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Begrenzt offener Realisierungswettbewerb | 01/2009

Neugestaltung der Hauptstraße

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Ankauf

Hager Partner AG

Landschaftsarchitektur

Uniola AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Von weitem sichtbar liegt die mittelalterliche Stadt Neuenstadt auf einem Höhenrücken zwischen Brettach und Kocher. Den Charakter der Stadt bildet bis heute ein eindrückliches Ensemble aus historischen Gebäuden. Umgeben von einer intakten Stadtmauer befindet sich die „gute Stube der Stadt“, der Stadtkern Neuenstadts..

Der Besucher betritt den Stadtkern Neuenstadts über den Lindenplatz im Osten oder den Rathausplatz im Westen. Hinter der Stadtmauer lädt eine attraktive Begegnungszone die Fussgänger zum Einkaufen und Flanieren ein. Sämtliche Bewegungsflächen befinden sich auf einem Niveau und die zugelassene Höchstgeschwindigkeit liegt bei 20 km/h. Primäre Belagsart ist ein Kleinsteinpflaster aus Granit, welches die räumliche Einheit der historischen Stadtanlage unterstreicht.

Die neu gestaltete Hauptstrasse verbindet als pulsierende Lebensader die beiden Stadteingänge miteinander. Eine zentrale Entwässerungsrinne bildet das Herzstück im historischen Teil der neuen Hauptgeschäftsstrasse. Im topographisch tiefer gelegenen Teil markieren Granitborde die verschmälerte Fahrbahn. Bronzefarbene Steine, die Neuenstädter Bürger-Steine, säumen die neue Hauptstrasse. Als Sinnbild der Bürgerbeteiligung an der Stadtsanierung sind sie Identifikationsmoment und Blickfang zugleich.

Entlang der neuen Hauptstrasse und auf den Plätzen sind Parkflächen angeordnet, welche eine unkomplizierte Erreichbarkeit der Restaurants und Geschäfte ermöglichen. Das vorhandene Angebot an öffentlichen Parkplätzen wird in vollem Umfang erhalten. Versenkbare Poller regeln zudem das Parkgeschehen auf dem Lindenplatz an Sonn- und Werktagen.

Beim Flanieren durch die Hauptgeschäftsstrasse erschliesst sich für den Besucher eine beeindruckende Abfolge von öffentlichen Plätzen: Lindenplatz, Innerer Marktplatz, Schlossplatz, Rathausplatz und Brettachplatz präsentieren sich nacheinander.
Historische und neu gestaltete Brunnenanlagen laden hier in Kombination mit raumgreifenden Rundbänken zum Verweilen und Nutzen des öffentlichen Raumes ein. Ein repräsentativer Fontänenbrunnen am Lindenplatz bildet das vis à vis zum neu arrangierten Standort des Bärenbrunnens auf dem Rathausplatz. Zahlreiche Trinkbrunnen an kleineren Plätzen, in Gassen und Wegen bereichern das vitale Stadtbild. Der großzügig angelegte Lindenplatz bietet als multifunktionale Platzfläche Raum für verschiedene Veranstaltungen, wie Wochen- und Weihnachtsmarkt.

Die Szenografie der Plätze wird durch das gezielte, punktuelle Pflanzen weniger Linden (Tilia cordata „Greenspire“) im historischen Stadtkern nochmals verstärkt. Die wertvollen Fassaden treten in den Vordergrund und weniger Attraktivere rücken in den Hintergrund.


Während der östliche Stadteingang durch das Stadttor und die historische Randfassung sehr präsent ist, erscheint der westliche Eingangsbereich derzeit räumlich nicht gefasst. In Reminiszenz an den Ort strukturieren Gehölze der Auenvegetation die Situation neu. Stadtklimaverträgliche Pappeln (Populus tremula) und Erlen (Alnus cordata ) geben dem dem Brettachplatz seine ursprüngliche Identität zurück.

Lichtkonzept

Lage und Ensemblecharakter von Neuenstadt werden nachts durch die illuminierte Stadtmauer inszeniert. Ausserhalb des Stadtkerns bleibt das vorhandene Konzept der ein- und zweiarmigen Mastleuchten als Grundbeleuchtung bestehen. Ein wohl komponiertes Zusammenspiel von Lichtakzenten entlang der Hauptstrasse leitet den Besucher durch den Stadtkern und lässt die differenzierte Raumabfolge von Gebäuden und Plätzen in der Dunkelheit erlebbar werden. Wandleuchten belichten nachts nicht nur den Bodenbelag der Hauptstrasse, sondern auch die Fassaden. Somit wird der gesamte Kernbereich Neuenstadts behutsam und unaufdringlich inszeniert. Während die optisch präsentesten Gebäude im Stadtkörper wie Stadtturm, Schloss, Kirche, Rathaus und Gasthof zum Lamm, angestrahlt und als Solitäre inszeniert werden, treten die Brunnenanlagen durch bodenbündiges, atmosphärisches Licht als sanft leuchtende Inseln in Erscheinung.

Neukonzeption Werbeanlagen

Werbeanlagen sind heutzutage wesentlicher Bestandteil des öffentlichen Raumes. Sie stehen im Prozess der ständigen Weiterentwicklung durch die verschiedenen Anforderungen städtischer Räume. Dabei ist die städtebauliche Integration und die ästhetische Qualität der Werbeelemente von zentraler Bedeutung. Die Neugestaltung der Fassaden im Kernbereich Neuenstadts integriert deshalb bereits vorhandene Gestaltungselemente in Ihre Neukonzeption. Ziel ist ein einheitlicher Gestaltungskanon bezüglich Form, Farbe und Materialität zu entwickeln. Die Elemente werden besonders einfach, robust und farblich dezent ausgeführt und fügen sich gut in den historischen Rahmen und in die vom Einzelhandel bestimmte Hauptstrasse ein. Einheitliche Beschriftungen und Ausstecktransparente der Geschäfte und Restaurants sollen den Kunden zukünftig die Orientierung im Stadtraum erleichtern. Temporäres Mobiliar wie beispielsweise Auslagentische, Informationsständer und Sonnenschirme erhöhen zudem die Präsenz des Einzelhandels in der Hauptstrasse.


Brunnenkonzept

Neuenstadt - die Brunnenstadt! Historische Brunnen aus Stein und Metall, mit prächtigen Säulen und bunt bemalten Motiven prägen seit jeher das Bild des architektonisch einmalig angelegten mittelalterlichen Stadtkerns von Neuenstadt. Besonders zu erwähnen ist hier sicherlich der sich am Rathausplatz befindende Bärenbrunnen.
Durch seinen neu arrangierten Standort im Zentrum des Rathausplatzes wird dieser nun angemessen inszeniert. Zugleich bildet er das vis à vis zum neu gestalteten Fontänenbrunnen am Lindenplatz. Die bestehenden Brunnen auf dem Rathaus- und Lindenplatz werden an besser geeigneteren Standorten platziert. Darüber hinaus bespielen zahlreiche Trinkbrunnen den historischen Stadtkörper Neuenstadts.

Neuenstädter Bürger-Stein

Ab sofort können Neuenstädter Bürger und Firmen am Stadtumbau partizipieren, indem Sie sich einen Bürger-Stein in die neu gestaltete Hauptstrasse einsetzen lassen. Wenn alle Neuenstädter mithelfen wird aus der Hauptstrasse schon bald die Adresse in der Stadt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ziel der Verfasser ist die Herausarbeitung des alten Stadtkerns innerhalb der fast komplett
bestehenden Stadtmauer. Die Oberflächen von Straße und Plätzen werden als gepflasterter,
homogener Stadtboden konsequent und nachvollziehbar interpretiert.

Lediglich im Zuge der zentralen Achse (Hauptstraße) wird diese Fläche durch eine mittige,
farblich abgesetzte abgesenkte Entwässerungsrinne gegliedert. Dadurch werden die Fahrtrichtungen und Spuren des Fahrverkehrs im verkehrsberuhigten Geschäftsbereich
getrennt, was aus sicherheitstechnischen Gründen nicht ausreichend erscheint. Eine optisch
wirksame Abgrenzung zum Fußgängerbereich ist nicht erkennbar.

Marktplatz und Schlossplatz bilden einen flexibel nutzbaren großzügigen Platzverbund, der
lediglich im Bereich des Forstamtes/ Türnitzbaus mit einer Baumgruppe und im Übergang
Lindenstraße/ Schlossplatz durch den bestehenden Brunnen besetzt ist.

Die außerhalb des historischen Stadtkerns gelegenen Teile des Wettbewerbgebietes Lindenplatz und der Abschnitt Rathausplatz bis Brettachplatz werden als eigenständige, nicht dem historischen Stadtkern zugehörige Vorstadtbereiche konzipiert: der Lindenplatz dient als unspektakulär und dennoch angemessen gestalteter Platz vielfältigen Nutzungen, wie z.B. temporäre Parkierung, Märkten und sonstigen Veranstaltungen.

Im westlichen Teil des Wettbewerbgebietes wird die Hauptstraße als Verkehrsstraße neu
eingefasst und bleibt in ihrer bisherigen Funktion und Lage weitgehend erhalten. Durch die
Verlegung des Bärenbrunnens vor das Rathaus kommt die Brunnenanlage stärker zur Geltung, verliert jedoch ihren historischen Kontext. Der freigeräumte ehemalige Brunnenstandort steht künftig als Außenbewirtungsfläche der angrenzenden Gastronomie zur Verfügung. Der Bereich des Brettachplatzes wird als Reminiszenz an den Ort mit locker platzierten Gehölzen der Auenvegetation gestaltet.

Im Gegensatz zum schlüssigen Konzept der Stadtkerngestaltung überzeugt der Entwurf des
westlichen Wettbewerbbereiches nicht, die Gestaltung bleibt indifferent und eine wesentliche
Qualitätsverbesserung im Vergleich zum heutigen Zustand ist nicht gegeben. Auch das Lichtkonzept vermag nicht zu überzeugen. Die durchgängig flächige Fassadenbeleuchtung ist nicht praktikabel (Wohnnutzungen) und die eigentlich wichtigen stadtbildprägenden Gebäude treten dadurch in den Hintergrund.

Trotz der beschriebenen Mängel, erkennt das Preisgericht die Entscheidung der Verfasser sich primär auf den historischen Stadtkern zu beziehen als positiven Wettbewerbsbeitrag an.
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