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Einladungswettbewerb | 06/2019

Umgestaltung und Erweiterung des Mühlenhof-Areals in Iserlohn

Mühlenhof in Iserlohn

Mühlenhof in Iserlohn

ein 3. Preis

Preisgeld: 6.500 EUR

EVA REBER Architektur + Städtebau BDA

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Entwicklung

Der Mühlenhof, zwischen Kurt-Schumacher-Ring und Mühlentor soll als Auftakt des gesamten Quartiers revitalisiert und weiterentwickelt werden. Die historische Bebauung am Mühlentor 14 und 16 soll mit Bezug auf dessen Gebäudefigur neu aufgebaut werden. Dabei erhalten die Häuser am Kurt-Schumacher Ring 23 und 25 über den neuen Innenhof ein modernes Vis-á-Vis am Mühlentor. Die Verbindung der Gebäude erfolgt über offene Terrassen auf den jeweiligen Geschossen.
Wo heute eine „Wunde“ den Teilabriss am Kurt-Schumacher-Ring Nr. 27 aufzeigt, sehen wir den Auftakt der neuen Wohnbebauung mit einem kleinen Platz vor. Über diesen Platz entwickelt sich eine innere Hoferschließung für alle Wohnungen. Es entsteht ein privater kommunikativer Innenbereich für alle Bewohner an dem auch der Gemeinschaftsraum platziert ist.
Die beiden Wohn- und Geschäftshäuser an dem Kurt-Schumacher-Ring Nr. 23 und Nr. 27 prägen die neue Wohnbebauung, insbesondere das unter Denkmalschutz stehende Wohnhaus Nr.23 aus dem Jahr 1765. Die gesamte Anlage übernimmt dessen Geschosshöhen und dessen Firsthöhe. Über das neue Treppenhaus am Mühlentor können alle Gebäudeteile der Wohnanlage auch mit einem Aufzug barrierefrei erschlossen werden. Ausnahme bildet die Hausnummer 27, dessen Geschosshöhe diesen Ansprüchen nicht nachkommen kann.

Gestaltung

Die historische Bebauung wird als Neubau weiterentwickelt und in das Straßenbild mit Steildach und Putzfassade eingefügt. So entsteht ein Gesamtensemble aus historischen Gebäuden und moderner Neuinterpretation. Der giebelständige Neubau übernimmt First- und Traufhöhe des Denkmals, als Dachform sehen wir jedoch ein einfaches Satteldach vor. Für die neue Bebauung wird eine konventionell erstellte, monolithische Außenwand mit Mauerwerk vorgeschlagen. Der Hofbereich ist als privater Außenraum mit besonderer Aufenthaltsqualität geplant und mit einer vertikalen Holzverkleidung und einer Holzterrasse gestaltet. Zur Straßenseite erhalten die Wohnhäuser eine Putzfassade mit durchgefärbtem Kalkputz nach historischem Vorbild. Analog zu den Putzfaschen des Denkmals erhalten die Neubaufassaden eine Betonung der Fensterfaschen und Fensterbänke aus Kalkstein. Die Einbindung der historischen Bebauung in das Ensemble erfolgt durch die Farbgestaltung der Putzfassade und der neuen Holzverkleidung im Innenhof. So entsteht ein differenziertes Gebäudeensemble mit historischen Wurzeln und neu interpretierten Gestaltungsmerkmalen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Struktur der Neubauten fügt sich hinsichtlich ihrer Proportion und Maßstäblichkeit hervorragend in den städtischen Kontext ein, nimmt Raumbezüge der Umgebung geschickt auf und konfiguriert mit einer einfachen, klaren Grundstruktur ein städtebauliches Gesamtensemble mit den Altbauten. Das Gebäude Kurt-Schumacher-Ring 27 erhält durch seine Freistellung eine gestalterische und funktionale Eigenständigkeit und bildet eine Ecksituation aus. Die Arbeit setzt einen neuen städtebaulichen Akzent mit der Einfügung eines gassenähnlichen Zugangs zu einem gut dimensionierten Innenhof, von dem aus alle Wohneinheiten erschlossen werden. Die angedachte Privatheit des Innenhofes erhält durch den trichterförmigen Zugang allerdings eine stark einladende Geste hin zum öffentlichen Straßenraum. Die private Nutzung des Innenhofes kann dadurch beeinträchtigt werden. Das Motiv der Gasse, die zu einer Sackgasse wird, wird kritisch gesehen.
Kritisch gesehen wird die »Verstellung« des Innenhofes durch zwei breite Stege, die als Erschließungsstege dienen oder eine Freiraumnutzung der Wohnungen ermöglichen sollen. Die Doppelfunktion wird an dieser Stelle eher kritisch gesehen. Insbesondere der ausschließlich als Freifläche der Wohnung konzipierte Steg wird in seiner formalen und funktionalen Ausgestaltung als überzogen und für den Ort als nicht adäquat erachtet.
Der Entwurf bietet flexible Erdgeschossnutzungen für Büros und Läden sowie angemessen große Gemeinschaftsflächen an. Durch die Anordnung eines Hochparterres zum Mühlenhof wird die Privatheit der Wohnsituation zur Straße geschickt gelöst. Der barrierefreie Zugang wird weitgehend über ein zentrales Treppenhaus im Neubau sichergestellt. Die Wohnungszuschnitte sind gut, könnten jedoch in Teilbereichen die Vermietbarkeit erschweren. Kritisch wird allerdings das Angebot von überwiegend größeren Wohneinheiten gesehen; kleinflächige Wohnungsangebote fehlen. Allerdings wird die Lösung einer gemeinschaftlichen Wohnform für eine Wohngruppe auf dem Neubau des ersten Obergeschosses Kurt-Schumacher-Ring Nr. 25 angeboten. Der Luftraum der Satteldächer wird durch zusätzliche Schlafemporen genutzt.
Für die Neubauten wird zum Straßenraum hin eine ökologisch nachhaltige, monolithische Mauerwerksfassa¬de vorgesehen und zum Innenhof hin eine Holzverkleidung. Diese geteilte Materialität erschließt sich nicht notwendigerweise. Positiv gesehen wird die Unterstreichung der Ensemblewirkung durch eine alt- und neu-verbindende Farbgestaltung.

Beurteilung aus denkmalpflegerischer Sicht:

Die Anbindung an das Gebäude Kurt-Schumacher-Ring 23 mit Stegen in beiden Geschossen ist grundsätzlich möglich, da es hier ursprünglich einen Anbau (Werkstattgebäude) gab. Auf den breiten Durchbruch wäre je¬doch aus Sicht der Denkmalpflege zu verzichten.
Die Gauben im Mansarddach vom Gebäude Kurt-Schumacher-Ring 23 sollten nicht rückgebaut werden. Ebenso sind Gauben auf dem Dach des Gebäudes Kurt-Schumacher-Ring 27 gegenüber Dachflächenfenstern zu bevorzugen. Die Grundrisse sind, soweit noch ursprünglich, gewahrt.
Da die beiden Treppen in den Baudenkmälern nicht mehr erhalten sind, ist die Aufgabe oder Veränderung akzeptabel.
Ensemble am Mühlenhof

Ensemble am Mühlenhof

Ansicht Innenhof

Ansicht Innenhof

Ansicht Kurt-Schumacher-Ring

Ansicht Kurt-Schumacher-Ring

Lageplan

Lageplan