modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

kooperative/ dialogisches Wettbewerbsverfahren | 07/2019

Neubau einer deutschen Schule in Cuenca (EC)

Gewinner

Preisgeld: 6.000 EUR

PPAG architects

Architektur

Erläuterungstext

Eine Welt der Kinder - Parents don´t come inside, queridos!

Wie sieht die Schule im 21. Jahrhundert, am Übergang zur Wissensgesellschaft aus? In einer ruralen Gegend in Ecuador. In 2600m Höhe. Auf einem Hang mit 56m Steigung. Klimagerecht … Die Schule des 21. Jahrhunderts ist offen und eindeutig zugleich. Wir wissen heute nicht, wie wir morgen lernen werden, alles Denkbare soll möglich sein. Wir möchten regional vernünftig bauen, aber mit internationalem Anspruch. High Tech und Low Tech, neu und alt zugleich.

Wir nehmen die Topografie an und arbeiten mit ihr.
Der Freiraum wird möglichst in seiner Sensation belassen, die Hanglage des Grundstücks wird als Chance begriffen, für eine spannende Abfolge von Räumen, Terrassen und Blicken. Die im Konzept der Auslobung festgelegten Funktionen fließen in den Hang und verorten sich gemäß ihren Beziehungen zueinander. Jeder Raum hat den besten Blick ins Tal, nach Cuenca und genießt gleichzeitig direkten Zugang zum Freiraum.

Das gesamte System ist unhierarchisch, ein demokratischer Raum, der für gleiche Chancen jedes Kindes steht.
Der relationale Raum bezieht sich auf das Leben in den Räumen, auf die Nutzung, auf die Effekte, die aus Nutzungsüberschneidungen entstehen: Die Shortcuts werden auch von Kindern und PädagogInnen benutzt, die nicht in dem Cluster zuhause sind. Was entsteht, ist real life Kommunikation! Die Stärke der Erscheinung kommt aus der Ausstrahlung dieser Gemeinsamkeit.

Das Grundstück ist Ressource: Wasser, Energie, Erde werden genutzt. Es ist Lehrmittel und Werkzeug, wie die Gebäude.
Es gibt möglichst wenig Geländebewegungen, Aushub wird auf dem Grundstück wieder eingebracht. Nur die Klassen, Fachräume, Büros, erhalten thermische Hüllen, alles andere, auch die Lernlandschaften sind überdeckter, geschützter Außenraum. Die niedrigen ausladenden Dächer über den Klassen und die höheren der verbindenden Bereiche halten Regen und Sonne ab, lassen Licht in die Tiefe der Räume und ermöglichen Luftzirkulation. Unerwünschte Sonne wird durch leichte Massnahmen, etwa Vorhänge, abgehalten. Regenwassernutzung über die kommunizierenden Dächer. Das Potential des Klimas soll maximal genutzt und eine echte ganzjährige Freiluftschule konzipiert werden. Es werden nur die ruhebedürftigen Bereiche, also die Stammgruppenräume in abgeschlossenen Räumen (Türen/Fenster…) untergebracht. Die Flächen der „Lernlandschaften“ sind überdachte Terrassen im Freien. Dadurch wird auch ein bisschen Bauvolumen gespart. Die Cluster erstrecken sich oft über mehrere Niveaus. Einerseits die einem Cluster zugehörigen Klassen, andererseits ist auch die Lernlandschaft oft auf mehrere kommunizierende Niveaus verteilt.

Alle Räume haben direkten Freiraumzugang und Aussicht!

Hanghaus statt Hochhaus – Hochhaus am Hang!

Von oben bis ganz unten führt in Serpentinen die Schulstraße.
Sie gliedert das Grundstück, weist jeder Nutzung ihren Platz zu. Sie erschließt das Grundstück barrierefrei/ rollstuhltauglich mit max. 10%. Sie wird in der schulfreien Zeit auch als Trasse des Facility Management (Reinigung, Müll, Materialverteilung) genutzt.
Der Charakter dieser Schulstraße wird geprägt von den ihr angelagerten Nutzungen: Beim Kindergarten ist in der Serpentine eine Matsch- und Sandspielzone, am Musikraum vorbeigehend hört man ein bekanntes Lied – was war das nochmal ? , der Weg verbreitert sich zu einem Tischtennisplatz …
… und es gibt Stichwege, die – mit größerer Steigung – die Kehren des Weges miteinander auf kurzem Weg verbinden. So zum Beispiel entlang der Nordgrenze des Grundstücks, wo ein solcher Stichweg einige Pädagog*innenbereiche verbindet.
… und es gibt Schleichwege zum Beispiel zwischen zwei Doppelclustern hindurch. Ein störungsfreier Weg durch privatere Sphären.
Die Schulstraße ist keine Barriere, ganz im Gegenteil verbindet sie auch über die Straße hinweg die Nutzungen. Sie ist eine Art soziales Band, das an den einzelnen Abschnitten von den unterschiedlichen angrenzenden Nutzergruppen geprägt wird und dem Kontakt zwischen diesen gewidmet ist.

Fragmente von Elementen, Ebenen, Stützmauern, Regen zum Weiterdenken und Weiterbauen – die Kinder können den Raum fertig denken: “das wird mein Unterseeboot!”

Die einzelnen Funktionen ordnen sich logisch entlang der Schulstraße den Hang hinunter an.
Die den Hang hinuntermäandernde Schulstraße wird durch zahlreiche Kurzschlüsse zu einem engeren Wegenetz verbunden. Ganz oben, an der Via Paccha, der repräsentative Eingang mit Sala Dedicada und Stiehle Museum. Gleich dahinter der Kreativbereich. Der öffentliche Teil der Verwaltung ist leicht auffindbar ebenfalls hier. Die Puerta 2 ermöglicht den Eltern der Kleinsten (Kiga, Krippe) daran vorbei völlig eben zum gesamten Kindergartenbereich zu kommen. Für diesen Zweck gibt es auch einige Parkplätze. Auch die Großen können das Gelände von hier betreten. Lehrer-/Besucher-/Sportlerparkplätze befinden sich entlang der Nordgrenze des Grundstücks. Die Straße über das Nachbargrundstück vorbei an der Puerta1 erschließt das Gelände etwas tiefer: hier kommt man eben zum Zugangsbereich zwischen Kindergarten und Primaria und zur (nun zentraleren;-) Plaza Central. Hier liefern die Busetas die Kleinen ab, bringen und holen Eltern ihre Kinder. Am Nachmittag können hier auch die Großen mit den Busetas abgeholt werden. Es gibt Platz um die Zeit des Wartens angenehm zu verbringen. Mit den hier befindlichen Parkplätzen können hier auch größere außerschulische Bedarfe abgedeckt werden. Generell: strategische Lage des Sports gut von der Straße erreichbar und mit Parkplätzen versorgt. Viele kleine dezentrale Schulsportflächen über das ganze Gelände gestreut. Die Parkplätze sind trotz ihrer Menge von der Paccha aus nicht präsent. Die Schule ist sichtbar! Der Kindergarten hat einen langgezogenen ebenen Freiraum zwischen den beiden Doppelclustern. Weiter hangabwärts die Primaria, dazwischen die Membran als Scharnier. Dann die SekI und schließlich lärmgeschützt am Ende die SekII. Hier endet die Schulstraße vorläufig, Anschlüsse an bestehende Straßen wären erfreulich, sind aber nicht notwendig. Immer wieder werden Bezüge aufgespannt: von der Primaria und Sekundaria nach außen, zum Herz, von der Primaria und vor allem der Sekundaria zum Naturwissenschafts/-Technikbereich, der Teambereiche der einzelnen Schulstufen zueinander. Die Ordnung findet sich in vielen Details: Bodenwechsel mit unterschiedlichem Fliesenbelag zeigen niederschwellig Bereiche an.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Idee eines Schuldorfes, das sich an den Hang schmiegt, wird als ein sehr passendes Konzept für den Campus der Deutschen Schule Cuenca bewertet. Die kleinteilige Struktur der eingeschossigen und verspielt zueinander platzierten Pavillons, die sich wie ein Teppich über den Hang legt, eignet sich sehr gut für die bauliche Umsetzung des pädagogisch-räumlichen Konzeptes. Die Entscheidung, ein Sportfeld zusammen mit einer Sporthalle im oberen Ende des Grundstück an der Via Paccha zu positionieren, wird positiv bewertet. So können diese zusammen mit der dort ebenfalls angeordneten Sala Dedicada und dem Stiehle-Museum auch außerschulisch genutzt und auf leichte Weise dem Quartier zugänglich gemacht werden. Das Konzept schlägt eine Hierarchie aus drei unterschiedlichen Wegesystemen zur Erschließung des Schuldorfes vor - die Schulstraße, die Stichwege und die Schleichwege: Die Haupterschließung des Campus erfolgt über die „Schulstraße“, die durch ihre serpentinenartige Form und die gemäßigte Steigung auch die barrierefreie Erschließung der unterschiedlichen Bereiche und des Schulgeländes darstellt. Zusätzlich übernimmt sie die Funktion einer Versorgungstraße etwa für Anlieferung, Krankenwagen usw. Die System der sogenannten „Stichwege“ bietet eine gute Möglichkeit das Schuldorf fußläufig und auf kurzem Wege zu erschließen und zu entdecken. Es wäre zu begrüßen, wenn der „Hauptstichweg“, an dem auch die Plaza Central mit den Gemeinschaftsfunktionen sowie der gemeinschaftliche Außenraum mit kleineren Spielfeldern liegt, bereits beim Haupteingang beginnen würde und entsprechend gut auffindbar ist. Das System der „Schleichwege“ ist eine untergeordnete Erschließungsebene, die eher der „Nachbarschaftspflege“, also dem Besuchen anderer Kinder in benachbarten Clustern dient. Insgesamt wird die vorgeschlagene Struktur jedoch noch als zu dicht empfunden. Innerhalb der „teppichartigen“ Bebauungsstruktur wären an manchen Stellen größere freiräumliche Aufweitungen und Plätze für Sportflächen bzw. Bewegungsangebote der unterschiedlichen Stufen wichtig, die in unmittelbarer Nähe der Cluster liegen und damit auch während der kürzeren Pausen genutzt werden können. Eine mögliche Zweigeschossigkeit der Funktionsbereich am Eingang (Verwaltung, Kreativ- Cluster) und auch zum Beispiel im Naturwissenschaftlichen und IB-Bereich könnten die Dichte entzerren. Die Cluster sind für die einzelne Alterstufen nach den vorgegebenen räumlich-pädagogischen Anforderungen umgesetzt. Die Cluster-Mitte als überdachten Außenraum zu konzipieren stellt eine gute Möglichkeit dar, die umbaute Fläche zu reduzieren. Durch das erhöhte Dach und die zentrale Position wird eine direkte Einstrahlung des Sonnenlichts reduziert, aber gleichzeitig eine gute Versorgung mit Tageslicht und die natürliche Belüftung garantiert. Die unregelmäßige Form der Cluster-Mitten bieten mit Nischen, Ein- und Ausbuchtungen sowie Höhenversprüngen vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, die den unterschiedlichen Bedarfen der verschiedenen Altersstufen gerecht werden. Den Grad der Transparenz der Unterrichtsräume gilt es in der weiteren Planung zu überprüfen. Die Ausgestaltung der Plaza Central entspricht nicht vollständig den Vorstellungen der Schule. Dieser Platz sollte sich als Herzstück der Schule räumlich mehr im Zentrum des Campus befinden. Die Plaza Central soll sowohl ein informeller Begegnungsort im Alltag als auch eine Versammlungs- und Aufführungsort für besondere Anlässe bieten. Wünschenswert wäre es, die Hanglage noch stärker für die Sitzstufen bzw. das „Amphitheater“ zu nutzen.