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Einladungswettbewerb | 05/2019

Neubau Technologie-Campus am Bogenhausener Tor in München

1. Preis

03 Arch. GmbH

Architektur

Studio Vulkan Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Behringer Beratende Ingenieure GmbH

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Neue Arbeitswelt
Für Unternehmen aus dem Bereich der wissensintensiven Dienstleistungen und des High-Tech hängt der Erfolg von der Qualifikation und der Motivation der Mitarbeiter ab. Durch eine Unternehmenskultur, die Neugierde fördert und Teamarbeit erleichtert, gelingt es, die besten Mitarbeiter für sich zu gewinnen und zu halten.
Die Arbeitswelt verändert sich fortlaufend und die Digitalisierung beschleunigt diesen Prozess. Work-Life-Balance, Home-Office, Teilzeitarbeit und eine entsprechend offene Unternehmenskultur gehören mittlerweile zum Standard, der gerade von guten Mitarbeitern eingefordert wird.
Umgekehrt wird auch ein hoher Grad an Flexibilität erwartet. Die eigenständige Strukturierung der Arbeit, das Arbeiten in wechselnden Teams und ohne festen Arbeitsplatz gehören für viele zum Arbeitsalltag.
Dabei wird es immer wichtiger, für alle Formen der Büroarbeit aneigenbare Räume als neutrale und flexible Grundlage zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig müssen wir architektonisch spezifische Stadträume, Freiräume und Innenräume gestalten, um, bei aller Neutralität und Flexibilität, Geborgenheit, Komfort und Eigenheiten anbieten zu können, Räume und Häuser zu schaffen, mit denen sich Besitzer, Mieter und Nutzer identifizieren können.

Spezifische Räume
Unser Gebäude bietet genau dies. Eine Komposition mehrerer ineinander gefügter Gebäude bildet einen Campus. Jedes Gebäude für sich ein neutraler, auf dem Raster von 1,35m optimierter und flexibel nutzbarer Grundriss. Erst die polygonale Fügung der rechtwinkligen Volumen lässt einen Körper entstehen, der wie eine kristalline Form wirkt.
Dabei ist eine sternförmige Figur entstanden, die sehr einfach organisiert ist. Mit der zentralen Erschließung in der Mitte werden alle Arbeitsbereiche übersichtlich erreicht. Gleichzeitig schafft die Figur eine optimale Fassadenabwicklung. Dadurch hat jedes Büro einen freien Blick nach draußen in die baumbestandenen garten-, Straßen- und Platzräume.
Die sternförmige Figur lässt sich einerseits sehr einfach und übersichtlich organisieren, andererseits entstehen auch genau jene spezifischen architektonischen Stadt- und Innenräume, die entscheidend sind für das Ankommen und die Orientierung im Gebäude und das „sich Wohlfühlen“.

Ein Teil der Stadt
Das Erdgeschoss ist ein offener Grundriss. Von allen vier Himmelsrichtungen kann man das Grundstück betreten. Man geht durch die Vorplätze und Vorgärten in die Eingangshalle. Die Wege von der Straßenbahn im Süden, der U-Bahn im Westen und Wege für Fahrrad und Fußgänger führen von allen Richtungen auf das Gebäude zu. Der Supermarkt mit dem Coffeeshop, die Reinigung und der Schneider liegen direkt am Eingang im Süden an der Prinzregentenstraße. Im Erdgeschoss bietet eine Mobilitätszentrale alles für Fahrräder an, vom Bike-Sharing über E-Bike Ladestationen und eine Servicestation mit Werkstatt.
Die zusätzlichen Nutzungen sind zwischen der zentralen Halle und den anliegenden Gärten angeordnet: die Kantine und die Cafeteria am nördlichen Garten, die Kindertagesstätte am unteren Dachgarten, das Restaurant an der Sky-Bar, der Fitnessbereich am Sky-Garden.
So werden das Gebäude und seine Gärten zu einem selbstverständlichen Teil der Stadt, offen für die Nachbarn, ein kleiner Stadtteil für sich.

Der Weg
Die spezifischen Stadt-, Frei- und Innenräume sind szenografisch gestaltet. Von außen führen die Wege durchs Grüne in das Gebäude. Der Bodenbelag mit eingestreutem Flusskiesel wird zum verfeinerten Terrazzo im Inneren. Am Haupteingang lenkt eine Loggia, getragen von drei Stützen überdacht in das Innere. Die 9,0m hohe Eingangshalle ist großzügig, man kann sich leicht orientieren und erkennt sofort die Haupttreppe und die Aufzugskerne. Die fünf diagonal stehenden Stützen des Hochhauses lenken den Blick nach hinten. Licht fällt ein. Man erreicht nach der Treppe die sich nach oben öffnende Haupthalle. Ein terrassierter Raum, die Treppen leiten nach oben. Das Seitenlicht aus den Obergeschossen fällt geführt entlang der Stützen nach unten. Eine großzügige Treppe führt nach oben zur Kantine. Im Hintergrund der Cafeteria kann man den Garten sehen. Ein übersichtlicher heller Raum, der die Nischen bereitstellt, um sich gemütlich zurückzuziehen, zu sehen, ohne gleich gesehen zu werden, zu warten, sich zu treffen oder auch befreit vom Büroraum mit einem Kaffee zu arbeiten. Hier kommen alle Nutzer und alle Nutzungen zusammen, hier treffen sich die Wege. Von hier geht man in die ganz individuell gestaltbaren, flexiblen Bürobereiche.

Architektur
Die Architektur spielt mit den Themen der klassischen Büro- und Stadtarchitektur. Dabei geht es uns um die größtmögliche Benutzbarkeit für den Nutzer. Die einzelnen Architekturelemente, Fenster, Türen und Stützen sollen für jedermann verständlich sein, der Gebrauch sich sofort erschließen. Jedes Element hat eine angenehme Haptik. Deshalb haben wir auch Wert daraufgelegt, dass die Fassade eine Relieftiefe hat, die Fenster öffenbar sind und der Sonnenschutz individuell gesteuert werden kann. So entscheidet jeder selbst, ob und wann er bei offenem Fenster arbeitet oder ins Freie schaut. Für die Anwohner entsteht damit keine abweisende Glaswand, sondern ein Haus mit Fenstern und sichtbaren Nachbarn.
Die Fassade ist ökologisch und wirtschaftlich, mit einem Anteil geschlossener Fassadenfläche von fast 50% und mit einfach zu öffnenden Fenstern, die an den schallzugewandten Seiten durch schallgedämmte Lüfter unterstützt werden.
Die Farbe der Fassade ist rötlich. Mit diesen warmen Farbtönen setzt sich das Gebäude vom Grün der Bäume und dem Beige und Grau der Nachbargebäuden ab. Dabei hat jeder der Gebäudeteile einen anderen Farbton, wodurch die Wirkung des Gebäudes als kristallin gefügte Form unterstrichen wird.