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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2018

Neubau Rathaus Hainburg

Lageplan

Lageplan

3. Preis

Preisgeld: 4.275 EUR

Muffler Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Situation

Das zu bebauende Grundstück liegt unmittelbar an der L 3065, die als prägnante Verbindung zwischen den Ortsteilen Hainstadt und Klein-Krotzenburg zu sehen ist. Die Siedlungsstruktur des städtebaulichen Umgriffs ist geprägt von der Gegensätzlichkeit der bestehenden baulichen und landschaftlichen Situation. Neben Wohngebäuden und Gewerbebauten südlich und westlich des Baufelds bestimmt vor allem der nördlich angrenzende Landschaftsraum das Bild des Orts. In dieses heterogene Gesamtbild soll sich das neue Rathaus ordnend einfügen. Es ist Ziel, einen markanten und bestimmenden Punkt im baulichen Gefüge zu schaffen, welcher mit dem landschaftlichen Raum eine Einheit bildet. Der sich neu definierende Ort soll mit seiner konzeptionellen Ausrichtung zur Integration beitragen und einen sensiblen, aber eindeutigen Übergang zu den bestehenden Gegebenheiten herstellen. Es soll ein Ort der Begegnung und Kommunikation entstehen.

Konzeption

Das Bauvolumen situiert sich mit einer entsprechenden Vorzone im Kreuzungsbereich der L 3065 und Kirschstrasse mit einem zweigeschossigen Baukörper. Der Rathausplatz öffnet sich zur L 3065 und bildet im Zusammenspiel mit dem Bauvolumen als Platzwand einen signifikanten und einprägsamen Ort. Über den vorgeschlagenen Rathausplatz öffnet sich der Eingang zentral für die ankommenden Besucher. Die notwendigen Flächen für den ruhenden Verkehr organisieren sich zum nördlich angrenzenden Landschaftsraum und werden von der Kirchstrasse über die Retzer Strasse erschlossen. Mit einer Überpflanzung mit Grossgrün definiert sich diese Fläche als Übergangszone zum Landschaftsraum. Durch die Anordnung der notwendigen Garagen und dem vorgeschlagenen Stegdach, wird die Fläche nach Süd-Westen gestalterisch abgeschlossen und mit einer Wegebeziehung an den Rathausplatz angebunden. Ein zusätzlicher Personoaleingang wird ebenfalls über die Platzfläche erschlossen. Ziel des baulichen Konzepts ist es, eine Situation zu schaffen, welche zum Einen markant die öffentliche Bedeutung des Bauvolumens definiert und sich zum Anderen in die gegebene städtebauliche und landschaftliche Situation harmonisch einfügt.


Gebäudestrukturen

Das Grundrissgefüge gliedert sich in zwei Nutzungsebenen und ein Untergeschoss für dienende Funktionen. Über ein grosszügiges Foyer mit Empfang und Luftraum zum Obergeschoss wird das vorgeschlagene Gebäude erschlossen. Der dem Foyer zugeordnete Multifunktionsraum kann über eine flexible Trennwand mit dem Foyer zu einer Raumeinheit zusammengeschlossen werden und ist dadurch auch für grosse Veranstaltungen nutzbar. Der Multifunktionsraum und das Foyer nehmen über grosszügige Verglasungen eine starke Beziehung zum Aussenraum der Platzfläche auf. Hierdurch wird auch eine offene Situation für den Besucher bewirkt. Das Bürgerbüro ist mit transparenten Wandflächen zum Foyer organisiert und stellt dadurch einen starken räumlichen Bezug zum Besucher her. Das Obergeschoss wird über eine offene Treppenanlage, welche in das Foyer eingestellt ist, erschlossen. Eine zweite Vertikalverbindung ist über ein geschlossenes Treppenhaus gegeben. Die Büroräume der einzelne Bereiche organisieren sich um den Luftraum der Eingangshalle und gliedern sich durch den eingestellten Körper der Nebenbereiche, sowie dem Trauzimmer mit Teeküche in klar strukturierte räumliche Bezüge. Die Erschliessungsflächen des Erdgeschosses und des Obergeschosses stellen über Fensteröffnungen eine hohen Bezug zum Aussenraum her. Hierdurch entstehen gut belichtete und natürlich belüftete Erschliessungsräume.


Konstruktion und Material

Die tragende Konstruktion des Gebäudes ist als Stahlbetonkonstruktion mit Stützen, Wandscheiben und Flachdecken vorgeschlagen. Hierdurch bestimmt sich das tragende System des Grundrisses und unterstützt Offenheit für zukünftige Veränderungen der Ausbaustruktur. Die einfache Baukörperkonzeption zeigt nach Aussen ein klares aber bestimmtes Bild. Eine dunkelgraue Klinkerfassade unterstützt diesen klaren baulichen Eindruck. Die horizontal gesetzte Bandrasterstruktur der Fensteröffnung ermöglicht eine variable Struktur der notwendigen Raumtrennungen und lässt eine hohe Flexibilität für zukünftige Grundrissänderungen offen. Im Bereich der Eingangszone wird über eine transparente Ausbildung der Fassade die publikumsnahe Nutzung dieses Raumbereichs zum Ausdruck gebracht.

Sämtliche Wand- und Deckenflächen der Innenräume werden mit Elementen aus Weisstannenholz, im Deckenbereich als Akustikelemente, verkleidet. Der helle Holzton lässt ruhige und zurückhaltende Innenräume entstehen. Die Bodenbeläge sind im öffentlichen Bereich des Erdgeschoss' als Natursteinbeläge vorgesehen. Im Bereich der Büroräume werden Teppichbeläge vorgeschlagen.

Grundsätzlich sollen sämtliche Baukonstruktionen aus dauerhaften, biologisch unbedenklichen und ökologisch sinnvollen Materialien, konstruiert und gestaltet werden. Dies vor allem im Hinblick auf die nachhaltige Gebäudebewirtschaftung und deren Unterhaltung. Handwerkliche Qualität, vertraute Materialien, mit schönen Fügungen in funktionalen Grundrissen sollen dies unterstützen.


Grünraumkonzept

Eine ruhige, angemessen proportionierte Platzgestaltung bindet den Rathausneubau an die öffentlichen Erschliessungsflächen an. Der Belag aus großformatigen Platten umfließt das Gebäude hälftig und bildet somit einen großzügigen Platzraum. In diese Fläche eingeschnitten definiert sich ein Baumhain in einer wassergebundenen Fläche, die zum Eingang hin eine Sitzmöglichkeit anbietet. Bestehende Wegebeziehungen zu Landschaftsraum im Norden werden aufgenommen und Zusätzliche vorgeschlagen, um diesen Raum entsprechend der Bedeutung des neuen Gebäudes an bestehende öffentliche Nutzungen anzubinden. Der vorhandene Baumbestand bleibt erhalten und wird punktuell ergänzt.

Das vorgeschlagenen Grünraumkonzept verfolgt das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung von Natur und Landschaft. Das bauliche Konzept integriert sich in den Naturraum über das Landschaftselement des Eingangsplatzes, welcher den Übergang zum öffentlichen Raum definiert.

Die Parkplatzfläche mit befestigten und wassergebundenen Flächen werden mit Baumreihen bestellt, um diese harmonisch in die landschaftliche Situation einzubinden. Als Bepflanzung sind Pioniergehölze wie Erlen, Buchen und Ahorn zur Unterstreichung einzelner Bereiche vorgeschlagen.


Energiekonzept -Ökologisches Konzept

Der Baukörper als kompaktes Volumen weist für die Nutzungsinhalte eine optimierte und baulich reduzierte Hüllfläche auf. Dadurch werden geringe Wärmeverluste und Investitionen bezüglich der Gebäudehülle erreicht. Die thermische Behaglichkeit wird unter den geforderten Nutzungsbedingungen im Sommer und Winter sichergestellt. Hierzu wird eine bewusste Auswahl an Baukonstruktion und Baumaterialien vorgeschlagen. Der bauliche Wärmeschutz der beheizten Zonen orientiert sich am Passivhausstandard mit folgenden Bauteilqualitäten:

- hohe Wärmedämmung der opaken Flächen < 0,20 W/qmk
- hohe Wärmedämmung transparenter Bauteile < 1,0 W/qkm
- konsequente Vermeidung von Wärmebrücken < 0,01 W/qmk
- luftdichte Ausführung der Gebäudehülle von n50< 1.0 h -1

Die zu öffnenden Bauteile der Fassadenkonstruktion werden auf ein notwendiges Mass begrenzt. Je nach Himmelsrichtung werden Sonnenschutzelemente als Markisen vorgeschlagen.

Gebäudetechnik - Heizung / Kühlung • Die Wärmeversorgung erfolgt über eine Sole-Wasserpumpe. Die Wärmepumpe (WP) wird ausserdem zur passiven und zur aktiven Kühlung verwendet. Bei der passiven Kühlung wird das Temperaturniveau des Solekreislaufes genutzt, die Temperaturen der Sole sind nicht zu beeinflussen und steigen bei reinem Kühlbetrieb an. Die Wärmepumpe hat jedoch auch alle Vorzüge einer konventionellen Kältemaschine und kann Kaltwasser bis zu einer Vorlauftemperatur von 6°C erzeugen. Zur Rückkühlung des Kältekreislaufes wird ebenfalls die Sole genutzt. Mit der dann wärmeren Sole wird das Erdreich in den Sommermonaten als Wärmespeicher genutzt bzw. regeneriert. Die Wärmeverteilung erfolgt über das baukörperaktivierte Bauteil der Deckenflächen über Erdgeschoss und Obergeschoss. Zur Abdeckung der Spitzenlast wird aus Wirtschaftlichkeitgründen eine Zusatz Gasheizung vorgeschlagen.

Gebäudetechnik - Lüftung • Die Raumbereiche der Büros erhalten eine entsprechende Raumlüftung, welche die hygienisch notwendige Grundlüftung der Räume sicherstellt. Ebenfalls soll der Multifunktionsraum und die innenliegenden Räume eine entsprechende Zu- und Abluftanlage erhalten. Die raumlufttechnische Anlage wird mit den Komponenten Erdwärmeübertrager - hocheffiziente Wärmerückgewinnung - adiabate Verdunstungskühlung vorgeschlagen (Aussenluft wird über ein im Erdreich verlegtes Rohrsystem im Sommer vorgekühlt und im Winter vorgewärmt). Die Fenster können bei Bedarf (kurzzeitig) beliebig geöffnet werden.

Regenerative Energiegewinnung • Über die Belegung der Dachflächen mit Photovoltaikelementen soll ein Ertrag erwirtschaftet werden, der rechnerisch mindestens den Betrieb der haustechnischen Anlagen mit elektrischer Energie gewährleistet. Zur Erwärmung bzw. des Brauchwassers wird eine Thermische Solaranlage vorgeschlagen, die über entsprechende Wärmetauscher die Warmwasserversorgung sichert.

Das anfallende Regenwasser soll in einer Zisterne gesammelt und dem Gebäude als Grauwasser zur Verfügung gestellt werden. Das Grauwasser wird für die WC-Spülung und die Bewässerung der Aussenanlage verwendet.

Über die vorgeschlagenen baukonstruktiven Ausbildungen mit Passivhausstandard und die möglichen technischen Gebäudeausrüstungen soll ein Energieverbrauch von 10 KW h/qmA erreicht werden. In Anbetracht der möglichen Energieeinspeisung ist hierdurch die CO2-Neutralität gegeben.


Wesen der Aufgabe

Das bauliche Konzept des Entwurfsvorschlags soll aufzeigen, dass die funktionalen Anforderungen der Bauaufgabe, das Einordnen in gewachsene bauliche Strukturen unter Einbeziehung der landschaftlichen Gegebenheiten, einen "Neuen Ort" positiv entwickeln. Das räumliche Konzept soll zum einen mit Raum für die Bürger und zum anderen helle und zeitgemässe Arbeitsräume mit hoher Flexibilität für die Verwaltung schaffen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Rathaus der Gemeinde Hainburg wird als zweigeschossiger Baukörper auf dem Grundstück platziert. Die vorhandenen städtebaulichen Kanten der Volksbank und der gegenüberliegenden Wohnbebauung werden aufgenommen und definieren die Größe des Baukörpers. Durch diese, auf den ersten Blick logische Situierung, entsteht ein großzügiger Rathausplatz in süd-westlicher Richtung mit Bezug zur L 3065. In nördlicher Richtung wird die Gebäudekante durch Anordnung der überdachten Fahrradstellplätze und der Garagen baulich verlängert, woran sich in östlicher Richtung die Stellplätze anschließen.
Die städtebauliche Anordnung bedingt eine Erschließung des Rathauses vom westlichen, zur L 3065 orientierten Rathausplatz, was äußerst kontrovers diskutiert wird, da die Haupterschließung zur verkehrsreichen Landesstraße orientiert ist und mit dem Rückbau des hier vorhandenen Grünraums verbunden ist. Die formal nachvollziehbare Anordnung von Nebengebäuden und Stellplätzen in der süd-westlichen Gebäudeflucht lässt den vorhandenen großzügigen Grünraum leider auch hier auf eine Restfläche schrumpfen.
Das Gebäude selbst wird als Massivbau mit vorgehängter dunkler Klinkerfassade und Fensterbändern vorgestellt. Ein auskragendes Vordach Richtung Süden und Westen versucht die Beziehung zum Stadtraum herzustellen.
Ein üppiger zweigeschossiger Hallenraum bietet Orientierung und wirkt auch durch das Dachoberlicht als helle Mitte des neuen Rathauses. Die Funktionen sind richtig und nachvollziehbar angeordnet, lediglich die Verortung des Trauzimmers an einem sekundären Erschließungsflur und ohne Bezug zu den übrigen öffentlichen Flächen erschließt sich nicht. Der großzügige Hallenbereich im Zusammenhang mit den dort angeordneten Nebenflächen bedingt eine sehr große Erschließungsfläche. Der vermeintlich kompakte Baukörper ist bei näherer Betrachtung durch eine mäßige Flächeneffizienz bestimmt. Die Bandfassaden erscheinen in dem zweigeschossigen Baukörper eher beliebig und wenig repräsentativ.
Der Verfasser stellt ein umfassendes, allerdings auch komplexes Energiekonzept vor, das sich am Passivhaus orientiert. Die Notwendigkeit eines solch komplexen Systems mit mechanischer Lüftung inkl. Wärmerückgewinnung wäre bei einem derart hochfrequentierten öffentlichen Gebäude – auch in Bezug auf die Wartungskosten – im weiteren Planungsverlauf zu hinterfragen.
Insgesamt überzeugt der Beitrag durch die unprätentiöse und selbstverständliche Setzung des zweigeschossigen Baukörpers auf dem Grundstück, was sich auch in der Materialität widerspiegelt. Die Erschließung und der Umgang mit dem Grünraum werden jedoch stark in Zweifel gezogen. Die architektonische Ausarbeitung des Baukörpers erscheint in Bezug auf seine städtebauliche Präsenz und seine Aufgabe zu wenig aussagekräftig.
Erdgeschoss

Erdgeschoss

1. Obergeschoss

1. Obergeschoss

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt

Querschnitt

Ansicht Nord-Ost

Ansicht Nord-Ost

Ansicht Süd-Ost

Ansicht Süd-Ost

Ansicht Süd-West

Ansicht Süd-West

Ansicht Nord-West

Ansicht Nord-West

Fassadendetail

Fassadendetail

Isometrie

Isometrie