Angebot auch zur Versorgung der dort arbeitenden Menschen, das sich auch in den Innenhof ausdehnt. Das Höhengefüge zur Unterführung wird weich und selbstverständlich ausmodelliert.

Kita
Die beiden in die Bebauung integrierten Kita-Einrichtungen sind dem ersten, größten Forum zugeordnet und liegen in unmittelbarer Nähe zum Gewerbe und zur Nahversorgung. Die Freispielfläche liegt geschützt im Wohnhof und ist gegenüber diesem abgesenkt, so dass die Überhöhe bewerkstelligt wird und ein barrierefreier Außenzugang möglich ist.

Grundrisskonzeption Wohnen
Die Wohnungskonzeption zur Autobahntrasse trägt dem Widerspruch zwischen Schallschutz und attraktiver Südausrichtung zur öffentlichen Grünfläche Rechnung. Über Schallschutzloggien mit auffaltbarer Verglasung wird ein attraktiver Freisitz angeboten, der je nach persönlichem Schutzbedürfnis und Tageszeit geöffnet werden kann. Über die Schallschutzloggia erfolgt auch die Luftnachströmung in die angelagerten Aufenthaltsräume. Die Wohnräume der grösseren Wohnungen sind über die Küchen in die Höfe durchgesteckt, so dass die Wohnungen auch von der ruhigen und grünen Hofseite profitieren. Die Fuge in den südlichen Aufweitungen wird mit zweiseitig belichteten Balkonen bestückt, wobei die äußere Seite ebenfalls mit einer faltbaren Schallschutzverglasung versehen ist.
Die Wohnungen zur Eggenfeldener Straße und zu den Foren hin sind mit Schallschutzfenstern versehen. Die Nachströmung erfolgt über Schalldämmlüfter in der Außenwand. Alle Wohnungen partizipieren über die schwingenden Balkonbänder von der ruhigen Hofseite.
Auf Laubengänge, Glas-Schallschutzwände oder sonstige Pufferzonen wird zugunsten einer selbstverständlichen und lebenswerten Quartierskonzeption verzichtet.
Die Adressbildung erfolgt im Wesentlichen von außen. Treppenhäuser entlang der Straßen sind im EG durchgesteckt, so dass die Spielflächen gefahrlos erreichbar sind.

MK-Gebiet und Hochhaus
Als Gebietsentré und baulicher Auftakt kommt dem Gewerbekomplex besondere Bedeutung zu. Dieser wird einerseits durch die großzügige Freiflächengestaltung, andererseits durch eine durchgängige Arcadenzone vor dem Einzelhandel und dem Hochhaus Rechnung getragen. Die Höhenentwicklung am Kreuzungspunkt ist hierbei sehr maßstäblich und den nördlichen Quartieren zugewandt.
Die Anlieferung erfolgt von der Nordost-Ecke, analog zu den TG Zufahrten.
Hierdurch wird die durchgängige Vorzone entlang der Hultschiner Str. möglich und der Baumbestand in den vorgelagerten „Bauminseln“ geschützt.
Den Wohnungen in den Obergeschossen steht zusätzlich zu den Hofflächen die großzügige Dachterrasse über dem Einzelhandel zur Verfügung. Hier befinden sich neben privaten Vorflächen vor den Wohnungen zusätzliche Flächen für „urban gardening“ und Kleinkinderspielen.

Foren 0.0cm bis +50cm
Von diesen leicht ansteigenden Verbindungsflächen zwischen „Innen“ und „Außen“ sind die meisten Häuser erschlossen. Jede der drei Platzflächen ist charakterisiert durch ihre eigene Baumart und eine unterschiedliche Tiefendimension.
Fahrradabstellmöglichkeiten und Bänke sowie einzelne Spielangebote ergänzen die Ausstattung und beleben den überwiegend befestigten Platz.
Eine grüne Pufferzone an den Fassaden verhindert eine Beeinträchtigung der Privatheit der Erdgeschoßwohnungen.

Wohnhöfe +50cm
Die Wohnungen zu den ruhigen Höfen erhalten auf den Ost-West und Südseiten private Gartenzonen.
Die grüne Mitte ist von allen umgebenden Häusern erreichbar und nutzbar: Kleinkinderspielangebote und Angebote für Urban Gardening sind hier angesiedelt. Die verdichteten Baumpflanzungen auf der Südseite der Höfe ermöglichen eine optimale Belichtung der Gartenzonen und Fassaden auf den Hauptwohnseiten. In den nicht durch die TGs unterbauten „Inseln“ sind Baumstandorte für Großbäume möglich.
Die Wohnhöfe werden durch ein internes Wegenetz und die Foren miteinander und dem südlichen Parkband verbunden.

Nördlicher Vorbereich 0.0cm
Die Adressen der Wohnungen an der Eggenfeldener Straße sind direkt von der Straße her erreichbar. Die tiefen Vorzonen als Vorhalteflächen für spätere Straßenerweiterung sind als grüne Vorgelege auf niedriger Höhe mit Stauden und Bodendeckern gestaltet. Die Wohnungen im EG sind als Hochparterre mit niveaugleichem Anschluss an die erhöht liegenden Innenhöfe ausgebildet, so dass zum öffentlichen Raum ausreichend Schutz besteht.

Grünes Parkband
Die schmale Grünzone im Süden ist geprägt von der Lage zwischen Wohnbebauung und Lärmschutzwand, also beidseits hohen Wänden. Die Gestaltung reagiert auf diese „Schlauchsituation“ mit einer schwingenden, landschaftlichen Modellierung entlang der Mauer, die Flächen weiten und verengen sich. Verdichtete Baumpflanzungen vor der Mauer schirmen diese optisch ab. Auf der Gebäudeseite münden die Wege in den Park jeweils an Plätzen und Räumen mit besonderen Angeboten für verschiedene Altersgruppen: ein Wasserspielplatz, ein ruhiger Garten mit Blumenpflanzungen und einem Wasserbecken und eine Fläche mit Outdoor-Fitness-Geräten. Diese Incentives gliedern die Parkfläche zusätzlich.
Die Erdgeschosswohnungen liegen 50cm erhöht und erhalten zusätzlich zur Schallschutzloggie eine niveaugleiche Gartenfläche die sich über eine Hecke und einen Höhensprung von der öffentlichen Fläche absetzt.

Rettungswege
Die Feuerwehrzufahrten im WA erfolgen von der Eggenfeldener Straße aus als Senkrechtstiche auf die Nordfassade bzw. entlang der Foren. Die Senkrechtstiche dienen gleichzeitig als Hauszugangsbereiche bzw. TG- Zufahrten und sind ebenso wie die Foren ohnehin befestigt. Im Bereich des MK ist eine Umfahrung vorgesehen, die auf den ohnehin vorgesehenen Belagsflächen stattfindet. Die Wohnungen im 3.OG sind als größere, durchgesteckte Einheiten ausgebildet, so dass die Innenhöfe völlig unbehelligt bleiben und frei gestaltet werden können. Auch im Süden dient der schwingende Parkweg gleichzeitig als Zufahrts/Aufstellfläche. Rasengitterflächen werden so vermieden. Das Hochhaus verfügt ohnehin über zwei bauliche Rettungswege und erfordert keine Anleiterung.

Parken und Bauabschnitte
Alle Stellplätze werden in Tiefgaragen vorgesehen, die im Wesentlichen unter den Wohnhöfen liegen und somit alle Treppenhäuser direkt andienen. Um vier mögliche Bauabschnitte bilden zu können, bzw. unterschiedliche Vorhabenträger zu ermöglichen sind entlang der Eggenfeldener Str. drei Zufahrten in den jeweiligen Nordostecken vorgesehen, die gleichzeitig als Senkrechtaufstellflächen für die FW dienen. Die Zufahrt für das Gewerbe erfolgt von der Hultschiner Str. her und beeinträchtigt weder den belebten Kreuzungsbereich, noch die Vorzone.
Durch das ansteigende Gelände kann die Rampe sehr selbstverständlich „einmodelliert“ werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

"Die vorgeschlagene Bebauungsstruktur basiert auf der Ausbildung von vier Blockstrukturen, die durch geschickte Modifikation zu einer städtebaulichen Gesamtfigur entwickelt werden. Die unterschiedlich großen Blöcke sind wie eine Kette verwoben und bilden zur Eggenfeldener Straße angenehm dimensionierte Zugangsplätze aus, die die Verfasser als „Foren“ bezeichnen. Sie sind sowohl Adresse als auch Treffpunkt für die Hausbewohner in einer hohen räumlichen Qualität und können zudem als Kurzparkmöglichkeiten für Lieferdienste, Krankentransporte o.ä. herangezogen werden. Die jeweils im südlichen Bereich der Foren angeordneten Hochpunkte dienen zusätzlich der Adressbildung und schaffen zur Töginger Straße eine rhythmisierte Abfolge der Volumina.

Die Baufluchten der Wohnblöcke werden durch leichte Knicke strukturiert und rhythmisiert.

Das Hochhaus ermöglicht durch die Situierung im südwestlichen Bereich die Ausbildung einer angemessenen Platzsituation, es entwickelt sich selbstverständlich aus der Blockstruktur und bildet mit einer Höhe von 60 m einen angemessenen Auftakt zum Quartier. Die Positionierung und Ausrichtung des Hochhauses sorgt für eine verhältnismäßig verträgliche Verschattung der Nachbargrundstücke.

Die Freiflächen sind differenziert und schlüssig ausgearbeitet, und besonders hervorzuheben ist die Gestaltung des westlichen Vorbereiches mit dem Erhalt einiger Bestandsbäume. Der Lärmschutz im Süden mit schmalen Bindegliedern zwischen den verschwenkt angeordneten Baukörpern wird positiv gesehen. In den entstehenden Gebäuderücksprüngen der einzelnen Blöcke entstehen hier räumlich gefasste Situationen, die folgerichtig mit Aufenthalts- und Spielbereichen belegt sind.

Die privaten Innenhöfe sind gegenüber dem Straßenniveau etwas angehoben und bieten eine hohe Aufenthaltsqualität. Sie sind familiengerecht, gegen Außenlärm geschützt und besitzen einen geringen Versieglungsgrad. (...)

Die Wohnungen sind als Drei- bis Vierspänner ausgebildet, wodurch alle erforderlichen Wohnungsgrößen gut abgebildet werden können. Kleine Wohnungen, die ausschließlich zu den Wohnhöfen orientiert sind können aufgrund der geringen Gebäudehöhe im Brandfall mit Handleitern erreicht werden, wodurch die Höfe durch Löschfahrzeuge nicht befahren werden müssen.

Die Ausloberin plant die Realisierung von Mietwohnungen, diesbezüglich sollte bei dem Entwurf eine Vielfalt an geeigneten Gebäude- und Wohnungstypologien entstehen. Die vom Entwurfsverfasser verkettete Blockstruktur befasst sich mit den wohnungswirtschaftlichen Anforderungen und setzt diese zum Großteil auch qualitätsvoll um.

Das Bebauungskonzept verhindert einen großflächigen Lärmeintrag in das Plangebiet und schafft mit seinen vier Höfen lärmgeschützte Zonen, die sich zur Anordnung von Kita Freifläche, privaten Außenwohnbereichen und gemeinschaftlichen Freiflächen eignen. Zur Südseite wird mit einer Schallschutzanlage entlang der Autobahn sowie Grundrissgestaltung und Schallschutzloggien auf den Autobahnlärm reagiert. (...)

Insgesamt bietet der Entwurf hinsichtlich der Hofdimensionen und Gebäudehöhen in Kombination mit den vorgeschlagenen Schallschutzmaßnahmen eine hohe Wohnqualität, insbesondere für Familien mit Kindern. (...)"
Lageplan

Lageplan

Blick von Südosten

Blick von Südosten

Schwarzplan

Schwarzplan

Blick aus dem Hochhaus

Blick aus dem Hochhaus

Längsschnitt

Längsschnitt

Modellfoto

Modellfoto