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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2008

Neugestaltung des Platzes "Am Harras"

2. Preis

WGF Nürnberg

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Verkehrskonzept

Die Neuordnung des Verkehrs auf dem Harras schafft die Voraussetzungen für eine neue Aufenthaltsqualität mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. Zur Minimierung des Flächenbedarfs für den Individualverkehr wurde deshalb die Variante einer konzentrierten Stadtkreuzung gewählt. Sie ermöglicht auf Nord- und Südseite großzügige Flächenzuschnitte, einen übersichtlichen Kreuzungsbereich und kurze, sinnvoll gelegene Straßenquerungen für Fußgänger und Radfahrer.

Die Abbiege- und Innenradien betragen aufgrund des erhöhten Schwerlast- und Busverkehrs mindestens 15m. Es werden alle Abbiegebeziehungen zugelassen, die beiden starken Verkehrsströme von der Albert- Roßhaupter- Straße in die Plinganserstraße Nord und entgegengesetzt erhalten jeweils zwei Abbiegestreifen. Breite Mittelinseln in den Überquerungsbereichen erhöhen die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer. Zudem nehmen die Überwege die Hauptrichtungen der Fußgänger- und Radfahrströme auf dem Platz auf und verringern dadurch die Gefahr der abkürzenden spontanen Fahrbahnquerung, wie derzeit zu beobachten, deutlich.

Die Meindlstraße erhält zusätzliche Abbiegebeziehungen in den südlichen Fahrstreifen der Albert-Roßhaupter-Straße, die Fußgängerquerungen verbleiben dort wie gehabt. Den Radfahrern werden in der Zufahrt auf den Platzbereich Radfahrstreifen oder Radfahrwege vorgegeben, die zumeist zwischen den Parkflächen und den Gehbereichen liegen. Auf den Platzflächen werden keine speziellen Radfahrbereiche gekennzeichnet, die Vermischung von Fußgänger und Radfahrer soll eine erhöhte Rücksichtnahme untereinander hervorrufen. Auf dem südlichen Platzteil wird dem Andienungsverkehr und den Taxiständen eine untergeordnete Verkehrsfläche zur Verfügung gestellt, die die südlichen und westlichen Randbereiche des Platzkarrees ausnützt. Auch hier ist eine Vermischung von verschiedenen Verkehrsarten, motorisiert oder nicht-motorisiert ausdrücklich erwünscht. Der Busverkehr wickelt sich in einem zentralen Bereich im westlichen Platzteil an den Haltepunkten von drei Kapphaltestellen für je 2 Busse ab, um die Orientierung der Fahrgäste zwischen den verschiedenen Linien zu erleichtern.


Platzcharakter

Mit dem asymmetrischen Platzgrundriss, einem ausgeprägten Platanenbestand und dem lebhaften Fahrverkehr assoziiert der Harras Elemente mediterraner Stadtkultur, Plätze und Straßenzüge, die ihren Charme oft gerade aus der Melange scheinbar gegensätzlicher Ansprüche beziehen. Vor diesem Hintergrund wird ein Gestaltungskonzept vorgeschlagen, das bei minimierten Fahrverkehrsflächen gleichzeitig vielfältige Nutzungen und unterschiedliche Aufenthaltsqualitäten zulässt. Ein durchgehender Platzbelag und in Gruppen durch den Raum „wandernde“ Platanen schaffen ein Kontinuum, das die Teilbereiche als Einheit erlebbar macht. Die unterschiedlichen Belichtungsverhältnisse und Platzränder dagegen bilden sich in differenzierten Nutzungsangeboten ab.
Die sonnenexponierte Nordseite wird zu einem großzügigen Vorgelege für Straßenrestaurants und Cafes, vor deren Terrassen der Platz sein lebhaftes Panorama entfaltet, während der Verkehr in respektvollem Abstand vorbeifließt. Die teils schattige Südseite dagegen bietet als Pocket Park den eher beschaulichen Charakter mit urbanem Flair. Ein offenes Geviert nimmt die Geometrie der Platzwände auf, während das straßenbegleitende Wasserspiel den Verkehrslärm mindert. Im Spannungsfeld beider Platzseiten liegt das zentrale Dach, Wetterschutz für den Hauptausgang der U-Bahn, Unterstand für Fahrgäste, Verkehrs-Orientierungslinie und Servicezone zugleich.


Gestaltungselemente

Der Harras bildet ein dynamisches Netzwerk zielgerichteter Ströme, die in viele Richtungen fluten. Als verkehrsgerechte Komponenten sind daher Übersicht, Orientierung und Bewegungsfreiheit in einem zusammenhängenden Erscheinungsbild gefordert, das dem Ganzen Identität und Charakter gibt. Dazu wird ein einheitlich gepflasterter Platzboden vorgeschlagen, in dem lediglich das eingelegte Kieskarree seine besondere Aufenthaltsqualität unterstreicht. Hier finden sich auch Spielangebote, Schmuckbeete und großzügige Ruhebereiche zum Verweilen. Ein flachzylindrisches Element, je nach Lage und Nutzungsanspruch mal Sandkasten, mal Sitzbank oder Blumenschale, setzt noch im Detail zu klärende Akzente.

Die ausgesetzte, aber günstig besonnte Nordseite dagegen wird als bespielbare Insel für Nutzungen im jahreszeitlichen Wandel freigemacht. Als Flanierzone lebt sie vor Allem von den Außenterrassen der Gastronomie und vom Sehen und Gesehenwerden.

Der Platanenbestand im südlichen Teil des Platzes kann in erheblichem Umfang erhalten werden. Seine „Ausbreitung“ in die übrigen Platzräume wird zu einem bestimmenden und übergreifenden Identitätsmerkmal des Harras.


Marktstände

Der optional geplante Markt ist ohne grundsätzliche Veränderungen der Platzkonzeption in das Gestaltungskonzept integrierbar. Sechs Verkaufsstände Rücken an Rücken ersetzen das Wasserspiel als karreebegrenzendes Element und als Filter zwischen Verkehrsflächen und Platzbereich. Die dazwischen liegenden Fugen bieten allseitigen Zugang und schaffen Transparenz und Blickbezüge über den gesamten Platz.