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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2007

Erweiterungsbau für die Zürich-Schule (Grundschule) in Berlin-Neukölln

Ankauf

AHM Arnke Häntsch Mattmüller Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Erläuterung

Städtebauliche Einbindung
Die Position des Erweiterungsbaus orientiert sich an der städtebaulichen Zielsetzung, die Randbebauung entlang des Carl-Weder-Parks zu stärken und gleichzeitig den Lagevorteil der Parkorientierung zu nutzen.
Gleichzeitig verdeutlicht der Baukörper als Eckbebauung Wederstraße/Kl. Grünzug die Präsenz der Schule im Stadtraum.

Gesamtensemble und Erschließung
Das Gesamtensemble der Schule legt sich U-förmig um den zentralen Freiraum.
Alle für den Schulbetrieb relevanten Zugänge, und so auch der des Erweiterungsbaus, orientieren sich zu diesem eingeschriebenen Freiraum und lassen dem Bewegungsspiel im Freien vor dem Unterrichtsbeginn und in der Pause den für eine Grundschule angemessenen Stellenwert.
Der neue Hauptzugang zum Schulhof erfolgt deutlich ablesbar über die offene Seite des U-förmigen Ensembles im Westen vom Kl. Grünzug (Verlauf der Bendastraße) aus.
Die Organisation eines eindeutigen Haupteingangsbereiches mit den erforderlichen Stau- und Sammelplätzen lässt sich auf Grund der Enge der Bürgersteige weder in der Bürgerstraße noch in der Wederstraße realisieren. Innerhalb der lang gestreckten Blockbebauung am Carl-Weder-Park bietet der Grünzug in Fortsetzung der Bendastraße eine optimale Verknüpfung der Wegebeziehungen im Quartier und die Möglichkeit, eine eindeutige und gut auffindbare Zugangssituation mit Vorplatz,- autofrei,- zu schaffen. Die hier positionierte Zugangssituation trägt auch der Tatsache Rechnung, dass die Schüler aus allen Richtungen des Quartiers zur Schule kommen.
Unmittelbar neben dem Pausenhofzugang befindet sich auch die direkte Erschließung des Erweiterungsbaus aus dem öffentlichen Straßenraum für den Ganztagsbetrieb u.a. außerschulische Nutzungen, z.B. Veranstaltungen in den Räumen der Mensa.
Die neue Zugangssituation dient der Förderung der Präsenz der Schule im Stadtraum. Der Grünzug bietet vielfältige Potentiale für Quartiersfeste, Sportveranstaltungen und Freiwilligenaktionen unter Einbeziehung des Freiraumes (Hof- und Sportflächen) und den Gebäuden der Schule.
Neben dem Hauptzugang, dem auch der Hausmeisterraum zugeordnet ist, werden erforderliche Nebeneingänge an der Wederstraße angeboten (Anlieferung Küche und separater Personalzugang im Erweiterungsbau, Vereinseingang zur Sporthalle, Zufahrt Rettungsfahrzeuge).

Gestalt- und Raumkonzept Neubau / Verbindung alte und neue Bausubstanz
Die äußere Gestalt des Erweiterungsbaus verhält sich als klarer kubischer Baukörper im Dialog mit den Volumen der Bestandsbauten, die ebenfalls durch eine klare geometrische Kubatur im Stadtraum hervortreten.
Das Fassadenmaterial ist ein hellgelber Vormauerstein, der sich an die Farbigkeit und Textur der Bestandsbauten anlehnt und mit ihnen kommuniziert. Die Lochfassade des Erweiterungsbaus folgt der innenräumlichen Gliederung und Erschließung. Ein jeweils der Haupttreppe zugeordneter Verweilbereich bietet einen geschossweisen Wechsel der Orientierung und Blickbezüge. Dies zeichnet sich jeweils durch ein Panoramafenster in der Fassade ab. Im Erdgeschoss orientiert sich das Eingangsfoyer zum Schulhof bzw. Vorplatz. Die in voller Breite des Baukörpers angeordnete Mensa erhält zusätzlich einen Ausblick und ein Signet zum Carl-Weder-Park.
Im 1.Obergeschoss wird der Ausblick aus dem Erschließungsbereich zum Carl-Weder-Park, bzw. zur Landschaft fokussiert, im 2. Obergeschoss zum Schulbetrieb, bzw. zur Stadt.
Alle weiteren Fenster gruppieren sich entsprechend den dahinter liegenden Räumen.
Die Fassade ist dreiseitig umlaufend konzipiert, um die Eckausbildung und das Einleiten der Wegebeziehung zum Schulhof zu unterstützen.
An der vierten Seite wird der Erweiterungsbau an das ehemalige Wohnhaus Wederstraße 53 direkt angebaut. Der Rücksprung im EG nimmt die südliche Gebäudeflucht auf. Lediglich eine konstruktiv erforderliche Schattenfuge setzt Alt und Neu voneinander ab.
Altbauten:
Die geplanten Eingriffe in den Bestandsbauten werden auf das minimal notwendige Maß reduziert.
Das Wohnhaus erhält eine Verbindung zum Neubau, die innere Raumorganisation bleibt bestehen. Im Schulhaus an der Bürgerstraße werden durch das Einziehen/Versetzen nicht tragender Trennwände vollwertige Klassenräume geschaffen.
Erweiterungsbau:
Der Erweiterungsbau erhält ein Gestaltmerkmal im Bereich der Haupt-Vertikalerschließung.
Ein farbiges Treppenelement führt durch alle Ebenen und bildet das Rückrad für die jeweils alternierend angeordneten Treff- und Verweilbereiche.
In der Fassadenausbildung differenziert die Lage der Fenster zwischen Panoramafenster und sonstigen Fensteröffnungen. Während das Panoramafenster außenbündig in der Vormauer liegt, liegen die sonstigen Fenster mit Leibung in der Wand. Auf der Südseite wird ein textiler Sonnenschutz in die Leibung integriert.
Um das Tageslicht tief ins Haus zu holen und die Mittelflure natürlich zu belichten, erhalten alle Flurtrennwände ein Oberlicht.

Freiflächen
Die Sport- und Freiflächen werden an der Süd-West-Ecke des Grundstücks zusammengefasst und bilden hier ein räumlich definiertes Feld.
Nach Norden, angrenzend an die Haupt-Zuwegung des Erweiterungsbaus liegt eine Zone für Fahrradstellplätze an der Schnittstelle zum Eingang (extern/intern benutzbar) sowie der ruhige Spielbreich für die jüngeren Jahrgänge.
Die Fläche der Zuwegung bildet mit dem derzeitigen Pausenhof eine gestalterische Einheit. Das WC-Häuschen und die Baumstandorte sind in die Fläche eingeschrieben und können durch die Pausennutzung umspielt werden. Gymnastikbereich, Ruhebereiche, Freisitze, Forum u.a. Nutzungsbereiche werden in die Fläche inselartig als elementiertes ‚Hofmöbel’ integriert.

Raumprogramm und Funktion
Der Aufteilung in die einzelnen Gebäude liegt folgende Nutzungsstruktur zugrunde:
Im Altbau an der Bürgerstraße sind die Jahrgangsstufen ab Kl3 sowie der Multimedia Zentrale und die Bibliothek untergebracht.
Die Bibliothek erhält die Sonderposition im Dachgeschoss fern des Durchgangstrubels.
Die unteren Jahrgangsstufen Kl. 1 und 2, bei denen auch ein jahrgangsübergreifender Unterricht stattfindet, die Werkstatt sowie die Kernräume für die Ganztagsbetreuung sind dem Neubau zugeordnet.
Das Foyer im EG des Erweiterungsbaus ist so organisiert, dass eine außerschulische Nutzung flexibel möglich ist.
Teilungsräume, Lehrmittelräume sind dezentral den Unterrichtsbereichen in den Häusern zugeordnet.
Die Lehrerzimmer sind proportional zur Anzahl der Schüler auf Wederstrasse und 1. BA verteilt. Im Altbau, wo die Klassen 3-6 untergebracht sind befinden sich auf EG und OG verteilt jeweils eine Lehrerzimmereinheit, in der Wederstrasse 53 eine weitere im Verwaltungstrakt.
Die Verwaltung ist direkt an das 1.OG in der Wederstraße 53 organisatorisch angebunden.
Alle Bereiche sind in der klaren Gebäudestruktur einfach auffindbar und erhalten Verweil- und Aufenthaltsqualität über die Fluraufweitung an der Vertikalerschließung in jedem Geschoss.
Die Schule bietet eine flexible Struktur, die mit ihrem Raumangebot bei Bedarf auch andere Zuordnungen zulässt.

Wirtschaftlichkeit (Investitions- und Folgekosten)
Die Kennwerte der Wirtschaftlichkeit werden durch die Kompaktheit der Organisation erricht. Die Bauweise ist ein konventioneller (Mauerwerks-)Massivbau in einfacher geometrischer Ordnung mit Flachdecken aus Beton. Alle Räume sind natürlich belicht- und belüftbar.
Die Materialwahl legt hohen Wert auf Alterungsfähigkeit und Beständigkeit für die i.d.R. hohe Beanspruchung des öffentlichen Schulgebäudes.

Ökologie
Die klare und kompakte Bauform erzeugt ein günstiges Verhältnis von Gebäudeoberfläche zu Gebäudevolumen (A/V).
Dadurch wird der Flächenverbrauch auf dem Grundstück minimiert und es bleibt ein Maximum an Grün- und Freifläche erhalten.
Das Günstige A/V Verhältnis optimiert die Gebäudeoberfläche und reduziert den Transmissionswärmeverlust über die Gebäudehülle auf ein Mindestmaß.
Das Konzept für den Erweiterungsbau trifft darüber hinaus folgende Maßnahmen zum Energiekonzept:
- Der Dämmstandard der Fassade entspricht dem Niveau von Niedrigenergiehäusern, d.h. liegt 30% unter den Anforderungen der Energieeinsparverordnung EnEV 2007. Dies wird mit einer Dämmstoffstärke von ca. 14 cm erreicht. Die angebotene Lösung ist entsprechend zukunftsfähig, auch für eine mögliche weiterer Verschärfung der Anforderungen
- Das Verhältnis von verglaster zu geschlossener Fassadenfläche ist optimiert.
- Eine sorgfältige Detaillierung vermeidet Wärmebrücken, z.B. im Anschlussbereich an die Fenster.
- Wirkungsvoller, nach Bedarf individuell einstellbarer Sonnenschutz mit Lichtlenkfunktion, erfolgt über außen montierte Markisoletten. Hierdurch wird ein angenehmes Raumklima auch im Sommer erreicht, bei gleichzeitig guter Tageslichtnutzung.
- Die massiven Brüstungen und weitgehend unbekleideten Betondecken bieten thermische Speichermasse.
- Raumakustisch wirksame Flächen werden in die Konstruktion eingelegt bzw. befinden sich an den rückwärtigen Zwischenwänden der Klassen.
- Neue wissenschaftliche Studien belegen, dass Konzentration und Aufnahmefähigkeit der Schüler wesentlich durch die Luftqualität beeinflusst wird. Eine Stoßlüftung reicht i.d.R. nicht aus, um gute Luftqualität zu erreichen. Hier sollte in der weiteren Planung über die Integration dezentraler Lüftungsaggregate nachgedacht werden, ggf. mit der Zielsetzung, einen Passivhausstandard zu erreichen. Durch eine dezentrale Lüftungsanlage kann auf abgehängte Decken kann in weiten Bereichen der Schule weiterhin verzichtet werden (Höhenminimierung).
- Als Bekleidungsmaterial wird der nachwachsende Rohstoff Tonstein mit geringem Primärenergieinhalt der Konstruktion und günstiger CO2 Bilanz gewählt.

Energiesensibilisierung
Es wird vorgeschlagen im Bereich der Südfassade einzelne zusätzliche Photovoltaik- Dünnschichtelemente (analog der Fensteranordnung) zu integrieren. Die hier erzeugte elektrische Energie kann als pädagogisches Konzept der Energiesensibilisierung eingesetzt werden, z.B. als Energiespender für die Individualbeleuchtung der Hofmöbel oder zum Betrieb einer digitalen Wandzeitung Hierfür können in die Hofmöbel Displays mit LED-Lauflichtern zum Generieren von Bildsymbolen, Buchstaben und Schriftzügen integriert werden. Die Steuerung erfolgt z.B. stationär im Klassenzimmer.
Auf diese Weise werden die Hofmöbel zum allgemein zugänglichen „Schwarzen Brett“’ für Schüler, Lehrer und das Quartier. Informationen können, in den schulöffentlichen Raum gestellt werden und zur Identifikation mit dem Ort und der Gemeinschaft beitragen.

Realisierbarkeit
Die Position des Erweiterungsbaus an der Nord-westlichen Grundstücksecke ermöglicht eine Realisierung bei laufendem Schulbetrieb, ohne diesen zu beeinträchtigen. Erst nach Fertigstellung des Erweiterungsbaus wird der neue Hauptzugang zur Schule in Funktion genommen. Im Anschluss, mit entsprechender Zwischennutzung im fertig gestellten Neubau, können die Umbauten am Altbau erfolgen.