modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2019

Neubau einer Mehrzweckhalle in Geißlingen

3. Preis

Preisgeld: 3.000 EUR

Architekturbüro Josef Prinz BDA

Architektur

Architekturbüro Schreiner

Architektur

Erläuterungstext

Das Projekt Neubau Mehrzweckhalle Geisslingen erfordert eine differenzierte Auseinandersetzung mit den funktionalen und gestalterischen Rahmenbedingungen am Ortsrand der Gemeinde.

Das zur Verfügung gestellte Grundstück bietet ein großes Potential, die neue Mehrzweckhalle zum einen für den motorisierten Individualverkehr, zum anderen für Fußgänger und Radfahrer aus dem Bereich der Gemeinde optimal anzubinden und zu verknüpfen. Die Erschließung mit PKW erfolgt folgerichtig von Westen direkt von den regionalen Hauptverkehrsachsen.
Durch die großflächigen Fußballfelder wird die neue Gemeindehalle zunächst sehr stark von der Gemeinde abgetrennt. Um diese ungünstige, trennende Situation zu beheben wird eine zusätzliche großzügige fußläufige Verbindung zwischen Fußballplatz und dem Vereinsheim vorgeschlagen, die über einen kleinen Vorplatz die neue Gemeindehalle und den Festplatz für die Bevölkerung auf kurzem Wege erreichen lässt und die neue Gemeindehalle effektiv und klar sichtbar in den gewachsenen örtlichen Kontext einbindet. Diese Verbindung würde auch mögliche Synergien zwischen Festhalle und Fußballverein unterstützen.

Abgeleitet daraus ergibt sich folgerichtig ein einfaches Grundkonzept: Ausrichtung des Foyers auf der Südseite entlang der Erschließungsachse, Ausrichtung des Saales über das Foyer nach Süden zur Ortschaft und dem Fußballplatz. Nach Norden bietet sich aus dem großen und aus dem Kleinen Saal ein herrlicher, ungestörter Blick in die Wiesen mit Obstbäumen. Die Andienung der Küche erfolgt über die östlich gelegene Eisenbahnstraße. Die Andienung der Bühne wird über den westlichen Nebeneingang vom Parkplatz ermöglicht.

Somit wird unter der Zielsetzung der behutsamen, respektvollen aber dennoch selbstbewussten und zielorientierten Integration in die Umgebung und in den Kontext ein neues, gestärktes Ganzes am Ortsrand entstehen, das ein wesentlichen Bestandteil des örtlichen Gemeindelebens der Vereine und Bürger/innen darstellen und abbilden wird.


Erschließung, Innere Organisation: Das Gebäude wird von Osten über den neuen Vorplatz und von Westen vom Parkplatz und der Hauptstraße durch das übersichtliche Foyer erschlossen. Der Bürgersaal grenzt direkt an das Foyer an, lässt sich bei Bedarf zum Foyer großflächig räumlich öffnen. Weiter lässt sich bei geöffneten Terrassenglastüren der Bürgersaal räumlich in den südlichen Freibereich mit Terrasse und den einladenden Sitzstufen zum Sportplatz erweitern.
Bei geschlossenen Holztüren zum Foyer nach Süden entsteht ein geschützter, introvertierter Raumeindruck, auf die Darbietungen auf der Bühne konzentriert.
Es bleibt bei seitlichem Ausblick der herrliche Bezug zu den Obstweisen, beim Blick zur Bühne, unterstützt durch die tiefen Tragstützen, bleibt der räumliche Eindruck begrenzt und beruhigt.
Die gefilterte zusätzliche Belichtung des Saales von Süden oberhalb der Türebene zum Foyer unterstützt den klaren und angenehmen Raumeindruck.
Bei einer getrennten Benutzung der beiden Säle kann der große Saal über eine seitliche Verbindung von den Umkleiden eigenständig erschlossen werden.

Sämtliche dienende Räume sind funktional ausgerichtet: Die Bühne, gut anzudienen von Westen vom Parkplatz mit den beidseitigen Nebenbühnenflächen. Das Stuhllager wird in zwei Bereiche aufgeteilt. Zum einen den vom kleinen Saal zugänglichen Raum im Osten und im großen Saal über Auszüge unter der Bühne.

Die Küche, angedient über den Stichweg im Nordosten über die Eisenbahnstraße, mit Ausgabetheken in das Foyer und den Terrassenbereich, kann bei der Nutzung des Festplatzes sehr gut in die Versorgung mit ein bezogen werden. Die Säle werden wie gewünscht nicht mit einer direkten Theke versorgt. Sie können jedoch über einen separaten Zugang auf der Ostseite des kleinen Saales direkt ohne Beeinträchtigung des Foyers versorgt werden.
Die WC Anlage ist dem Foyer zugeordnet, dennoch räumlich differenziert abgewandt.

Der Landfrauenraum liegt wie gewünscht in direkter Nachbarschaft zur Küche und ist sowohl über das Foyer wie auch über den nordöstlichen Nebeneingang erreichbar.

Die Technik und Abstellräume befinden sich zusammen mit dem Hausmeisterraum im Obergeschoss über den östlich an den kleinen Saal angrenzenden Räumen für die Sportgeräte und dem Stuhllager. Die Fläche im Obergeschoss über der Küche und dem Landfrauenraum kann als zusätzliche Lagerfläche genutzt werden.
Das Obergeschoss wird über eine Treppe direkt beim nordöstlichen Nebeneingang erschlossen.

Materialien: Die Fassade wird als Holzfassade mit senkrechten Holzleisten vorgeschlagen. Dem Naturraum gleichermaßen wie der Gemeinde zugewandt, gestalterisch integrativ und dennoch selbstbewusst gedacht und dargestellt , präzise detailliert, ein Kulturbau versinnbildlichend. Die geneigten Dachflächen erhalten eine Dachbegrünung. Das Flachdach über dem Foyer und des Vordaches wird mit einer extensiven Begrünung vorgeschlagen. Der Saal soll einen Holzboden und die Decke eine Holzbekleidung mit entsprechenden Akustikmaßnahmen erhalten. Korrespondierend mit den gegebenenfalls geschlossenen Holztüren und dem schönen Außenbezug zum Naturraum wird ein schöner, festlicher identitätsstiftender und dennoch robuster Innenraum entstehen.

Konstruktion: Das Gebäude wird in Stahlbeton- Holzbau Mischkonstruktion vorgeschlagen. Erdberührende und statisch aussteifende Bauteile in Stahlbeton, das Tragwerk des Daches und die Stützenkonstruktionen in den Fassadenebenen des Bürgersaales in Brettschichtholz.

Energie und Ökologie: Angestrebt wird eine anspruchsvolle, technisch innovative und dennoch einfache, den heutigen Anforderungen an ein öffentliches Gebäude gerecht werdende, technische Installation.
Für den anzustrebenden sinnvollen Einsatz von erneuerbaren Energien wird eine gute und tragfähige Grundlage gegeben. Durch sinnvollen Einsatz von Passivhauskomponenten und nachhaltigen Baustoffen wird ein nachhaltiges und ökologisch zeitgemäßes Gebäude entstehen.
In künftiger intensiver interdisziplinären Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber und den entsprechenden Ingenieuren im Zuge der weiteren Planungsphasen werden diese sinnvollen Zielsetzungen und beabsichtigten Maßnahmen weiter untersucht und präzisiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt durch ein richtig gesetztes Volumen, das in seiner klaren Haltung überzeugt. Die Anbindung an die Ortsmitte erfolgt über eine Wegeverbindung im Osten, die sowohl an den Feldweg, als auch an den Weg entlang des Vereinsheims anbindet. Die Parkplätze sind im Westen angeordnet. Folgerichtig sind zwei gleichwertige Haupteingänge im Osten und Westen angelegt, die in einem Wandelgang münden, der die Säle dreiseitig umgibt. Ganz selbstverständlich entstehen so an der Nordseite untergeordnete Eingänge welche die funktionalen Vorgaben in bester Weise erfüllen. Grosser und kleiner Saal befinden sich im Zentrum des Gebäudes und sind nach Norden in Richtung der Streuobstwiesen orientiert. Dies erlaubt Sommer wie Winter ungestörte Ausblicke in die Landschaft auf besonnte Flächen - ohne störenden Sonnenschutz. Das Gebäudevolumen ist als doppeltes Zelt ausgebildet und die Öffnungen in der Hülle sind architektonisch gekonnt gesetzt: Die Fassaden strahlen Ruhe aus! Auch die vorgeschlagene Holzverkleidung wird als angemessene Materialität bewertet.

Allerdings wäre das Foyer zu verbreitern, um eine Empfangs- und Garderobensituation überhaupt möglich zu machen. Auch Trennung der Säle wäre so zu verändern, dass sich für den kleinen Saal eine ausgewogene Raumproportion ergibt. Die Wege zwischen den Sälen und einzelnen Nebenräumen wie Geräteraum oder Küche sind bei geteilter Saalnutzung kritisch zu hinterfragen. Die robuste entwurfliche Grundstruktur des Gebäudes sollte jedoch Veränderungen im Entwurfskonzept erlauben. Zusammenfassend setzt der Beitrag die komplexen Anforderungen der Auslobung in sicherer architektonischer Handschrift um. Hervorzuheben ist hierbei die Angemessenheit der Mittel. Eine Umsetzbarkeit im wirtschaftlich günstigen Bereich scheint durch die kompakte Bauform gegeben.