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Einladungswettbewerb | 12/2007

Wettbewerb „auf achse"

Masterplan

Masterplan

1. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

TOPOTEK 1

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

Steilshoop und seine Umgebung
Steilshoop ist in lebendiges, grĂŒnes Stadtquartier im Nordosten Hamburgs. Den Abschluss nach Norden des Viertels bildet der Ohlsdorfer Friedhof, der grĂ¶ĂŸte Europas. SĂŒdöstlich an diesen angrenzend der aufgestaute Bramfelder See.
Steilshoop ist aber auch eine introvertierte Großsiedlung, die mit diesem qualitĂ€tvollen Umfeld kaum verknĂŒpft ist. Konzept ist es daher, das Viertel besser an seine Umgebung anzubinden und deren QualitĂ€ten direkt mit Steilshoop zu vernetzen. Eine Erweiterung der Nord-SĂŒd-Achse in Richtung Norden soll das Quartier mit dem Friedhof verbinden. Auch in Ost - West - Richtung soll ein besserer Anschluss an den See und eine Anbindung an den Friedhof geschaffen werden.

Parkstadt
Steilshoop stellt sich als typische Idealstadtplanung der 70 er Jahre dar. Das ideale Wohnen war das Wohnen im GrĂŒnen - mit Blick auf das GrĂŒne. Weite AbstĂ€nde zwischen den GebĂ€uden wurden gepflegt, großflĂ€chige GrĂŒnflĂ€chen und Baumpflanzungen angelegt. Das Idealbild einer Parkstadt wurde umgesetzt. Das Bild der Parkstadt ist in unseren Augen ein positives Bild welches wir erhalten möchten – nicht korrigieren oder ĂŒberschreiben wollen. Der Baumbestand hat seit der Errichtung von Steilshoop nun eine GrĂ¶ĂŸe erreicht, die dem Maßstab der GebĂ€ude angemessen scheint. Auch als Spiegel der in den 70 ger Jahren herrschenden VerhĂ€ltnisse und deren Ästhetik gilt es den Charakter der Parkstadt zu erhalten, den Wert dieser Ideen in ihrer Entstehung in ihrer Zeit zu wĂŒrdigen. Seit der Errichtung der Großsiedlung hat sich der Baumbestand jedoch zu einer fast undurchdringlichen dichten grĂŒnen Masse entwickelt. Die Zeilenbauten scheinen in ihm zu verschwinden. Mangelnde Pflege gibt den GrĂŒnflĂ€chen außerdem ein wildes, wucherndes Aussehen. Das Mobiliar ist zu alt, BelĂ€ge und OberflĂ€chen verschmutzt und beschĂ€digt.
Der grĂŒne parkartige Charakter Steilhoops macht dieses Viertel besonders, muss aber dementsprechend gepflegt werden. Deswegen sind regulierende Eingriffe dringend notwendig. Vorhandene Strukturen sollen upgedatet – upgegradet – weiterentwickelt und zum Teil ergĂ€nzt werden. Verschiedene Hierarchien von GrĂŒn mit unterschiedlichen Gestaltsprachen sollen herausgearbeitet werden und so eine gewisse Ordnung entstehen. Aus dem wilden Park soll wieder Parkstadt werden. Ausgegangen wird von einem nach und nach durchzufĂŒhrenden Pflegekonzept. Das Pflegekonzept versucht neben der Reparatur und Reinigung von BelĂ€gen, OberflĂ€chen und Mauern eine Typologisierung verschiedener GrĂŒnflĂ€chen und deren Gestaltung. Das sind die Höfe innerhalb der Ringbebauung, die VorgĂ€rten, die privaten GrĂŒnflĂ€chen und die öffentlichen GrĂŒnflĂ€chen.
Die Innenhöfe sind durch Wiesen, BĂŒsche und StrĂ€ucher charakterisiert. Wohingegen die VorgĂ€rten ganzheitlich mit Bodendeckern bepflanzt werden sollen. Private Nutzungen werden durch Hecken abgegrenzt und Öffentliches GrĂŒn soll als gepflegte RasenflĂ€chen ausgefĂŒhrt sein. Über alles legt sich der dichte, ungeordnete Altbaumbestand. Er soll aufgeastet, beschnitten und in geringen Maßen ausgelichtet werden. Dichte, wuchernde BĂŒsche und StrĂ€ucher sollen weitestgehend entfernt werden.
Neues Mobiliar und ein neues Beleuchtungskonzept soll dem Typus und der QualitĂ€t eines Parks gerecht werden. Existierendes Mobiliar wird dafĂŒr komplett durch eine einheitliche, zurĂŒckhaltende, an den Parkcharakter angelehnte Möblierung ersetzt werden. Die BĂ€nke werden in die bestehenden Mauernskulpturen integriert und diese so ihrem eigentlichen Zweck als Treff und Aufenthaltspunkte zugefĂŒhrt werden. Mastleuchten, in einem regelmĂ€ĂŸigen Rhythmus gesetzt, schaffen eine parkartige AtmosphĂ€re. Zur Akzentuierung besonderer Situationen und besonderer BĂ€ume, sind Bodenstrahler in den Belag eingelassen. Als spielerisches Element sind sie locker, den Situationen angepasst, im Raum verteilt und unterstreichen den Parkcharakter der Mittelachse.

Zentrum und zentraler Platz
In Steilshoop leben momentan 20.000 Menschen, aber es gibt kein funktionierendes Zentrum – keinen offenen, keinen urbanen Raum. Mit einer zentralen Achse soll ein das Quartier ein neues Zentrum bekommen. Eine zentrale Achse liegt quasi im Urkonzept dieser Idealstadt. In Steilshoop hat die „Mittelachse“ diese Funktion allerdings nie ĂŒbernommen. Die Etablierung einer neuen zentralen Achse scheint deswegen in Steilshoop von Nöten. Die Nord-SĂŒd-Achse bildet das eigentliche Zentrum Steilhoops und verbindet die bereits existierenden Zentren wie das neue Kulturzentrum in der ehemaligen Schule – das Einkaufszentrum und das Ärztehaus mit der Martin Luther King Gemeinde und der markanten Architektur der „blauen Kachel“. Als wichtigste Neuplanung wird hierbei die Neuschaffung und Neugestaltung eines Platzes um das Einkaufszentrum als Kristalisationspunk des Quartiers mit einem neuen Übergang zum Kirchplatz gesehen.
Im Kontrast zur dicht begrĂŒnten Mittelachse soll die zentrale Achse einen offenen Charakter erhalten. Wichtigstes Element stellt hierbei die Schaffung eines zentralen Platzes um das Einkaufszentrum dar.
Was macht also einen Platz aus? Wie die WĂ€nde einen Raum – ein Zimmer ausmachen, machen erst die RĂ€nder einen Platz zu einem Platz.
Um dies zu erreichen bedarf es also der Aktivierung der RĂ€nder des Platzes. DafĂŒr möchten wir die bereits im Osten des Einkaufszentrums bestehenden Parasitenstrukturen nutzen. Als Parasiten bezeichnen wir die sich in den Erdgeschossen der GebĂ€ude um das Einkaufszentrum angesiedelten kleinteiligen GeschĂ€fte und Zusatzangebote. Bedient man sich allerdings dem Begriff des Parasiten aus der Biologie muss man korrekterweise fĂŒr diese GeschĂ€fte anstatt Parasit den Begriff Symbiont benutzen. Denn wie Symbionten besetzen die GeschĂ€fte die GebĂ€ude an den RĂ€ndern des Platzes, benutzen rĂ€umlich ihre Erdgeschosszonen, schieben sich in den öffentlichen Raum hinaus und bieten gleichzeitig so zusĂ€tzlich zum Einkaufzentrum ein erweitertes Angebot an kleinteiligeren Einkaufsmöglichkeiten. Ein Zusammenwirken unterschiedlicher Strukturen zum Vorteil beider – eine Symbiose. Sie stehen nicht in Konkurrenz zum Einkaufszentrum – sondern erweitern und ergĂ€nzen dessen Angebot um zusĂ€tzliche kleiner maßstĂ€bliche GeschĂ€fte. Es scheint in Steilshoop ein BedĂŒrfnis nach diesem kleiner maßstĂ€blichen Angebot zu geben, sonst wĂŒrden diese Strukturen nicht bereits existieren. Wir möchten diese aufgreifen, pflegen und Anreize fĂŒr eine Weiterentwicklung der Symbionten im Laufe der Zeit als Aktivierung der RĂ€nder des Platzes geben. Deswegen wollen wir zusĂ€tzliche Symbionten im Westen und Norden des Platzes vorschlagen. Im Norden gestalten sich diese als offene, großflĂ€chige Strukturen mit CafĂ©nutzung. Im Westen als kleine, punktuelle GeschĂ€fte mit einem erweitertem Konsum- und Spezialangebot. Die Ansiedlung der Symbionten stellt sich in unseren Augen als eine Entwicklung ĂŒber einen lĂ€ngeren Zeitraum dar, die gefördert und unterstĂŒtzt werden muss und die außerdem besonderer - lokaler Lösungen in Zusammenarbeit mit der ansĂ€ssigen Bevölkerung vor Ort bedarf. ZusĂ€tzlich sollen die neuen Symbionten eine anspruchsvolle architektonische QualitĂ€t bekommen.
Um dem Platz eine eigene IdentitĂ€t zu geben bekommt er im Kontrast zur Mittelachse eine eigene MaterialitĂ€t. Befahrbare Bereiche sind in Granitplattenbelag im FischgrĂ€tenmuster ausgefĂŒhrt. Alle restlichen FlĂ€chen bekommen einen großformatigen Betonplattenbelag. Alle BelĂ€ge ziehen sich wie fĂŒr einen traditionellen Platz ĂŒblich direkt bis an die GebĂ€ude heran und stehen bewusst im Kontrast zu den bestehenden Materialien aus den 70er Jahren. Der Granitplattenbelag als klassischer Platzbelag in StĂ€dten soll mit UrbanitĂ€t in Verbindung gebracht werden, die großformatigen Betonplatten in den Randbereichen deuten auf seine Platznutzung hin.
Um den Platz ĂŒber dieses hinaus zu beleben wird im Norden des Einkaufszentrums eine zentrale FlĂ€che geschaffen, die als BĂŒhne des öffentlichen Lebens im Quartier dient und zeitweise fĂŒr eine Marktnutzung zur VerfĂŒgung steht. Wie eine Lichtung ist sie offen gehalten und mit nur wenigen existierenden BĂ€umen bepflanzt. Dort finden sich zudem große skulptural anmutende Stadtsofas. Sie schaffen Anziehungspunkte zum Treffen und Aufhalten. Entlang der Seiten des Einkaufszentrums befinden sich unter alleeartigen Baumreihen einige EinzelbĂ€nke zum Rasten und Schauen. Die vorgefundene Baumstruktur wird heraus gearbeitet und unterstreicht in ihrer LinearitĂ€t die einfache, strikte Gestaltung des Platzes als Gegenpol zum heterogenen, ungeordneten Charakter der Bepflanzung in den anderen Teilen des Viertels. Als weiteren Anziehungspunkt soll es westlich des Einkaufszentrums einen Bouleplatz geben. Er ist Treffpunkt, Kommunkationssort, AktivitĂ€tsflĂ€che und trĂ€gt der sich multikulturell entwickelnden Bevölkerung in Steilshoop Rechnung.

VerkehrsfĂŒhrung
Um den neuen Stadtplatz vom Autoverkehr zu befreien, bedarf es einer Umplanung der vorhandenen VerkehrsfĂŒhrung. Die FlĂ€che wird dafĂŒr komplett verkehrsberuhigt und darf nur noch in Teilen im SĂŒden als Zufahrt zum Parkhaus befahren werden. Zwischen sechs und elf Uhr ist sie außerdem fĂŒr den Lieferverkehr zu befahren. Durch die Planung wegfallende ParkplĂ€tze werden durch ein Angebot der Nutzung der ParkplĂ€tze im Parkhaus des Einkaufszentrums kompensiert. Zudem wird dadurch eine Optimierung der benachbarten Parkdecks und Tiefgaragen angestrebt. Ferner soll die vierspurige GrĂŒndgensstraße auf 2 Spuren reduziert werden und als Tempo 30 Zone reglementiert werden. Der Übergang vom neuen Haupteingang des Einkaufszentrums zur Kirche soll somit erleichtert werden und anstatt des Tunnels oberirdisch erfolgen. Der Höhenunterschied zur Kirche wird ĂŒber eine großzĂŒgige Freitreppe hinunter zum Kirchplatz ĂŒberwunden. Die Ausrichtung der Treppe nach SĂŒden und die umgebende markante Architektur wie die „Blaue Kachel“ lassen sie zu einem neuen Aufenthaltsraum mit großer QualitĂ€t werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf besticht durch die klare und konsequente LinienfĂŒhrung von Nord nach SĂŒd, das heißt vom Kulturzentrum ĂŒber den zentralen Marktplatz im Norden des EKZ durch das Portal in das GebĂ€ude hinein und durch es hindurch. Sie fĂŒhrt weiter ĂŒber die zum Platz (Hauptvorfahrt) ausgeweitete GrĂŒndgensstraße ĂŒber die verbreiterte FußgĂ€ngerachse, die Treppenflucht hinunter in den sĂŒdlichen, tiefer liegenden Kirchenplatz hinein.
Die Abschirmung der Seiten (West und Ost) des EKZ-GebĂ€udes durch jeweils eine doppelte Baumreihe wirkt sehr ĂŒberzeugend und unterstreicht die Platzsituationen im Norden und SĂŒden. Außerdem klammert sie die beiden Quartiersbereiche optisch zusammen. Allerdings muss geprĂŒft werden, inwieweit die dichtstehenden BĂ€ume möglicherweise die Anlieferung behindern. Die verkehrstechnische Anbindung im SĂŒden ĂŒberzeugt. Eine vollstĂ€ndige Verkehrsberuhigung muss jedoch kritisch ĂŒberprĂŒft werden, weil insbesondere die Abtrennung der Fehlinghöhe kontrovers diskutiert wurde. Die Aufwertung des Marktplatzes findet im Norden statt und verspricht eine Belebung des dort entstehenden urbanen Zentrums. Die Pavillons in der Westachse erscheinen störend, weil sie die Platzsituation
unnötig auseinanderziehen und sollten beseitigt werden. So stellt die Arbeit insgesamt einen ĂŒberzeugenden Ansatz fĂŒr die Lösung der gestellten Aufgabe dar.
Vertiefungsgebiet

Vertiefungsgebiet

Lageplan Ausschnitt

Lageplan Ausschnitt

Zentraler Platz

Zentraler Platz

GrĂŒndgensstrasse

GrĂŒndgensstrasse

Update \"Mittelachse\"

Update \"Mittelachse\"