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Mehrfachbeauftragung | 12/2018

Wohnen am Ossendorfer Weg in Köln-Bickendorf

2. Rang

Prof. Schmitz Architekten

Architektur

KRAFT.RAUM.

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Situation
Die Umgebung ist geprägt von heterogenen Gebäudestrukturen aus drei- bis viergeschossigen Wohnbebauungen in Block- und Zeilenstrukturen im Osten und Westen, aus ein- und zweigeschossigen Gewerbehallen und Bürogebäuden entlang der Mathias-Brüggen-Straße und einer Kleingartensiedlung am Rande des nordöstlichen Plangebietes. Den südlichen Abschluss bilden vier signifikante, achtgeschossige Punktgebäude in Y-Form, die als Solitäre in einer gewachsenen Grünstruktur stehen.

Städtebauliches Konzept
Im Vordergrund stand die Schaffung eines neuen Gebietes, das sowohl als eigenständiges Ensemble auftritt als auch gezielt auf die vorhandene Struktur der „Y-Punkthäuser“ antwortet und dadurch ein neues, qualitativ hochwertiges und attraktives Wohnquartier am Ossendorfer Weg schafft.
Das Hauptaugenmerk wurde dabei auf eine großzügige Vernetzung der im Osten und Westen angrenzenden Grünzüge gelegt.
Drei neue, charaktervolle Stadtbausteine definieren mit Ihrer klaren und kräftigen Silhouette die Geometrie des Grundstückes und bilden darüber hinaus eine städtebauliche Fassung des Plangebietes. Dieser „Dreiklang“ schafft untereinander interessante und vielschichtige Freiräume von hoher architektonischer und freiraumplanerischer Qualität, die mit einer differenzierten Höhenentwicklung gezielt auf das nähere Umfeld eingehen.
Zentrales Element des Entwurfes ist die in Ost-West-Richtung laufende Grüne Achse, an der die privaten Freibereiche und Spielflächen der KiTas angeschlossen sind und die das Landschaftsschutzgebiet „Äußerer Grüngürtel“ mit dem Westfriedhof und dem Erholungsgebiet „Bürgerpark Nord“ verbindet. Somit entsteht im Herzen des neuen Quartieres ein äußerst großzügiger und vielschichtiger Außenraum mit hoher Aufenthaltsqualität, nicht nur für die Bewohner, sondern auch für alle Bürger Kölns, die die Naherholung in den Grünzügen der Stadt zu schätzen wissen.

Kubatur
Die drei neuen Stadtbausteine bilden eine harmonische Großform, die durch das leichte Versetzen der einzelnen Gebäude, das „Abknicken“ über Eck und die Ausbildung von „Köpfen“ durch das Staffeln der Gebäudehöhen eine Differenzierung der einzelnen Baukörper ermöglicht.
Das neue Gebäudeensemble der GAG tritt mit der Ausbildung von drei Hochpunkten in Dialog mit den Strukturen der näheren Umgebung und ermöglicht somit eine Ablesbarkeit der beiden nördlichen Gebäude, die zum Mühlenweg eine neue Adresse erhalten. Der südliche Baukörper des ersten Bauabschnittes erhält seinen Hochpunkt zur Markierung des Einganges in das neue Quartier.

Struktur und Erschließung
Die unterschiedlichen Nutzungen von Wohnen und Kindertagesstätten sind in den Fassaden deutlich ablesbar, obwohl die Kubaturen der beiden KiTas harmonisch in den südlichen Baukörper des 1. Bauabschnittes eingebunden sind. Die KiTa-Eingänge wenden sich als Quartiersauftakt der belebten Mathias-Brüggen-Straße zu, die KiTas selbst orientieren sich in die Mitte des Quartieres, geschützt vom Lärm und Straßenverkehr. Die darüber liegenden Wohnungen öffnen sich nach Süden und setzen somit einen markanten und selbstbewussten Auftakt des neuen Wohnquartieres am Ossendorfer Weg.
Die beiden nördlichen, reinen Wohngebäude des 2. Bauabschnittes werden als Lärmschutzbebauung von Norden vom Mühlenweg erschlossen. Zur lauten Straße/Gewerbelärm sind nur Nebenräume, Bäder und Küchen angeordnet, alle Aufenthalts- und Freibereichen orientieren sich zu den ruhigen Innenhöfen nach Süden, bzw. Südosten.
Die unterschiedlichen Wohnnutzungen (ögw A, ögw B und frei finanziert) sind in eigenen Treppenhäusern angeordnet und deren Haupteingänge im EG klar ablesbar und gut auffindbar, was die Adressbildung und Identität der Bewohner mit Ihrem Haus fördert. Die den jeweiligen Treppenhäusern zugeordneten Müllstandorte befinden sich in vorgelagerten Boxen, die als „Stadtmöbel“ gestaltet sind und von der AWB direkt angefahren werden können.
Die Tiefgarage wird am Rande des ersten Bauabschnittes vom Ossendorfer Weg erschlossen und liegt unterhalb der einzelnen Gebäude, um mit dem freibleibenden Innenbereich ein möglichst großzügiges Angebot an Bepflanzung und Bäumen zu ermöglichen.

Auftritt
Die drei neuen Baukörper des Ensembles treten mit einem eigenständigen Erscheinungsbild aus Putz und Klinkerriemchen auf, das sich dennoch an den bestehenden Y-Geschosswohnungsbauten orientiert und sich harmonisch in die grüne Landschaft einbettet. Die äußeren Fassaden und Köpfe sind mit hellen Klinkerriemchen verblendet, die Innenhoffassaden aus weiß verputztem WDVS. Die unterschiedliche Materialisierung dient zur Ablesbarkeit der einzelnen Häuser und ist zusammen mit den messingfarbenen Balkonbrüstungen und den warmen Tönen der Fensterprofile in einem harmonischen, erdigen Farbkanon gehalten.

Organisation und Funktion
Die unterschiedlichen Nutzungen von KiTa und Wohnen sind gemäß den Vorgaben der Auslobung positioniert und alle barrierefrei erschlossen. Die einzelnen Häuser sind entsprechend dem geforderten Wohnungsmix in ögw A, ögw B und frei finanzierter Wohnungsbau unterteilt.
Im Erdgeschoss liegen auf Straßenniveau die großen Familienwohnungen mit vorgelagerten Privatgärten, auf Durchladeraufzüge konnte somit verzichtet werden.
Die restlichen Wohneinheiten sind in den Obergeschossen als 3- und 4-Spänner organisiert und besitzen Freiflächen mit zumeist Südorientierung. Auf den Ecken gibt es unterschiedliche und individuell zugeschnittene Wohnungen. Alle Wohneinheiten können von den Innenbereichen oder den innenliegenden Plätzen im Falle eines Einsatzes von der Feuerwehr angeleitert werden.



Wohnen und Aufenthalt
Der Großteil der Wohnungen ist geprägt durch einen nach Süden orientierten großen, zusammenhängenden Wohn-/Koch-/Essbereich, von dem aus die Loggien erschlossen werden. Alle Wohnungen bis auf die Eckwohnungen orientieren sich mit diesem Bereich zu den Innenhöfen im Süden. Der Aufenthaltsbereich ist somit der Mittelpunkt der Wohneinheiten mit einer sehr hohen Wohnqualität.
Die Individualräume sind im nordwestlichen Gebäude mit Schallschutzgrundrissen ebenfalls von der Straße abgewandt positioniert, als Pufferzone dienen hier lange Treppenhäuser und Bäder bzw. Küchen. Der Baukörper ist mit 10,50m stark an die Anforderungen des gesunden Wohnens nach Süden ausgerichtet.
Die beiden südlichen Baukörper besitzen eine Tiefe von 12,50m bzw. 14,00m und bieten dadurch ein „Durchwohnen“, d.h. die Belichtung der Wohneinheiten von mehreren Himmelsrichtungen.

Außenraum und Freiflächen
Neben dem eher urbanen Auftritt im Norden und Westen zum Mühlenweg bzw. zur Mathias-Brüggen-Straße ist das Plangebiet durch einen stark durchgrünten Innenbereich mit unterschiedlich ausgebildeten Nutzungen geprägt. Die Lage der Gebäude zueinander schafft einen großzügigen, geschützten halböffentlichen Freiraum, der den Nutzungsansprüchen der Hausbewohner und Qualitäten des neuen Quartiers gerecht wird.
Die Erschließung innerhalb des Gebiets bildet eine Wegeverbindung mit Zugängen aus Nord-, Süd- und Westrichtung. Diese neue Wegeverbindung ist als öffentlich zugänglicher Grünzug ausgebildet und verbindet die Grünräume des Sandwegs mit der Parkanlage am Mühlenweg. An den Rändern des neuen Weges gliedern sich leicht modellierte Grünflächen für die Bewohner der neuen Wohngebäude an, die als Quartierstreffpunkt dienen und eine hohe Aufenthaltsqualität aufweisen. Die konsequente Reduktion der verdichteten Flächen verleiht dem Quartier einen starken grünen Charakter, der besonders auch durch den Erhalt der Bestandsgehölze geprägt wird. Um die Wohnqualität zu stärken sind private Terrassen an die Wohnungen angegliedert. Ein Kleinkinderspielplatz ergänzt das Freiraumangebot für die Bewohner zusätzlich. Die Bereiche der Feuerwehrzufahrten werden aus Rasengittersteinen gebildet um den grünen Charakter des Quartiers zu stärken.
Die beiden Kindertageseinrichtungen erhalten separate Freiflächen, die sich in ihrer Größe unterscheiden und von den öffentlichen und gemeinschaftlichen Freiflächen räumlich abgetrennt sind. Der Vorplatz der Kitas an der Ecke Matthias-Brüggen-Straße/Ossendorfer Wege erhält durch grüne Inseln und die integrierten Bestandsbäume ebenfalls einen grünen Charakter und dient als Treffpunkt für Bewohner und Passanten. Als Hol- und Bringzone erhält der Ossendorfer Weg eine Abzweigung im Bereich des Kitavorplatzes, der ein sicheres Halten von Fahrzeugen ermöglicht. Die Zufahrt der neuen Tiefgarage erfolgt im Süden des Gebiets über den Ossendorfer Weg, das Parkplatzangebot wird zusätzlich durch oberirdisch, dezentral angeordnete Stellplätze ergänzt. Die Anlieferung der 5-gruppingen Kita erfolgt zwischen Kitavorplatz und der TG-Zufahrt.
Durch nächtliche Beleuchtung können der Verbindungsweg und die Freiflächen innerhalb des Quartiers auch am Abend noch genutzt werden. Hierdurch wird zum einen das Sicherheitsgefühl für Bewohner und Fußgänger erhöht und zum anderen, durch den Aspekt der sozialen Kontrolle Vandalismus vorgebeugt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das städtebauliche Grundkonzept beruht auf der Anordnung von drei Gebäuderiegeln, die jeweils durch Hochpunkte städtebaulich akzentuiert werden. Das Konzept fügt sich mit einer konsequenten städtebaulichen Haltung in seiner Anordnung und Höhenentwicklung gut in die Umgebung ein und verbindet sich im Süden überzeugend mit dem gegenüberliegenden Bestand. Durch die gelungene Wegeverbindung von West nach Ost wird eine hohe Aufenthaltsqualität im Quartiersinneren erzeugt.