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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2019

Neubau der Heinrich-Hoffmann-Grundschule mit Kita in Darmstadt

Anerkennung

Preisgeld: 8.633 EUR

HASCHER JEHLE Architektur

Architektur

Gänßle + Hehr Landschaftsarchitekten PartGmbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ENTWURFSIDEE / LEITGEDANKE
Für den Neubau der Heinrich - Hoffmann - Schule und der Kindertagesstätte schlagen wir eine Gebäudekomposition aus zwei organisch-geschwungenen Baukörpern vor, die auf einem gemeinsamen, eingeschossigen Gebäudesockel positioniert werden. Der größere Baukörper an der Lindenhofstraße nimmt die Grundschule auf, das kleinere Bauteil an der Mühlstraße bildet die Adresse für die Kindertagesstätte. Der gemeinsame Gebäudesockel bindet die beiden Bauteile sowohl formal als auch funktional zusammen.

STÄDTEBAULICHE EINBINDUNG
Der Entwurf für den Neubau der Heinrich – Hoffmann – Grundschule mit Kindertagesstätte nimmt Bezug auf sein städtebauliches Umfeld und fügt sich harmonisch in die umgebende Bebauung ein. Die markante Bauflucht des Finanzamtes in der Lindenhofstraße wird durch den Neubau aufgenommen und nach Westen hin fortgeführt. Zu den städtischen Räumen der Lindenhofstraße und der Mühlstraße werden harte Gebäudekanten ausgebildet. Die Mühlstrasse wird städtebaulich gefasst, der Wohnbebauung wird ein Pendant gegenübergesetzt. Der Neubau orientiert sich mit seinen Traufhöhen im Norden am alten Jugendstilbad und im Südosten an der etwas niedrigeren Wohnbebauung. Nach Westen hin zur historischen Stadtmauer wird ein größtmöglicher Abstand gehalten um den denkmalgeschützten Bau in seiner Wirkung nicht zu beeinträchtigen.

FREIRAUM
Durch die Konzentration des Neubaus im Nordosten des Wettbewerbsgebietes kann ein Großteil des vorhandenen Baumbestandes im Westen und Süden erhalten bleiben. Auch die Rosskastanie im Südosten des Wettbewerbsgebietes bleibt erhalten und wird in den Gebäudesockel integriert. Sie steht im Innenhof der Kita, der als geschützter Außenbereich zum Spielen einlädt.
Zum Grünraum hin wird die Kubatur des Neubaus durch weiche fließende Gebäudekanten ausgebildet. Zusammen mit der gegenüberliegenden historischen Stadtmauer wird der Freiraum gefasst. Der Grünraum erstreckt sich bis auf das Dach des Sockelbaukörpers des Neubaus. Hier entstehen zusätzliche Freiflächen für den Pausenhof der Grundschule und für die Außenspielfläche der Kita. Die Freiflächen auf dem Gebäudedach und die ebenerdigen Freibereiche werden über Treppen miteinander verknüpft.

ORGANISATION / ERSCHLIESSUNG / FUNKTION
Der Haupteingang der Heinrich – Hoffmann - Schule wird auf der Nordseite des Wettbewerbsgebietes gegenüber dem Jugendstilbad platziert. Die zurückspringende Erdgeschossfassade bildet auf selbstverständliche weise eine einladende, überdachte Eingangssituation aus. Die Lindenhofstraße wird bis zur Mühlstraße als Fußgängerbereich mit befahrbarem Platzbelag fortgeführt und auf der östlichen Seite aufgeweitet so dass hier ein angemessener Vorplatz für das neue Grundschulgebäude entsteht. Die Kindertagesstätte erhält einen kleineren Eingang und eine Adresse an der Mühlstraße, ist aber auch über den Haupteingang der Grundschule an der Lindenhofstraße erreichbar. Im Gebäudesockel befinden sich alle Gemeinschaftsbereiche von Grundschule und Kita sowie die erdgeschossigen Gruppenräume des U3 - Bereiches der Kita. Das Erdgeschoss steht auch außerhalb der Betriebszeiten größtenteils für die Stadtteilnutzung zur Verfügung. Durch die Verbindung von Grundschule und Kita können die Gemeinschaftsflächen flexibel von beiden Bereichen genutzt werden. Auch der Sportbereich, der sich im Souterrain befindet, erhält sowohl einen Zugang vom Foyer der Grundschule über einen großzügigen Lichthof, als auch einen Zugang aus dem Foyer der Kita. Zwischen der Sporthalle und dem Foyer der Grundschule wird auf der Erdgeschossebene eine großzügige Verglasung vorgesehen, die eine Sichtbeziehung zwischen den beiden Bereichen herstellt.

Die Mensa öffnet sich nach Süden zum baumbestandenen Pausenbereich der Grundschule. Die Küche wird von der Lindenhofstraße über eine Laderampe, die sich aus der vorhandenen Topographie ergibt angedient. Die PKW - Stellplätze werden platzsparend im westlichen Teil der Lindenhofstraße untergebracht. Die Fahrradstellplätze werden in der zukünftigen Fahrradstraße im nördlichen Teil der Mühlstraße für die Grundschule und im südlichen Bereich für die Kita vorgesehen.

GRUNDSCHULE
Die Lern- und Unterrichtsbereiche werden in den beiden Obergeschossen des Schulbaukörpers organisiert. Im Zentrum des Baukörpers befindet ich ein Atrium, dass die Erschließungsfunktion übernimmt, den Eingangsbereich anbindet und Tageslicht in die Tiefe des Gebäudes bringt. Pro Geschoss gruppieren sich 2 mal drei Klassenräume um die jeweiligen pädagogischen Erschließungsflächen und bilden pro Geschoss je zwei Lerncluster aus. Die Klassenräume erhalten jeweils ein Sichtfenster zur pädagogischen Erschließungsfläche, damit die Lehrkräfte die dortigen Schüler und Schülerinnen auch vom Klassenraum aus beaufsichtigen können. Zwischen den beiden Lernclustern befindet sich der Ganztagsbereich sowie die gemeinsamen Servicebereiche. Alle Klassenräume sowie die Räume der Ganztagsbetreuung sind nach Süden ausgerichtet und damit optimal belichtet. Beide Geschosse des Lern- und Unterrichtsbereichs erhalten einen direkten Zugang zum Außen- und Pausenbereich auf der Dachterrasse des Gebäudesockels. Gleichzeitig dienen die Ausgänge auch als Fluchtwege für die beiden Obergeschosse.

KINDERTAGESSTÄTTE
Die Kita im südlichen Gebäudeflügel des Neubaus ist zweigeschossig organisiert. Die terrassierte Kubatur der Gebäudekomposition bietet die Möglichkeit den Ü3 - Bereich im oberen Geschoss und den U3 - Bereich im Erdgeschoss jeweils mit den dazugehörigen, den Gruppenräumen vorgelagerten Freiflächen zu platzieren. Alle Gruppenräume orientieren sich zu dem attraktiven, begrünten Außenbereich mit dem vorhandenen Baumbestand. Jeder Gruppenraum erhält einen direkten Zugang in den Freiraum. Das Foyer und die Gemeinschaftsbereiche werden im Erdgeschoss zur Mühlstraße hin angeordnet.
Die Rosskastanie im Südosten des Wettbewerbsgebietes bleibt erhalten und wird in den Gebäudesockel integriert. Sie steht im Innenhof der Kita, der als zusätzlicher, geschützter Außenbereich zum Spielen einlädt. Der Innenhof versorgt auch die Erschließungsfläche im EG der Kita mit Tageslicht und sorgt für eine helle und freundliche Atmosphäre.
Die Erschließungszone im Ü3 - Bereich dient gleichzeitig als attraktive, tagesbelichtete, gemeinsame Spielfläche für alle drei Gruppenräume.
Von der Dachterrasse des Außenbereichs der U3 Gruppenräume schlagen wir eine Verbindung zu dem geplanten Baumhaus auf dem Woogsplatz vor. Über das Baumhaus entsteht eine weitere Anbindung an den ebenerdigen Spielplatz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Anordnung der straßenbegleitenden Baukörper auf einem verbindenden Sockelgeschoss wird positiv bewertet. Damit wird ein geschützter Freibereich für den Pausenhof und für die Kita geschaffen. Die Stadtmauer wird durch die Positionierung des Gebäudes sowohl im Außenraum, als auch im Innenraum erlebbar.

Die Länge des Baukörpers entlang der Lindenhofstraße wird allerdings, im Dialog mit dem Jugendstilbad, kritisch gesehen.

Die Dichte zur historischen Stadtmauer wird als Eintritt zur Stadt empfunden, die Durchwegung vom Woogsplatz gewürdigt.

Der Freiraum ist insgesamt nur schematisch dargestellt und lässt Fragen offen. Die Lage der Parkplätze ist nicht überzeugend vor den Fenstern der Fachräume positioniert.

Der Haupteingang zur Schule ist logisch an der Lindenhofstraße angeordnet. Der Eingang zur Kita erfolgt im Norden von der Mühlstraße.

Die Grundschule wird über ein großzügiges Foyer erschlossen. Offene geschossübergreifende Hallen machen allerdings technische Maßnahmen für den Brandschutz erforderlich. Durch die Trennung der Baukörper ist keine Redundanz der barrierefreien Erschließung gegeben. Die Aufzüge können verrauchen, da sie direkt an die Verkehrsflächen angeschlossen sind.
Die Lerncluster sind sinnvoll angeordnet und bieten ausreichend offene Lernflächen.

Die Kita ist über zwei Geschosse angeordnet - der U3 Bereich mit direktem Bezug zur Außenanlage und der Ü3 Bereich mit direktem Zugang zu einer großzügigen Dachterrasse. Die Aussparung für die bestehende Kastanie ist nicht realistisch. Sie bedingt schwierige Raumzuschnitte und einen engen Flur.

Die Arbeit besticht durch ihre klare, städtebauliche Haltung und stellt einen wertvollen Beitrag zur gestellten Aufgabe dar. Die Baukörper und Fassaden sind jedoch sehr ‘formal designt‘.
Die Fassaden in Holz geben der Grundschule einen adäquaten Ausdruck, werden jedoch im Gegenüber des Jugendstilbads und der Stadtmauer auch als nicht angemessen diskutiert.