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Verhandlungsverfahren | 07/2019

Innenstadtkonferenz

südliche Ewaldstraße

südliche Ewaldstraße

Zuschlag

Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten GmbH

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

DER PARK KOMMT IN DIE STADT!

Wie die Welt sich ändert, so wird Herten sich auch ändern. Wo ein kleines Bauerndorf ¬ neben einem wunderschönen Wasserschloss ¬ sich transformiert hat, durch Baulust und Bauwut in eine steinige, anonyme, ökonomisch geprägte und auto-orientierte Innenstadt so kann in der nahen Zukunft die In-nenstadt Hertens ihre Eigenheit und Schrulligkeit feiern. Kann man Schritt-für-Schritt einen Traum umarmen von einer grünen, bespielbaren, lebendigen und inklusiven Innenstadt, wo man entdeckt, was schon da ist, wo ‘space becomes place’, und wo Einwohner und Behörden der Stadt diese zusammen pflegen? Die Antwort: JA!


TAG 1
DER SCHLOSSPARK KOMMT IN DIE STADT! VON ‘SPACE TO PLACE’.

Ich bin ein alter Baum und stehe schon 200 Jahre hier. Hier stehen wir zusammen und können frei atmen. Daher sind wir auch so groß und grün und es gibt hier genügend Wasser um uns zu nähren. Über die Straße hinweg stehen ein paar verwaiste Familienmitglieder. Sie haben weniger Platz zum Wachsen, die Luft ist nicht so gut und sie sind einsam. Was ich nicht tun würde, um eine Verbindung herzustellen mit meiner Familie!

Im Schlosspark stehen wunderschöne Bäume. Manche schon seit 200 Jahren. Im Park stehen und le-ben Sie zusammen und haben sie Luft zum atmen. Daher sind sie auch so groß und so grün und haben genügend Wasser um sich zu nähren. In der Innenstadt stehen auch schöne Bäume; aber alleine und mit wenig Platz zum atmen und trinken. Wo Bäume nicht atmen können, können Menschen das auch nicht. Die existierenden Innenstadtbäume brauchen Gesellschaft und Platz zum Wachsen. Bäume wer-den zum Dach der Stadt; Licht und Schatten in der Straßen. Und wenn die Bäume nicht mehr in ‘space’ stehen, sondern dann Gesellschaft bekommen, werden sie ‘place’. Und ‘place’ sorgt für Aufenthalt und Aufenthalt sorgt für Begegnung und Begegnung führt zu Gesprächen, die wieder Lebendigkeit in der Stadt bringen.


TAG 2
HIMMEL (WASSER) FLUSS
Ich falle vom Himmel herunter. Ich stürze mich auf harten Boden, Dächer und verschwinde im Abwas-serkanal. Ich bin Nahrung für die Welt, für die Flora und Fauna und für die Menschen. Ich verstehe es nicht! Die kann man so unbeschwert/leichtfertig mit mir umgehen?

Bäumen brauchen Sonne und Wasser. Die Vorhersagen in Bezug auf den Klimawechsel zeigen, dass es Sonne genug geben wird. Wasser ist das Problem. Der Himmelfluss läuft durch die Ewaldstraß, über den Place d’Arras durch das Tor in den neuen Bram Teig, wo es gespeichert werden kann, wenn es zu trocken wird.

TAG 3
BESPIELBARE STADT/HOMO LUDENS/DER SPIELENDE MENSCH.

Ich bin ein Buch. Auf meine Seiten wird beschrieben wie wichtig Spielen ist.
Der Mensch spielt (Homo Ludens), alt oder jung. Spielen ist das Fundament von Aufwachsen, Kreativität und wo Platz ist für alle. Spiel ist auch eine Bedingung für Kreativität. Ohne Spiel, keine Kreativität. Wo kann man hier spielen? Liest niemand mehr Bücher? Johan Huizinga vor 81 Jahre


Die Innenstadt wird eine bespielbare Stadt. Überraschungen um jede Straßenecke, am Ende der Straße und auf mehreren, großen oder kleinen Orten. Spielelemente, Skatepark, etc.


TAG 4
EIN SPAZIERGANG/DIE ENTDECKUNG VON WAS SCHON DA IST!

Die Entdeckung der Innenstadt. Schlosspark und Innenstadt gehören zusammen. Die Trennung wird aufgehoben. Was jetzt noch als moderne Architektur gesehen wird ist in 10, 20 oder 30 Jahren histo-risch. Die Siedlung der THS zum Beispiel scheint jetzt nichts Besonderes zu sein, aber mit ein wenig Pflege wird das in der nahen Zukunft vielleicht der Anziehungspunkt von Herten sein. Wo Alt und Neu und noch Neuer zusammen kommt. Hier ‘liest’ man die Stadtentwicklung der Nachkriegszeit. So ist es auch mit der Straßenstruktur. Viele Gassen, verrückte Ecken und Durchsichten. Herten ist eine Innenstadt mit ‘100 Durchsichten’.

So wie in den 60er Jahren ein Traum formuliert wurde, so träumen wir weiter. Der einzige Unterschied? Zum menschlichen Bedürfnis gehören heutzutage auch Natur und Spielen in die Stadt. Und - die Natur-maßnahmen werden einen Zeitraum von ca. 10 Jahren erfordern, wobei abschnittsweise dieses Ziel zu erreichen ist - manche Sachen haben sich nicht geändert!


TAG 5
LEBENDIGE STADT. WOHNEN IM (SCHLOSS)PARK. Sascha und Isabella 36 und 32 Jahre und ihre 2 Kinder

Nach spielenden Kindern und Spaziergängern ist es evident! Hier will gewohnt werden. Hier will gelebt werden. Die leeren Läden werden Wohnungen mit einem Vorgarten. Die Hertener Innenstadt ist gut für Flora und Fauna und daher auch gut für Menschen. Man braucht nicht lange, um zu realisieren, was die Menschen eigentlich selber wollen. Das sieht man an jeder Ecke und auf jedem Platz: spielen und Grün vor der Haustür. Die Gestaltungskriterien der bereits umgestalteten Fußgängerzone werden interpretiert und weitergeführt.


TAG 6
GRÜNLABOR. Die lokalen Gemeinschaften. Isabella, Martin, Klaus (D,) Ruud (NL), Chi (China), Nakib (Bangladesh). Vom Stadtplaner zum Stadtmacher (Stadtbauer = ein Bauer baut?)

Wann: Samstagnachmittag. Wo: Markplatz Forum. Wer: Behörden und Bewohner. K. öffnet die Sitzung. Meine liebe Damen und Herrn. Herzlich Willkommen zur ersten Bürger Grün Team Versammlung - Mitdenken und (mehr) Mitmachen. In den kommenden Jahren wird sich einiges ändern in der Innenstadt. Wir haben zugehört und haben geträumt, wie die Stadt aussehen kann und auch dabei gedacht an un-sere Heimatstädte, ob es gute Beispiele gibt. Vor allem haben wir gedacht, wie man sich wieder stolz fühlen kann, wo es besonders/einzigartig ist und wie man die Stadt für die Zukunft fertig machen kann. Die Zukunft ist ungewiss. Wir wissen lang nicht alles und das ist auch gut/kein Problem. Daher ist dieser Marktplatz der Platz der Zukunft. Hier machen wir (noch) nichts, hier ist Freiraum, Spielraum für temporä-re Events. Aber…die wichtige Frage von heute ist; Wem gehört die Stadt? Und wie und wer pflegt die Stadt? Wir organisieren ein Beteiligungsprogramm, das sogenannte GRÜNLABOR, um die Stadt schön, sauber und freundlich zu behalten. Stellen sie sich vor; die Stadt hat eine Million in den nächsten Jahren für Beteiligung und Pflege. Was machen wir in Zusammenarbeit mit dieser Million in den nächsten 5 Jahren?


Herten als resiliente Stadt mit Zukunft. Die Zukunft ist ungewiss, daher braucht es Platz, um Zukunft zu proben. Der Marktplatz wird das Labor, hier gibt es Frei- und Spielraum für temporäre Events. Ein Beteiligungsprogramm, das sogenannte Grünlabor, aktiviert die Stadtgesellschaft von Herten. Ge-meinsam neue Qualitäten schaffen.


TAG 7
HEUTE BESSER ALS GESTERN. MORGEN BESSER ALS HEUTE! DIE STADT IM PARK!

Abends setzen die Menschen sich hin, zufrieden nach getaner Arbeit. Sie gehen aufs Tablet, mobil oder Computer und verbinden sich mit dem Rhizom der Stadt (die digitale Wurzel). Hier geben sie ein, was sie gemacht haben, wie und wo die Natur wächst und zeigen an, wer was macht nächste Woche. “Ah…guck mal…der Martin hat heute 112 Schmetterlinge gezählt! Letzte Woche waren es nur 19. Und in der Ewaldstraße, mit den neuen Bäumen und Gärten ist es 4 Grad kühler als letztes Jahr mit dieser Außentemperatur von 32 Grad!” Fred, 60 Jahre. Nakib, 25 Jahre, Karl, 11 Jahre. Caroline, 34 Jahre. Claudia, 46 Jahre und die Eiche, 200 Jahre, die Kastanie, 110 Jahre und die Platane, 60 Jahre.

Wir haben einen Traum. Eines Tages kommen in der Stadt Herten alle 3.965 Einwohner zusammen unter einem grünen Dach. Die Stadt, wo in den Straßen 1000 Baumen wachsen und wo Herten - zwischen den 52 Gemeinden ins Ruhrgebiet - ein unterschiedlicher Bestimmungsort ist. Wo man wohnt im Park und wo die Autos langsam verschwinden zugunsten von Fahrradfahrern und Fußgängern. Wo es gut ist für Pflanzen und Tiere und deshalb auch für Menschen. Wir haben einen Traum. Und wir fangen morgen an!


Digitale und ökologische Wurzel: DAS RHIZOM
Die Chancen der Digitalisierung sind auch Chancen für die Stadt. Als Erweiterung der Auskunftsfähigkeit urbaner Systeme, erweiterte Mitgestaltungsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger und die dynamische Erzählformen in sozialen Medien und internetgestützter Kommunikation.
Günstige Sensoren und deren Vernetzbarkeit auf Basis offener Protokolle sind der Schlüssel dazu.
Die Sensoren sind die Basis und Plattform für ein von der Stadt und ihren Aktiven weiterentwickeltes Digitalprojekt. Drei Anwendungsszenarien:


Analytisch
Die gebauten Maßnahmen werden konsequent mit digitalen Sensoren ausgestattet, um Echtzeitwerte in Bezug auf menschliches Wohlbefinden (Luftqualität, Luftfeuchte, Temperatur, etc.) und wassersensitive Parameter (Wasserdurchfluss, Versickerung, Niederschlag, etc.) zu messen. Als OpenData Plattformen für die Digitalprojekte der Stadt wie DigiQuartier, die Verwaltung und andere Akteure der Stadt stehen sie für die Stadtgesellschaft zur Verfügung.
Dabei können sie über OpenData Plattformen mit öffentlichen Daten wie einem Baumkataster o.ä. und von Individuen betriebenen „Crowdsensing“ Plattformen z.B. zur Luftschadstoffmessung (luftdaten.info) verknüpft werden.


Narrativ
Der Park kommt in die Stadt – bestimmte Pflanzen können als erzählende Protagonisten dieses Wachstum wahrnehmbar und greifbar machen. Ein stattlicher Baum, der sich über Soziale Medien wie Twitter oder Facebook mitteilt, von seinem Wachstum in Zahlen erzählt und darüber, welche Bäume sich in seinem Umfeld schon angesiedelt haben, wird als märchenhafter Erzähler zur Stimme für das Wachsen des Parks. Aber auch zum Mahner, der gewissenhaft die Änderungen des Klimawandels nachzeichnet und zeigt, wie sich die Stadt Herne daran adaptiert.
Dabei greift der Twitter-Bot auf Daten auf Sensoren am Baum und das Baumkataster zu und kann mit Mitteilungen der städtischen Öffentlichkeitsarbeit emotional angereichert werden.


Collaborativ
Der öffentliche Raum ist gut, die Stadtgesellschaft will mehr. Welche Orte könnten mehr Park vertragen als schon vorhanden ist? Und wer kümmert sich darum, ohne einen Verein zu gründen oder sich vertraglich zur Pflege zu verpflichten? Das Internet bietet ganz neue Möglichkeiten, gemeinsame Ideen und deren Umsetzung zu teilen. Mit den Sensoren (welcher Baum braucht gerade Wasser?), einem Netzwerk („Ich komme heute Abend vorbei und kann ihn giessen!“) und echten physischen Orten (Ladenlokal in der Innenstadt, auf dem Arras – Platz) wird die Stadt zum gemeinschaftlichen Erfolg.
Projekte wie DigiQuartier, aber auch Schulen oder Bürgerinitiativen können Workshops dazu anbieten, was man mit den gesammelten Sensordaten anfangen kann. Passende Dienste wie eine Nach-barschaftswebseite, eine ToDo-Liste für eine bestimmt Straße oder Apps mit Tipps welche Freizeitak-tivitäten bei diesen Wetterbedingungen die besten sind, lassen sich entwickeln.

So wird die Stadt zum gemeinschaftlichen Erfolg.


2020: DER PARK KOMMT IN DIE STADT!
2021: Die Eröffnung von ‘Rhizom’
2022: 1ste Poetry-und-Märchen Fest in ‘The Book Garden’
2023: Place d’Arras; World Food Festival #1
2027: DIE STADT IM PARK! Die IGA kommt nach Herten.



STADT IM PARK!