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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2019

Neubau einer öffentlichen Hochgarage im Gerberviertel in Mayen

Modell 1:500

Modell 1:500

1. Preis

Preisgeld: 12.400 EUR

NEUMANN & HEINSDORFF ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

BIOTOP

Eine Hochgarage zu bauen erscheint heute im Angesicht von Klimaerwärmung und einer zunehmend kritischen Auseinandersetzung mit unserem heiss geliebten Auto eine etwas aus der Zeit gefallene Bauaufgabe zu sein. Und doch stellt der - vielleicht bald schon auf regenerativen Energieträgern getragene - Individualverkehr ein wichtiges Element für die Erhaltung und Belebung unserer historischen Innenstädte dar. Wir haben uns also gefragt, was eine Hochgarage heute sein könnte. Wir meinen, dass die Hochgarage sehr gut in den Ort eingebunden und einen echten Mehrwert für Mayen darstellen muss. Wie kann das gehen?

Wir schlagen die Hochgarage zwischen Entenpfuhl und im Keutel als ein Biotop in innenstädtischer Lage vor. Der Bau nimmt zunächst die Gegebenheiten der Lage auf, schliesst die vorhandene Bebauung im Entenpfuhl auf ganzer Länge, lagert sich an seiner Südseite als Grenzbebauung an die Grundstücksgrenze an und staffelt sich zum Innenbereich vielfach ab. Den vorhandenen Höhenunterschied aufnehmend werden die Ebenen der Garage über Halbgeschossrampen verbunden, so dass die Einfahrt am Entenpfuhl ganz selbstverständlich die zusätzliche Ausfahrt am Keutel anbindet. Der stark aufgegliederte Baukörper ermöglicht auf Fussgängerebene ein leichtes Durchqueren des Gundstücks und passt sich flexibel in die Hinterhoflandschaft ein. Der spannungsreiche Blockinnenbereich steht als lokales, gut durchwegbares öffentliches Grün der Allgemeinheit zur Verfügung.

Die bauliche Konzeption der offenen und hellen Hochgarage greift die räumliche Staffelung auf. Während die Wände nach Süden und Norden als geschlossene Mauerwerkswände aus Basaltlavastein vorgeschlagen werden, stellen sich die Fassaden zum Keutel und zum Entenpfuhl als gut durchlüftete, leichte Vorhangkonstruktion dar. Den Gedanken der Nachhaltigkeit aufnehmend soll schon beim Bau auf einen möglichst geringen Einsatz von Energie geachtet werden. So schlagen wir die Primärkonstruktion aus Stützen und weitgespannten Trägern aus Baubuche vor, auf die Betonfertigteilelemente als Böden gelegt werden. Die begrünten Dächer und Wände dienen als temporäre Wasserspeicher und kühlen durch Verdunstungskälte, die begrünten Wände und Dächer bieten Habitat für vielfältige Pflanzen und Moose, Niststätten für heimische Vögel. Zusammen stellen sie einen aktiven Beitrag für ein gutes lokales Klima dar. Die Verwendung von heimischer Basaltlava greift ein schönes, regional verfügbares Material auf und sorgt so auch für eine ganz sinnliche Integration der Hochgarage in die Stadt Mayen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der vorgeschlagene stark gegliederte und terrassierte Baukörper fügt sich mit seiner Volumetrie selbstverständlich in die städtebauliche Situation. Das Parkhaus nutzt geschickt die gesamte Breite der Baulücke im Entenpfuhl und tritt Im Keutel nur schmal und eingeschossig in Erscheinung. Der dadurch entstehende Platzraum zwischen Parkhaus und Jugendhaus wird positiv bewertet. Die Einfügung in die Umgebung gelingt insgesamt sehr gut. Der Entwurf ist eine sehr eigenständige Lösung, mit einer gut funktionierenden inneren Organisation. Die Erschließung für die Fußgänger über außenliegende Treppen und ein innenliegendes Treppenhaus mit Aufzug funktioniert und ist attraktiv. Auch die Anbindung im Westen an die Straße Im Hombrich funktioniert. Wegen der baulichen Reste der Synagoge und dem vorhandenen Grundwasser wird das Untergeschoss Am Entenpfuhl kritisch betrachtet. Die vorgeschlagene Holz-, / Beton- Verbundbauweise ist attraktiv und hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit zu überprüfen. Die berechnete Bruttogeschossfläche und der Bruttorauminhalt liegen unter dem Durchschnitt und lassen auf eine wirtschaftliche Realisierbarkeit schließen. Die Fassadenbegrünung, die intensive Begrünung der Flachdächer und die Grüngestaltung des Platzes beim Jugendhaus sind sehr gute Ansätze, die weiter ausgearbeitet werden sollten. Insgesamt ist der Entwurf sehr gelungen und in seiner Eigenständigkeit ein hervorragender Beitrag zur gestellten Aufgabe.
Lageplan

Lageplan

Schnitte & Ansichten

Schnitte & Ansichten

Ebene 4

Ebene 4

Ebene 3

Ebene 3

Ebene 2

Ebene 2

Ebene 1

Ebene 1

Detail

Detail