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Award / Auszeichnung | 07/2008

best architects 09

Haus Eva Presenhuber in Vnà [Kategorie Wohnungsbau]

Auszeichnung

Fuhrimann Hächler Architekten ETH/BSA/SIA

Architektur

Erläuterungstext

Das Ferienhaus befindet sich mitten im Dorfkern von Vnà im Unterengadin. Das Dorf mit 180 Einwohnern befindet sich in einem abgelegenen Nebental und ist noch relativ unverdorben und intakt. Miststöcke und Esel gehören zum Alltagsbild, wobei leider diese Tag aufgrund der Abwanderung der Jugend gezählt sind.
Die besondere Herausforderung bestand darin, den Spagat zwischen der noch vorhandenen Ursprünglichkeit des Dorfes und dem heutigen Zeitgeist, den das Ferienhaus einer international erfolgreichen Galeristen in sich birgt, zu schaffen.
Das Ziel war eine Sprache zu entwickeln, die sich aus der traditionellen Architektur des Engadins zwar nährt, jedoch sofort als zeitgenössische Architektur erkennbar und nicht konservativ romantisierend ist.

Städtebaulich wurde durch den Bau eine seit langem klaffende Lücke im Dorf geschlossen; die Grösse des Gebäudes entspricht der Körnung der umliegenden Bauten.
Die Gegend wurde immer wieder von Feuerbränden heimgesucht, was die Holzhäuser zum verschwinden brachte und Steinhäuser ortstypisch machte. Mit dem Beton als hauptsächlich verwendetes Baumaterial wurde dem steinigen Ausdruck des Dorfes Rechnung getragen. Nur in den Wohn- und Schlafräumen wurde eine Täferung aus Sperrholzplatten an der Innenseite angebracht, um die Behaglichkeit zu steigern und sich dem traditionellen Lebensgefühl in einem Berghaus anzunähern. Ebenso ist die Geschlossenheit des Erdgeschosses oft anzutreffen.

Das Haus besteht aus drei Geschossen, die durch eine einläufige Treppe verbunden sind. Das Eingangsgeschoss besteht aus einem grosszügigen Mehrzweckraum, der dem \'Suler\' - Raum des Engadinerhauses nachempfunden wurde. Die perforierte Holzeingangstüre ist von den ortstypischen Scheunentüren inspiriert, über die der Raum Licht erhält.
Durch seine Introvertiertheit eignet sich der Raum auch als Ausstellungstraum.
Das erste Obergeschoss besteht aus drei Schlafzimmern und bergseitig angeordneten Nasszellen. Im obersten Geschoss befindet sich der Wohnraum unter dem bewegten Dachgiebel, der von einem Betonmöbel, das Cheminée und Küche beinhaltet, strukturiert und gestützt wird. Das übergrosse Erkerfenster ist als Sitzbank konzipiert und fängt die eindrückliche Bergwelt als Panorama ein.

Auf konstruktiver Ebene wurde das Archaische durch die Verwendung von Gasbeton thematisiert, welcher einen homogenen Wandaufbau ohne Schichtaufbau ermöglicht. Die daraus resultierende beträchtliche Wandstärke, kommt dem Charakter einer traditionellen Bauweise sehr nahe und hat die typischen angeschrägten Leibungen der Fenster möglich gemacht. Die Fenster wurden nach innenräumlichen Kriterien angeordnet, was zu einem ungezwungen Fassadenbild führte, wie es bei den alten Häusern typisch ist. Die Tiefe der Leibungen erzeugen ein attraktives Schattenspiel und verorten das Gebäude definitiv im Engadin.

Die zwei Erker, die mit spickelartigen Vorsprüngen das Haus verformen thematisieren wiederum die typischen Deformationen der alten Engadinerhäuser, ebenso deren oft kuriosen Erker oder Eckausbildungen. Der Dachstuhl aus Holz und die Blechabdeckung des Daches ist ebenfalls ortstypisch, die Detaillierung wurde jedoch zeitgemäss verfremdet.

Im Innern nimmt die aus dem orthogonalen System leicht verdrehte Geometrie wiederum typische Elemente der Engadiner Holzeinbauten auf, bei denen oft Ecken abgeschrägt ausgeführt wurden, um das Möbel der Bewegung anzupassen.
Dieses Thema wurde im das ganzen Haus angewendet und überhöht.

Im skulpturalen Baukörper verschmelzen letzlich traditionelle und modernistische Elemente zu einer Einheit. Das Changieren zwischen Einfachheit, bäurischer Direktheit und zeitgemässem Komfort und architektonischer Raffinesse verleiht dem Haus einen ganz spezifischen Charakter, der dem Dorf mit Respekt begegnet, sich aber nicht anbiedert.


Baujahr: 2006-2007
Fläche: 224m2
Kosten: 900\'000 CHF