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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2018

Neubau der Dreifeldsporthalle Moltkestraße in Karlsruhe

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 13.000 EUR

Thomas Fabrinsky

Architektur

Bruder&Van den Bergh

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

STÄDTEBAULICHE FÜGUNG UND EINBINDUNG

Die Sporthalle liegt von der Moltkestraße aus in zweiter Reihe hinter der PH-Sporthalle und fügt sich in die ortstypische Charakteristik der einzelnen Solitäre, umgeben vom reichen Baumbestand des Hardtwaldes. Um die Halle auf dem knapp bemessenen Grundstück möglichst unaufdringlich zu positionieren, bindet der Baukörper ein Geschoss ins Erdreich ein und hat im Norden und Westen eine Grenzbebauung. Damit treten die Geräteräume und die Technikflächen nicht in Erscheinung und nur die reine Halle mit Foyer bilden das sichtbare, kleinstmögliche Volumen ab.
Im Westen wird die vorhandene Fuß- und Radwegeverbindung zwischen Engländerplatz und Halle erhalten, im Osten möglichst viel Freifläche für den Schulhof der Hebel-Schulen geschaffen.

Im Süden ist der Neubau deutlich von der PH-Sporthalle abgerückt und bildet dort einen klaren Vorplatz. Hier schlagen wir vor, den zergliederten Bereich zwischen PH-Halle und -Mensa mit einzubeziehen und durch eine einheitliche, großzügige Fläche mit durchgehendem Bodenbelag und einzelnen Bäumen mit Baumscheiben zu klären, welche in den Vorplatz der neuen Sporthalle übergeht. Der Schulhof funktioniert eigenständig und ist durch eine Grünfläche spürbar abgesetzt, das Merkmal des Pausenbereiches im Grünen wird weitergeführt.

ERSCHLIESSUNG UND INNERE ORGANISATION

Die Erschließung der Halle funktioniert für Schulen und Vereinssport getrennt. Der Baukörper reagiert auf diese verschiedenen Bewegungsrichtungen jeweils mit einem eigenen, großzügig verglasten und wettergeschützten Rücksprung. Diese sind bereits von der Moltkestraße aus sichtbar sind. Für die Schüler ist diese Eingangsnische an der Ostfassade, zum Schulhof mit direktem Blick in das Foyer der Sporthalle angeordnet und dient gleichzeitig als überdachte Pausenfläche bei schlechtem Wetter.

Der Zugang für die Vereinssportler und Zuschauer liegt auf der Südseite am südlichen Vorplatz.
Von dieser überdachten Vorfläche ist der Blick auf das sportliche Geschehen in der Halle und die Zuschauertribünen durch die raumhohe Glasfassade bereits vor dem Betreten der Halle möglich. Der räumlich gefasste Vorplatz mit Fahrradstellplätzen ist mit spielerisch angeordneten Sitzmöglichkeiten unter Schatten spendenden Bäumen gegliedert und lädt zum Treffen, Verweilen und Pausieren ein.

Beide Eingänge führen barrierefrei über einen gemeinsamen Windfang in das großzügige Foyer, wo man dank schlanker Pendelstützen und Glasbrüstung sofort freien Blick auf die Sportfläche hat. Zwischen den Stützen befinden sich Sitzbänke und fungieren beim Training als Wartebereich für die Vereinssportler, bei kleineren Wettkämpfen können Besucher auch ohne ausgefahrene Tribüne sitzen. Der offene Bereich mit Tresen für Kuchen- und Getränkeverkauf dient bei größeren Sportveranstaltungen als Begegnungsfläche sowie als Verteiler zur zentral gelegenen Treppe, Galerie und der ersten Tribüne.
Von der Galerie gelangt man einerseits zu den anderen Tribünen, andererseits zu Garderobe, Besucher-WCs und weiteren dienende Räumen.
Der Eingang und das Foyer sind vom Raum des Hallenwartes über die breite, offene Zugangstreppe ins Untergeschoss zu den Umkleiden auf Hallenebene gut einsehbar.
Der komplette Sportbetrieb mit Sportler-Umkleiden, WCs, Lehrer- und Schiedsrichterräumen findet eine Ebene tiefer, auf Hallenniveau, statt.

Die Anlieferung erfolgt über den Schulhof und bei Veranstaltungen über einen Nebeneingang bei der Getränkeausgabe und damit unabhängig vom Zugang der Besucher über den Vorplatz. Die Einbringung von Sportgerät und Technik vom Foyer zur Hallenebene erfolgt über eine Kranschiene mit Hebezug. Der Geräteschuppen ist am Ende der Galerie in den Baukörper eingebunden und direkt vom Schulhof aus zugänglich.

HALLEN-INNENRAUM RHYTHMUS UND REIHUNG

Der Hallen-Innenraum ist geprägt von einem sichtbaren Holztragwerk mit engem Achsabstand. Die frei stehenden Pendelstützen bilden einen Filter zwischen Foyer/Galerie und Tribünen/Halle. Es entsteht dadurch eine rhythmisierte Raumgliederung, die sich in den Dachbindern mit den Rahmenstützen an der gegenüberliegenden Hallenfassade fortsetzt und den Blick der Zuschauer in Richtung Spielfeld lenkt.
Der Länge nach betrachtet, entsteht eine wohltuende Reihung, die konstruktiv ohne Nebenträger und auffallende Sekundärkonstruktionen auskommt. Der Lichteinfall der Polycarbonat-Fassade, die bis an die Oberkante der Dachbinder hochführt, unterstützt diesen Effekt noch.
Die Oberlichter, Haustechnik- und Sportgeräte werden in den Flächen zwischen den Bindern angeordnet und liegen weit oben in einer Ebene, sodass die gestaltprägende Reihung der Binder nach unten frei erlebbar bleibt. Unterhalb der Binder hängt nichts und die Deckenfläche ist beruhigt.

MATERIAL UND FARBE

Der Baukörper ist auf Fußgängerniveau durch Eingangsnischen, Pfosten-Riegel-Fassade, Sichtbetonsockel und Grünfassade horizontal gegliedert. Darüber ist die Polycarbonat-Fassade als leichte Konstruktion angeordnet, welche dem Baukörper Höhe und Masse nimmt. Die Halle fügt sich zurückhaltend und doch selbstbewusst als Solitär in den von Bäumen geprägten Bestand ein.
Die Hauptfassade besteht aus transluzenten, opalen Polycarbonat-Stegplatten. Diese sehr gut wärmedämmenden Platten zeichnen sich durch hohe Festigkeit, Schlagzähigkeit, Steifigkeit und Härte bei gleichzeitig geringem Gewicht und guter Verarbeitbarkeit aus. Sie sind hitzeunempfindlich, UV-beständig, schwer entflammbar und nicht brennend abtropfend.
Im Bereich von massiven Wänden werden die Platten weiter geführt und als transparente Wärmedämmung (TWD) verwendet.
Die Pfosten-Riegel-Fassade hat innenliegende Vertikalrollos als Sicht- und Blendschutz.
Alle verwendeten, sichtbaren Materialien werden ohne künstliche Färbung verwendet und behalten ihren jeweilige materialspezifische Charakteristik. Das im Innenraum sichtbare Haupttragwerk wir mit einer hellen, geseiften Oberfläche eingebaut, um ein Vergilben des Holzes zu verhindern. Der Hallenboden ist aus dunklem Linoleum, alle sonstigen Böden aus dunklem Gussasphalt. Die umlaufende Prallschutzwand aus astfreier, geseifter Weißtanne, als vertikale Schalung verbaut, schafft einen sensiblen Übergang vom dunklen Boden zur lichtdurchfluteten Fassade.
Wände im Innenraum sind aus schlichtem und unempfindlichen, farblos hydrophobiertem Sichtbeton.

NACHHALTIGKEIT

Da die Polycarbonat-Platten sortenrein verarbeitet und nicht verklebt oder vermischt verbaut werden, sind diese komplett recycelbar und werden nach einem Rückbau zu einem Kunststoffgranulat verarbeitet, das als Ausgangsstoff für neue Kunststoffprodukte dient.
Das Tragwerk besteht überwiegend aus CO²-neutralem Brettschichtholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Es unterstützt das Raumklima, ist akustisch wirksam, ungiftig, wird vorgefertigt, hat kurze Transportwege und kann nach dem Abbruch vollständig weiterverarbeitet oder recycelt werden. Durch die enge Stützen-Binder-Reihung entstehen kleine Deckenfelder mit geringer Binderhöhe ohne Nebenträger. Die Mehrfeld-Deckenplatte spannt ohne Verstärkungen von Binder zu Binder, was eine leichte und damit wirtschaftliche Hallenkonstruktion mit sich bringt. Die Halle, das Foyer und die dienenden Räume erhalten ein durchgängiges Dach, das mit großformatigen Dickholzplatten (12,00 x 2,50 m) belegt wird, d. h. die Halle ist zu einem frühen Zeitpunkt regendicht, was den Bauablauf positiv beeinflusst.
Alle Betonbauteile, bei denen es technisch und wirtschaftlich umsetzbar ist, können aus Recyclingbeton als Fertigteile hergestellt werden.
Die Materialien und Oberflächen sind so gewählt, dass die Bauunterhaltung möglichst gering sein wird, d. h. schmutz- und beschädigungsresistent, wodurch geringe Reinigungs- und Instandhaltungskosten anfallen.
Die Heiz-Energiekosten werden durch die hochgedämmte Hüllfläche gering gehalten. Der verbrauchten, warmen Innenluft wird mittels Wärmetauscher die Wärme entzogen und der frischen Luft zugeführt, sodass vorgewärmte Luft in die Halle eingebracht wird.
Durch die eingeplante, natürliche Nachtauskühlung über Fassade und Dach ersparen wir uns die technische Kühlung und somit weitere Energiekosten.
Die Halle wird dank der umlaufenden Polycarbonat-Fassade mit einem Lichttransmissionsfaktor von 36 % mit Tageslicht durchflutet, was den Stromverbrauch für Beleuchtung minimiert.
Die Anlagentechnik wird mit hocheffizienten, energiesparenden Komponenten ausgestattet.
Die auf der Dachfläche flach angeordnete PV-Anlage wird eingesetzt, um den eigenen Stromverbrauch so weit wie möglich abzudecken.
Durch die Ausbildung der Unterflur-Versorgungsschächte in U-Form ist dauerhaft die Revision aller Medien und Leitungen bis zu den Steigeschächten möglich, was Wartung und Bauunterhalt erheblich erleichtert und damit laufende Kosten reduziert.

Die extensive Dachbegrünung hält das Regenwasser zurück, fördert eine gleichmäßige Bauteiltemperatur, dadurch die Langlebigkeit des Daches, liefert Lebensraum für Fauna und Flora. Die Dachbegrünung ist unregelmäßig mit hochbeetartigen Feldern ausgestattet, die eine höhere Vegetationsschicht und somit eine größere Pflanzenvielfalt zulässt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser der Arbeit 1014 schlagen einen Solitär vor, der entlang der nördlichen
Grundstücksgrenze verläuft und südlich deutlich von dem Hallengebäude der PH
abrückt. Dadurch entsteht ein großzügiger Vorplatz vor dem Eingangsbereich für
Vereine und Zuschauer. Positiv bewertet die Jury das Schaufenster in die Halle im
Bereich der überdachten Eingangszone.
Der Entwurf besticht durch seine Klarheit, wohl überlegte Zuordnung aller
Funktionsbereiche und schön proportionierten und gut gestalteten Fassaden. Auch das
Technikkonzept ist gut durchdacht und nachvollziehbar dargestellt. Ein Energiekonzept
gemäß Auslobung und eine solar vollständig nutzbare Dachfläche fehlen jedoch.
Jedoch nicht nachvollziehbar ist die Entscheidung, die Hauptträger als einseitigen
Rahmen auszuführen. Um für die Aufnahme der vertikalen Einwirkungen eine günstige
Rahmenwirkung zu aktivieren, wäre es notwendig mit der Dachscheibe ein horizontales
Auflager für die Rahmen auszubilden, so dass ein Eckmoment entstehen kann. Die
Ausführung als Träger auf zwei Stützen wäre einfacher und schlüssiger.
Die Wahl der Fassadenhülle wird differenziert beurteilt. Unbestritten ist die ästhetische
Wirkung des transluzenten Materials Polycarbonat. Allerdings gibt es Nachteile, die im
Bezug auf den Stellenwert der Nachhaltigkeit bei diesem Wettbewerb nicht akzeptabel
sind. Nicht hinnehmbar ist die umlaufende Bekleidung der Halle im Hinblick auf den
Wärmeeintrag im Sommer aber auch den Wärmeverlust im Winter. Die Hüllfläche fällt
zudem im Vergleich zu den anderen Arbeiten hoch aus. Im Falle einer Realisierung
dieses Entwurfes müsste die Fassade grundsätzlich überarbeitet werden.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Anicht Ost, Schnitt B-B

Anicht Ost, Schnitt B-B

Anicht Süd, Schnitt A-A

Anicht Süd, Schnitt A-A

Innenraum

Innenraum

Modell ( Modellbau: werkplan A. Fofona )

Modell ( Modellbau: werkplan A. Fofona )

Modell ( Modellbau: werkplan A. Fofona )

Modell ( Modellbau: werkplan A. Fofona )