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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2019

Stiftsgarten im KaiserpfalzQuartier - Umgestaltung des heutigen Domplatzes in Goslar

Visualisierung "Sichtfenster"

Visualisierung "Sichtfenster"

1. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Durch die Neugestaltung des Stiftsgartens im Kontext der Kaiserpflanz bzw. Kaiserbleek, sowie dem neuen Forum entsteht die einmalige Chance den Ort in seiner überregionalen Bedeutung zu stärken und seine Identität als geschichtsträchtigen Ort ablesbar zu machen. Die vorgeschlagene Intervention fühlt sich dem Ort verpflichtet, ist in der Geschichte verankert und gestaltet aber auch aktiv das Hier und Jetzt, sie formuliert eine selbstbewusste Setzung und weckt das Gespür für den einzigartigen Ort. Ziel des Konzerts ist es die Potentiale des Ortes als UNESCO Welterbe Kaiserpfalz sichtbar und erlebbar zu machen sowie die eigene Qualität als öffentlichen Ort mit vielfältigen Nutzungsangeboten herauszuarbeiten.

Denkmallandschaft erleben und Spuren lesen
Ziel ist es die Geschichte des Ortes nachvollziehbar und ablesbar auch im Sinne des Welterbe- und Denkmaltourismus zu machen. In Zukunft wird das Pfalz- und Domareal wieder als Einheit gelesen. Die Trennung zwischen der Kaiserpfalz und dem Stiftsareal wird durch die Zurücknahme der Baumreihe und die subtile Ausbildung der Topografie (Sitzstufen) aufgehoben.
Die leicht geneigte Fläche (Sichtfenster) schmiegt sich an die bestehende Topographie an um nicht in die tief liegenden vorhandenen Fundamentreste einzugreifen. Über ein bzw. zwei flache Stufen (Höhe 12cm) bekommt der Kreis eine eigenständige Logik im Kontext und wird zum Fenster in die vergangene Zeit.
Die Visualisierungen des Vergangenen erfolgt über die bruchstückhafte Nachzeichnung des in Teilen bekannten Grundrisses der Stiftskirche und des Kreuzgangs. Die Konturen der historischen Bebauung sollen erlebbar werden. Der Kreis wird in diesem Zusammenhang als Lupe in die vergangene Zeit verstanden. Die Umsetzung erfolgt in zeitgemäßer und nachhaltiger Form. Um die empfindlichen Fundamentreste zu schützen werden über die ursprünglichen Fundamente eine Kiespackung und darauf ein gegossener Beton (warmes grau) die historischen Spuren markieren. Die Zwischenräume werden mit einer Rasenfläche belegt. Der Kreis wird eingefasst von einem Ring (Breite 50cm, Beton) und je nach topografischer Lage ein bis zwei Stufen (50/12, Beton). In diese äußere Form werden Informationen über die Geschichte des Ortes eingelassen.
Insgesamt entsteht ein robuster Ort der Vergangenes erzählt und Räume für heutige Veranstaltungen zulässt. Bei der Markierung der ehemaligen Fundamente geht es einerseits um die Sichtbarmachung der ehemaligen Stiftskirche St. Simon und Judas und zum anderen um die Sicherung des archäologischen Denkmals im Boden.
Der Stab (Metall, bronzefarbig) im Nordwesten thematisiert die Höhe der ehemaligen Stiftskirche (ca. 30m). Integrierte Lichtquallen akzentuieren bei Dunkelheit die kreisrunde Form und verleihen dem Ort auch bei Dunkelheit einen besonderen Glanz.
Es entsteht eine Artefakt, das anders als die klassische Museumskultur direkt am Ort (in situ) funktioniert. Das Erleben und das Erfahren des Ortes wird mit dem Informieren und studieren des Ortes en passant verbunden. Durch diese Verknüpfung wird die Erfahrung zusätzlich intensiviert.

Stiftgarten als öffentlicher Freiraum im Kontext der Stadt
Der Stiftgarten wird als Ort verstanden, der als neuer erlebbarer Freiraum im Kontext des UNESCO Kulturerbe steht. Er erinnert und informiert über die Historie und dessen vergangene Geschichte und eröffnet gleichzeitig einen vielseitig nutzbaren Spielort für Kunst und Kultur, Treffen und Versammen, Spiel und Erholung. Es entsteht eine vielfältig nutzbare Fläche im urbanen Kontext, der die Historie bewahrt, aber auch heutige und zukünftige Nutzungsangebote impliziert und sich so im täglichen Gebrauch bewahrt.
Der Stiftsgarten als eigenständige landschafsarchitektonische Intervention baut einerseits eine Beziehung zur Kaiserbleek und andererseits zum Veranstaltungsort, dem Forum auf. Nach Osten wird durch die gezielte Setzung von ergänzenden Bäumen eine Raumkante geschaffen. Hier werden auch weitere vegetative Elemente wie Rosen und Stauden gesetzt, ergänzt durch einige hölzerne Bänke entsteht ein kontemplativer Ort mit vielfältigen spannenden Blickbeziehungen. Nach Norden wird der Antritt über die bestehende Treppe und eine neue barrierefreie Rampe umgesetzt. Die Wiederaufnahme des historischen Weges hinauf zum Rammelsberg durch das frühere Erzholntor, die Anbindung in die Innenstadt und zum Kulturmarktplatz, sowie die östlich und westlich angrenzenden Wallanlagen stellt eine wichtige Vernetzung mit dem umgebenden Kontext her.
Der Grand der Öffnung zur Umgebung sowie die bewusste Schließung werden bewusst gesetzt und geben der vorgeschlagenen landschaftsarchitektonischen Intervention mit dem Kreis als Lupe / Schürfstelle die die Geschichte des Ortes thematisiert einen würdigen Rahmen.

Insgesamt entsteht ein zeitgemäßer Garten, der die besondere Geschichte des Ortes reflektiert und gestalterisch an die verlorene Stiftskirche St. Simon und Judas erinnert und aber auch zukünftige Nutzungen und Anforderungen zulässt und einen robusten Ort bietet der auf noch kommende Ansprüche flexibel reagieren kann. Es entsteht ein Ort der erlebt, gespürt und entdeckt werden will.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit präsentiert einen großen und großzügigen innerstädtischen Freiraum, im dem die Kaiserpfalz und der Ort des Stiftes in einen starken Dialog gebracht werden.
Lapidar ausgedrückt ist das Ergebnis der Arbeit eine Wiese, die jedoch zum einen artifiziell ist und durch gut platzierte Landschaftsstufen zu einer großartigen Sitzarena werden kann. Andererseits entsteht eine bedeutungsvolle Wiese, die neugierig macht und wie mit einer großen Lupe partiellen und fragmentierten Einblick in die Geschichte des Ortes gewährt. Es entsteht kein Abziehbild einer archivarischen Kirchengeschichte, sondern die konkret er-fasste archäologische Befundlage wird zur Grundlage der Gestaltung gemacht. Dies stellt ei-nen kunstvollen und zeitgemäßen Umgang mit dem historischen Erbe dar. Die Lupe als Kreis ist ein starkes formales Landschaftselement, das als Großform gewichtig den Ort besetzt und den Rahmen für das Geschichtsfenster gibt.
Auf die Vermittlung der Bedeutung der ehemaligen Stiftskirche Heinrich III, mit Westriegel und Chor wäre in einer Überarbeitung noch einzugehen.
Die Integration einer maßstabsgebenden Stele, die Auskunft über ehemalige Höhe der Kir-chenanlage gibt und auch als Beleuchtungselement fungiert, wird gewürdigt.
Die Wegbeziehung zur Stadt über den Hohen Weg wird differenziert vorgetragen, die Bezie-hung zum Kulturmarktplatz ist nicht berücksichtigt. Die Domvorhalle bedarf einer großzügi-geren Freistellung. Die Nachbarschaft zu Forum und Stadthalle wird fein ziseliert entwickelt.
Die Nutzung der Anlage im Kirchenbereich ist durch die Niveaugleichheit von Rasen und ge-gossenem und geschliffenen Beton gegeben. Der Stiftsgarten am östlichen Rand des Gebie-tes, aufgewertet durch Rosen und Stauden, ist eine gut nutzbare Fassung. Die Ausführung lässt eine wirtschaftliche Unterhaltung erwarten.
Insgesamt stellt die Arbeit einen wertvollen Beitrag für die Weiterentwicklung der Kaiser-pfalz und des Stiftsgarten dar. Er ist gelassen raumprägend, geistreich und zeugt von einer angemessenen und zeitgemäßen Haltung zur Geschichte des Ortes.
Lageplan "Sichtfenster"

Lageplan "Sichtfenster"

Visualisierung Domvorhalle

Visualisierung Domvorhalle

Detail Sichtfenster

Detail Sichtfenster

Lageplan Gesamt

Lageplan Gesamt

Schnitt Nord-Süd

Schnitt Nord-Süd

Schnitt Ost-West

Schnitt Ost-West