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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2018

Neugestaltung der Stadthalle in Neuffen

Lageplan

Lageplan

Anerkennung

KLE | Freie Architekten BDA, Stadtplaner SRL

Architektur

Rendler Freiraum Landschaftsarchitekt BDLA

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ENTWURFSGEDANKE - GESAMTIDEE - STÄDTEBAULICHE UND FREIRÄUMLICHE EINBINDUNG
Der vorliegende Entwurf respektiert das vorhandene Gebäude in seiner Form aus den Jahren 1964-1965. Mit seiner identitätsstiftenden Architektur dient es als Zeitzeuge und ist stadtbildprägend für die Stadt Neuffen. Man betritt das Gebäude durch den vorhandenen zentralen Eingangsbereich. Durch den Außenaufzug-Parkbereich, sowie barrierefreie Stellplätze, ist dieser nun gut zu erreichen. Der Foyer Bereich wird neu gestaltet. Mobile Garderoben und Thekenbereich empfangen den kommenden Besucher.
Im rückwärtigen Bereich befinden sich die sanierten Toiletten, Behinderten WC, Erste-Hilfe-Raum und der notwendige Aufzug ins Obergeschoss.
Über den Aufzug oder über die bestehende Treppenanlage kommt der Besucher dann in das Foyer des zentralen Veranstaltungsbereichs.
Das vorhandene Treppenhaus bleibt erhalten und die Außenflächen mit Verglasung energetisch saniert. Der bestehende Veranstaltungssaal bleibt in seiner Form erhalten, allerdings sind energetische, akustische und technische Eingriffe notwendig. Durch eine mittige Faltschiebewand ist er in zwei Abschnitte - Bereiche aufteilbar. Die dokumentierten Möblierungsvarianten zeigen seine Flexibilität.
Das Herzstück ist die neue zentrale Küche, die den großen Saal, sowie das große Foyer und den neuen Multifunktionsraum bedienen kann. Für jeden Veranstaltungsbereich besteht eine direkte Ausgabemöglichkeit.
Der Veranstaltungsbereich funktioniert als kompakte Einheit von Saal, Bühne und Foyer und ermöglicht vielfältige Nutzungen. Die Nutzung der einzelnen Saalabschnitte ist gleichzeitig und unabhängig voneinander vorhanden.
Der neue Multifunktionsraum ergänzt in seiner zurückhaltenden Formensprache den Veranstaltungsbereich. Der Blick aus dem Panoramafenster geht in Richtung Martinskirche und Altstadt. In diesem kompletten Bereich wird die dortige Betondecke auf die Höhe des bisherigen Saalbereiches tiefer gelegt, so kann der komplette Veranstaltungsbereich barrierefrei auf einer Ebene bedient und erschlossen werden.
Der Küchenbereich erhält im rückwärtigen Bereich seine Anlieferung. Sämtliche Nebenräume wie Müllentsorgung, Getränke, Vorräte und Personalbereiche schließen sich an. Eine kleine Hebebühne gleicht die vorhandenen Höhenunterschiede zur Ver- und Entsorgung aus.
Gleichzeitig ist über den bestehenden Anlieferhof auch die Verbindung zum Bühnenraum und den Nebenräumen vorhanden. Die nicht mehr notwendigen Gebäudeteile, wie Hausmeisterwohnung und Gastwirtschaft mit Kegelbahn werden abgebrochen und ermöglichen dadurch eine noch klarere Gebäudestruktur nach außen. Auch der vorhandene Gewölbekeller wird geschlossen bzw. aufgefüllt. Die vorhandene Doppelgarage kann erhalten werden, entweder als Garage oder bei Abbruch als Stellplätze. Die Künstler erhalten eine größere und zeitgemäße neu konzipierte Garderobe. Der jetzige Eingang mit dem Treppenhaus soll erhalten bleiben. Die Vereine haben auf der Westseite ihren Haupteingang. Sie erhalten eine kompakte Einheit mit den zwei großen Vereinsräumen, mit integrierter Teeküche und den notwendigen Umkleide und Toilettenbereichen. Ein Lagerbereich ergänzt die Räumlichkeiten in den ehemaligen Toiletten.

VERKEHRSANBINDUNG
Aufgrund der topographischen Lage erfolgt die verkehrstechnische Anbindung der Stadthalle dezentral über den „Oberen Graben“ die Urbanstraße und die Burgstraße:

PKW-STELLPLÄTZE
Insgesamt werden dem Bereich der Stadthalle 60 PKW Stellplätze zugeordnet. Der Schwerpunkt mit 54 Stellplätze liegt entlang dem „Oberen Graben“. Zwei übereinander liegende Parkdecks nehmen hier 28 und 26 Stellplätzen auf. Die Zufahrt zum unteren Parkdeck erfolgt über den Oberen Graben auf der Höhe der Straße zum Kelterplatz. Dieses Parkdeck folgt den Gefälleverhältnissen der Straße mit einem Längsgefälle von 2 %. Das obere Parkdeck wird über eine Zufahrt 65 Meter straßenaufwärts erschlossen und steigt in Richtung Haupteingang der Stadthalle mit 4 % an. Beide Parkierungsebenen sind somit für behinderte Personen uneingeschränkt nutzbar. Im Kopfbereich der beiden Parkdecks werden diese durch einen Aufzug verbunden. Somit ist auch die Stadthalle behindertengerecht erschlossen. Weitere 6 PKW-Stellplätze werden über die Urbanstraße angefahren, die sich auf dem Höhenniveau des Haupteingangs befinden. Von diesen 6 Stellplätzen sind 3 Stellplätze für bewegungseingeschränkte Personen reserviert.

FAHRRÄDER
Auf dem oberen Parkdeck sind neben den PKW-Stellplätzen, parallel zum Haupteingang, Stellplätze für 38 Fahrräder vorhanden.

ANLIEFERUNG
Die Anlieferung der Halle erfolgt über den von der Urbanstraße erschlossenen Hofbereich oder über die Zufahrt von der Burgstraße. Beide Anlieferbereiche sind bereits vorhanden und erhalten in den Randbereichen zum Teil neue bauliche Funktionen.

FREIANLAGEN
Die Freianlagen sind durch das stark fallende Gelände und die Erschließungsfunktionen geprägt. Ziel war es, die Stadthalle wieder stärker optisch in den städtischen Raum wirken zu lassen und die Verknüpfungen Fußgänger-Auto-Anlieferung klarer herauszuarbeiten. So wird die Stadthalle weiterhin über eine große Treppe an den Stadtkern angeschlossen. Die Gestaltung der Treppe weist bewusste fünf gleichartige Treppenelemente auf, um den Höhenunterschied von knapp 5 Meter in einem einheitlichen Gehrhythmus bewältigen zu können. Zwangspunkte zur Anbindung von Parkierungsebenen sind nicht zu berücksichtigen. Für bewegungseingeschränkte Menschen und für Menschen mit Kinderwagen steht der Aufzug zur Verfügung, der daneben auch das untere Parkdeck mit dem Eingangsbereich der Stadthalle verbindet. Der neue Eingangsbereich und das stufenlose Vorfeld dazu ist Kristallisationspunkt verschiedener Funktionen und Flächen.
Ein einheitlicher Pflasterbelag aus kleinformatigen Pflasterplatten in einem flächigen Verband, fassen die verschiedenen Teilflächen zusammen und schaffen so einen einheitlichen Gesamteindruck. Als Belagmaterial ist sowohl ein hochwertiger Betonpflasterbelag wie auch ein Belag aus Natursteinpflasterplatten denkbar. Das Belagmaterial ist auch bei der großen Treppe zu übernehmen. Bei den Parkflächen für PkW´s wird ein Betonpflasterbelag vorgeschlagen, Farbe und Struktur abgestimmt auf den zentralen Eingangsbereich. In diesen Pflasterbelag eingebettet sind das Verbindungselement „Aufzug“, eine lange Sitzbank, ein Infopunkt, die Fahrradabstellplätze und ein großer stattlicher Baum. Es wäre denkbar, hier Teilbereiche zusätzlich noch mit einer transparenten Überdachung aufzuwerten.

BEGRÜNUNG
Schwerpunkt der Begrünung ist die Stärkung der Hangflächen als Wiesenflächen und die Pflanzung von Solitärbäumen als Raumstruktur und Schattenspender. Bei der Auswahl der Gehölzarten wird auf die sich wandelnden klimatischen Bedingungen geachtet. Im Vorfeld der beiden Parkdecks befindet sich ein durchgehender Grünstreifen entlang dem Gehweg. Vertikal werden die Parkdecks über Kletterstrukturen verbunden, die mit Kletter- und Schlingpflanzen begrünt sind.

ENERGIE - BRANDSCHUTZ - HAUSTECHNIK
Energetisch wird die bestehende Stadthalle komplett saniert. Dies betrifft alle Bauteile, die auf den Prüfstand gestellt werden müssen. Zusätzliche Wärmedämmung und Fassadenteile sind notwendig. Eine bauphysikalische Untersuchung ist sinnvoll. Die vorhandenen Fassaden der 60-iger Jahre werden sensibel und zeitgemäß durch neue Elemente ersetzt, die den heutigen Ansprüchen des Energiestandards entsprechen.

Ebenfalls ist der Brandschutz auf den Bestand zu überprüfen. Bauteile-Konstruktion und Rettungswege sind nachzuweisen. Mögliche Kompensationen sind mit den Behörden und der Feuerwehr abzusprechen. Die komplette TGA wird neu konzipiert und mit einem intelligenten Regelsystem versehen. Neue Lüftungsanlagen-mechanische. Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung für die einzelnen Bereiche werden eingebaut.

Beurteilung durch das Preisgericht

In der Grundidee des Entwurfs wird das bestehende Gebäude der Stadthalle respektiert und in seiner Ar-chitektursprache und Präsenz zum Ort als identitätsstiftender Zeitzeuge beibehalten. Die Veränderungen finden hauptsächlich im Inneren statt, ein zusätzlicher Baustein auf der Südseite entwickelt sich aus der Formensprache des Bestands und fügt sich städtebaulich in die anschließende kleinteiligere Bebauung ein.
Eine neue breitere Treppenanlage knüpft an die fußläufige Erschließung aus der Stadt an, führt sie weiter und leitet auf eine gut dimensionierte Vorplatzfläche, die sich Richtung Süden erweitert und begleitet wird vom Fußweg zur Burgstraße.
Die Parkierungsanlage auf zwei Ebenen am Oberen Graben verändert stark die Topographie und den Hangfuß - die Stadthalle wird ihres grünen Sockels beraubt. An der unteren Zufahrt entsteht ein bis zu 6 Meter hohes Portal, das sich dominant im öffentlichen Raum zeigt. Die Parkplätze entwickeln sich in der südlichen Fortführung unter das Straßenniveau, was eine unangenehme Situation entstehen lässt.
Funktional wird mit der Aufzugsanlage die barrierefreie Verbindung der Parkierung und der Fußgänger von der Oberer Graben Straße bis zum Eingang der Stadthalle erreicht.
Begrüßt wird das Stellplatzangebot mit den barrierefreien Stellplätzen nördlich der Halle mit Zufahrt von der Urbanstraße.
Die Eingangsebene bleibt nahezu unverändert, der Innenraum des Foyers und die Anordnung der Vereins-räume bleiben in der jetzigen Form bestehen. Durch räumliche Umwidmungen entstehen neue Zuordnun-gen. Bemängelt wird, dass der Nebenraum der Vereine nicht in räumlichem Bezug zu den Vereinsräumen steht.
Der auf Stützen stehende Multifunktionsraum könnte besser in den Hang integriert werden, eine Nutzung auf der Eingangsebene könnte zusätzliches Raumangebot schaffen.
Auf der oberen Foyerebene wird der Raum erheblich erweitert, es entsteht ein angemessen dimensionier-ter Raum, der den Saal und den Multifunktionsraum erschließt. Die Trennung des Saals lässt zwei gut nutzbare Saaleinheiten entstehen. Die zentrale Lage der Küche lässt eine direkte und Ebenen gleiche Be-wirtung von Saal, Foyer und Multifunktionsraum zu. Die Nebenräume haben Anschluss an den leicht ver-größerten Wirtschaftshof, der Niveau-Unterschied wird über eine Hebebühne bewältigt.
Mit wenigen Eingriffen werden alle funktionalen Anforderungen und räumlichen Zuordnungen erfüllt.
Zur energetischen Sanierung werden außer grundsätzlichen Absichtserklärungen zum behutsamen Um-gang mit der Bausubstanz keine weiteren Angaben gemacht.
Die wirtschaftlichen Kenndaten liegen im Vergleich aller Arbeiten im günstigen Bereich und die Eingriffe in die Substanz sind auf die Decke über den Nebenräumen des Eingangsniveaus beschränkt.
Zusammenfassend eine Arbeit, die die stadtbildprägende Halle in ihrer Anmutung und Ausstrahlung be-lässt und mit wenigen Eingriffen und Erweiterungen funktionale Verbesserungen erzielt. Leider stellt die mächtige Parkierungsanlage einen großen sichtbaren Eingriff in die Topographie dar.
Grundriss UG - Eingangsebene

Grundriss UG - Eingangsebene

Grundriss EG - Saalebene

Grundriss EG - Saalebene

Ansicht Westen

Ansicht Westen

Schnitt A-A

Schnitt A-A

Schnitt B-B

Schnitt B-B

Schnitt C-C

Schnitt C-C

Ansicht Westen

Ansicht Westen

Ansicht Süden

Ansicht Süden