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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2019

Neues Stadtteilzentrum Freiham Nord in München

Mahatma-Gandhi-Platz

Mahatma-Gandhi-Platz

Anerkennung

Auer Weber

Architektur

grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner partnerschaft mbb

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebaulicher Ansatz

Unser Entwurf berücksichtigt in weiten Teilen die relativ eng gefassten städtebaulichen Rahmenbedingungen des Planungsgebiets. Allerdings weist der vorliegende Bebauungsplan unseres Erachtens grundlegende Defizite im Baufeld MK 2(3) und seinen umgebenden Platzflächen auf, insbesondere was die Wegeführung für Fußgänger und die Positionierung der Anlieferung und Tiefgaragenzufahrt betrifft.

Das in der Auslobung formulierte Ziel, belebte und durch die angrenzenden Erdgeschossnutzungen geprägte Platzräume zu schaffen, wird konterkariert durch den im MK 2(3) geforderten Durchgang vom Mahatma-Gandhi-Platz Platz zum Bildungscampus, der einen großen Teil der Fußgänger, nämlich täglich mehrere tausend Schülerinnen und Schüler, von den Platzflächen abzieht. Zudem unterbindet die Passage eine flexible, durchgängige Nutzung der zweigeschossigen Sockelzone und eine ebenerdige Anlieferung der an der Bodenseestraße gelegenen Teilfläche. Auch die zu erwartenden räumlichen Qualitäten der Passage entlang zweier Supermarktrückseiten darf hinterfragt werden.

Unser Entwurf sieht vor, den Durchgang entfallen zu lassen und damit die Margarete-Vollmar-Straße zum attraktiven Verbindungsplatz zwischen Stadtteilzentrum und Bildungscampus zu machen, über den die Freiflächen des Campus eine räumliche Fortsetzung bis zum Baufeld MK 2(2) erfahren. Eine Kolonnade entlang der Nordseite des MK 2(3) verstärkt den verbindenden Charakter des Platzes.

Äußere Erschließung / Verkehrskonzept

Mit Entfall der Durchwegung in MK 2(3) und der damit einhergehenden Aktivierung der Margarete-Vollmar-Straße als Verbindungsplatz sollte auch die vorgegebene Lage der Anlieferung und Tiefgaragenzufahrt zu MK 2(3) überdacht werden, und zwar nicht nur aufgrund der erforderlichen Kreuzungsfreiheit von Pkw-/Lieferverkehr und Fußgängern, sondern vor allem auch, um die zum Bildungscampus exponierte Nordwest-Ecke aufzuwerten.

Für die Teilfelder MK 2 (3) und MK 2 (4) ist eine gemeinsame Tiefgarage mit Zu- und Abfahrt von der Wiesentfelser Straße aus vorgesehen.

Für die Anbindung des ebenerdigen Ladehofs im Gebäude MK 2(3) soll die Zufahrt von der Bodenseestraße aus im Rechtsfahrsinn erfolgen (erlaubt wird nur das Rechtsabbiegen aus östlicher Richtung kommend und das Rechtseinbiegen in Fahrtrichtung Westen). Aus verkehrstechnischer Sicht und insbesondere aufgrund der sehr geringen Lkw-Fahrbewegungen wird diese Erschließung als unproblematisch bewertet. Zu berücksichtigen sind die einzuhaltenden Sichtfelder für die einbiegenden Fahrzeuge bei Querung des Geh- und Radweges.

Die Verlegung von Pkw-/Lieferverkehr aus der Hildegard-Hamm-Brücher-Straße (Sticherschließung) ermöglicht die Umgestaltung des Wendehammers in eine homogene, niveaugleiche Platzfläche im Übergang zum Bildungscampus.

Architektonisches Konzept / Nutzungsverteilung

MK 2(1), MK 2(2) Nord
Die Bebauung entlang der Helmut-Schmidt-Allee besteht aus einer umlaufend fünfgeschossigen Blockrandbebauung mit differenziert gestalteten, mäandrierenden Innenhöfen. Im Erdgeschoss befinden sich Handelsflächen, im 1. Obergeschoss Freizeit- und Kultureinrichtungen und Arztpraxen

MK 2(2) Süd
Im Erdgeschoss zum Mahatma-Gandhi-Platz befinden sich über zwei Geschosse organisierte Restaurants. Über eine Kolonnade und eine großzügige Freitreppe gelangt man zu den öffentlich zugänglichen Flächen der Freizeit- und Kultureinrichtungen im 1. Obergeschoss. Kolonnade und Freitreppe bilden den attraktiven räumlichen Abschluss der Achse des Bildungscampus.

MK 2(3)
Im Erdgeschoss sind große zusammenhängende Handelsflächen (Supermärkte) vorgesehen. Im 1. Obergeschoss befindet sich die Lobby des Hotels mit angrenzender Hotelgastronomie zur Bodenseestraße und einem Tagungs- und Konferenzbereich zum Mahatma-Gandhi-Platz. Dieser kann über den nordöstlichen Erschließungskern auch unabhängig erschlossen werden (z.B. für Parallelveranstaltungen). Die übrigen Flächen im 1. Obergeschoss sind für Büros vorgesehen. In den drei oberen Geschossen befinden sich die Hotelzimmer.

MK 2(4)
Im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss befinden sich Handelsflächen, die über einen großzügigen Luftraum und Rolltreppen miteinander verbunden sind.
Die Anordnung der Wohnungen in den drei oberen Geschossen folgt den Vorgaben des Bebauungsplans.

Materialität und Erscheinungsbild

Die Farb- und Materialsprache der vier Teilgebiete des Wettbewerbsumgriffs folgt dem Motto „Same but (very) different“.

Gemeinsames Merkmal aller Fassaden zu den Straßen und Platzflächen ist ein robustes Rahmenwerk aus pigmentiertem Sichtbeton mit Pfeilern und Deckenstirnen in einer Ebene. In den Obergeschossen verjüngen sich die Pfeiler schrittweise.

Die differenzierenden Merkmale sind:
– Farb- und Helligkeitsabstufungen der Betonpigmentierung
– Je nach Nutzungsart unterschiedliche Füllung der Rahmenelemente (Loggien, außenbündige Glasflächen, zurückgesetzte Sichtbetonflächen)
– Plastische Überformung durch vertikale Faltung des Rahmenwerks.

Letzteres Merkmal ist das auffälligste und kommt nur in MK 2(2) und MK 2(3) vor, also in zwei Baukörpern, die sich über die Diagonale des Wettbewerbsgebiets spiegeln. Die anderen beiden Baukörper weisen gerade Außenkonturen auf, so dass sich an jedem Platz und jeder Straße immer zwei Fassadentypen gegenüberstehen.

In schallexponierten Bereichen, insbesondere zur Bodenseestraße, sind die Loggien der Wohnungen mit einer Schallschutzverglasung versehen, die in Teilen geöffnet werden kann.

In den Wohnhöfen treten die Pfeiler des Rahmenwerks zugunsten zusammenhängender Loggia- und Balkonzonen zurück, wodurch der Hof sich optisch weitet.

Freianlagen

Das neue Stadtteilzentrum orientiert sich an innerstädtischen Vorbildern und wird durch die angrenzenden Erdgeschossnutzungen geprägt. Von der Aubinger Allee kommend erreicht man die als großzügigen Boulevard gestaltete Amelie-Nacken-Straße, die unter einer Lindenallee zum Flanieren und Verweilen einlädt. Zentral gelegen befindet sich hier auch die neue Haltestelle „Stadtteilzentrum“, welche die Verknüpfung mit dem öffentlichen Verkehrsnetz sichert. Die 6,50m breite Busspur wird durch eine Homburger Kante optisch und taktil von der Fußgängerzone abgegrenzt. Das Kasseler Sonderbord ermöglicht den barrierefreien Zu- und Ausstieg. Parallel dazu verläuft die Fahrradhauptroute die den Stadtteil mit der nah gelegenen S-Bahn Haltestelle verknüpft.

Kernstück des neuen Stadtteilzentrums ist der Mahatma-Gandhi-Platz, der eine multifunktionale Nutzung ermöglicht und eine hohe Aufenthaltsqualität besitzt. Die von Norden kommende Allee wird zum Teil des Platzes und bietet im Schatten der Bäume Sitzmöglichkeiten. Akzentuiert wird der Platz durch eine locker angeordnete Gruppe japanischer Schnurbäume, die einen lichten Schatten erzeugen. Eine Besonderheit des Platzes ist das Fontänenfeld, welches im Sommer für Abkühlung bei Groß und Klein sorgt. Der Bodenbelag hebt sich hier durch einen Formatwechsel und ein umgreifendes Pflasterband vom Stadtboden ab, welches sich wie ein Teppich über das gesamte Zentrum legt und aus einem hochwertigen, gesägten Natursteinpflaster in changierenden, warmen Grautönen besteht.

Die Verbindungen zum angrenzenden Wohnen und dem Bildungscampus bilden Fußgängerzonen, die mit Aktivitätsbändern ergänzt werden und zur Belebung des Stadtraums beitragen. Verschiedene Oberflächen, Pflanzungen und Sitzelemente ermöglichen vielfältige Nutzungsmöglichkeiten und bieten Raum für öffentliche Spielflächen. Die Platane als prägender Stadtbaum überspannt und akzentuiert diese Bereiche.

Die gemeinschaftliche Freiflächenversorgung für die neu entstehenden Wohneinheiten befindet sich auf den Dächern. Die Gartenhöfe im 2. Obergeschoss gliedern sich dabei in unterschiedliche Bereiche, die eine differenzierte Nutzungsintensität generieren. Den Wohnungen private Terrassen zugeordnet, welche durch Stauden- und Strauchpflanzung von den gemeinschaftlich genutzten Flächen getrennt werden, ohne diese jedoch komplett abzuschirmen. In dem umlaufenden grünen Rahmen befinden sich immer wieder kleine Aneignungsnischen, die von den Bewohnern genutzt und gestaltet werden können.

Herzstück der Gartenhöfe bilden die gemeinschaftlich genutzten Flächen. Diese bieten die Möglichkeit des urbanen Gärtnerns für alle Anwohner, integrieren ruhigere Bereiche und beherbergen auch die geforderten Spielflächen. Sie sind abwechslungsreich gestaltet und sorgen für ein breites Angebot für alle Altersklassen.

Eine Besonderheit stellt der Bürohof dar, welcher durch einen gepflasterten Rahmen Platz für Bestuhlung bietet und vielfältig genutzt werden kann. Die Mitte weist eine eine üppige Pflanzung mit Bäumen auf. Kleinere und größere Aufenthaltsnischen im Grünen dienen in der Mittagspause als ruhiger Ort der Entspannung oder auch für eine Besprechung in kleiner Runde.
Lageplan

Lageplan

Lageplan Freianlagen

Lageplan Freianlagen

Amalie-Nacken-Straße

Amalie-Nacken-Straße

Verformung

Verformung

Wohnhof MK2(1)

Wohnhof MK2(1)

Profilierung

Profilierung

Wohnhof MK2(4)

Wohnhof MK2(4)

MK2(2) – Ansichten

MK2(2) – Ansichten

Amalie-Nacken-Straße

Amalie-Nacken-Straße

Wohnhof MK2(1)

Wohnhof MK2(1)

Wohnhof MK2(4)

Wohnhof MK2(4)