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3. Rang 4 / 4

Investoren- und Projektwettbewerb | 11/2018

Entwicklung Füllerichstrasse - Turbenweg in Gümligen

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 8.000 CHF

Rykart Architekten AG

Architektur

GVB Gebäudeversicherung

Projektentwicklung

extrā Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Sysens Management

Bauherren / Investoren

Hartenbach & Wenger AG

Bauingenieurwesen

fux + sarbach Engineering AG

TGA-Fachplanung

Grünig&Partner AG

TGA-Fachplanung

InfraBlow.Siegrist GmbH

Bauphysik

verkehrsteiner

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Die Entwicklung des Ortes soll den Zentrumscharakter erkennbar stärken und weiterentwickeln. Der Ort verlangt nach einer ablesbaren und erlebbaren Urbanität. Vorgeschlagen wird eine Randbebauung um einen halbprivaten Innenhof mit Durchlässen in Form von Erschliessungsanlagen. Die Bebauung ist in der Höhe gestuft. Vier Einschnitte gliedern den Baukörper und schaffen Durchlässigkeit in alle Richtungen.

Der Innenhof profitiert von den Öffnungen und Durchblicken. In den Einschnitten werden die offenen Treppenhäuser angeordnet.
Der Friedrich-Glauser-Weg, aufgespannt zwischen dem Zentrum Moos und dem Zentrum Füllerich, soll zum Rückgrat für die Zentrumsfunktion des Gebiets werden. Der Vorbereich an der Füllerichstrasse mit den Kundenparkplätzen bildet neu den südseitigen Zugang und Auftakt zu der Fussgängerzone. An diesen beiden Strassen werden im Erdgeschoss die publikumsintensiven Nutzungen angeordnet. Dies verstärkt die Zentrumsfunktion und belebt den öffentlichen Raum. Das Erdgeschoss ist offen und durchlässig konzipiert. Zwei Durchgänge über den Innenhof, sowie die Fussgängerverbindung zwischen Projekt- und Ideenperimeter stellen die wichtige Vernetzung mit dem umliegenden Quartier sicher.

Die Erschliessung der Wohnungen erfolgt konsequent über den Hof. Die Vertikalerschliessungen sind im Aussenklima vorgesehen. Das Wohnungsangebot richtet sich an eine sozial durchmischte, generationenübergreifende Bewohnerschaft. Dies spiegelt sich in der Anordnung der

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit einer markanten Randbebauung mit Innenhof versuchen die Projektverfasser die zukünftige Zentrumsfunktion zu stärken und den öffentlichen Raum zu beleben. Die Randbebauung bezieht sich in ihrer Massstäblichkeit und Körnung auf die bestehende Überbauung mit den zwei Grossverteilern. Die vorgeschlagene Höhenstaffelung und deren ortsbauliche Wertung mit einem 5-geschossigen Volumen zur Moosstrasse und 4-geschossigen Volumen zu den angrenzenden Bauten ist nachvollziehbar. Es stellt sich jedoch die Frage, ob das nördlich angrenzende Bauvolumen mit seiner Massstäblichkeit die notwendige Qualität aufweist um als Referenz für den bevorstehenden Transformationsprozess dienen zu können und ob die dadurch generierte Urbanität ein adäquater Lösungsansatz sein kann. Zudem wird bezweifelt, dass die gewählte Typologie der Randbebauung die postulierte Stärkung des öffentlichen Raums, insbesondere des Friederich- Glauser-Wegs als Rückgrat, tatsächlich auch leisten kann. Die Randbebauung generiert einen für das Projekt signifikanten, halbprivaten Innenhof. Die unterschiedlichen, durch die Projektverfasser aufgeführten Nutzungsvorschläge wie Ort der Begegnung, an Wochenenden abtrennbar für die Bewohner, öffentlicher Aussenbereich für die Erdgeschossnutzungen, wichtige Durchwegung und Vernetzung der umliegenden Quartiere etc. sind teilweise (noch) widersprüchlich und schwächen leider den an sich interessanten und beachtenswerten Konzeptansatz. Es stellt sich deshalb generell die Frage, was der Innenhof letztendlich sein möchte und was er leisten kann. Die robuste Materialisierung mit einem Einsteinmauerwerk und mineralischem Verputz erscheint als dem Ort angemessen.

Die Erschliessungszonen mit den vorgeschlagenen Kletterpflanzen haben das Potential, dem Hof eine eigene Identität und besondere Atmosphäre verleihen zu können. Das Projekt setzt sich stark für ein gemeinschaftliches Leben im Aussenraum ein. Der Zugang zu den Hauseingängen erfolgt über den weiten Innenhof. Die an sämtlichen Seiten des Hofs angelegten Öffnungen führen jedoch dazu, dass der Hof teilweise zu unruhig erscheint und seine Nutzbarkeit darunter leiden könnte. Die Hofgestaltung könnte mit einem zentralen, dreidimensionalen Element allenfalls aufgewertet werden. Es würde ihm zudem mehr Anziehungskraft und Charakter verleihen. Das Projekt bemüht sich zudem um ortsangepasste Begrünungslösungen in einem stark urbanen Freiraum.

Die vorgeschlagene, differenzierte Durchmischung der einzelnen Nutzungen erfüllt die Zielsetzungen vollumfänglich und wird besonders begrüsst. Die Erdgeschossnutzungen sind grundsätzlich plausibel angeordnet. Die Platzierung der nördlichen und südlichen Vertikalerschliessungen führen jedoch zu Raumabfolgen, welche insbesondere bei der Bibliothek nicht optimal sind. Die Option eines zusätzlichen Gesundheitszentrums im 1. Obergeschoss verweist auf die grosse Nutzungsflexibilität der Grundstrukturen. Die Grundrisse der einzelnen Wohnungen weisen eine überzeugende Vielfältigkeit auf. Der konsequente Verzicht auf innere Korridore (mit Ausnahme der Clusterwohnungen) bieten eine gute Voraussetzung, kostengünstige Wohnungen mit hoher Raumqualität anbieten zu können.

Das Projekt liegt im Quervergleich aus wirtschaftlicher Sicht im Durchschnitt. Die Kostenangaben sind sehr tief und es ist nicht klar ersichtlich, ob die Baurechtsentschädigungen gemäss Baurechtsvertrag eingerechnet wurden. Durch die eher hohe Rendite sind jedoch aus wirtschaftlicher Sicht noch Reserven enthalten. Zudem weist dieses Projekt am wenigsten Parkplätze aus.

Das Projekt besticht durch sein äusserst differenziertes Nutzungsangebot, welches als angemessen und für das Quartier bereichernd betrachtet wird. Der ortsbauliche Konzeptansatz mit seiner massstäblichen Bezugnahme zum nördlich angrenzenden Bauvolumen wird jedoch kritisch hinterfragt. Ebenso bleibt die Frage einer präzisen Ausformulierung und Identität des Innenhofs leider unbeantwortet.
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