"Gedenkstätte Esterwegen"

„Ort der Stille“

als begehbare Skulptur entlang der westlichen Lagergrenze.

Die Anforderungen, einerseits die Topografie des historischen Lagers zu visualisieren, andererseits auf dieser Fläche auch einen „Ort der Stille“ zu verorten, konkurrieren miteinander. Nachdem der erste Entwurf diesen Zielkonflikt mit einer landschaftsbezogenen Installation außerhalb des Lagergeländes zu lösen suchte, bezieht sich der neue Ansatz auf die westliche Lagergrenze. Hier soll eine „begehbare Skulptur“ aus senkrecht stehenden Stahlscheiben zum einen die ehemalige Lagergrenze visualisieren und damit den räumlichen Abschluss der Gedenkstätte biden, zum anderen aber auch 3 Orte aufnehmen, an denen auf unterschiedliche Weise des Geschehenen erinnert und gedacht werden kann.

Zwischen den Stahlscheiben entsteht ein 4 bis 5 Meter breiter begehbarer Raum, der sich im Südteil der Skulptur in den Boden einsenkt. Hier bildet die Skulptur einen Innenraum aus, der mit Sitzgelegenheiten und einem Pult für ein aufliegendes Besucherbuch möbliert ist. Eine Glasscheibe gibt den Blick frei auf den eigentlichen Raum der Stille, einen lang gestreckten, nach oben offenen, aber nicht begehbaren Raum.

Der mittlere Bereich der Skulptur ist der Erinnerung an die 15 Emslager gewidmet. Als Projektion des Lagerplans der Standorte symbolisieren 15 Einschnitte in der der Rückwand das Lagersystem. In ihrem Zusammenwirken ergeben die Einschnitte ein bildhaftes Zeichnen, das den Besucher schon bei der Annäherung über die ehemalige Lagerstraße auf diesen besonderen Ort aufmerksam macht.

Zum Niederlegen von Kränzen dient ein Gedenkstein auf der rechten Seite. Darüber kann eine entsprechende Widmung oder ein Zitat auf die Stahlwand gedruckt werden.

Erschließung des Besucherzentrums und des Lagergeländes

Die gesamte Erschließung des Geländes erfolgt nördlich der bestehenden Hallen. Das Zugangsgebäude des Besucherzentrums schiebt sich aus der Flucht der Bundeswehrhallen dem ankommenden Besucher entgegen. Der neue, gestreckte Baukörper dient als „ Schleuse“ und Verteiler. Seine Ausrichtung betont die Verbindung zum historischen Lagergelände. Die minimierte Grundfläche von ca. 300 Quadratmeter im Neubau reagiert auf das gewaltige Flächenpotential im Bestand. Das Grundrissprinzip ermöglicht unterschiedlich dimensionierbare Verbindungskörper zur Erschließung der auf beiden Seiten liegenden großen Hallen. Spätere Erweiterungen oder Veränderungen sind in der Planung integrierbar.
Die sehr langen Nordfassaden der Bundeswehrhallen, die künftig auch der Belichtung der unterschiedlichen Funktionsbereiche des Besucherzentrums dienen müssen, werden in ihrer visuellen Wirkung durch Vegetation gemildert. Aus der Perspektive des ankommenden Besuchers werden sie dadurch weniger wichtig.

Den Besuchern des Moorerlebnispfades kann eine Zuwendung zum Gelände der Gedenkstätte sowie entsprechende Kurzinformationen angeboten werden. Diese Verbindung kann im Bereich der im Norden vorgesehenen Parkplätze an die Gedenkstätte anschließen. Eine prominente axiale Verbindung zwischen historischem KZ- Gelände und Mooerlebnispfad halten wir für problematisch, da die zeitgenössische Naturinszenierung eines Moolehrpfades und die thematische Widmung der Gedenkstätte inhaltlich zu weit auseinander liegen. Für die Besucherführung würde zudem neue Probleme entstehen.