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Studienauftrag | 02/2018

Neues Quartier Verteilzentrale in Pratteln

Gewinner / zur Weiterbearbeitung empfohlener Beitrag

Bachelard Wagner Architekten

Architektur

raderschallpartner ag landschaftsarchitekten bsla sia

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Freiraumkonzept

Die städtebauliche Figur und Setzung der Gebäude generiert klar lesbare und zonierte Freiraumstrukturen: Strassen, Plätze, Gassen, einen grossen Hofraum, sowie die Schulfreiräume. Im Norden bildet ein Streifen Gartenland die Fuge und den thematischen Übergang zwischen der kleinteiligen Einfamilienhaussiedlung und den grossen Neubauvolumen.

Strassen , Plätze und Gassen
Strassenräume und Plätze umfassen die Gebäude und bilden die Adressen mit den entsprechenden Hauseingängen und Infrastrukturen. Der motorisierte Verkehr wird unmittelbar an der nordwestlichen Ecke in die Tiefgarage eingeleitet und belastet das neue Stadtquartier nicht. Baumbestandene Plätze an den Ecken des Quartiers bilden den Auftakt mit Aufenthaltsräumen an den Rändern. Gassen zwischen den Gebäudevolumen erweitern das vielfältige Verbindungsnetz um stimmungsvolle städtische Raumfolgen. Dieses Wegenetz ist vorrangig den Velofahrern und Fussgängern gewidmet, dient aber auch dem Spiel von Kindern und Jugendlichen und als Begegnungsraum, wenngleich das Befahren mit Fahrzeugen möglich bleibt.

Der Hof
Der grosse Hofraum mit den Ausmassen einer Quartier-Parkanlage ist über drei grosszügig dimensionierte Durchgänge an das Quartier und sein Wegenetz angebunden und für die Bewohner auch über die Treppenhäuser erschlossen. Der gesamte Raum ist mit privaten und gemeinschaftlichen Flächen klar zoniert und entsprechend nutzbar. Die unterschiedliche Höhenlage dieser Zonen im Schnitt unterstützt die präzise Ordnung. Die Erdgeschosswohnungen (strassenseitig in Hochparterrelage) verfügen über private Gärten und Terrassen mit direkten Ausgängen zum Hof. Diese privaten Flächen liegen zum Hofniveau leicht erhöht.
Die Hoffläche ist abgestuft in Hartbeläge, Kies- und Rasenflächen, die jeweils andere Nutzungen aufnehmen können. Ein umlaufender Weg verbindet die Hauszugänge und dient der Kommunikation und dem Spiel. Ein Sitzmäuerchen begleitet und rahmt die zentrale Grünanlage. Der Rahmen mit einer normalen Breite von 1.3 Metern weitet sich beim Kinderhort zum Planschbecken auf. Bäume formieren sich zu Alleen, beschatten Plätze und Gärten und bilden gesamthaft ein räumliches System im Hof und auf dem gesamten Areal.

Orangerie und Sockelterrasse
Einen ganz besonderen und eigenen Teil des Hofes bildet die Sockelterrasse mit der offenen Shedhalle, beides Zeugen der industriellen Vergangenheit des Ortes. Die erhöhte Ebene bildet eine „Stadtterrasse“ mit vielfältiger, gemeinschaftlicher Nutzbarkeit über dem Hofniveau. Grosse blühende und duftende Kübelpflanzen strukturieren und zieren die Terrasse im Sommer und stellen eine informelle Grenze zu den Ateliers dar. In der kalten Jahreszeit wandern die mediterranen Pflanzen in die Orangerie und bilden dort einen stimmungsvollen Wintergarten. Die im Sommer leere, aber regengeschützte Orangerie kann wiederum als Ort für Feste und Anlässe dienen.

Gartenland
Während der Hof keine fest vorgegebenen Nutzungen (ausser dem Planschbecken) aufweist, kann und soll das Gartenland im Ausgleich und zur Ergänzung besonderen Nutzungen dienen. Heckenräume bilden Strukturen, Orte und Zwischenräume zum Kultivieren, Pflanzen, Ernten, Grillieren, Spielen, Entspannen und Vielem mehr. Mit den Hecken, Obstbäumen, Wiesen und Kleinarchitekturen entsteht eine lineare Grünanlage, die den Übergang zum Patchwork der Einfamilienhausgärten sinnfällig thematisiert.

Schulfreiräume
Die Schulfreiräume bilden einen eigenständigen Teil des Gesamtfreiraumsystems und gehen nahtlos in dieses über. Das Sport- und Spielangebot kann von Schule und Quartier gleichermassen genutzt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Zentrale Idee des Beitrags ist die rund 7600 m² grosse Quartierparkanlage inmitten einer Grossform mit differenzierter Haltung zum Kontext. Das verfassende Team greift bewusst die Grossmassstäblichkeit der industriellen Vergangenheit auf und schreibt damit die Geschichte des Ortes fort. Den unterschiedlichen Konditionen des Ortes geschuldet, reagieren die Baukörper gekonnt auf die Bestandsbauten sowie die Nachbarschaft und eine besonders gute Einordnung wird erzielt.

Ein neungeschossiger, gewichtiger Baukörper markiert den Hauptzugang zum neuen Quartier und etabliert am Gallenweg einen wirkungsvollen, städtischen Platz. Der anschliessende Längsbau fasst den zukünftigen Raum für die Tramverlängerung. Die Shedhalle wird wichtiger Bestandteil des neuen Ensembles und ist Eingangsportal zum ruhigen, öffentlichen Hofbereich. Zusätzlich öffnen zweigeschossige Durchgänge den Parkhof zum Quartier und erlauben eine diagonale Querung. Parallel zum bestehenden Gebäuderiegel schafft ein weiterer Baukörper eine neue interne Erschliessungsgasse und wird Adresse von Alt und Neu. Eine raumhaltige Fachwerkstruktur, welche statisch anspruchsvoll und kostenintensiv ist, überspannt die Shedhalle. Der nördliche Baukörper nimmt mit einem respektvollen Abstand und einer differenzierten Höhenabwicklung auf die kleinmassstäbliche Nachbarschaft Rücksicht. Die vorgeschlagene Kammstruktur vermag zum Park hin die Nutzungsdichte an bester Südlage zu erhöhen. Der östliche Baukörper steht im Kontext mit dem zeichenhaften, denkmalgeschützten Zuckersilo und formuliert zusammen mit dem Schulgebäude eine Verbindung zum Wohnquartier. Der neue Schulstandort befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur bereits bestehenden Schule.

Die städtebauliche Disposition generiert klar lesbare und zonierte Freiraumstrukturen. Die Adressierung der Hauszugänge erfolgt schlüssig über die Aussenseite der Grossform, zum Hofbereich führen Nebenausgänge. Der grosse Hofraum ist mit privaten und gemeinschaftlichen Flächen klar zoniert. Die unterschiedlichen Höhenlagen unterstützen die präzise Ordnung. Einen besonderen Teil des Hofes bildet die Sockelterrasse mit der offenen Shedhalle mit Orangerie. Die Grosszügigkeit des Hofes und die klare Zonierung der Flächen durch Niveauunterschiede, Materialisierung oder Bepflanzung verspricht das Miteinander von zahlreichen gemeinschaftlichen und privaten Nutzungen ohne Konflikte zuzulassen. Die offene, nicht kommerziell genutzte Shedhalle mit Orangerie trägt wesentlich zum Funktionieren der Nutzungsidee bei.

Das vorgeschlagene Gartenland im Norden schafft einen stimmigen Übergang zum Patchwork der Einfamilienhausgärten. Die Schulfreiräume bilden einen eigenständigen Teil des Freiraumsystems und können von Schule und Quartier gleichermassen genutzt werden.

Im Bestandsriegel und dem Zuckersilo werden Büro- und Gewerbenutzungen vorgeschlagen. Im Erdgeschoss des westlichen Baukörpers sind ein Quartierladen, eine Kita und eine Rezeption vorgesehen. Ansonsten wird im Hochparterre gewohnt; zum Hof hin in Garten- oder Terrassenwohnungen und bei der Gewerbegasse in Wohnateliers. Insgesamt werden rund 470 Wohnungen vorgeschlagen. Die städtebauliche Setzung erlaubt mit Gebäudeform und -tiefe auf die spezifische Situation des Ortes zu reagieren und vielfältige Wohntypologien anzubieten.

Für den 27 m tiefen Kopfteil im Baustein West wird eine interessante Atriumtypologie entwickelt und im nicht lärmexponierten Längsbau sind bekannte Vierspänner denkbar. Beim Baustein Süd reichen die Wohnungstypologien von Wohnateliers im Erdgeschoss, Hallenwohnungen bis hin zu Duplexwohnungen. Der Baustein Ost ist als Vierspänner organisiert, im Tiefparterre werden Waschräume und Veloparkierung geplant. Die für den Baustein Nord gewählte Kammstruktur schafft mit einem Vierspänner Wohnungen, welche alle zum grosszügigen Hof im Süden ausgerichtet sind.

Über die Dreifachturnhalle im 2. UG werden die Schulräume auf 2,5 Geschossen gestapelt. Der Pausenplatz befindet sich im dritten Obergeschoss. Der Hartplatz wird Teil des Stadtraums und multifunktional nutzbar. Das Rasenspielfeld befindet sich im Ideenperimeter.

Es wird aufgezeigt, dass die Grossform in drei Etappen realisierbar ist. Der Schulperimeter ist als unabhängiger Perimeter bebaubar. Das vorgeschlagene Konzept hat gute Voraussetzungen bezüglich Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit die gestellten Ziele zu erreichen.

Das städtebauliche Konzept besticht durch seine klare Idee, dem städtischen Auftritt nach aussen und dem ruhigen Quartierhof in der Mitte. Die Möglichkeit der situativen Haltung an den Rändern zur Nachbarschaft verspricht einerseits eine besonders gute Einordnung, andererseits einen klaren Auftritt im sich verändernden Quartier. Die Transformation zu einer neuen Komposition der industriellen Altbauten und Neubauten mit eigener Identität ist gelungen.