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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2017

Route der Sinne

BEGA-ERLEBNISROUTE LEMGO - Übersichtsplan

BEGA-ERLEBNISROUTE LEMGO - Übersichtsplan

Teilnahme

GRUPPE FREIRAUMPLANUNG Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

BEGA - ERLEBNISROUTE LEMGO
Verbindungsachsen beschleunigen. Aufenthaltspunkte entschleunigen.

Das Plangebiet zeichnet sich besonders durch seine Lage zwischen der Altstadt Lemgos, dem Schloss Brake und einer Auenlandschaft aus. Dieses Potenzial soll durch die Bega-Erlebnisroute gesteigert werden, indem ein klares Wegenetz und Orientierungssystem wichtige Anlaufpunkte verbindet und die Bega-Aue erlebbar macht. Der Regenstorplatz nimmt dabei eine zentrale Funktion als Knotenpunkt ein und erhält bei der Planung besondere Aufmerksamkeit.

Wegenetz und Orientierungssystem:
Die bestehenden Wegeverbindungen in West-Ost-Ausrichtung werden als Hauptachsen in die Route integriert und umrahmen den Begaraum. Der Weg auf dem Lindenwall bildet einen Hauptweg nördlich der Bega, die Wegeverbindung entlang der Bahntrasse südlich der Bega dient insbesondere für Fahrradfahrer als schnelle Ost-West-Verbindung zwischen Langenbrücker Tor und Schloss Brake. Durch gezielte Querverbindungen werden kurze Wege zwischen wichtigen Anlaufpunkten geschaffen, die ein „beschleunigtes“ Durchqueren des Plangebietes ermöglichen. Der Verlauf der bestehenden Nord-Süd-Verbindung über die Bega wird als neu angelegter Asphaltweg begradigt und vernetzt auf kürzestem Weg die Altstadt im Norden und den Innovation-Campus im Süden. Am Regenstorplatz schließt eine barrierefreie Wegeverbindung am Lindenwall an, die vor allem den ankommenden Besuchern als Orientierungsachse und Wegweiser dient. Die Finkenpforte, als wichtige Verbindung zum Schloss Brake, wird durch einen parallel verlaufenden Wegestreifen aus wassergebundener Wegedecke verbreitert. Das bestehende denkmalgeschützte Natursteinpflaster wird erhalten und zur besseren Begeh- und Befahrbarkeit durch einen dezenten Bodenbelag begleitet. Zur besseren Orientierung im gesamten Plangebiet wird ein System aus orangefarbenen Bodenmarkierungen entwickelt, das sich aus drei verschiedenen Kategorien zusammensetzt. An zentralen Knotenpunkten werden durch eine Streifenmarkierung sowie Schriftzüge auf dem Boden Richtungshinweise gegeben. An prägnanten Standpunkten werden Passanten durch eine Markierung „entschleunigt“ und auf interessante Einblicke in die Landschaft aufmerksam gemacht. Auf dem Lindenwall werden durch eine weitere Markierungstypologie Blickbezüge auf die Kirchtürme der Altstadt als entfernte Landmarken gekennzeichnet und im Süden wird die Sichtbeziehung zum Schloss Brake hervorgehoben. Die Route knüpft an zentrale Treffpunkte wie das Langenbrücker Tor, den Regenstorplatz, die Haltestelle Lemgo-Lüttfeld und die ehemalige Tankstelle am Campingplatz an und greift diese gestalterisch auf. So wird das Tankstellendach mit der identitätsstiftenden orangefarbenen Signalfarbe der Route angestrichen.
Zusätzlich zum übergeordneten Wegenetz wird durch punktuelle Rodungen ein naturnaher Wanderweg aus dem gehäckselten Schnittgut angelegt, der die Bega-Aue erschließt und Freiräume am Wasser verknüpft. Der Wanderweg schließt an den Parkplatz am Langenbrücker Tor an, verläuft südlich der Bega durch die ehemaligen Schrebergärten, an der Wasseraufbereitungsanlage vorbei und endet im südlichen Bereich des Schlosses an einem Steg am Wasser. Von der südlichen Achse unmittelbar im Bereich des Bahnübergangs wird auf einen Querweg aufmerksam gemacht, welcher einen besonderen Ausblick auf das Schloss Brake ermöglicht. Die Hecke entlang der ehemaligen Kleingartenanlagen wird an mehreren Stellen geöffnet, sodass Blickfenster in die Landschaft geschaffen werden. Eine Aneignung und Weiterentwicklung dieses Raumes sind durch Trampelpfade als Verbindungen zum Wanderweg denkbar. Nördlich der Wasserauf-bereitungsanlage zweigt sich der Wanderweg auf und bietet die Möglichkeit über Trittsteine die Bega zu überqueren, um an einen ausgestalteten Anknüpfungspunkt an der Schäferwiese und dem Bega-See zu gelangen. Blau angestrichene Holzquarder aus den vorhandenen gefällten Linden des Lindenwalls werden an Kreuzungspunkten aufgestellt und geben Auskunft über relevante Highlights in der Umgebung.

Interventionen an der Bega:
Entlang der zwei Wege-Routen werden als Erweiterung des vorhandenen Erlebnispunktes am Langenbrücker Tor verschiedene Interventionen an der Bega geplant, die den Flussraum beleben und „entschleunigte“ Aufenthaltsorte direkt am Wasser schaffen sollen. Baumstumpfe der zu fällenden Linden bleiben an gezielten Bereichen am historisch bedeutenden Lindenwall erhalten und laden erhöht über dem Flussraum zum Pausieren ein. Am Regenstorplatz wird am Ufer der Bega ein Strand angelegt, der durch einen temporären Kiosk belebt werden soll. Findlinge sichern in diesem Bereich zum einen das Ufer und sollen zum anderen Bewegung in den Fluss bringen. Auf der Nord-Süd-Verbindung eröffnet die neu geplante Brücke über der Bega Einblicke in den Flussraum und auf den Strand. An der Schäferwiese können durch Trittsteine im Fluss die Wasserschwankungen der Bega hautnah erlebt werden. Beidseitig des Radweges bilden Terrassen einen Bezug zwischen dem fließenden Gewässer der Bega und dem stehenden Gewässer des naturnahen Sees. Das Mobiliar greift die Gestaltung am Langenbrücker Tor auf und wird im Hochwassergebiet als robustes Betonelement auf einer Terrassenfläche mit beigefarbenem Asphalt vorgesehen. Im Bereich des Schlosses werden insbesondere die Kulturobjekte mit dem Fluss in Verbindung gebracht. So wird das Wasserrad an der Ölmühle angestrahlt und für die Besucher inszeniert. An der Kulturmeile werden in der Gräfte des Schlosses Skulpturen installiert, die ebenfalls durch Licht inszeniert werden und die unterschiedlichen Wasserstände der Bega sichtbar machen. Südlich des Schlosses wird am Anschlusspunkt des Wanderwegs ein Rückzugsort im Wald ausgestaltet. Dieser Potentialort zeichnet sich durch die Abschirmung vom Stadtraum und einer angenehmen Geräuschkulisse durch das Plätschern der Bega aus. Ein Steg als Sitzelement unmittelbar an der Bega bietet dem Besucher einen ruhigen Erholungsort unmittelbar am Wasser. Durch die Erlebnisräume werden vielfältige Berührungspunkte mit der Bega geschaffen.

Knotenpunkt Regenstorplatz:
Als zentraler Anlauf- und Verteilerpunkt der Route wird der Regenstorplatz zu einem klar zonierten Empfangs- und Durchgangsort gegliedert und gleichermaßen zu einem ansprechenden Aufenthaltsort aufgewertet. Ein neu geplanter, beigefarbener Asphaltweg rahmt zum einen die Platzfläche und gliedert diese in unterschiedliche Funktionsbereiche. Zum anderen dient der Weg zur Leitung von Besuchern über den Platz. Der nördliche Teil des Platzes ist als neu geordnete Parkplatzfläche für Pkws vorgesehen. Die im Osten angrenzende Schotterfläche ist überwiegend für Großfahrzeuge vorbehalten und dient als Erweiterung der Parkplatzflächen ohne Markierungen. Im Süd-Westen wird eine Wiesenfläche angelegt, die durch einen erhöhten Holzsteg durchkreuzt wird, der direkt auf den Strand an der Bega zuführt. Für den östlichen Teil ist die Ansaat auf dem vorhandenen Schotter geplant, welcher temporär zum Parken genutzt werden kann. Im westlichen Teil wird für eine Blühwiese der Schotter entfernt. Durch den Übergang von befestigter Parkplatzfläche zu unbefestigter Wiesenfläche folgt die Gestaltung einem Gradienten von städtisch nach landschaftlich und der Regenstorplatz wird zum Bindeglied zwischen Stadt und Landschaft. Die belebte Atmosphäre des Platzes wird aufgegriffen und der großflächige, offene Charakter beibehalten. Südwestlich des Platzes wird eine Bühne am Lindenwall vorgesehen, welche durch die exponierte Lage einen weiten Blick über Platzfläche, Landschaft und die Stadtkulisse eröffnet. Das Holzdeck dient größtenteils als Sonnenterrasse. Unter einer neu geplanten Linde wird auf lange Sicht ein schattiger Sitzplatz vorgesehen. Hierfür wird das Holzdeck um das Gehölz ausgespart. Die tiefer liegende Baumscheibe wird durch Beton eingefasst und erinnert durch die Materialauswahl und Form an das Mobiliar am Langenbrücker Tor. In Anlehnung an die Treppenanlage am Stadteingang werden im Hang des Lindenwalls Sitzstufen installiert. Die große, offene Platzfläche mit der Bühne, dem Holzsteg sowie den Sitzstufen bietet einen Raum für Veranstaltungen. So kann auf den Asphalt- und Schotterflächen weiterhin das Kläschen stattfinden und im Sommer bietet sich z.B. die Möglichkeit eines Freilichtkinos an. Der Regenstorplatz wird einerseits zum zentralen Knotenpunkt zwischen Stadt- und Landschaftraum und bietet andererseits vielfältige Aufenthaltsmöglichkeit zum Erleben dieser Räume.
Lageplan Regenstorplatz

Lageplan Regenstorplatz

Perspektive Regenstorplatz

Perspektive Regenstorplatz