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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2019

Evariste-Mertens-Preis 2018 - Neugestaltung Freiräume Casino in Bremgarten (CH)

3. Preis

Preisgeld: 6.000 CHF

Andrea Ferles

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit ihrem Projektansatz bezieht sich die Verfasserin auf eine Wieder-Bebauung des Vorstadtbereiches in Anlehnung an alte Klosterbauten, die dort standen, wo sich heute das Casino befindet. Die historische Herleitung ist nicht ganz plausibel, führt aber zu einer interessanten Umdeutung der gestellten Bauaufgabe: Das Foyer wird statt vorne am Brückenkopf auf der heute wenig aktivierten Ost- oder Hinterseite des Casinos vorgeschlagen. Dadurch entsteht ein weiter, grosszügiger Platzbereich und die denkmalpflegerischen Anliegen zum Schutzwert des Casinos sind gut berücksichtigt. Der Schachzug der Umdrehung wurde vom Beurteilungsgremium intensiv diskutiert und ist in der Palette aller vorgeschlagenen Foyers sicher eine provokative Lösung. Sie wird aber als insgesamt nicht tragfähig angesehen: Das Schaffen eines rückwärtigen Zugangs ist funktional undenkbar, widerspricht der Logik des Bezuges zur Altstadt und schwächt heute vorhandene und wünschenswerte Synergien mit El Mosquito und Reusshalle zu einem potentiellen Kraftort. Zudem würde er einen tiefgreifenden Umbau des Casinos samt Bühnenraum und Infrastruktur erfordern, was seitens Auslober in keiner Form beabsichtigt und von der Verfasserin nicht zu Ende gedacht worden ist.

Die Freiraumgestaltung ist einfach, robust, massvoll und wird in ihrer Qualität einhellig gewürdigt: Der grosszügige, gepflästerte Casinoplatz mit rundem Brunnen bildet ein geräumiges, gut nutzbares Vorfeld zum Casino. Mit wenigen, gut gesetzten Mitteln wird die Uferkante neu gezogen und mit einer langen Sitzbank akzentuiert. Im Uferbereich direkt vor dem Casino wendet sich die Gestaltung mit Heckenkammern eindeutig der Reuss zu. Hier sollen zum Wasser orientierte Sitznischen geschaffen werden. Im neugestalteten Foyerbereich weitet sich der Platzraum abermals auf und bietet mit parallelen Sitzelementen eine klare Kante mit gutem Uferbezug. Neu gepflanzte Bäume werten den heutigen Unort auf und verleihen ihm eine gute Ausstrahlung.

Die verlegte Badstrasse hat einen überzeugenden Verlauf und führt am neuorganisierten Parkplatz vorbei. Die Parkfelder liegen quer; mit Belagswechseln zwischen Fahr- und Parkierbereichen wird die grosse, freie Fläche aufgelockert und randlich mit Bäumen gefasst. Die vorgeschlagene Materialisierung der Parkflächen in Ortsbeton ist problematisch (da kostspielig und schlecht anpassbar). Alle vorgesehenen, stark raumgreifenden Aktivitäten wie Lunapark und Markt funktionieren auch mit der neuen Gestaltung bestens.
Das El Mosquito erhält einen neuen Vorbereich mit kleiner Gartenterrasse. Unter den bestehenden Kastanien wird ein heckenartiger Grünkörper gepflanzt. Die angestrebte Raumwirkung ist überzeugend gelöst, aber nicht ganz kompatibel mit den Nutzungsansprüchen an die Zugänge zum Reussbrückesaal.
Die Begegnungszone an der Wohlerstrasse ist kaum bearbeitet und behält den Charakter einer Strasse ohne zusätzliche Mehrwerte.

Die vorgeschlagene Freiraumgestaltung lässt einen gewissen Interpretationsspielraum offen und dürfte so robust sein, dass sie nötige Adaptionen und Anpassungen erlaubt: Die Nutzungsoffenheit für verschiedene -auch heftige Beanspruchungen- scheint gegeben, ökologische und gewässerbauliche Aspekte sind berücksichtigt und eine Umsetzung im mittleren Kostenbereich der eingereichten Beiträge ist wahrscheinlich.
Bleibt der Aspekt der falschen Setzung des Foyers: Das Beurteilungsgremium ist der Auffassung, dass eine Positionierung des Foyers auf der Westseite funktionieren könnte. Schade, hat die Verfasserin diese Option mit ihrem Konzeptansatz so kategorisch ausgeschlossen!