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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2018

Neubau Eingangs- und Ausstellungsgebäude inkl. Freianlagen für das LWL-Freilichtmuseum Detmold

ein 4. Preis

habermann.decker.architekten

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAU/BESUCHERWEGE Das neue Empfangs- und Ausstellungsgebäude wird in den Geländehang zwischen den Stellplätzen an der Paderborner Straße und dem „Plateau“ des jetzigen Eingangs in das Freilichtmuseum positioniert. An dieser Stelle laufen alle Wege in das Freilichtmuseum zusammen, so dass das neue Empfangsgebäude zum Drehpunkt und Gelenk der Besucherwege wird.
Der Weg durch das Eingangs- und Ausstellungsgebäude wird zur natürlichen Verlängerung des bestehenden Weges durch das Freilichtmuseum und wird zu dessen Anfangs- und Endpunkt.
Eine großzügige Treppenanlage führt den Besucher parallel zum bestehenden Hangverlauf vom unteren Parkplatzniveau auf das obere Gelände des Freilichtmuseums. Durch die großzügigen Verglasungen bleibt der Weg durch das Gebäude visuell mit dem Außenraum verbunden. Entsprechend dem Spaziergang durch die Gehöfte und Dörfer des Freilichtmuseums spaziert der Besucher hier durch die Funktionsbereiche des Empfangsgebäudes.
Die Zufahrt für Mitarbeiter und der Zugang zum Betriebsweg bleiben an jetziger Stelle erhalten. Die Kontrolle der Zufahrt liegt in der Flucht des Neubaus.

ZEICHENHAFTIGKEIT Durch die Zeichenhaftigkeit des neuen Empfangs- und Ausstellungsgebäudes wird die Sichtbarkeit des Freilichtmuseums deutlich erhöht und die Aufmerksamkeit der Besucher der Region geweckt. Das Gestaltungskonzept basiert auf der Transformation vorgefundener Strukturen im Freilichtmuseum:
- Sammeln, Lagern und Präsentieren gehören zu den grundsätzlichen Aufgaben eines Museums. Die gestapelten Materiallager noch nicht aufgebauter Fachwerkhäuser, die überall im Freilichtmuseum vorzufinden sind, stellen hierfür ein schönes Sinnbild dar. Auch die Funktionen im neuen Eingangs- und Ausstellungsgebäude sind thematisch sortiert und gestapelt – und genau wie bei den Materiallagern entwickelt sich durch die Verschiebung der Schichten eine besondere Ästhetik und Wiedererkennbarkeit.
- Die Gestaltung vieler der historischen Gebäude basiert, entsprechend den konstruktiven Anforderungen, auf einer Schichtung unterschiedlicher Strukturen und Materialien. Auf den steinernen Sockel im Übergang zum Erdreich folgen die Gefache des Eichenfachwerks und abschließend der Dachstuhl mit wiederum anders gestalteter Hülle. Die Stapelung erfolgt häufig mit kleinen Asymmetrien und mit Überhängen und Auskragungen ganzer Geschosse als Wetterschutz der darunter liegenden Bereiche.
- Gegenüber den horizontalen Strukturen, die durch die Stapelung der Geschosse gebildet werden, sind die einzelnen Fassadenflächen häufig vertikal gegliedert.
Durch die Interpretation dieser vorgefundenen Strukturen wird eine einzigartige, maßstäblich gegliederte Gestaltung mit hohem Wiedererkennungswert entwickelt. Das Eingangs- und Ausstellungsgebäude wird zum zeitgemäßen, neuen Baustein des Freilichtmuseums – eine „Landmark“ mit großer Prägnanz, die als Zeichen und Symbol für das gesamte Freilichtmuseum steht.

FUNKTION Der Neubau stellt sich als kompaktes, sinnvoll organisiert und zoniertes, damit wirtschaftlich und energetisch günstiges Gebäude dar. Die als eigenständige Baukörper erkennbaren gestapelten Geschosse verweben sich mit den unterschiedlichen Niveaus der Umgebung.

Das klare Ordnungskonzept schafft in der Gesamtform eigenständige Bereiche/Ebenen:
- Der ankommende Besucher betritt das einladend wirkende Gebäude im Erdgeschoss unter dem weit auskragenden Holzkörper, welcher gleichzeitig als Wetterschutz dient. Auf diesem Niveau befinden sich auch die behindertengerechten Stellplätze und die Busstellplätze, so dass eine durchgängige Barrierefreiheit erreicht wird.
- Das Eingangsfoyer bildet mit dem Shopbereich eine räumliche Einheit. Die zentrale Theke mit Kassenanlagen kann bei größerem Besucheraufkommen um weitere Kassen erweitert werden. Die Sanitäranlagen, die Schließfächer und die Garderoben sind im hinteren Bereich organisiert.
- Auf der gleichen Ebene befinden sich auch das Zwischenlager, das Materiallager und die Werkstatt für die Vor- Nachbereitung. Diese Raumgruppe ist rund um den nicht einsehbaren Anlieferhof (auch Müllsammlung) gruppiert und kann direkt von der Ebene der Stellplätze angefahren werden. Ein sehr großer Lastenaufzug, der auch mit Staplern befahren werden kann, verbindet alle Geschosse miteinander.
- Im zweiten Geschoss sind zusammenhängend alle Räume der Kulturvermittlung organisiert. Auf dem Weg durch das Gebäude kommt der Besucher automatisch am Filmraum und an den Entdeckerwerkstätten vorbei. Damit diese von den Besuchern direkt wahrgenommen und genutzt werden, sind sie als offener Bereich am Erschließungsweg konzipiert. Wenn funktional gewünscht, können diese aber auch stärker abgetrennt werden.
- Der zweite große Foyerbereich mit Café und Ausstellungsraum 2 befindet sich im dritten Geschoss, auf dem Niveau des Zuganges auf das Gelände des Freilichtmuseums. Über Nordoberlichter kann der Ausstellungsraum mit Tageslicht genutzt werden, bei Nichtbedarf werden diese komplett verdunkelt. Das Café ist mit seiner Außenterrasse Richtung Süden zur barocken Gartenanlage ausgerichtet. Sowohl Foyer als auch Café erhalten durch die Auskragungen des obersten Baukörpers überdachte Außenbereiche. Vorgelagert Richtung Freilichtmuseum befindet sich eine ebene Platzfläche als Wendepunkt des internen Personenbeförderungssystems. Somit wird eine barrierefreie Erschließung des Freilichtmuseums von den Stellplätzen durch das Eingangsgebäude bis ins Museumsgelände realisiert.
- Der große Ausstellungsraum bildet den oberen Abschluss des Gebäudes. Als besonders imposanter Raum, als „Schatzkiste“, wird dieser durch die vorgegebene Höhe und die sichtbare Tragstruktur des Daches geprägt. Dieses dreidimensionale Holzfachwerk entfaltet eine Raumwirkung, die man von historischen Dachstühlen kennt.
ÖKONOMIE UND ÖKOLOGIE stehen im Einklang. Aspekte der Ökologie in gebaute Architektur umsetzen heißt ganzheitlich und allumfassend planen, die Erkenntnisse von Wissenschaft und Technik sachlich bewerten und eine Harmonie zwischen den Bedürfnissen der Nutzer und den Wechselwirkungen der Natur zu schaffen.
Die energetische Optimierung ist wesentliches Konzept des Entwurfes. Neben einer hochwertigen Wärmedämmung und einem sehr guten A/V-Verhältnis ist ein ausgewogenes Verhältnis von verglasten und geschlossenen Fassadenflächen Grundlage der Überlegungen. Die Nutzung regenerativer Energien (Geothermie, Photovoltaik) ....

FREIRAUM Reagierend auf das Eingangs- und Ausstellungsgebäude vermittelt eine zurückhaltend moderne Gestaltung des umliegenden Freiraums zwischen den bestehenden Strukturen, der Landschaft und dem Neubau.

- Die Besucher werden mit einem offenen und großzügigen Eingangsbereich vor dem neuen Gebäude abgeholt. Eine Wartezone mit Rundbank bietet hier die Möglichkeit kurze Wartezeiten zu überbrücken.
- Die Umstrukturierung des Parkplatzes kann die bestehenden PKW-Stellplätze größtenteils erhalten und die geforderten fünf Busstellplätze nördlich des Gebäudes unterbringen. Um das Aussteigen aus den Reisebussen für die Besucher angenehm zu gestalten, wird eine Vorfahrt bzw. ein Ein- und Aussteigepunkt für Busse in unmittelbarer Nähe des Haupteingangs eingerichtet.
- Der sogenannte Eselspfad ermöglicht den Mitarbeitern einen direkten Zugang des Geländes ohne das Gebäude queren zu müssen.
- Durch das neue Gebäude werden die Besucher auf Ebene des dritten Obergeschosses barrierefrei in das Freilichtmuseum geführt. Die Anordnung und Positionierung der Ausstattungselemente und Pflanzungen leitet die Besucher in Richtung des bestehenden Geländes. Dieser Bereich dient zusätzlich als Wartezone für das Besucherbeförderungssystem.
- Angegliedert an das Café im dritten Geschoss befindet sich eine Terrasse für die Außengastronomie mit Blick und Zugang in den Barockgarten.