modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 07/2019

Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes mit ZOB in Füssen

Perspektive

Perspektive

2. Rundgang

Architekturbüro Huber

Architektur

Erläuterungstext

Anlass und Zielsetzung
Nach dem Neubau des Bahnhofsgebäudes beabsichtigt die Stadt Füssen, dem zentralen Busbahnhof (ZOB) und dem Bahnhofsumfeld ein neues Gesicht zu verleihen. Die Flächen des direkt angrenzenden Von-Freyberg-Parks sollen in die Überlegungen mit einbezogen werden. Aufgabe des interdisziplinären Wettbewerbes ist ein übergreifendes Gestaltungskonzept für den öffentlichen Raum zu entwickeln, das eine attraktive Visitenkarte für die Stadt Füssen bietet und eine Grundlage für die weitere technische Umsetzung darstellt. Der Wettbewerb liegt im Geltungsbereich des rechtskräftigen Bebauungsplanes „W43 Ottostraße/Bahnhofstraße“. Der Entwurf des Änderungsverfahrens (Entwurf zur 1. Änderung; Stand 15.02.2019) dient als Grundlage für die Planung und wird von uns ohne wesentliche Änderungen übernommen.

Entwurfskonzept ZOB
Grundgedanke des Entwurfs ist eine Neuordnung des Busbahnhofs, mit neu gestaltetem, südlichem Fußgängerbereich, der durch eine wellenförmige Geste die Verknüpfung mit dem neu konzipierten Freyberg- Park herstellt. Das Gesamtkonzept zielt darauf ab, dass der Park bereits im Bahnhofbereich für den ankommenden Besucher intensiv erlebbar wird. Busbahnhof und Park sollen eine Einheit bilden, welche die Einzigartigkeit des „besonderen Ortes“ hervorhebt.
Der Entwurf sieht zwei voneinander unabhängige Dächer in Holzbauweise (Brettsperrholz) mit minimalen Stahlstützen (bereits vordimensioniert) vor. Diese sollen möglichst durchlässig einen guten Blick auf den Von-Freyberg-Park zu lassen. Die Dächer sind einfach konzipiert, sie können je nach Budget in verschiedenen Bauabschnitten realisiert werden. Das nördliche Dach kann in seiner Länge in Absprache mit der DB- Dienstbarkeit optional als kurzes oder längeres Dach erstellt werden.

Mobilitätsdrehscheibe
Anschließend an die bestehende WC Anlage werden die geforderten Fahrrad-, Pedelecs- und E-Bike Abstellmöglichkeiten nachgewiesen. Die geforderten Fahrrad Boxen werden mit der bestehenden WC Anlage kombiniert und bilden mit den Fahrrad-Stellplätzen eine kompakte Einheit. Die Fahrrad Boxen werden als gestapeltes System erstellt, wo jeweils zwei Boxen übereinander angeordnet sind. Alle Einrichtungen befinden sich unter dem nördlichen Dach und können nach Absprache mit der DB nach Westen erweitert werden. Weitere Fahrradabstellmöglichkeiten werden vor dem Bahnhof, ostseitig am Bahnhofsplatz angeboten.

Infoturm mit Gesamtanzeige
Es wird eine Gesamtanzeige in Form eines „Infoturm“ aus Holz vorgeschlagen, an dem sowohl die Uhrzeit angezeigt wird als auch alle anderen Fahrgastinformationen. Die Zuweisung zu der jeweiligen Haltestelle erfolgt durch einen integrierten Info-Screen. An den jeweiligen Haltestellen sind lediglich Sitzbänke vorgesehen sowie die für die Zuweisung nötige Beschilderung. Der Infoturm ist die Attraktion im Bahnhofsbereich, er kann vom Besucher bestiegen werden und ermöglicht, Blickbezüge zum Hohen Schloss sowie die umliegende Berg- Silhouette über den angrenzenden Park hinweg.

Entwurfsgedanke zur Freiraumgestaltung
Die für die südliche Überdachung notwendigen Belagsflächen werden als Splittmastix Belag erstellt und bieten aufgrund ihrer geschwungenen Form zum Park hin optimale Aufenthaltsqualitäten. Ein in die Fläche integriertes Wasserbecken wertet den Ort zusätzlich auf. Somit ist eine gute Verknüpfung vom ZOB mit dem Park gewährleistet. Alle weiteren Wege im Park dienen lediglich der direkten fuß- bzw. radläufigen Verbindung. Der im Park bereits existierende asfaltierte Weg wird aus Gründen des minimalen Eingriffs erhalten und als Hauptverbindung (Fuß- und Radweg) verwendet. Alle weiteren Wege werden als wassergebundene Wegedecke erstellt und so angeordnet, dass aufgrund der direkten Wegeführung keine Trampelpfade mehr entstehen. Eine großzügige Fläche aus Schotterrasen ermöglicht vielfältige Veranstaltungen (Märkte und Konzerte) im zentralen Parkbereich. Die gepflasterte Bühne schließt daran an. Der sich im Westen des Parks befindende Spielplatz wird ersetzt. Er soll mit einem „Sitzring“ neu gefasst werden und um eine am Baum befindlichen Sitzbank ergänzt werden. Die Ausstattung wird für vielfältige Altersgruppen gewählt. Alle übrigen Rasenflächen können als Liegewiesen genutzt werden.

Baumbestand / Grünbestand
Die erhaltenswürdigen Bäume im Bereich des Von-Freyberg-Parks sind alle in der Planung übernommen. Die nördlich des Parks befindlichen Bäume, welche im Zuge der Baumaßnahme der Überdachung entnommen werden müssen, sind als „nicht“ oder „wenig“ erhaltenswert eingestuft worden. Alle weiteren Bäume, die als „nicht erhaltenswert“ eingestuft sind, werden durch Neupflanzungen ersetzt. Der Standort der erhaltenswerten Bäume wird durch Unterpflanzungen mit Sträuchern verbessert und somit unerwünschte Wegeverbindungen (Trampelpfade) unterbunden. Die Rosskastanie wird im Bereich des erneuerten Spielplatzes wieder eingepflanzt.

Beleuchtungskonzept
Die für die Wartebereiche des ZOB notwendige Beleuchtung wird in die Dächer integriert (siehe Perspektiven). Das Beleuchtungskonzept garantiert im Bereich der Überdachung eine helle, freundliche Atmosphäre bei Nacht, sie dient auch der Sicherheit des Besuchers. Entlang der Rad- und Fußwege im Park werden Pollerleuchten wegebegleitend angeordnet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Anfangsperspektive der Arbeit vermittelt mit dem gestalterisch zurückhaltenden Dach und dem Infoturm als Zeichen einen angenehmen Eindruck. Im Lageplan stellt sich das Dach als 120 m langes, lineares Element dar, welches städtebaulich eine trennende Wirkung hat. Das zweite große Dach kann funktional nachvollzogen werden, schwächt aber die Entwurfsidee und es entsteht zwischen den Dächern ein unangenehmer, schlauchartiger Raum. Das Verkehrskonzept wurde durch Parallel-stellung des östlichsten Bushaltepunkts modifiziert, was jedoch verkehrlich keine Vorteile bringt; der Zugewinn an Platzfläche ist untergeordnet zu sehen.

Die Fernwirkung des aus Brettschichtholz bestehenden Dachs wird vor dem Hintergrund des Parks als angenehm zurückhaltend empfunden. In der Durcharbeitung erscheint das Dachdetail jedoch eher plump und die oberseitige Bitumendeckung bietet keine schöne Dachaufsicht aus den umliegenden Gebäuden. Der Infoturm steht in seiner Funktion als zentrale Anlaufstelle für Fahrgastinformationen abseits der Fußgängerströme an der falschen Stelle. Neben dem Dach wirkt er auf dem Lageplan zu schwach. Eine Torwirkung, die man sich im Zusammenhang mit dem Bahnhofsgebäude und dem Turm als Auftakt zum Bahnhof vorstellen könnte, entsteht nicht.

Durch seine schmale Breite von nur ca. 4,50 bis 7 m stellt das Dach keinen funktionsfähigen Wetter-schutz für die wartenden Fahrgäste dar. Eine funktionale Möblierung der Wartebereiche ist gegeben. Es wird begrüßt, dass der Von-Freyberg-Park in seiner natürlichen Gestaltung und organischen Wege-führung belassen ist. Die Anordnung der Funktionsbereiche wird positiv gesehen. Der wellenförmig abschließende Aufenthaltsbereich südlich der Überdachung bleibt ohne Nutzungsidee und stellt kei-nen Mehrwert dar.

Vor dem Hintergrund der gewünschten Verknüpfung von Bahnhof und Park wird die lineare Schich-tung verschiedener Bodenbeläge im Bahnhofsbereich als ungünstig empfunden. Die Materialität der Dächer und des Turms mit Holzverkleidung wird im örtlichen Kontext als angenehm empfunden.

Der Entwurf erscheint technisch durchführbar und wäre aufgrund der standardmäßigen Konstruktion wirtschaftlich umsetzbar. Der Turm ist in seiner Grundrissabmessung von ca. 2,20 m x 3 m für die Un-terbringung einer öffentlichen Treppe zu klein.
Lageplan

Lageplan

Ansicht

Ansicht

Ansicht Ausschnitt

Ansicht Ausschnitt

Perspektive

Perspektive