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Werkstattverfahren in 2 Phasen | 02/2018

GROSSE HORST

Lageplan

Lageplan

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 6.300 EUR

De Zwarte Hond GmbH

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Der ehemalige Aufzuchtgarten des Friedhofs Ohlsdorf war die letzten Jahre eine Unterkunft für Geflüchtete. Ab 2022 ergibt sich durch den Bürgervertrag die Chance das Thema Garten
wieder aufleben zu lassen, so wie auch in Hamburg dringend benötigte Wohnungen zu realisieren. Sehr kompakte Gebäude wechseln sich mit Spielflächen, Grünflächen, Obst- und Gemüsebeten ab. Private Gärten werden auf die Dächer verlegt, so entsteht Raum für
Gemeinsamkeit und Interaktion. Die Gebäude reagieren individuell in ihrer Position auf
die unterschiedlichen Ränder des Gebietes. Der wichtige Baumbestand wird erhalten. Vielfältige Routen und Wege leiten durch das Quartier.

Der Entwurf arbeitet mit jeweils 2-geschossigen Baukörpern, die in drei Typologien ausgearbeitet wurden. Die relativ tiefen Gebäude erzielen durch ihre Kompaktheit mit einem günstigen Verhältnis von Oberfläche zu Volumen positive wirtschaftliche Effekte. Gleichzeitig bieten die 112 Miet-, Eigentums- und Sozialwohnungen viel Qualität und Raum für individuelle Entfaltung. Private Gärten werden auf die Dächer verlegt, so entsteht Raum für Gemeinsamkeit und Interaktion im öffentlichen Raum. Der Plan wirkt insgesamt sehr lebendig und selbstverständlich. Kompakte Gebäudevolumen fügen sich natürlich in die vorgegebene Typographie ein und wechseln sich mit Spielflächen, Grünflächen, Obst- und Gemüsebeten ab. Indem die Bauvolumen locker und verdreht zueinander platziert sind, ergeben sich für jede Wohneinheit andere Blickachsen, Zuwegungen und ein unterschiedlicher Lichteinfall. Je nach Standort wird das Viertel ganz anders erlebt.

Typologien
Das ausdrückliche Ziel, kostengünstigen und geförderten Wohnungsbau in allen Typologien zu ermöglichen, löst der Entwurf durch ein hohes Maß an Flexibilität innerhalb der drei Grundtypen. Dadurch entsteht ein großes Potenzial, besondere Wohnqualität für unterschiedliche Nutzergruppen zu generieren. Fern ab vom üblichen Standard bei geförderten Wohnungen wird eine besondere Wohnqualität durch zum Beispiel Lufträume im Inneren und einer eigenen Adressbildung ermöglicht.

Die drei Grundtypen:
(1) Back to Back
In dem kompakten Bauvolumen liegen 2-geschossige Maisonettwohnungen „Rücken an Rücken“ an einander. Die Erschließung mit Treppe und Aufgang zum privaten Dachgarten sowie die Bäder liegen jeweils im Inneren des Baukörpers. Der in diesem Bereich angeordnete zweigeschossige Luftraum sorgt für eine Großzügigkeit und zusätzliche Belichtung der Küche. Die nach außen orientierten Wohnbereiche bekommen dafür viel Licht und Sonne. Jede Wohnung ist mit einem separaten Eingang und grünem Vorbereich ausgestattet.

(2) Verschachtelte Reihenhäuser
Die verschachtelten Reihenhäuser sind sehr schmal und damit wirtschaftlich konzipiert. Jeweils zwei große 4-Zimmerwohnungen und eine kleine barrierefreie Wohnung bilden eine Einheit haben jedoch auch seperate Eingänge und einen grünen Vorbereich. Durch die Verschachtelung von zwei Wohnungen im Obergeschoss wird das „fehlende“ 3. Geschoss bei einer 4-Zimmerwohnung kompensiert. Alle Wohnungen verfügen über einen privaten Dachgarten.

(3) Geschosswohnungsbau
Der Geschosswohnungsbau ist als sehr kompaktes und tiefes Gebäude mit einem lichtdurchfluteten Treppenhaus konzipiert, von dem aus auch der gemeinschaftliche Dachgarten erschlossen ist. Durch das günstige Verhältnis von Oberfläche zu Volumen kann auch bei kleinen Wohnungen eine Wirtschaftlichkeit erreicht werden, die normalerweise mehr als drei Geschosse erfordert. (Dies ließen jedoch die Vorgaben für den Standort nicht zu.)

Freiraumgestaltung
Die am Standort Große Horst vorhandenen Freiraumqualitäten – wie der alte Baumbestand, Wiesen, das vorhandene Wegenetz – wurden im Entwurf respektiert und ausgebaut. So wurde der im Süden angrenzende Friedhofsrundweg ergänzt, Qualitäten der Umgebung wurden selbstverständlich in das Viertel hineingezogen. Insbesondere an den Kanten gibt es organische Übergänge, etwa durch die grünen Vorderbereiche der Reihen- und Back-to-Back-Häuser, was insbesondere der Spielstraße im Norden von Große Horst zugute kommt. Neben den privaten (und bei den Geschosswohnungen gemeinschaftlichen) Dachgärten gibt es Obstwiesen und Gärtenflächen mit essbaren Pflanzen, die von den Bewohnern zusammen genutzt werden und somit den Austausch unter den Bewohnern fördert.

Die Siedlung ist gut an den ÖPNV angeschlossen und abgesehen von Liefer- und Rettungsfahrzeugen autofrei ausgerichtet. (Tiefgaragenstellplätze wurden unter den großen „Back-to-Back“-Gebäuden geschaffen, mit Zufahrt „Große Horst“ im Südosten und der Ausfahrt im Norden.)

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf schafft durch eine prägnante bauliche Setzung von gegeneinander verschwenkten, konsequent zweigeschossigen Baukörpern einen differenzierten Übergang zwischen Friedhof und den anschließenden Siedlungsstrukturen.
Durch die Einführung dreier Wohntypologien, einer Reihenhauszeile, eines punktförmigen Mehrfamilienhauses und eines flächigen Back-to-Back-Blocks, die ihre privaten Freiräume auf dem Dach und in schmalen Vorgärten erhalten, entsteht ein spannungsvolles Kontinuum von gemeinschaftlichen Freiräumen.
Diese bieten mit einem Quartiersplatz vielfältige Spielräume in Verbindung mit Gemeinschaftsgärten. Es entstehen kommunikative Räume für die Bewohner des Quartiers, die auch die umliegenden Bewohner zur Aneignung einladen. Die Erschließung der Tiefgarage erfolgt über den Erna-Stahl-Ring und die Große Horst. Diese ist unter den Back-to-Back- Blöcken untereinander verbunden.
Leider bleibt der Entwurf, der die wesentlichen Elemente schon in der ersten Wettbewerbsphase eingeführt hat, in der Weiterentwicklung den Nachweis für die Funktionsfähigkeit einer sinnvollen Parzellierung sowie einer glaubwürdigen Gliederung der Baukörper in attraktive Wohnungszuschnitte schuldig. So wirken die extrem schmalen Reihenhausstrukturen und einseitig belichteten Back-to- Back-Wohnungen allenfalls wie entwurfliche Sonderlösungen, welche ohne erkennbare Not zu ungünstigen Besonnungs-
und Belichtungssituationen führen. Dieses ist umso bedauerlicher, als damit die erfrischende Leichtigkeit der entwurflichen Geste im Lageplan einer näheren Betrachtung nicht standhalten kann.
Die Überschreitung der Plangebietsabgrenzung sowie eine Überplanung wesentlicher Ausgleichsflächen im Westen und Nord-Osten wertet das Preisgericht nicht als Beeinträchtigung der Entwurfsidee.
Zu würdigen bleibt der konsequente Ansatz der Arbeit, die durch ihre sozialen und freiräumlichen Ideen eine ungewöhnliche Antwort auf das Thema einer zeitgemäßen suburbanen Siedlungsstruktur gibt.
Axonometrische Darstellung

Axonometrische Darstellung

Konzept für Dichte

Konzept für Dichte

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Typologie: Back To Back Häuser

Typologie: Back To Back Häuser

Typologie: verschachtelte Reihenhäuser

Typologie: verschachtelte Reihenhäuser

Typologie: Geschosswohnungsbau

Typologie: Geschosswohnungsbau

Ausnutzung/Verteilung auf dem Gebiet

Ausnutzung/Verteilung auf dem Gebiet

Verknüpfung

Verknüpfung

Regenwassermanagemant

Regenwassermanagemant

Freiraum

Freiraum