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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2019

Entwicklung des Wohn- und Büroquartiers „Postbank-Areal" in Bonn

Blick auf den neuen Quartiersplatz

Blick auf den neuen Quartiersplatz

2. Preis

Preisgeld: 27.000 EUR

RKW Architektur +

Architektur

Erläuterungstext

Die Ausgangslage: Historische Chance
Der Nutzer Postbank verlässt seinen 70er-Jahre-Bürokomplex an der Kennedyallee, der als massiver Riegel die unmittelbare Nachbarschaft entscheidend und kompromisslos geprägt hat. Nun bietet sich die historische Chance, durch eine angemessene Neuplanung Büro- und Wohnnutzungen zu versöhnen und ein harmonisches, grünes Quartier mit Lebens- und Arbeitsqualität zu schaffen.

Der Städtebau: Mehr Offenheit
Ein wichtiger Fokus unseres Entwurfs liegt auf der Öffnung des Areals, das durch eine zentrale Fußwegverbindung in Nord-Süd-Richtung geprägt wird. In der Mitte weiten wir diese Achse zu einem Quartiersplatz auf, dem kommunikativen grünen Herz des Areals. Gleichzeitig führen wir zwischen den einzelnen Baukörpern immer wieder auch Wege in Ost-West-Richtung und beziehen die bestehenden Einfamilienhaussiedlungen an der Mosel- und Ahrstraße ein, die so ebenfalls Zugang zum Quartiersplatz erhalten. Auf den nach außen gewandten Seiten der Gebäude entstehen außerdem zusätzliche kleine Höfe mit Spielflächen, die sich ebenfalls zur Nachbarschaft hin öffnen. Als Ergänzung zum betriebsamen, öffentlichen Hauptplatz sind sie eher privater Natur und bilden ruhige Freiräume im Grünen.

Die Baukörper: Mehr Sensibilität
Die Philosophie der Einbindung in das Umfeld spiegelt sich auch in den Baukörpern wider. Dafür lösen wir die Baumasse zu den Seiten hin auf – die riegelartigen Gebäude werden dort mit Punkthäusern ergänzt. Auch die Geschossigkeit nimmt entsprechend ab. Das Ergebnis ist ein visuell harmonischer Übergang zu den Einfamilienhäusern der Nachbarn.

Die Freiräume: Mehr Grün
Das neue Konzept steht für deutlich mehr Grün. So erhalten wir die beiden seitlichen Grünzüge nicht nur, sondern können sie durch die Öffnung des Areals sogar noch erweitern. Das Grün zieht sich damit bis tief in die einzelnen kleineren Höfe hinein. Damit stärken wir zum einen die Aufenthaltsqualität, fördern aber auch die klimaausgleichende Wirkung und die Lebensraumfunktion des bestehenden Gehölzstreifens.

Die Nutzungen: Mehr Leben
Ein wichtiger Aspekt war für uns, den Verkehr aus dem Quartier herauszuhalten und es nur für Feuerwehr oder Müllfahrzeuge befahrbar zu machen. Dabei hilft uns eine geschickte Verteilung der Nutzungen, etwa mit einem Anschluss der Kita direkt an die Kennedyallee. Dort teilt sie sich eine Vorfahrt mit Kiss-and-Ride-Zone mit der gegenüberliegenden Büronutzung. Auch im weiteren Verlauf mischen sich die Büroflächen mit anderen Nutzungen, optional ist auch ein Café denkbar, um das Quartier noch weiter zu beleben.

Die Gebäudetypen: Mehr Flexibilität
Um den Auftrag eines Quartiers mit Büro- und Wohngebäuden inklusive sozialem Wohnungsbau zu erfüllen, haben wir unterschiedlichste Gebäudetypen integriert. Wir kombinieren Townhouses und Punkthäuser mit Geschosswohnungsbau-Riegeln und zwei Wohnblocks. Letztere stechen dank ihrer größeren Höhe aus der Topographie des Areals hervor und bilden damit gut sichtbare Orientierungspunkte.
So können wir vielfältige Wohnformen in einer lebendigen Mischung anbieten. Zwar beschränken wir uns wie gewünscht auf jeweils eine Nutzungsart pro Gebäude, verteilen diese aber dynamisch über das ganze Areal. Gerade beim sozialen Wohnungsbau achten wir auf großzügige Außenbereiche und Gemeinschaftszonen im Erdgeschoss. Und die Büronutzungen sind auch in ihrer Größe variabel – ob Single-Tenant oder Multi-Tenant mit kleineren Bürogrößen bis 400 m²

Die Ökologie: Mehr Nachhaltigkeit
Um verantwortungsvoll und zukunftsgerecht zu agieren, haben wir eine Vielzahl von ökologisch und energetisch wichtigen Maßnahmen eingeplant. Neben der grundsätzlichen Erhöhung des Grünanteils in den Außenanlagen haben wir auch die Dächer – neben einer Photovoltaiknutzung – begrünt, und unterstützen so Klimaregulierung und Regenrückhaltung. Für letzteres gibt es auch ein eigenes Sammelbassin. Ferner bildet die Nord-Süd-Achse des Areals eine wirkungsvolle Luftschneise, die dem Wärmeinseleffekt entgegenwirkt.
Auch bei den verwendeten Materialien achten wir auf einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck. Wir verwenden beispielsweise Klinker für die Fassaden, die durch guten Brandschutz und geringe Lebenszykluskosten punkten, oder setzen auf hochwertige Dämmung und Haustechnik. Selbstverständlich sind auch Themen wie Elektromobilität und Car-Sharing mit der korrespondierenden Infrastruktur bedacht – ebenso wie entsprechende Tiefgaragenplätze für Fahrräder und E-Bikes.


Auf einen Blick
Mehr Harmonie: Gebäude an Umgebung angepasst
Mehr Offenheit: Quartier an die Nachbarschaft angebunden
Mehr Verbindungen: Intelligente Durchwegung geplant
Mehr Gemeinschaft: Quartiersplatz als starkes Zentrum geschaffen
Mehr Grün: Bestehenden Grünzug weiterentwickelt
Mehr Verantwortung: Ökologische Ansprüche umgesetzt

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt durch eine gelungene, eigenständige Öffnung des Quartiers mit einer amorphen angerartigen Platzsituation. Dieser Quartiersplatz wird zum atmosphärischen und identitätsstif-tenden Mittelpunkt und Adresse des Plangebietes. Die geschwungenen Gebäudelinien geben dem neuen Ort einen unverwechselbaren Charakter. Die Verfasser versuchen aus differenzierten Gebäude-typologien fünf Nachbarschaften mit gemeinschaftlich genutzten Freiräumen zu initiieren. Die Kubatu-ren der lockeren und klar ausgestalteten Wohngebäude zum angrenzenden Bestand fördern eine gute Integration. Die geforderten Wohnformen werden variabel auf das gesamte Gebiet verteilt, wobei allerdings einzelne Baukörper nur jeweils eine Typologie aufweisen.
Sehr kritisch gesehen wird die Grundrissgestaltung und Größenordnung der in bis zu sechs Geschossen ausgebildeten kompakten Baukörper mit gefördertem Wohnungsbau. Die Massivität, Erschließung, Orientierung der Wohnungen und die Rettungswege können nicht überzeugen.
Der Bürokomplex mit langen Wegen und unklaren Grundrissen erfüllt den geforderten Anspruch an Funktionalität und flexible Aufteilungen nicht.
Individueller Fahrzeugverkehr wird aus dem neuen Baugebiet ferngehalten. Rettungsfahrzeuge können auf den gepflasterten Erschließungswegen fahren. Die dargestellten, stark begrünten Außenräume sind jedoch mit einer Tiefgarage nur schwierig zu realisieren. Der Vorschlag der Verfasser, an sechs Stellen Öffnungen in Ost-West-Richtung zur Mosel- und Ahrstraße herzustellen, erscheint dem Preisge-richt bei den vorliegenden Eigentumsverhältnissen nicht tragfähig. Die nahezu vollständige Inan-spruchnahme der beidseitigen Grünstreifen als Baufelder und das damit einhergehende nahe Heran-rücken an die Bestandsbebauung wird ambivalent diskutiert.
Kontrovers wird im Preisgericht die ausschließliche und dominante Verwendung des Ziegelverblend- Mauerwerks gesehen. Die für den amorphen Städtebau erforderliche maßgeschneiderte Grundriss-struktur kann in der Umsetzung zu Problemen führen.
Insgesamt stellt der Entwurf einen gestalterisch gut gelungenen Beitrag dar, der eine tragfähige In-tegration der angrenzenden Stadteile ermöglicht, vielfältige Angebote zum Aufenthalt bietet und mit dem neuen Quartiersplatz und der Wegefindung eine signifikante Adresse im Raumgefüge definiert.
Blick aus der Kennedyallee

Blick aus der Kennedyallee

Blick aus der Ahrstrasse

Blick aus der Ahrstrasse

Schwarzplan

Schwarzplan

Lageplan

Lageplan

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Grundriss EG

Grundriss EG