modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 01/2019

Wohnquartier am Böllberger Weg in Halle (Saale), 1. BA

Lageplan

Lageplan

1. Preis

Naumann Wasserkampf Architekten PartGmbB

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der signifikante Entwurf, der unter anderem Wohnungsbauten von Hans Scharoun aus den 1950er Jahren interpretiert, besetzt das Grundstück mit jeweils 5 Baukörpern, die im Versatz zueinander angeordnet sind. Die Leitidee besticht mit dem konsequenten Ansatz und Ziel, den Wasserblick von allen Wohnungen aus zu ermöglichen. Der Geschosswohnungsbau im TG 4 überrascht mit einem dreifingrigen aufgefächerten Grundriss, der sich jedoch ganz selbstverständlich auf dem Grundstück verankert und mit der Landschaft und der Topografie verzahnt. Es entstehen somit kurze Gebäudekanten, welche die Massivität optisch geschickt reduzieren, und innenräumlich sehr abwechslungsreiche Wohnungen und Ausblicke erzeugen.

Das Gelände wird terrassiert ausgebildet, durch zwei Stützmauern abgefangen und es entstehen zwei Plateaus, auf denen die jeweiligen Baukörper stehen. Dazwischen wird der Hang mit Großgrün ergänzt. Die Erhaltung des Bestandsgrüns auf der Böschung steht im Mittelpunkt des Freiraumentwurfs. Die privaten Reihenhausgärten werden gegenüber dem Verkehrsraum gekonnt erhöht ausgebildet, um die Privatheit zu stärken. Der Entwurf besticht durch eine stringente Durchlässigkeit des Grüns in Ost-West-Richtung, die entlang der Planstraße A im Osten signifikant durch rhythmische Baumsetzungen akzentuiert wird.

Der Zugangsbereich des TG 4 an der Planstraße liegt tiefer als das EG. Dieses wird als Hochparterre ausgebildet und ermöglicht somit einen ebenerdigen Ausgang zum Gartenplateau. Am Eingangsbereich wird so eine eindeutige Adresse ausgebildet. Die hier entstehende Privatsphäre wird ebenfalls begrüßt. Die Doppelhäuser im TG 5 werden als viergeschossige Punkthäuser mit kleinem Footprint ausgebildet und sind auf Lücke zum Geschosswohnungsbau angeordnet. Der Zugang erfolgt ebenerdig auf Straßenniveau. Das Gartenplateau wird mittels einer halben Treppe erreicht und liegt ein halbes Geschoss höher. Auch die Doppelhäuser nehmen sinnfällig die Gestaltungstypologie der Geschosswohnungen auf und sind als Zweispänner organisiert. Die viergeschossige Ausbildung wird jedoch sehr kritisch bewertet und überschreitet die Vorgabe.

Die mäandrierende Wohnungsanordnung verblüfft, schafft jedoch äußerst abwechslungsreiche Grundrisse mit sehr hoher Aufenthaltsqualität sowie Ausblicken in drei Himmelsrichtungen, immer mit Fokus zum Wasser. Das polygonal mittige Treppenhaus erschließt äußerst effektiv und sehr geschickt alle Wohnungen. Die orthogonale Grundrisstypologie fächert sich förmlich darum auf. Die vorgeschlagenen Grundriss- und Fassadenlösungen mit einer Klinker-Lochfassade überzeugen und bieten den Nutzern sehr abwechslungsreiche, gut proportionierte Wohnungen mit differenzierten Blicken.

Da scheinbar alle Wohnungen und Wände übereinander liegen, lässt dies eine sehr wirtschaftliche Realisierung erwarten, obgleich sich sehr viel Hüllfläche ergibt. Die minimalen Treppenkerne und daraus resultierenden geringen Verkehrsflächen tragen ebenso zu einer guten Wirtschaftlichkeit bei. Das Staffelgeschoss überschreitet bei drei Gebäuden 2/3 der Grundfläche und muss reduziert werden. Die Gestaltung der Tiefgarage überzeugt in Geometrie und Anordnung nicht, es entstehen sehr viele Restflächen, die nicht nutzbar sind.

Insgesamt bietet die Arbeit einen sehr wertvollen Beitrag und überzeugt das Preisgericht. Dem Entwurf gelingt mit seiner eigenständigen Architektursprache ein moderner prägnanter Wohnungsbau mit einem hohen Wiedererkennungs- und Identifikationswert für das neue Wohngebiet an der Saale.
Ansicht Südost

Ansicht Südost

Querschnitt 1

Querschnitt 1

Ansicht Nordwest

Ansicht Nordwest

Querschnitt 2

Querschnitt 2