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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2019

Blaugrüner Ring – Vision für eine Kulturlandschaft in Düsseldorf

Allee – Allez

3. Preis

Preisgeld: 55.000 EUR

Atelier Fritschi + Stahl

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser der Arbeit Allee-Allez! machen den Titel zum Programm: durch ein System von neu geschaffenen Alleen wird der Blaugrüne Ring für die Nutzer*innen fußläufig erlebbar. Die vorgeschlagenen Alleen schaffen dadurch Orientierung im Planungsgebiet und neue Fuß- und Radwege. Durch diese Maßnahme wird der MIV reduziert, bei gleichzeitiger deutlicher Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Plangebiet. Die Kasernenstraße / Benratherstraße werden zu einer Allee begrünt und zu Radstraßen, die Haroldstraße /Graf-Adolf-Straße werden ebenfalls durchgängig begrünt und verkehrsberuhigt.
Der Entwurf bewahrt und würdigt im Wesentlichen die historische Substanz des Stadtraums. Positiv wird die Schaffung neuer Grünverbindungen bewertet. So entfallen die Zu- und Abfahrten von der Oberkasseler-Brücke zum Rheinufertunnel, um im Raum zwischen Tonhalle und Kunstakademie einen großzügigen Durchgang und neue Sichtachsen zu öffnen. Damit wird auch eine Verbindung zum Hofgarten ermöglicht. Die Wasserfläche vor der Kunstakademie erinnert an das ehemalige Hafenbecken.
Zur besseren Vernetzung schlägt die Arbeit folgende Tunnellösungen vor:
- Die Verlängerung des Kö-Bogentunnels stärkt die Achse Reitallee/Hofgartenhäuschen.
- Die Rheinuferverlängerung geht bis kurz vor die Klever Straße und schafft damit eine direkte Anbindung an den Rhein sowie die Anbindung des Rheinufers für den MIV über einen unterirdischen Kreisverkehr.
- An der Haroldstraße wird der Schwanenspiegel mit dem Schwanenmarkt durch eine Unterführung für den MIV verbunden.
Positiv wird die Riegelbebauung an der Auffahrt zur Rheinkniebrücke zur Schaffung einer ruhig gelegenen neuen Grünfläche unterhalb des Spee’schen Grabens gesehen, wobei die Baumaße nochmals zu überarbeiten sind.
Die prozesshafte Darstellung der zukünftigen Verkehrsentwicklung wurde gelobt und insbesondere durch die Neuverteilung der Verkehre auf der Oberkassler Brücke untermauert.
Der Entwurf macht zahlreiche Vorschläge für Lösungen an einzelnen Stellen im Planungsgebiet, wie z.B. die Schaffung von zusätzlichen Wasserflächen im südlichen Bereich und die Verbindung von Stadtmuseum und Poststraße über eine Brücke aus dem Rosengarten. Die Lösungen wirken zum Teil jedoch kleinteilig, nicht konsequent ausgearbeitet und zusammenhangslos. Dabei überzeugen insbesondere nicht die zusätzlichen Wasserflächen an Heinrich-Heine-Platz, Graf-Adolf-Platz und auf dem Gelände des ehemaligen Innenministeriums.
Viele vorgeschlagene Orte werden durch zusätzliche Maßnahmen überformt wie z.B. der Burgplatz mit der Errichtung der „Linse“.
Durch die vorgeschlagene Verlängerung der Rheinuferpromenade mit Überdachung der unteren Rheinuferfläche wird eine Verbindung hergestellt, die aber gleichzeitig eine Trennung erzeugt, da das historische Rheingärtchen mit einer Baumallee vom Rhein getrennt wird und dem Denkmalschutz widerspricht.
Die Aufenthaltsqualität zwischen Ehrenhofgebäude und Rhein wird durch die Rheinufertunnel-verlängerung erhöht, jedoch ist die Antwort auf die neue Rheinuferflächenüberdachung insgesamt nicht überzeugend.
Der Mehrwert dieser zur Rheinseite offenen Überdachung inklusive der neuen Treppe vom Ulanen Denkmal runter zur unteren Rheinuferfläche entfaltet nicht den gewünschten Mehrwert. Auf dem unteren Uferweg mit Sicht auf die darunter stehenden Autos und perspektivisch Radanlagen wird hinterfragt, warum dort so viele mit dem Rad parken sollten und wie mit möglichen neuen Angsträumen umzugehen ist.
An vielen Stellen wird in denkmalgeschützte Bereiche eingegriffen, wie z.B. im Ehrenhof mit dem Maximilian-Weyhe-Haus. Dies widerspricht der Idee, den Hofgarten hin zum Ehrenhof zu öffnen. Der Vorschlag für den Standort eines zukünftigen Fotoinstituts (Bernd-Hiller-Becherhaus) ist gut gewählt, die Höhe ist kritisch, da damit die Sichtbeziehung zwischen Tonhalle und Kunstakademie versperrt wird. Das Phönix-Haus bei der Akademie sollte erhalten bleiben.
Die geplante Oper ist überdimensioniert und greift stark in das Gartendenkmal Hofgarten ein.
Insgesamt erschienen der Jury die akkupunkturartigen Eingriffe im Planungsraum ambivalent, eine kraftvolle städtebauliche Formulierung war nicht erkennbar. In Summe enthält der Entwurf aber einige positive Elemente, und mit der verkehrsreduzierten Entwicklung einen Beitrag, den es sich lohnt weiter zu verfolgen.