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Ankauf 6 / 6

Offener, anonymer, zweiphasiger Ideenwettbewerb | 04/2005

Wiederherstellung des Überganges vom Schlosspark zur Tannenwaldallee

Blick aus dem Schlossgarten

Blick aus dem Schlossgarten

Engere Wahl

Die LandschaftsArchitekten. Bittkau-Bartfelder PartG mbB | Landschaftsarchitektur und Stadtplanung

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext



Der Schlossübergang ist Wendepunkt.
Er wird Ausgangspunkt, Startpunkt für eine Reise in die Gartenlandschaft, Beginn einer Wanderung in den Naturpark Hochtaunus. Der Schlossgarten selbst ist Auftakt. Er kündigt das gärtnerische Gesamtkunstwerk an.
Vor seinen (neuen) Toren öffnet sich der Raum der zentralen Achse - hier beginnt sie: Die Tannenwaldallee.
Der Hindenburgring weitet sich an entscheidender Stelle. Hier wird der Blick zum Schloss oder in die Ferne der Tannenwaldallee gelenkt. Geschnittene Kastenlinden schirmen den Schlossgarten zum Hindenburgring hin ab; lediglich in Verlängerung der Tannenwaldallee öffnet sich die Baumkulisse und gibt den Blick auf den Balkon des Schlosses frei.
Zwei Stelen - die sogenannten ‘Stimmgabeln’ - leiten thematisch zur Landgräflichen Gartenlandschaft über. Der Besucher informiert sich hier über die Geschichte des Schlosses und der Gärten und plant seinen Rundgang durch die Gartenlandschaft anhand einer Übersichtskarte. Bereits von Weitem sichtbar, dienen die ‘Stimmgabeln’ insgesamt an vier Orten innerhalb der Gartenlandschaft als Orientierungsmarken und Informationspunkte. Durch einen Lichtstrahl im oberen Hohlkörper der Stele treten die ‘Stimmgabeln’ auch bei Dämmerung in Erscheinung.
Die besondere Aufgabe der ‘Stimmgabeln’ ist es, den Besucher mit den melodischen Klängen einer Landpartie in eine feierliche Stimmung zu versetzen:

Die Perlenkette, an der sich die Landgräflichen Gärten aneinanderreihen, gleicht einem Sonatenhauptsatz in der Musik.
Der erste Satz aus Beethovens Sinfonie Nr. 6 in F-Dur (Pastorale) mit dem sinnbildlichen Titel ‘Erwachen heiterer Gefühle bei der Ankunft auf dem Lande’ wird zur musikalischen Begleitung auf der Gartenreise. Als Bindeglied zwischen Rokoko und Romantik, der Entstehungszeit des Landschaftsgartens, ist Beethovens Werk das adäquate Gegenstück zu dieser Entwicklung.
Nach einer einleitenden Exposition am Schlossgarten beginnt das Kernstück (in der Musiksprache: Durchführung). Die Landgräflichen Gärten prägen den gesamten Abschnitt.
Das Gotische Haus ist Zwischenstopp. Ab hier beginnt die Rückbesinnung auf die Thematik - die Reprise. Die gärtnerischen Stilelemente verknüpfen sich mit der Landschaft des Naturparks Hochtaunus. Hier und da taucht im Landschaftspark Elisabethenschneise noch eine Steinbrücke oder der Elisabethenstein auf - bis die scheinbar unendliche Achse nach ihrem Schlusslauf, der Coda, am Limes ihr Ende findet.

Am Schlossübergang kommt den ‘Stimmgabeln’ zusätzlich die Rolle einer akustischen Brücke zu. In Koppelung mit der Ampelschaltung locken auch Gartenklänge während der Grünphase den Fussgänger in den Schlossgarten oder in das Gartenreich.
An zwei Stellen weist eine breite Pflasterbänderung den Fußgänger auf die Überquerungsmöglichkeiten hin. Fahrbahnmarkierungen und Begrenzungen des Fußgängerüberweges erfolgen in gleichem Material.
Der Straßenbelag der Tannenwaldallee besteht aus Flüsterasphalt mit einer Deckschicht aus gebundenem Kies/Splitt und reicht bis vor die Tore des Schloßgartens. Messingbänder setzen die Fluchten der zukünftigen Pappelreihen bis in den Schlossgarten hinein fort und lenken den Besucher in beide Richtungen.
Alle Gestaltungselemente dienen vorrangig dem Ziel den Bezug zwischen Schlossgarten und Tannenwaldallee wieder erlebbar zu machen. Durch die Intervalle der Ampelschaltung wird die Schnittstelle mal zur Verkehrsfläche, mal zur Platzfläche, die zu überqueren ist - was permanent bleibt ist die visuelle Verbindung von Schlossgarten und Tannenwaldallee...
...und eine Melodie im Ohr.

Beurteilung durch das Preisgericht



Grundidee des Entwurfs ist die platzartige Aufweitung der Tannenwaldallee über den Hindenburgring hinweg.
Dies wird gesehen als Anfang der Achse Tannenwaldallee und gleichzeitig als Anbindung des Schlossparks unter Einbeziehung des vorhandenen Sandsteintors.
Die Bepflanzung der Tannenwaldallee mit Säulenpappeln wird bis zum Hindenburgring geführt.
Diese stadträumliche Idee wird ergänzt durch jeweils „2 Stimmgabeln“, an unterschiedlichen Orten der Achse Hindenburgring - Limes. Die vorgeschlagenen Stimmgabeln sind zugleich Tonquelle, Infowand und Leuchtkörper.
Positiv bewertet wird die Unterbrechnung der Verkehrsschneise durch den neu ausgebildeten Platzbereich. Problematisch erscheint dagegen die Überlagerung dieser räumlichen Idee mit den weiterhin vorhandenen Straßenprofilen.
Zu überprüfen ist, ob die beiden vorgeschlagenen Fußgängerüberwege in der vorgeschlagenen Form zu realisieren sind.
Die Einfassung des Parks mit Kastenlinden entspricht nicht seinem Charakter in diesem Bereich und wirkt fremd. Die Darstellung der „neuen Tannenwaldallee“ - Blickrichtung aus dem Schlosspark - entspricht nicht der Realität (heute bebaut).
Die ausführlichen Informationstafeln für Besucher werden begrüßt. Zweifelhaft erscheint die Anordnung von Tonquellen (Beethovens Pastorale) neben einer stak befahrenen Straße.
Die Tannenwaldallee wird wieder als Pappelallee hergestellt. Der historische bauliche Bestand am Hindenburgring wird nur geringfügig geändert.
Die vorgeschlagenen Lösung ist im Prinzip realisierbar.
Lageplan

Lageplan

Übergang zur Tannenwaldallee

Übergang zur Tannenwaldallee

Die Stimmgabel

Die Stimmgabel

Abschluss am Limes

Abschluss am Limes

Musikalisches Thema

Musikalisches Thema

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