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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2018

Neubau eines Fernbusterminals in Bremen

Perspektive vom Breitenweg

Perspektive vom Breitenweg

2. Anerkennung

Preisgeld: 7.000 EUR

RENNER HAINKE WIRTH ZIRN ARCHITEKTEN GmbH

Architektur

Werner Sobek AG

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Städtebau:

Die geplante Bebauung mit einem Fernbusterminal, einem Hotel und einem Parkhaus wird als neuer zentraler Verkehrsknotenpunkt die östliche Bahnhofsvorstadt neu beleben. Das Fernbusterminal als auch das junge Hotel werden als moderner Verkehrsknoten über 24 Stunden am Tag viele Reisende und Besucher anziehen.

Hochpunkt im städtebaulichen Geflecht
Aus der Ferne wird das neue Quartier zukünftig durch seinen 11-geschossigen, markanten Hochpunkt auf sich aufmerksam machen. Besonders von der Bundesbahn und dem stadtseitigen „Breitenweg“ wird es direkte Sichtbezüge in das neue Quartier geben. Das ca. 37m hohe, hybrid genutzte Hotelgebäude nimmt in seiner Fassadengestaltung durch die Verwendung von Naturstein und Ziegel Bezüge zu den benachbarten, denkmalgeschützten Gebäuden auf. Ein rahmendes, städtebauliches Ensemble entsteht.

Das Busterminal - zurückhaltend dynamisch
Die Idee des Busterminals ist aus der dynamischen Faltung einer flächigen Überdachung entstanden. Die mäandrierende 2.110m² große Dachform ermöglicht durch seine wechselseitigen Einschnitte und die Faltung einen rhythmisierten Tageslichteinfall der tief in das Terminal reicht. Die Richtung des gefalteten Terminaldachs öffnet sich einladend zum Bahnhofsvorplatz – der Richtung - aus der die meisten Passagiere ihre Reise antreten. Die helle Stahldachkonstruktion schwebt in ca. 6,5m Höhe über dem Busbahnhof.

Im Ensemble der denkmalgeschützten benachbarten Gebäude, nimmt sich das elegante Terminaldach in seiner Gesamterscheinung zurück. Die Faltung und eine weiche, warme Lichtgebung erzeugt auch bei Nacht eine einladende unaufdringliche Fernwirkung.

Parken mit Charakter
Im städtebaulichen Kontext ist es uns wichtig, dem 7-geschossigen, 17.470 m² (BGF) großem Parkhaus eine möglichst urbane Gestalt zu geben, die nicht als Fremdkörper im Raum wirkt. Die große Gebäudemasse soll sich harmonisch in das innerstädtische Ensemble einfügen. Aus diesem Grund haben wir uns für eine leichte, horizontal gefaltete Glasfasergewebefassade mit sandsteinfarbener Bespannung entschieden. Dunkel abgesetzte, weniger eng gewebte horizontale „Schnitte“ stören die umlaufende Wicklung und geben dem Parkhaus seinen ortsbezogenen Charakter. Die auf ein selbsttragendes Rahmensystem aufgespannte Fassade lehnt sich in der Farbgebung an die Gestaltung der benachbarten Bebauung an. Sie ist offen, transparent und freundlich.
Im Erdgeschoss öffnen sich Läden über eine kleine Terminalhalle in den Stadtraum und gestalten durch die fließende Vernetzung der Sondernutzungen wie der PKW- und Fahrradvermietung, dem Kiosk, Bäcker oder der Bank einen Wetter geschützen belebenden Stadtbaustein mit hellen großflächig verglasten Fassaden.

Erschließung:

Busterminal
Die Einfahrt des Fernbusterminals ist von Westen über den Breitenweg geplant. Verspiegelte Dreieckssteelen mit einer Höhe der Busse leiten vom Breitenweg in den Terminalbereich hinein. Von der Einfahrt bis zur Einfahrtsschranke können sich Busse aufstauen, ohne den Durchgangsverkehr zu behindern. Die Einfahrtsschranke kann von den direkt angrenzenden Betriebsräumen eingesehen werden.
Die neun Parktaschen der Fernbusse unter dem 6,5 m hohen Dach haben eine Breite von 3,7m. Die Bussteige für die Passagiere sind 4,0m breit und ermöglichen ohne Stützen oder sonstige Aufbauten ein komfortables und behinderungsfreies Be- und Entladen der Busse. Alle Informationssysteme wie die großformatigen, digitalen Informationsrotonden hängen am Anfang der Bussteige von der Dachkonstruktion.

Hotel/ Boarding- oder Bürohaus:
Das Hotel wird von Osten aus der Bürgermeister-Smidt-Straße über eine dreigeschossige Eingangshalle erschlossen. Ruhig gegliedert, öffnet sich der südliche Gebäudeteil in den untersten drei Ebenen mit gastronomischen Nutzungen und einem hohen Glasanteil in Richtung Busbahnhof. Von Westen gibt es einen zweiten Eingang in das Erdgeschoss. Hotel als auch Terminal profitieren von der offenen, fließenden Gestaltung dieser Zone. Die 116 Hotelzimmer mit 349 Betten werden, einem Budgethotel angemessen, effizient über einen Mittelflur, der Aufzugsvorbereich natürlich belichtet wird erschlossen. Die erforderlichen barrierefreien und rollstuhlgerechten Zimmer sind an den Stirnseiten des Hotels nachgewiesen.
Über die nördlich des Gebäudes angrenzende Straße ist die Ver- und Entsorgung des Hotels organisiert. Auch die drei Etagen des Büro- oder Boardinghauses werden von hier aus erschlossen. In der Einbahnstraße sind die Kurzzeitparkplätze für Hotel und Gewerbe, aber auch die „Kiss + Ride“ Zone für das Busterminal geplant.
Die obersten drei Geschosse des Hochhauses setzten sich als Gebäudekrone durch andere Geschosshöhen, offene Loggien, eine gefaltete, flexible Bürohausfassade und Lichtakzente von der darunter befindliche 8-geschossigen Hotelnutzung ab.

Parkhaus.
Über einer massiven Sockelzone und einem Fahrradparkhaus für 100 Fahrräder sind westlich des Hotels 500 PKW-Stellplätze in einem Parkhaus untergebracht. Von der ca. 1,5m höher liegenden Straße „Beim Handelsmuseum“, wird das Parkhaus über eine zweispurige Einfahrt von Norden her erschlossen. Die insgesamt vier Zu- und Abfahrtsspuren garantieren einen zügigen Abfertigungs-verkehr. Das 7-geschossige Parkhaus ist über Split-Level organisiert und nutzt den vorhandenen Geländeverlauf aus. Das Gebäude hat zwei Treppenhäuser und einen Aufzug. Die Haupterschließung zu Fuß erfolgt von Osten über die kleine Straße hinter dem Hotel. Hier befinden sich auch die Kassenautomaten. Seitlich dieses Eingangs wird das unter dem Einfahrtsanlage des Parkhauses befindliche Fahrradparkhaus über eine Rampe erschlossen. Das zweite Treppenhaus ist als reiner Fluchtweg organisiert und endet westlich des Busterminals.


Tragwerk und Fassaden:

Busterminal:

TRAGWERK:
Das Dachtragwerk des Fernbusterminals wird auf insgesamt zehn schräg stehenden eingespannten Betonstützen aufgelagert. Diese sind jeweils einzeln je Bussteig im vordersten oder hintersten Bereich angeordnet und behindern an keiner Stelle die erforderlichen Funktionsabläufe des Ein- und Aussteigens oder das Beladen der Fernbusse. Zwischen den somit alternierenden Stützen-kopfpunkten bilden sich demnach Abstände von ca. 25m bzw. 12 m. Der rechteckige Querschnitt der Betonstützen bietet ausreichend Steifigkeit und wird als Rahmenstütze zur Aussteifung des Systems herangezogen. In den zehn blechverkleideten Betonstützen sind alle erforderlichen Funktionen des Terminals wie Fallrohre, Licht, Lautsprecher usw. integriert.
Das Dachtragwerk besteht aus einer gefalteten wiederkehrenden Geometrie. Die Hauptstruktur des Stahldaches folgt dabei dieser vorgegebenen Form, wobei das Tragwerk durch Lichtschlitze zwischen den Stützen unterbrochen wird. Ausgehend von den Stützen bilden die Stahlträger daher Kragarme zu den Ecken hin, ähnlich einer Schirmstruktur. Zwischen den Stützen der vorderen Reihe und der hinteren Reihe kann durch die Verbindung dieser Strukturen eine Durchlaufwirkung erzeugt werden. Diese trägt einen Großteil zur Aussteifung des Systems bei und wirkt sich positiv auf das Verformungsverhalten aus. Für die Realisierung der Auskragungen sind biegesteife Verbindungen an den Knotenpunkten über den Stützen erforderlich. Die Stahlträger können aus den vorhandenen Standardquerschnitten gewählt werden. In den einzelnen Dreiecksfeldern, die sich zwischen den Hauptträgern ausbilden, wird eine Sekundärstruktur aus parallel zueinander verlaufenden Nebenträgern eingebracht. Diese erhöht die horizontale Steifigkeit und dient gleichzeitig zur Befestigung der gewünschten Verkleidung des Daches. Die Nebenträger selbst können als Einfeldträger ausgebildet werden.

DIE FÜNFTE FASSADE - LICHT FÜR DEN ZOB BREMEN:
Die Lichtgestaltung inszeniert die schlichte und prägnante Architektur des neuen Gebäudeensembles. Der ZOB Bremen ist so auch bei Dunkelheit markant, aber unaufdringlich wahrnehmbar.

Die Dachunterseite ist flächig hell, sie wirkt leicht und macht den Raum darunter großzügig. Die Strahler sind in die Stützenaußenhaut integriert.

Aus dem Zwischenraum zwischen Stütze und Dachkörper gestalten breitstrahlende Leuchten eine ruhige und sichere Atmosphäre. Engstrahlende Leuchten an selber Position erzeugen Lichtinseln, die den Raum gliedern und privatere Bereiche schaffen. So wird der Aufenthalt am ZOB nicht nur sicher, sondern auch angenehm.


Hotel/ Boarding- oder Bürohaus:

TRAGWERK:
Das Hotel ist als Betonskelettbau mit einem Kellergeschoss und elf Obergeschossen konzipiert. Während die Geschosshöhen des Hotels 3,3m hoch sind, sind diese in den drei oberen Etagen mit 3,5m Höhe geplant. Das Hoteldach hat ein WU-Dach und ist extensiv begrünt.
Zwei Kerne mit insgesamt drei Aufzügen erschließen das Gebäude. Zwei Aufzüge sind dem Hotel zugeordnet und funktionieren als Durchlader. Der dritte Aufzug ist zur Erschließung der drei Obergeschosse geplant. Da dieser Aufzug als Feuerwehraufzug für beide Nutzungen konzipiert ist, kann er im Rettungsfall auch für das Hotel mitgenutzt werden. Eine intelligente Aufzugssteuerung ermöglicht optional den mittleren Aufzug auch für die Erschließung der Büro/Boardinghausnutzung mit zu nutzen.

FASSADE:
Die hinterlüfteten Fassaden des Hotels sind in dem übergeordneten Gebäuderaster mit Sandstein verkleidet. Die Füllungen der schrägen Leibungsschnitte, die die Plastizität der Fassaden betonen, sind analog den Farben der benachbarten denkmalgeschützten Gebäude mit Klinker verkleidet.
Das mäandrierende Terminaldach schließt in einem Abstand von einem Meter auf unterschiedlichen Gebäudehöhen an das Hotel an. Der gekippte Anschluss an die Hotelfassade ist der Grund für die verglaste Ziegel-Loch-Fassade im 2. Obergeschoss des Hauses.
Das Licht in der Gastronomie, in den Zimmern und dem zusammengefasste 3-geschossigen Büro-aufbau des Hotels belebt die Fassade. In dem oberen Gebäudeteil fasst eine schlichte Beleuchtung der umlaufenden Laibungen die Geschosse zusammen. Sie bilden die "Krone" des hohen Hauses.


Parkhaus:

TRAGWERK:
Über einem massiven Erdgeschossbauwerk in Stahlbeton ist eine Stahl-Systemkonstruktion mit Unterzügen und ca. 10 cm dicken Betondecken geplant. 8m breite Rampen verbinden die in Split-Level konzipierten Parkebenen. Die beiden Treppenhäuser in Ortbeton steifen das Gebäude aus.

FASSADE:
Das gewählte Material für die plastische Fassade ist ein PTFE beschichtetes Glasfasergewebe, das sich einfach montieren und spannen lässt und dauerhaft für den Außenraum geeignet ist. Mit diesem Material lassen sich die gewünschte warme Erscheinung und ein dynamisches Fassadenbild erzeugen.
Flächiges Streiflicht auf dem Parkhaus zeigt auch bei Dunkelheit mit seinem Schattenwurf die Dreidimensionalität der Fassade. Auf der Außenhaut sind ruhige Lichtbewegungen zu sehen: Die im Inneren fahrenden Fahrzeuge "animieren" mit ihren Scheinwerfern die halbtransparente Fassade nach außen.
Auf dem Dach des Parkhauses können wir uns Photovoltaik / Solarpaneele oder auch Windräder vorstellen, die für die Elektrotankstellen der E-Bikes und E-PKW herangezogen werden. Die Wetterverhältnisse in Bremen sprechen eher für Windräder, die bei Nacht zum markanten und innovativen Bild des neuen ZOB beitragen. Die gewonnene Energie könnte auch für das Hotel mit genutzt werden.


Freiraumkonzept:

Das neue Fernbusterminal entsteht in einem Kontext aus repräsentativen öffentlichen Flächen in Osten und heterogenen gewerblichen Flächen im Westen, Norden und Süden. Ziel des Freiraum-konzepts ist es, das Terminal vor allem in Richtung Bahnhofsvorplatz großzügig anzubinden und ansonsten das Umfeld zu ordnen und neu zu strukturieren. Dieses wird über drei Interventions-ebenen erreicht:

Baumreihen
Als übergreifende, grüne Strukturen sind im Bahnhofsumfeld in Ost-West Richtung verlaufende Baumreihen ablesbar. Diese werden als grüne „Leitlinien“ in den Straßenzügen aufgenommen und definieren so nördlich und südlich das Areal.

Oberflächen
Das Fernbusterminal wird in das System der Gehwege im Osten eingebunden und das Material der linearen Pflasterung für alle Gehwegbereiche übernommen. Das Terminal selbst erhält einen eigenständigen homogenen Belag, der die Neubauten Parkhaus, Hotel und Terminaldach zusammen-bindet und als eigenständigen, besonderen Raum ablesbar macht. Der helle Farbasphalt schafft eine fugenlose, rollkofferfreundliche Bewegungsfläche, die farblich mit den Fassaden der Gebäude korrespondiert. Die Fahrspuren und Haltebuchten der Busse setzen sich durch Ihre robuste Ortbetonoberfläche klar von der Bewegungsfläche der Besucher ab.

Ausstattung
Die Flächen des Terminals werden zur bestmöglichen Orientierung und freien Bewegung der Gäste möglichst offen gehalten und nur reduziert mit Mobiliar belegt. Jeder Fahrsteig erhält stirnseitig der Parktasche eine großzügige unterleuchtete Bank. Fahrradständer sind nur als Kurzparkplätze vorgesehen, für längere Abstellzeiten ist ein sicheres Fahrradparkhaus unter der Einfahrtszone des Parkhauses geplant.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der elfgeschossige Hotelkomplex mit einer Fassade aus Naturstein und roter Klinkerausfachung schafft eine ruhige und doch selbstbewusste Dominante mit klarer Adressbildung, der Nutzung angemessen ohne architektonische Allüren. Der gesamt Bau ist dreigeteilt, in Sockelzone für die Hotellobby, Mittelbau für die Zimmer und einer gläsernen, dreigeschossigen Laterne, die den Sondernutzungen im Gebäude einen zurückhaltend exklusiven Auf-tritt verschafft. Auch städtebaulich ist der Entwurf robust und hält sich nahezu exakt an die Vorgaben Er bildet eine lange Flucht aus Hotel und Parkhaus, ergänzt um das lineare Dach des Busterminals, das in seiner Form die Bustaschen nachzeichnet und durch geschickte Mäandrierung und Öffnung an den Schnittstellen einen leichten und hellen Eindruck vermittelt. Allerdings rückt das Dach sehr nah an die Baukörper heran, und untergräbt so deren Wirkung wie auch den Gesamteindruck der Anlage. Auch funktional schafft die glatte Fassade der Baukörper an dieser Fuge wenig Qualität und Orientierung für die dort angeordneten Serviceeinrichtungen. Funktional lösen die Grundrisse die Erwartungen ein und zeigen insbesondere im Hotel-komplex, dass die Grundrisse auch für Sonderfunktion geeignet sind und angepasst werden können. Lediglich die enge Aufeinanderfolge der beiden Fluchttreppenhäuser könnten im Grundriss besser gelöst werden. In Bezug auf die gewünschte Ensemblewirkung kann der Entwurf nicht gänzlich überzeugen. Während der Hotelkomplex mit seiner an die 1950er Jahre angelehnten Rasterfassade und in der Materialwahl Anleihen am Fruchthof sucht, bestehen sowohl das Terminaldach als auch das Parkhaus aus gefalteten Dach- und Fassadenelementen aus unterschiedlichen Farben und Materialien. Der Dreiklang löst sich hier nicht auf in eine stimmige, dem Ort angemessene Geste.
Piktogramme

Piktogramme

Piktogramme

Piktogramme

Lageplan

Lageplan

Perspektive Bahnhofsplatz

Perspektive Bahnhofsplatz

Erdgeschoss Grundriss

Erdgeschoss Grundriss

Piktokramme Dachtragwerk Fernbusterminal

Piktokramme Dachtragwerk Fernbusterminal

Ansicht Südwest

Ansicht Südwest

Ansicht Südost

Ansicht Südost

Fassadenschnitte

Fassadenschnitte