modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 02/2018

Wohnquartiere Leukertsweg Süd - Wohnen zwischen Stadt und Landschaftsraum

Vogelperspektive

Vogelperspektive

1. Preis

Preisgeld: 30.000 EUR

faktorgruen

Landschaftsarchitektur

Thomas Schüler Architekten und Stadtplaner

Architektur

Erläuterungstext

Übergeordnete Idee

Am südlichen Stadtrand von Langen entsteht eine flächensparende und klimagerechte Siedlung in einer besonderen Lage am freien Landschaftsraum. Diese Qualität gilt es zu betonen und zu einem Alleinstellungsmerkmal des neuen Quartiers zu machen.

Neben der Lagequalität und den Anforderungen an den solaren Städtebau werden zudem die Infrastruktur des gemeinschaftlichen Lebens für die Akzeptanz und den Erfolg des Siedlungsprojektes von Bedeutung werden.

Das Konzept schafft einen familienfreundlichen naturbezogenen Stadtteil, der über eine hohe Freiraumqualität Gemeinschaft, Identität und Kommunikation fördert und somit die Voraussetzung für eine hohe Wohn- und Lebensqualität im Quartier schafft.

Konzept

Das neue Stadtquartier entwickelt sich aus dem bestehenden Siedlungsraum heraus, ergänzt wie selbstverständlich die Bestandssituation und schafft ein stadträumliches Gesamtgefüge. Die Planung gliedert sich in zwei Teilbereiche. Eine Arrondierungsbebauung „Am Belzborn“ wo die Bestandsgebäude hofartig ergänzt werden und das Baugebiet am Leukertsweg, welches als eigenständiges neues Baugebiet funktioniert. Beide Quartiersbereiche zusammen bilden eine klare Stadtkante zum südlichen Grünraum aus.

Das neue Wohngebiet am Leukertsweg gliedert sich in eigenständige Quartiersbereiche, die durch Grünfugen gegliedert werden. Sie gruppieren sich um einen zentralen Quartiersplatz der hier die gemeinschaftliche Mitte ausbildet und worüber die Quartiersbereiche ihre Adresse erhalten.

Freiraum

Die ankommenden Straßen werden in das Plangebiet verlängert und bis an den Landschaftsraum heran geführt. Hier bilden kleine Platzsituationen im Übergangsbereich zum Grünraum attraktive Aufenthaltsbereiche mit einem Ausblick in den Landschaftsraum aus. Die zahlreichen Verknüpfungen verweben das neue Wohngebiet mit dem Umfeld und stärken die Anbindung zwischen Innenstadt und Grünraum.

Ein vorgelagerter breiter Promenadenweg mit langen Sitzbänken schafft eine gute Orientierung und zusätzliche Aufenthaltsqualität. Er bildet das freiräumliche Rückgrat, das sich vom östlichen bis zum westlichen Zugang spannt und die hier befindlichen Spiel- und Freizeitflächen verbindet.

Landschaft

Das freiräumliche Konzept fügt sich behutsam in die örtliche Situation ein und erhält sowohl die Naturgärten als auch die bestehenden Wegebeziehungen. Die Naturgärten werden zukünftig klar definiert und schwimmen wie Gartenschollen frei im Landschaftsraum. Die Hauptwegeachsen werden als großzügige Fuß- und Radwege ausgebaut und verbinden sich mit dem übergeordneten Wegenetz.

Es entsteht ein naturbelassener Grünraum, der bewusst auf künstliche Gestaltungselemente verzichtet und die naturräumlichen Qualitäten betont. Durch die patchwork-artige Mischung verschiedenster Nutzungen, von Kleingärten über Naturerfahrungs- und Sinnesgärten bis hin zu Ackerflächen entsteht ein interessanter und abwechslungsreicher Landschaftspark. Geschützte Landschaftselemente und Biotopstrukturen werden erhalten und behutsam in das Konzept integriert.

Die Grünfugen nehmen die erforderlichen Ausgleichsflächen sowie Retentionsflächen für das Regenwasser auf, begleitende Baumreihen betonen die Wegeachsen.

Freiraumkonzept Grüne Fugen

Das freiräumliche Konzept nimmt die Qualitäten des Ortes auf und führt diese in das Quartier hinein. Die Grünen Fugen sorgen für Durchlüftung, in Verbindung mit der Regenwasserrückhaltung entstehen Kaltluftschneisen, die zur Verbesserung des Kleinklimas beitragen.

Die Grünen Fugen schaffen Zonen für zentrale Spiel- und Aufenthaltsflächen und nehmen die Retentionsflächen für die Rückhaltung des anfallenden Regenwassers auf. Sie werden naturnah ausgebildet und bieten gleichzeitig die erforderlichen Ausgleichsflächen für das Gebiet.

Als zentrale Grünflächen schaffen sie eine Vielzahl von öffentlichen Durchwegungen durch das Quartier und eine Vernetzung.

Regenwasserkonzept

Für die Entwässerung des gesamten Gebietes wird ein dezentrales Regenwassermanagement in drei Stufen vorgeschlagen, mit dem Ziel, das anfallende Regenwasser möglichst lange auf dem Gebiet zurückzuhalten bzw. einer Mehrfachnutzung zuzuführen.

In einer ersten Stufe wird das anfallende Regenwasser aus den privaten Flächen in dezentralen Retentionszisternen gesammelt, auf dem Grundstück zurückgehalten und in Form von Grauwassernutzung zur Gartenbewässerung oder für die Toilettenspülung genutzt. Dadurch kann auch der Verbrauch an kostbarem Trinkwasser reduziert werden. Lediglich ein Notüberlauf wird über die offenen Mulden abgeleitet. Durch eine anteilige Dachbegrünung kann das anfallende Regenwasser aus den privaten Flächen zusätzlich reduziert werden.

Das Regenwasser aus den öffentlichen Straßen- und Platzflächen in den Quartieren wird in einem Netz aus offenen Rinnen gesammelt und über die offenen Rinnen in die Rasenmulden der grünen Fugen zwischen den Quartieren abgeleitet.

Über diese Rasenmulden wird schließlich als dritter Baustein das Regenwasser aus den Quartieren in die südlich gelegenen Versickerungsflächen geleitet, das überschüssige Wasser wird der Vorflut über den Sterzbach und den Kirchnerseckgraben zugeführt.

Durch die hohe Verweildauer des Wassers in den begrünten Mulden kann ein Teil des Wassers verdunsten oder es versickert bereits in den Vegetationsflächen. Die offenen Regenwassermulden tragen so gleichzeitig zur Verbesserung des Mikroklimas bei.

Die Investitionskosten können durch den Entfall aufwendiger unterirdischer Kanäle zugunsten eines offenen Systems minimiert werden, das Thema der Regenwasserbewirtschaftung wird als ökologische Qualität sichtbar und erlebbar gemacht und trägt zum positiven Image der Siedlung bei.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Arbeit gelingt es, an der Schnittstelle von Stadt und Landschaft Langen um ein zukunftsweisendes Quar-tier weiterzuentwickeln. Die neuen Nachbarschaften fügen sich schlüssig in die bestehende Stadtstruktur ein und schaffen einen gut vernetzten Übergang in den südlichen Landschaftsraum. Lediglich an der Südwestseite erscheint der Abschluss des Quartiers nicht überzeugend. Der Platz bildet eine gestalterisch gefasste, erste Adresse des neuen Quartiers. Er fungiert als zentrales Gelenk, das eine klare und sinnfällige Orientierung im gesamten Quartier ermöglicht – über die Promenade nach „Am Belzborn“, über eine grüne Fuge Richtung Süden in die Naturgärten und über den Leukertsweg zu den neuen Nachbarschaften und in den Land-schaftspark. Besonders gewürdigt wird von der Jury auch die eindeutige, städtebauliche Fassung der Siedlung am „Am Belzborn“.
Der Entwurf gliedert sich in einzelne Nachbarschaften, die sich durch gemischte Wohntypologien und Nach-barschaftsfreiräume auszeichnen. Über die grünen Fugen wird die Verbindung in den Landschaftsraum zu einem prägenden Prinzip des Entwurfs. Die Lage der Sport- und Spielflächen überzeugt ebenfalls.
Das Baugruppenquartier am Quartiersplatz schafft am richtigen Ort ein gutes Angebot für neue Wohnformen in Langen. Die Stadthäuser entlang des Leukertsweg sind städtebaulich eine überzeugende Antwort. Aus immobilienwirtschaftlicher Sicht realistisch erscheint aus heutiger Sicht auch der Anteil an Reihen-, Doppel- und Einfamilienhäusern, die sich zum Landschaftsraum hin abstufen. Ob das auch in 20 Jahren noch die richtige Lösung für Wohnen an der Landschaft ist, ist offen.
Sollten sich auf übergeordneter Ebene die Anforderungen an das Entwicklungsgebiet etwa durch Erweiterun-gen der Schule oder des Sportangebotes ändern, so bietet der Entwurf die notwendige Flexibilität, um darauf zu reagieren.
Die Erschließungshierarchie ist klug umgesetzt, die Nachbarschaften effizient und flächensparsam erschlos-sen.
Der vorgeschlagene Umgang mit Landschaft ist sehr praxisnah. So begrüßt die Jury den großzügigen Abstand zwischen Quartiersrand und Naturschutzgebiet. Gut auf genommen wird auch die Idee, die Kleingärten neu-zuordnen. Aus Sicht des Landschafts- und Naturschutzes müsste die Wegeführung überarbeitet werden, um Nutzungsschwerpunkte herauszubilden und die Nutzung der Naturschutzflächen nicht zu überfrachten.
Insgesamt überzeugt der Entwurf in vielfacher Hinsicht. Sowohl städtebaulich als auch freiraumplanerisch bie-ten die Verfasser ein äußerst solides Gerüst, mit dem die Stadt Langen ihren südlichen Stadtrand in Zukunft auch bei sich ändernden Rahmenbedingungen nachhaltig gestalten kann. Für die Ausformulierung der einzel-nen Nachbarschaften wäre noch mehr Mut und Kreativität wünschenswert, aber auch da bietet das vorge-schlagene Konzept eine gute Grundlage.
Quartiersmitte

Quartiersmitte

Lageplanausschnitt 1:500

Lageplanausschnitt 1:500

Freiraumkonzept

Freiraumkonzept