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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2009

Sanierung und Umbau Kulturpalast Dresden

3. Preis

Caruso - Torricella Architetti

Architektur

Erläuterungstext

2.Wettweberbsstufe - Erlauterungsbericht

Das bestehende Gebäude

Der Kulturpalast Dresden teilt uneingeschränkt die positivistische Hoffnung im Rahmen des Fortschritts und der Moderne, die den architektonischen Ansatz der Sechziger Jahre im Osten so wie im Westen prägte.
Die Projekte dieser Zeit orientierten sich an Zielsetzungen, die wir auch heute weiterhin vertreten, wie Leichtigkeit, strukturelle und funktionelle Klarheit, Transparenz, erleichterter Zugang für den Besucher.
Nichtsdestotrotz nähern wir uns dieser Architektur mit widersprüchlichen Gefühlen: einerseits identifizieren wir uns mit dem gleichen Bestreben nach Leichtigkeit und Transparenz, andererseits trifft uns das Versagen vieler dieser Bauten sich zu wahren städtischen Einrichtungen zu erheben, zu Ikonen, die mit der historischen Architektur, den von den Menschen anerkannten Wahrzeichen, zu konkurrieren vermögen.


Die Evolution der ursprünglichen Kultureinrichtung

Das große kulturelle Angebot im Kulturpalast der Sechziger Jahre war sicherlich eine Innovation von großem Interesse (was den Namen dieser Einrichtung selbst rechtfertigte).
Heute ist das kulturelle Angebot, dem wir täglich ausgesetzt sind, extrem differenziert, was das Genre und die Medien betrifft (von Internet über das Fernsehen bis hin zu Billigreisen).
Was heute den wahren Unterschied ausmacht und eine kulturelle Einrichtung definiert, ist ihre Exzellenz.
Eine Exzellenz, die auf dem Niveau der Dresdner Philharmonie eine Charakterisierung und einen Wiedererkennungswert durch die Öffentlichkeit bedingt.


Programm

Der kulturelle Charakter und die Exzellenz der Einrichtung sind die Voraussetzung für eine architektonische Charakterisierung, die nicht nur einen rein formalen Wert hat.
Das Projekt muss dem Gebäude demnach unter Berücksichtigung der positiven Werte der bestehenden Einrichtung (Leichtigkeit, Klarheit, Transparenz) und durch Schaffung einer Öffnung für die informelle und spontane Nutzung seitens des Publikums einen neuen symbolhaften Charakter verleihen, trotz der Einschränkung, nur im Innenraum agieren zu können.
Der neue Konzertsaal muss im physischen und symbolischen Mittelpunkt des Gebäudes liegen und sich von dem allgemeinen Charakter der “Vielzweck-Architektur“ befreien.
Auch die anderen von dem Gebäude aufgenommenen Einrichtungen sind wichtige öffentliche Institutionen und sollten eine starke, wenn auch weniger symbolische Charakterisierung aufweisen, so dass die Beschreibung des zukünftigen Gebäudes eher einem Miteinander verschiedener Elemente gleicht als einer Einheitlichkeit des Gebäudes, das diese in sich aufnimmt.


Architektonische Lösungen

Baufenster und Foyers

Wir sind der Ansicht, dass die beste Art und Weise, die einzigartige Charakterisierung der Philharmonie sowie der Hierarchie und unterschiedlichen Natur der in dem Gebäude koexistierenden Einrichtungen zu verdeutlichen, darin besteht, diese als öffentlichen Raum, als regelrechte „Landschaft“ miteinander zu verbinden und zu gestalten.
Die architektonische Lösung, die wir für dieses Problem veranschlagen, besteht darin den Saal als eiförmiges plastisches Volumen zu zeichnen (seit der Renaissance eine Form von extrem symbolhaften Charakter), schwebend eingebettet in dem von den Wänden des Baufensters definierten Raum (die Begrenzung des alten Konzertsaals), von denen die Laufgänge zum Saal führen.
Die Stratifizierung der Maßnahmen im Gebäude (Wände des Baufensters, eiförmiges Volumen, Laufgänge und Klimatisierungsröhren) ist selbst ein spektakuläres Element und bewirkt neue dramatische Raumeffekte zwischen dem neuen Volumen und den bereits bestehenden Wänden und Böden.
Der durch die Wände des Baufensters und das schwebende Volumen des Saals definierte Raum im Erdgeschoss ist über die vier Zugänge direkt mit dem Außenbereich verbunden und als interner “Platz” konzipiert, der dem Durchgangspublikum offen steht, und wo man die Konzerte der Philharmonie gegebenenfalls auch in Echtzeit projizieren und übertragen kann, so dass das Konzert zu einem urbanen Event wird.
Der Raum im Erdgeschoss wird zudem von der zentralen Garderobe befreit. Diese wird stattdessen auf die verschiedenen Geschosse verteilt wird, um zu vermeiden, dass sich das Publikum an einer einzigen Stelle konzentriert.
Das in der Tiefe reduzierte Foyer zum Altmarkt mit neuen Treppen bekommt eine neue Konnotation als “Beobachtungsbrücke”, die zwischen der Stadt und dem Saal schwebt, während der Wandfries eine zugänglichere Position an einer der Baufensterwände einnimmt.


Konzertsaal

Der Saal ist intern - genauso wie er extern eine Raumeinheit darstellt - als “Einheit rund um die Bühne” konzipiert, wobei die Präsenz des Publikums auf den verschiedenen Ebenen dem Saal seine Form und den spektakulären Charakter vermittelt, indem es das Orchester vollständig umgibt.
Die Materialien der Innen- und Außenschale des Saals sind vollkommen verschieden voneinander:
Auf der Außenseite wird der eiförmigen Baukörper unterstrichen durch die einheitliche Oberfläche ohne Fugen der Spritzabdichtung bestehend aus der sofort aushärtenden Elastomermembran, die in mehreren Schichten auf die Betonplatten aufgetragen wird, es entsteht eine durchgehende, glänzende und glatte Oberfläche wie Coniroof;
Auf der Innenseite wird die Einheitlichkeit des Saals durch die Verwendung des gleichen Holzes für Fußböden, Decken und konkave Wände verstärkt. Während jedoch für den Fußboden traditionelles Holz vorgesehen ist, wird die Holzwirkung auf der Innenschale durch ein dünnes 0,3 mm starkes Holzfurnier erzielt, das Teil der Schichtplatte ist und zwischen einer Schutzschicht aus durchsichtigem 3 mm starkem Kunstharz sowie einer Schicht aus Ökoharz mit 38 mm Stärke angeordnet ist. Die Vorteile dieser Verkleidung sind außer der Umweltfreundlichkeit durch die äußerst sparsame Verwendung von Holz auch ästhetischer Art (die vollkommene Einheitlichkeit der Oberfläche zwischen Wandplatten und Akustikelementen im hinteren Raumbereich und auf der Seite der Technikbühne) sowie technischer Art (eine optimale Schallreflexion, die kürzlich in der Alice Tully Hall im Lincoln Center in NY getestet worden ist).