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Offener Wettbewerb | 07/2018

Neubau eines Bundes-, Kompetenz-, Schulungs-, und Dokumentationszentrum für den Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V (BDG) in Berlin

ein 3. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

FMA FISCHER MEYERHANS ARCHITECTS

Architektur

Zplus Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

TEUFFEL ENGINEERING CONSULTANTS

Bauingenieurwesen, Tragwerksplanung

Erläuterungstext

__Leitidee

Mit dem Programm des neues Schulungs-, Dokumentations- und Kompetenzzentrums in Berlin-Neukölln wird die bauliche Realisierung eigener Leitlinien des Bundes Deutscher Gartenfreunde E.V und der Schreberjugend verfolgt, KleingärtnerInnen, potentielle Garten-interessenten und die breite Öffentlichkeit anzusprechen. Freiraum und Gebäudeensemble haben direkt Bezug auf die Umsetzung zu nehmen; Öffnung nach Innen und Außen, Schaffung von Freizeitgestaltung, Erlebnisraum und Naturpädagogik über den klassischen Ansatz eines Kleingartens hinaus.
Der multifunktionale Bau formuliert den Charakter eines Holzbaus unter Einbeziehung der Aspekete des Nutzers, des Ortes und des städtischen Raumes. Er verbindet alle unterschiedlichen Funktionen auf kürzesten Wegen und ermöglich dennoch Trennung und bestmöglichen Arbeitsablauf. Abwechslungsreiche Grünanlagen nehmen sich des Themas Kleingarten auf unterschiedlichste Weise an.


__Städtebaulichen Einbindung, inkl. Außenräume

Die Hermannstraße stellt eine der historischen und größeren Berliner Nord-Süd-Verbindungen dar. Mehrere, baumreiche Friedhöfe öffnen auf der Höhe des Tempelhofer Feldes überraschend das Bild einer geschlossenen Blockrandbebauung.
Der Neubau auf dem Gelände des Neuen Luisenstädtischen Friedhofs in Berlin-Neukölln fügt sich in die lineare Rhythmisierung der freistehenden Baukörper und formuliert im Gebäudeverband mit dem Neubau des Evangelischen Friedhofsverbandes und STATTBAU eine räumliche Tor- und Eingangssituation zum Friedhof. Die hierzu leicht ausgedrehte orthogonale Ordnungsstruktur des Friedhofs wird mit den „auf den Friedhof“ zugewandten Gebäudeteilen aufgenommen und weiterführend in die Freianlagen übertragen. So werden vorhandenen Wegeverbindung auf dem Gelände fortgeführt.
Durch Öffnung der Mauer an der Hermannstraße bilden sich neue Zugänge im Westen. Durch Anordnung eines öffentlichen Cafés als funktionaler Mittler an der Straße wird zudem der Personenlauf des U-Bahnhof Leinestraße angebunden.


__Raumkonzept (Qualität der Innenräume, Erschließung, Belichtung)

Der Eingangshof öffnet sich zur Hermannstraße und ist zugleich Treffpunkt und Ausgangslage für die verschiedenen Nutzungsbereiche die über den Haupteingang erschlossen werden; Verwaltung, Veranstaltung, Ausstellung und Cafeteria. Die Platzfläche ist großzügig gestaltet und funktioniert als Außenbereich für die Cafeteria gleichermaßen.
Der transparente Empfangsbereich verbindet als Nahtstelle unmittelbar Ausstellung und Veranstaltung. Von den eingeschossigen und in den Grünraum gerichteten, Räumen für Besucher fällt der Blick auf die gestalteten und zu erlebenden Freianlagen.
Die stützenfreie Veranstaltung für bis zu 110 Personen liegt mit der Längsseite zum Osten hin. Im Süden schirmt Fassadenbegrünung die Fenster zu den Stellplätzen und den Service-Flächen ab. Über die Stirnwand ist eine direkte Verbindung und Zuschaltung der Ausstellungsflächen möglich.
Über den Eingangsbereich der Ausstellung schließt der langgezogenen Ausstellungsbau an. Auf dem Weg durch die Wechsel-/Ausstellung wird der Besucher natürlich Richtung Garten und Außen-Rundgang geführt. Oberlichter verweisen auf die Garten-Ausstellung auf dem Dach.
Zentral am Eingangsfoyer liegt der vertikale Erschließungskern des Hauptbaus. Über ihn verbinden sich die Schulungs-/Tagungsräume des 1.OG auf kürzestem Wege mit dem Erdgeschoss. Hier ist auch eine Verlinkung mit dem Rundgang gegeben.
Im der Straße zugewandten Bereich ist die Cafeteria für bis zu 60 Personen im Innenraum eingebettet. Aus Gründen der Vermarktung wurde hier eine maximale Offenhaltung der Möglichkeiten der Betreibung angestrebt; Varianten zum Außenbereich, eigenen Zugang direkt zur Hemannstraße und zum Friedhof.
Richtung Osten schließen die Service- und Parkplatzflächen an, unmittelbar erreichbar über den Friedhofseingang. Diese Außenflächen bilden den Abschluss des befahrbaren Areals.
Der Keller beinhaltet weitere Nutzungen für die Gastronomie, räumlich getrennt zu den Lagerflächen der Verwaltung.

Im 1.OG liegen die Büros der Schreberjugend, im 2. OG darüber die der Geschäftsstelle des BDG.
Die gewählte Belichtung- und Bürostruktur als Zweibund gewährleistet hohe Raumqualitäten und wirtschaftliche Fensterausbildung mit lediglich einem Typ. Alle Büros verfügen über mindestens zwei große Drehkipp-Fenster, welche Ausreichend Licht und Luft in die Tiefe bringen.
Alle mit Medien zu versorgenden Funktionsbereichen sind im Mittelblock. In Kombination mit Flachdecken und dem durchgehenden Ausbau-Raster von 1,50m ist der Bau hoch flexibel in Bezug auf veränderten Nutzeraus- und Umbau. Der Zweibund bietet ebenso Lösungen zu Begegnungsbereichen in Flurenden/ Teeküchen sowie eine einfache sicherheitsrelevante Trennung der Funktionsbereiche.


__Landschaftsarchitektonischen Einbindung und Freianlagen

Ein Kräuter- und Duftgarten im Eingangshof bietet zusammen mit einer Spalierobstanlage rund um das Trafo-häuschen vielfältige Möglichkeiten der Sinneswahrnehmung und verweist beiläufig auf das gärtnerische Thema und die Funktion des Gebäudeensembles. Die historische Mauer wird mit alten, örtlichen Bestandsziegeln restauriert und mit Beleuchtung für den Hof inszeniert.
Der rückseitige Gartenbereich wird über ein orthogonales Wegenetz erschlossen und so angelegt, dass ein kleiner Rundgang möglich ist, der sich auf dem Dach fortsetzt. Dem Ausstellungsgebäude vorgelagert befindet sich eine Terrasse, die im Sommer als erweiterte Ausstellungsfläche fungieren kann oder geselligen Anlässen den passenden Rahmen bietet. Der anschließende Gartenraum gliedert sich in drei Bereiche: den Gemüsegarten mit ‚Schaubeeten‘, die zentrale Wiesenfläche unter der alten Eiche, die das Grüne Klassenzimmer beherbergt und Platz für verschiedene frei platzierbare Aktivitäten bietet, sowie eine Kleingartenparzelle. Hier sind die verschiedenen Schulgartenprojekte der Schreberjugend untergebracht: Gärtnerisches Arbeiten, Naturbeobachtung und eine Kompostanlage zum Üben bieten verschiedene Betätigungs-möglichkeiten. Die Laube ist als offene Struktur gedacht, sie bietet Schutz vor Sonne oder Regen und kann berankt werden. Entlang der Friedhofsmauer werden Spalierobst - Gehölze gepflanzt.

Über die Außentreppe erreicht man die unterschiedlich begrünten Dachflächennutzungen. Vom gestuften Aussichtspunkt erschließt sich die gesamte Grünanlage mit Rundgang.
Gegenüber der eher traditionellen Auffassung des Kleingartens und Gärtnerns, die im Erdgeschoss gezeigt wird, stellen die Dachgärten aktuelle und Zukunftsthemen des Gärtnerns in der Stadt - und bei zunehmend eingeschränktem Platzbedarf - vor. Über der Ausstellungshalle wird durch eine große Aufbaustärke von ca. 60cm Erdreich ein Dachgarten angelegt, der im klassischen Sinne eine Bewirtschaftungsweise auf dem Dach ermöglicht. Hier wird das Thema ‚Urban Gardening‘ als Gemeinschaftsgarten thematisiert. Über eine rollstuhlgerechte Rampe gelangt man zum tiefer gelegenen Teil. Hier werden Hochbeete und deren Bewirtschaftung gezeigt. Sie thematisieren die Nutzungsmöglichkeiten auf nachträglich begrünbaren Dächern, die keine entsprechenden durchgehenden Aufbauhöhen bieten können. Unterfahrbare Hochbeete veranschaulichen darüber hinaus die Möglichkeiten des barrierefreien Gärtnerns. Oberlichter lassen den Blick und Licht wieder hinunter in den Ausstellungsbereich fallen. Durch das Treppenhaus im anschließenden Hauptbau, bzw. den Fahrstuhl gelangt man unmittelbar zum Beginn des Ausstellungsbereiches zurück.
Durch die Dachbegrünung wird das Regenwasser verzögert abgeleitet. Das überschüssige Wasser des Ausstellungsbaus kann für die Gartenbewässerung in einer Regentonne gesammelt werden.
Das Regenwasser von Haupt- und Verbindungsbau wird über eine Rigole unter der südlich angrenzenden Grünflache gesammelt und versickert.
Südlich des Neubaus erfolgt auch die Erschließung für Anlieferung und dem Behinderten-Stellplatz durch das Haupttor und des Cafés durch einen Nebeneingang, welcher auch je nach Betreiberkonzept zusätzlich Zugang von Friedhof aus gewährleisten könnte.


__Innovative Ansätze zum Thema Holzbau-Weise

Zum Entwurf wurde eine durchgehend effiziente Fassadengestaltung mit unterschiedlichen Aus-formulierungen und Anforderungen angesetzt, um dem Charakter des Spiels versetzter Lisenen Vorrang zu geben. Der innovative Ansatz zu Holzbau wird durch die tragenden Stützen und Lisenen aus Brettschichtholzstützen im Erdgeschoß im straßenseitigen Bereich der eingerückten Cafeteria hervor-gehoben. Alle weiteren Wände, sowie die Decken werden als Holzsystembau realisiert, um einen effizienten Vorfertigungsgrad zu erreichen. Die Decken spannen frei tragend von den Außenwänden zu dem innenliegenden Kern, der auch in Holzbauweise vorgesehen ist. Der 3-geschossige Baukörper in Holzbauweise wird auf einem Kellergeschoß in Massivbauweise geplant. Hieraus resultieren sehr kurze Montagezeiten vor Ort, was eine deutliche Reduktion der Belastung durch die Baustelle mit sich bringt.

Um eine maximale Transparenz im 1-geschossigen Veranstaltungs- und Ausstellungsgebäude zu erreichen, werden die tragenden Hauptelemente als Zwei-Gelenkrahmen im Anstand von 1,50m ausgebildet. Binder und Stützenlisenen bestehen aus Brettschichtholz in Laubholzqualität. Zwischen den Bindern werden oberkantenbündig die Holzsystembau-Decken eingehängt, um den Dachaufbau in der Höhe so gering wie möglich zu halten. Im Veranstaltungsgebäude wird zusätzliche eine Mittelpfette mit zwei Innenstützen vorgesehen, um die Spannweiten der Binder zu optimieren und eine wirtschaftliche Lösung zu erzielen.
Alle drei Gebäude werden auf einer elastisch-gebetteten Bodenplatte gegründet. Bei den beiden nicht unterkellerten Gebäuden kommt zusätzlich eine umlaufende Frostschürze zum Einsatz.

Unter dem Aspekt des Einsatzes von Laubholz sind für die Struktur des Gebäudes folgende Punkte dominant:
Buchen Stabschichtholz wird derzeit für den Innenbereich (Stützen/ sichtbare Balken) geplant. Die jetzt geplanten Außenstützen sind der Sachlage folgend aus Fichtenholz, druckimprägniert und mit einem Schutzschichtanstrich versehen. Der Entwurf kann einen höheren Einsatz von Buchen Stabschichtholz dahingehend realisieren, dass die thermische Fassade der Besucherbereiche mit Außenbezug im EG (Cafeteria, Veranstaltung, Ausstellungsräume) in die äußere Wandschicht wandert und die Stützen im Innenraum zum tragen kommen. Diese Variante ist auf den Plänen nicht zusätzlich dargestellt, aber einfach zu realisieren – und verkleinert die Volumen bei gleichbleibender Nutzfläche um ca. 10m2.

Witterungsschutz und Dauerhaftigkeit der Fassade ist durch Vorvergrauung mit einer 3-farbigen, silber-grauen Dünnschichtlasur auf einheimischen Hölzern angedacht. Dieser Effekt egalisiert sich über die Jahre, bietet aber von Anfang an ein harmonisches Bild ohne die bekannten ungleichen Pubertätsverfärbungen bewitterter/ nicht-bewitterter Hölzer.
Neu interpretierter Holzschutz findet in beflammtem/ verkohltem und gebürstetem Holz ebenso Einzug in das Projekt - zum jetzigen Stand vornehmlich in Plattenform um den innen liegenden Kern des Hauptbaus. Als Medien werden im Verwaltungsbereich primär Nutzeranschlüsse für IT/ Elektro in den Elementen geführt. Die sonstige Medienführung erfolgt konventionell.

Zusammenfassend handelt sich um eine Ökologische Bauweise unter Einsatz moderner Baustoffe (z.B. Buchen Stabschichtholz) und Verbindungsstoffe, die den Anforderungen wie beispielsweise Brandschutz, hygro-thermischer und akustische Bauphysik, EnEV und sowie dem Wunsch sichtbarer statischer Bauteile erprobt mitgeht.


TGA
Die vorgegebenen Parameter zur EnEV und zum Energiekonzept können erfüllt werden. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und des Betriebes wird der Ansatz von einfacher und wenig Technik verfolgt und unten reflektiert. Auch dezentrale Ausrüstung kann hierbei einen wesentlichen Beitrag zum Kosten-/ Nutzen- und Umwelt-Thema leisten. Flächen für Solarthermie und PV könnten auf dem Dach 2.OG sinnig angeordnet werden.
Das zu Verfügung stehende Fernwärmenetz sollte die erste Option sein, wenn die entsprechenden Werte (Anlagenaufwandszahl des Fernwärmeanbieters) erreichbar sind (Effizienzhaus?). Sinnhaftigkeit der Solarthermie hängt vom Warmwasserbedarf in der Gastronomiefläche ab und kann nicht eingeschätzt werden. Einen zentralen Warmwasserbereich für die Obergeschosse ist fraglich, auch über Solarthermie, da der Energieverluste im Zirkulationsnetz einschließlich der Stromkosten für die Umwälzpumpen höher sind als die Einsparung. Kleindurchlauferhitzer für die Waschtische und Teeküche in den Büroflächen sind hier eine Lösung. Eine Solarthermie rein für eine Heizungsunterstützung ist nicht wirtschaftlich. Luftwärme ist ebenfalls nicht sinnvoll wirtschaftlich darstellbar, so dass ggf. nur eine Erdwärmenutzung über eine Wärmepumpe ggf. mit Photovoltaik sinnvoll ist. Diese Wärmequelle kann, wenn das Erdreich und die genehmigenden Behörden dies zulassen, auch als Grundlastversorgung erstellt werden und die Fernwärme für die Spitzenlast zugeschaltet werden.
Heizwärme wird platzsparend und demnach wasserführend angesetzt. Nachrüstbares Verteilungsnetz der Heizwärme für Kühlung ist durch entsprechende Vorrüstung von Leitungen möglich - Eine Grundkühlung über Erdwärmenutzung ohne großen Mehraufwand ebenso.
Sommerliche, natürliche Lüftung durch Luftdruckdifferenzen an der Gebäudehülle ist zu prüfen. Eventuell hilft der baumreiche Standort. Bei hoher Personenzahl in den EG-Räumen wird kein ausreichender Luftwechsel befürchtet. Ebenfalls ist eine Be- und Entlüftung für die innenliegenden WC Bereiche und Gastronomie erforderlich, wobei Lüftungswärmeverluste abhängig von zu wählenden Systemen sind.
Geplant ist eine LED Beleuchtung über Tageslichtsteuerung und Präsenzmelder.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der zurückhaltenden und ausgewogenen Gestaltung der Baukörper, der Fassade und der Außenräume wird eine angemessene Adressenbildung für den BDG vorgeschlagen.
Der Entwurf reagiert überzeugend sowohl auf die Situation im städtischen Straßenraum
als auch auf die Situation im Gartenbereich. Insgesamt schlägt der Verfasser einen gut
umsetzbaren Beitrag zur gestellten Aufgabe vor.
Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

Einbindung und Ausstellungsrundgang

Einbindung und Ausstellungsrundgang

Ansicht West

Ansicht West

Präsentationsplan

Präsentationsplan

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Erdgeschoss mit Freianlagen M 1:200

Erdgeschoss mit Freianlagen M 1:200

1. OG mit Dachgärten

1. OG mit Dachgärten

Gartenansicht

Gartenansicht