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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2019

Geschosswohnungsbau Supperten I in Ettenheim

3. Preis

Preisgeld: 14.500 EUR

Architekturbüro Josef Prinz BDA

Architektur

Architekturbüro Schreiner

Architektur

Erläuterungstext

Das Projekt der Stadt Ettenheim für einen geförderten und kostengünstigen Wohnungsbau mit hoher architektonischer Qualität zu errichten erfordert eine differenzierte Auseinandersetzung mit den funktionalen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die das Grundstück bietet.

Um dem Wunsch des Bauherrn nach möglichst viel Wohnraum auf dem zur Verfügung stehenden Grundstück gerecht zu werden, wurde versucht einen Baukörper zu finden, der zum einen eine größtmögliche Flächenausnutzung ermöglicht und dabei auch eine größtmögliche räumliche Qualität bietet. Wichtig bei der Gebäudeform waren uns auch möglichst qualitätsvolle Ausrichtungen der Wohnungen anzubieten.

Es wird vorgeschlagen auf einer gemeinsamen Tiefgarage zwei Baukörper so anzuordnen, dass aus allen Wohnungen eine gute und möglichst in zwei Himmelsrichtungen orientierte Loggia angeboten werden kann. Um diese Ziel u erreichen werden die Wohnungen über ein kompaktes innenliegendes Treppenhaus erschlossen. Um diese Treppenhäuser werden die Sanitärräume angeordnet um zum einen eine möglichst komprimierte, kostengünstige Installation mit kurzen Leitungswegen zu realisieren und um die an den Außenwänden liegenden Räume komplett für die Wohn- und Schlafräume freizuhalten.
Ein wichtiger Vorteil dieser Aufteilung ist für uns die flexible Aufteilung der einzelnen Wohnungen und der Geschossebenen. Mit geringem Aufwand lassen sich beliebige Wohnungs- und Raumaufteilungen beim Neubau wie auch bei einer späteren Umnutzung ermöglichen. Hier sehen wir einen großen Vorteil auch vor allem im Hinblick auf die Nachhaltigkeit des Gebäudes innerhalb der Gebäudenutzungszeit.
Durch die auf äußerste wirtschaftliche ausgerichtete Erschließung möchten wir jeder Wohnung eine kleine Loggia anbieten die entsprechend den Anforderungen aus dem Schallschutzes mit Glasfaltschiebefenstern ausgestattet werden kann.

Parkierung
Es werden oberirdisch 10 Stellplätze bevorzugt für „Kurzzeit“ Parken und für Besucher angeboten und 37 Stellplätze (davon 3 Rollstuhlgerecht) in der gemeinsamen Tiefgarage. Aus wirtschaftlichen Gründen richtet sich die Größe der Tiefgarage an den darüber liegenden Gebäuden. Sie könnte bei einem höheren Stellplatzbedarf auch noch vergrößert werden. Hier möchten wir im Hinblick auf eine absehbar notwendige Änderung der Mobilität die geforderten 2 Stellplätze je Wohneinheit in Frage stellen.
Die Stellplätze für Fahrräder werden zum einen unter den jeweils überdachten Eingangsbereichen der Häuser angeboten und zum anderen in einem Raum mit einem Doppelstockparksystem in der Tiefgarage, der über kurzem Weg von beiden Treppenhäusern erreichbar ist und über einen möglichst kurzen Weg aus der Tiefgarage führt.

Freiflächen
Die Freiflächen werden den einzelnen Wohnungen im Erdgeschoss zugeordnet was zum einen eine zusätzliche Qualität für diese Wohnungen bietet und zum anderen die laufenden Unterhaltskosten für die Außenanlagen auf ein Minimum reduziert.Die gemeinsame klar ablesbare Eingangssituation im Erdgeschoss mit den Zugängen zu beiden Häusern wird großzügig ausgebildet. Er soll durch Sitzgelegenheiten auch ein Ort für ungezwungene Begegnungen anbieten.Wir schlagen als zusätzliche Option vor auf eine Wohneinheit zu verzichten und dafür ein Gemeinschaftsraum und ein kleines Gästeapartment einzurichten.Beides kann von den Mietern für kleine Feiern und für die Unterbringung von Gästen kurzzeitig angemietet werden. Langjährige Erfahrungen aus vergleichbaren Objekten zeigt das diese Angebote wirtschaftlich umzusetzen und rege in Anspruch genommen werden.

Nachhaltigkeit
Die besondere Nachhaltigkeit des Gebäudes sehen wir nicht nur in dem innovativen System der gewählten Bauteile und einer einfachen Haustechnik mit nachhaltigen Energieträgern, sondern besonders auch in dem beschriebenen flexiblen erweiterbaren Nutzungsvarianten die eine lange Nutzungsdauer ohne aufwendige Eingriffe ermöglichen.Aufgrund der auf dem Plan 3 genauer beschriebenen Ausführung der Haustechnik ist ein äußerst wirtschaftlicher Betrieb- und Unterhalt der Anlage zu erwarten.

Tragwerk
Ein Hybridbau mit den richtigen Bauteilen am richtigen Ort.Decken Spannbeton-Elementdecken: Die gewählte 26,5cm Spannbetondecke mit schwimmendem Estrich trägt bis zu 8,5m weit und erfüllt alle Anforderungen an den erhöhten Schallschutz und Schwingungen von Wohnungstrenndecken. Auf tragende Innenwände kann weitgehend verzichtet werden, das Tragwerk bietet somit uneingeschränkte Flexibilität. Vorgespannte Betonfertigteile stellen zurzeit die modernste Form im Betonbau dar. Sie bieten neben den Vorteilen der industriellen Herstellung und der kurzen Bauzeit eine äußerst effektive Materialausnutzung wesentlich weniger Rohstoffe als schlaff bewehrte Stahlbetonkonstruktionen. Zum Vergleich: Die 26,5cm Spannbetondecke wiegt mit 365kg/m² ca. 50% weniger als eine vergleichbare Stahlbetondecke. Und auch im Vergleich zu einer Holzdecke ist die Spannbetondecke hier klar im Vorteil: Große Spannweiten über 6m sind im Holzbau nur mit aufwändigen Sonderdecken machbar, z.B. der Holz-Beton-Verbunddecke oder dem Lignotrend-Deckensystem.
Außen- und Innenwände Holzrahmenbau:
Holzrahmenwände sind eine bewährte Lösung für wirtschaftliche und nachhaltige Außen- und Innenwände im Holzbau. Die dämmbare Konstruktion erfüllt alle höchste bauphysikalischen Anforderungen und reduziert gleichzeitig die Wandstärke im Vergleich zum Betonbau mit Wärmedämmverbundsystem erheblich. Die Vorelementierung einschließlich von Installationen und Fenstern im Werk ermöglicht eine beachtliche Bauzeitenverkürzung und ergänzt sich hervorragend mit den Spannbeton-Elementdecken. Die Kombination aus Holzwänden und Spannbeton-Elementdecken zum Hybrid-Gebäude ist eine Option, die im Wohnungsbau mit Blick auf Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zunehmend Einsatz finden wird.
Maßgebender statischer Nachweis bei Holzständerwänden ist der Querdruck in Schwelle und Rähm. Beim Einsatz von Furnierschichthölzern erhöht sich hier die Tragfähigkeit um ca. 70%, damit können wir Holzständerwände für die hohen Lasten aus den weit gespannten Spannbetondecken auslegen.
Erschließungskern Massivholz: Der Erschließungskern übernimmt die Aussteifung für horizontale Lasten aus Wind und Erdbeben. Darum wird der Kern vollständig aus massivem Brettsperrholz ausgeführt. So lassen sich auch hohe Lasten wirtschaftlich abtragen.

Fassade:
Für die Fassade wir eine vertikale hinterlüftete Holzleistenschalung vorgeschlagen.

Dach Massivholz:
Holz dämmt etwa 30% so gut wie eine separate Wärmedämmung. Darum haben wir für das Flachdach eine Massivholzdecke aus Brettsperrholz gewählt. Aufgrund der geringeren Lasten kann das Dach wirtschaftlich als Holzkonstruktion ausgeführt werden. Die massive Brettsperrholzplatte bietet im Vergleich zu einer Sparrenlage eine höhere bauphysikalische Robustheit (Dampfdiffusion) und eine sichtbaren Holz-Oberfläche. Das Prinzip - richtiges Bauteil am richtigen Ort - ist erfüllt. Die gesamte wärmedämmende Hülle ist nahezu wärmebrückenfrei ausgeführt.


Haustechnik - Einfach wirtschaftlich mit nachhaltigen Zusatzoptionen
Heizung: Es wird ein technisch einfaches und bewährtes System mit geringem Installationsaufwand vorgeschlagen. Die Kosten für die Erstellung und vor allem für den Unterhalt und die Wartung lassen einen sehr wirtschaftlichen Betrieb erwarten. Die Wärmeerzeugung soll über eine Pelletheizung erfolgen die gleichzeitig auch den geforderten Anteil regenerativer Energieträger zu 100% abdeckt. Außerdem entstehen dadurch keinerlei optische oder schalltechnische Beeinträchtigungen der Umgebung. Die Wärmeverteilung erfolgt über eine Fußbodenheizung. Dieses System stellt aktuell die wirtschaftlichste Form der Wärmeverteilung dar, bei der keine Wohnfläche verloren geht.
Sanitär:Sämtliche Räume mit sanitären Anlagen liegen in der Zone der Nebenräume um das zentrale Treppenhaus. Kurze Installations-wege ermöglichen auch in diesem Bereich eine möglichst wirtschaftliche Ausführung. Wir schlagen vor bei den Sanitäreinrichtungsgegenständen eine robuste einfache Ausführung zu wählen und wassersparende Armaturen und Spül- kästen zu verwenden - hier lassen sich in etwa 15 % des bei konventionellen Installationen notwendigen Trinkwasserbedarfs einsparen.
Lüftung: Auch im Bereich der Belüftung des Gebäudes schlagen wir eine möglichst einfache wirtschaftliche Ausführung vor. Über Fensterfalzlüfter strömt frische Luft in den außenliegenden Bereich der Wohn- und Schlafräume.Durch die mechanische bedarfsgesteuerte und feuchtigkeitsgesteuerte Entlüftung der innenliegende Sanitärräume wird ein Unterdruck erzeugt. Dadurch strömt die verbrauchte Luft aus den Wohn- und Schlafräumen über Quellströmung in die Sanitärräume und wird über Dach abgeführt.Eine Wärmerückgewinnung der Wärme aus der Abluft ist aktuell noch nicht wirtschaftlich. Wir schlagen jedoch vor die geringen notwendigen Installationen bereits für eine spätere Nachrüstung vorzusehen.

Regenwassernutzung
Es wird vorgeschlagen das Regenwasser der Dachflächen in einer Zisterne zu speichern und zur Bewässerung der Grünflächen zu nutzen.
Eine weitere Nutzung für die WC- Spülung wird aufgrund des zu erwartenden hohen Verbrauchs durch die vielen kleinen Nutzungseinheiten nicht vorgeschlagen. Das überschüssige Regenwasser soll in eine als Feuchtbiotop ausgeführte Mulde zur Versickerung eingeleitet werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Einbindung und die Maßstäblichkeit des Entwurfes sind gut gelöst, ebenso die Untergliederung in zwei Baukörper.
Die flächenmäßige Ausnutzung des Baugrundstückes ist innerhalb der planungsrechtlichen Vorgaben optimal.
Die Arbeit bietet eine gute Zuwegung und Erschließung für die Gebäude an, die Anfahrt und die Anzahl der oberirdischen Stellplätze sind gut gelöst wie auch die Zuordnung der Außenanlagen. Die Abfahrt der Tiefgarage ist gut angeordnet.
In der Tiefgarage ist die Einhaltung der Garagenverordnung zu überprüfen und die Anzahl der Stellplätze an das geforderte Maß anzupassen. Auch die Fahrradabstellbereiche sind zu überprüfen.
Die Architektursprache ist zeitgemäß und ansprechend.
Durch die Kompaktheit der Gebäude wird das Grundstück sehr effizient ausgenutzt. Die innen liegenden Treppenhäuser bieten optimierte Verkehrswege im Inneren, jedoch ist die vertikale Erschließung zu überprüfen und die Treppenhäuser sind an die Vorgabe der LBO anzupassen. Die 7-Spänner werden vom Preisgericht kritisch beurteilt.
Die Wohnräume weisen eine klare Struktur auf, die Grundrisse sind in Teilbereichen zu überarbeiten. Die innen liegenden Nasszellen werden kritisch betrachtet. Die Ausbildung der Loggien vermittelt einen guten Übergang zwischen Innen und Außen, sie sind gut in die Fassadenausbildung integriert, die geschlossenen Brüstungen werden positiv bewertet.
Flexible Wohnungsgrundrisse, Zusammenlegungen der Wohnungen werden angeboten. Der Lärmschutz gegenüber der Landesstraße 103 ist zu berücksichtigen. Die Fassaden weisen eine regelmäßige klare Gliederung auf. Die Kriterien zur Nachhaltigkeit sind im Entwurf berücksichtigt.
Die Bauelemente aus Spannbeton werden als problematisch angesehen, in diesem Zusammenhang sind die aufgezeigten konstruktiven Alternativen zu ergänzen und zu prüfen. Insgesamt ist die Konstruktion nachvollziehbar. Das Raumprogramm ist erfüllt und gut gelöst. Durch kompakte Bauformen entstehen sehr wirtschaftliche Baukörper.
Städtebaulich liegt hier ein architektonisch überzeugender Entwurf vor, der aber an seine wirtschaftlichen Grenzen stößt. Die Anzahl der Wohneinheiten pro Geschoss ist sehr hoch.

Haustechnik:
In dem Entwurf ist eine Pelletsheizung mit Fußbodenheizung angedacht. Ggf. kann aus wirtschaftlichen Gründen in dem Thema „geförderter Wohnungsbau“ auf Heizkörper umgestiegen werden – Vorlauftemperatur ist entsprechend vorhanden. Optimierte Steigtrassen im Bereich der Wasser- und Abwasserversorgung aufgrund der Anordnung der Küchen, WCs und Duschbereiche in der Nähe des Treppenhauses bieten eine sehr wirtschaftliche Erschließung.
Optional kann die Thematik „Solarthermie“ in das System eingebunden werden. Daraus ist jedoch dann die o.e. Ausbildung mittels Heizkörper nochmals zu hinterfragen. Die Technikbereiche sind auf der Nordseite angesiedelt. Hier stellt sich die Frage, wie eine Pelletsheizung angedient werden soll (Schlauchlänge des Silofahrzeuges der Pelletslieferung). Ebenfalls ist kein Hausanschlussraum vorhanden. Es ist keine Aussage zur Entlüftung der Tiefgarage getroffen worden.