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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2018

Umbau des Dresdner Blockhauses zum Archiv der Avantgarden (AdA)

Anerkennung

Preisgeld: 9.000 EUR

Riegler Riewe Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Das Blockhaus als Geschichte des Um- und Weiterbauens
Den einen Plan zur Errichtung des Blockhauses hat es nie gegeben. Der unfertige Baukörper an einem wichtigen städtebaulichen Sicht- und Knotenpunkt Dresdens wurde vor seiner Fertigstellung mehrfach umgeplant, stand lange als Provisorium und wurde fortan unter mehreren Nutzungswechseln um- und weitergebaut. Allein die Achsen des Gebäudes sind dabei stets die Gleichen geblieben.
Die Achsen des historischen Grundrisses
Mit dem ältesten und ursprünglichen Grundriss von 1731 wurde das Gebäude in fünf mal fünf Achsen aufgeteilt. Über die Zeit entwickelte es sich auf fünf Geschossen. 5x5x5 ist das dreidimensionale Achsraster, an dem sich die bisherigen Transformationen des Gebäudes orientiert haben und an dem auch der vorliegende Entwurf entwickelt wird.

Weiterbauen als Konzept
Um die geschützten Bestandsfassaden nicht beziehungslos vor einem Neubau stehen zu lassen, wurde in einem ersten Schritt jeder der 125 (5x5x5) nach dem Achsraster entstehenden Räume „gefüllt“. In einem zweiten Schritt wurden dann Räume wieder „herausgenommen“, sodass ein positives und ein negatives Raumvolumen im Gebäude entstehen. Das Gebäude wird anhand seiner Achsen weitergebaut und transformiert.

Entwicklung eines kontinuierlichen Raums im Gebäude
Das negative Raumvolumen entwickelt sich als kontinuierlicher Raum durch das gesamte Gebäude vom Erdgeschoss bis unters Dach. Das Ende des Raumes ist von keinem Standpunkt aus ersichtlich. An welcher Stelle man sich auch aufhält, setzt sich der Raum stets um eine noch nicht einsehbare Ecke fort.

Beurteilung durch das Preisgericht

Unter der Überschrift des Weiterbauens nutzen die Entwurfsverfasser die geschützte bauliche Hülle, um in ihr ein Raumkontinuum zu entwickeln, das die Besucher und Mitarbeiter durchwandern, um auf ihrem Weg immer wieder neue Raumperspektiven zu erleben. Das Potential der Überraschung birgt andererseits die Gefahr des Orientierungsverlusts. Dieser Punkt wurde kontrovers diskutiert. Über die logische Sequenz der Loggia gelangt man in die vertikal eingeschnittene, natürlich belichtete Eingangshalle, die wiederum angebunden ist an die leicht abgesenkte Ausstellungsebene. Es wird vermutet, dass die Ausstellungsebene klimatisch abgetrennt werden kann, Angaben hierzu enthält der Entwurf jedoch nicht.

Die Erschließung der oberen Räume der Aktionsplattform erfolgt einladend über eine als Raumskulptur wirkende Treppe. Insgesamt ergibt sich im gesamten öffentlich zugänglichen Bereich aufgrund der natürlichen Belichtung über das Dach ein angenehmes Raumgefühl. Die Großzügigkeit der öffentlich zugänglichen Bereiche wird erkauft durch eine teilweise wenig funktionale Anordnung der an das Archiv angebundenen Bereiche, beispielsweise des Bereitstellungsdepots

Dem Besucher bleibt bei seinem Weg durch das Raumkontinuum das Magazin verborgen, insgesamt ist dadurch die Wahrnehmbarkeit des Archivs der Avantgarden beeinträchtigt. Die Lage der Espressobar im ersten Obergeschoss reduziert ihre Sichtbarkeit und Nutzbarkeit von außen. Die Räume für die Forschungsplattform sind klein bemessen, dafür sind sie gut an die Aktionsplattform angelagert, was den gewünschten Austausch befördert.

Das statische Grundkonzept und das Konzept zum Brandschutz sind nicht ausformuliert, die Andeutungen führen zu Mutmaßungen. Ebenso fehlen Angaben zur Materialität.
Barrierefreier Zugang und Anliefersituation über die Hubplattform erscheinen sehr beengt. Die Erschließung der Freiflächen zur Elbe hin erfolgt wenig einladend über lange Flure im Untergeschoss. Auf den Freiflächen im Garten werden maßvolle Interventionen vorgeschlagen. Ein Pavillon nimmt Bezug auf die historisch belegte Typologie der Gartenhäuser entlang der Elbe.
Insgesamt handelt es sich um eine schöne Entwurfsidee. Die zugrundeliegenden Ausarbeitungen zu den Funktionen erschließen sich für den Betrachter allerdings teilweise nicht. Der Entwurf erscheint grundsätzlich denkmalrechtlich genehmigungsfähig.