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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2009

Umgestaltung des Richard-Wagner-Platzes am Staatstheater Nürnberg

1. Preis

Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAULICHES KONZEPT
Der Richard-Wagner-Platz wird als ein zentraler Verknüpfungsraum der Nürnberger Innenstadt interpretiert.
Er ist gleichzeitig Transitraum und Aufenthaltsort sowie Entree zu einer der wichtigsten Kultureinrichtungen in Nürnberg.
Um dem Platz eine angemessene gestalterische Ausformung geben zu können, wird zunächst eine funktionelle Neuordnung angestrebt. Wesentliche bestehende Nutzungsbausteine (z.B. Eingangsbereiche) werden dabei berücksichtigt, insgesamt entstehen hauptsächlich multifunktional nutzbare Flächen. Diese Strategie ermöglicht die gesamte Breite urbaner Nutzungen, der Platz wird trotz vielfältiger Vernetzungen ein Ort mit hoher Aufenthaltsqualität. Insbesondere temporäre Aktivitäten werden als ein besonderes Merkmal des kulturellen Umfeldes durch ein entsprechendes Flächenangebot berücksichtigt. So können auf den „freigeräumten“ Flächen beispielsweise kleine Theateraufführungen oder andere Veranstaltungen stattfinden.

Ein weiteres Planungsziel ist die optimierte Verknüpfung der Erdgeschossebene mit der darunter liegenden Tiefgarage. Durch die Neuordnung von Treppenanlagen und Verbindungszonen werden die funktionalen und gestalterischen Qualitäten wesentlich verbessert, somit profitiert auch das Untergeschoss von der Umgestaltung des Platzraumes.
In ähnlicher Weise werden die Nachbarräume aufgewertet, indem vor allem die Übergangsbereiche zur Innenstadt sowie nach Süden an den Richard-Wagner-Platz in großzügiger Weise angebunden werden.

Während einerseits der funktionale und gestalterische Zusammenhang des gesamten Platzraumes als ein Element der „Kulturmeile“ herausgestellt wird, entstehen andererseits jedoch spezifische Teilräume, die jeweils differenzierte Nutzungsqualitäten herausstellen.
Somit wird eine ausgewogen gegliederte Platzfolge ablesbar, deren räumliche Akzente mit den benachbarten stadträumlichen Funktionen korrespondieren. Der Richard-Wagner-Platz entwickelt sich von einem Platzraum zu einem „Kulturraum“, der die vielfältigen kulturellen Werte der Stadt in einer urbanen Struktur ablesbar werden lässt.

ÜBERGANG ALTSTADT
Der Übergangsbereich in die Innenstadt wird eine wesentliche Bedeutung in Bezug auf die Funktionsfähigkeit der „Kulturmeile“ erhalten. Es wird vorgeschlagen, durch eine Optimierung des Kreuzungsbereiches Grasergasse/Frauentorgraben vor allem die fußläufige Verbindung in die Innenstadt zu verbessern. Durch die Verlagerung des bestehenden schmalen Fußgängerüberweges aus der Kreuzungsmitte in Richtung Opernplatz entsteht eine breite komfortable Querung.

OPERNPLATZ
Das historische Gebäude des Opernhauses mit seiner repräsentativen Eingangsfassade wird durch einen vorgelagerten Platzraum in ruhiger Weise zur Geltung gebracht. Ein zurückgesetztes Baumdach öffnet den Raum und wird zum großzügigen Entree sowohl des Gebäudes wie auch des gesamten Richard-Wagner-Platzes. Lichtstelen und Möblierung sind Teil des gesamten Möblierungs- und Lichtkonzeptes.

‘GREEN BOX’
Mit der funktionalen Neuordnung ergeben sich vor allem im zentralen Platzbereich völlig neue Nutzungsperspektiven. Mit dem ‘Green Box’ entsteht ein individueller Platzraum, der insbesondere hohe Qualitäten für den täglichen Aufenthalt wie auch für temporäre Nutzungen schafft. Die besondere Höhensituation auf dem Dach der Tiefgarage wird zur Entwicklung eines individuellen Spielortes ausgenutzt. Auch hier sind die charakteristischen Baumpflanzungen ein identitätsstiftendes Merkmal. Hoch aufgeastete Kiefern schaffen ein bizarres Gegengewicht zur großflächig gegliederten Gebäudefassade und überspannen die Platzfläche mit einem grünen Schirm. Neben theaterbezogenen Veranstaltungen bietet sich hier ein Raum für Alltagsnutzungen. Ein vorgehaltener Raum im TG-Pavillion kann für temporäre Theaterzwecke (Umkleide, Technik, Cafe) genutzt werden.
Modulare, transluzente Sitzmöbel unterstützen die Bespielbarkeit des Ortes und ermöglichen die Ausbildung von Reihen, Gruppen oder kleinen Bühnen.


SCHAUSPIELPLATZ
Der Platzraum zwischen Schauspielhaus und Arbeitsamt wird durch ein eigenes gestalterisches Thema akzentuiert. Mit einer Gruppe malerischer Magnolien wird ein übergreifendes Thema aufgenommen und in besonderer Form umgesetzt. In Kombination mit neuartigen Freiraummöbeln entsteht ein ganz individueller Ort. In den Abendstunden setzt sich die ‘Lumenbar’ in Szene und wird ein besonderer kommunikativer Ort. Die in den Tischen integrierten Magnolien wirken wie ein bizarrer Blumenschmuck und schaffen gleichzeitig auch im Umfeld des Arbeitsamtes eine angenehme Raumatmosphäre. Auch außerhalb der Theaterabende bieten sich hier Möglichkeiten einer multifunktionellen Nutzung.
Der südlich angrenzende Bereich wird durch die Erweiterung der Platzfläche vergrößert und kann als Freisitzfläche für ein Café/Restaurant genutzt werden, sofern im Gebäude die Voraussetzungen dafür geschaffen werden können.

KARL-PSCHIGODE-PLATZ
Eine großzügige Freitreppe verbindet im Süden die beiden Platzebenen und schafft einen offenen Übergang zum Karl-Pschigode-Platz. Die Erweiterung der oberen Platzebene ermöglicht eine Orientierung der Stufenanlage zum Eingang der Kammerspiele. Mit dieser Geste wird die Durchwegung optimiert, gleichzeitig entsteht jedoch ein Ort, der dem Eingangsbereich eine hohe Aufenthaltsqualität verleiht.
Der Karl-Pschigode-Platz selbst wird durch die Verlagerung der vorhandenen Stellplätze verkehrlich entlastet und nur noch von Taxis angefahren. Damit wird nochmals der Charakter eines würdigen Entrees zum Theatergebäude gestärkt. Die (5) Behindertenstellplätze werden witterungsgeschützt seitlich der breiten Zufahrt zur Tiefgarage integriert und haben barrierefreien Anschluß sowohl zur Platzfläche als auch zu den U1-Ebenen des Schauspielhauses und Arbeitsamtes.

MATERIALITÄT + OBERFLÄCHEN
Die Struktur und Materialität der Oberflächen unterstützen die Idee eines kontinuierlichen Platzraumes, der den Verlauf der „Kulturmeile“ beschreibt. Ein großformatiger Platzbelag schafft einen hohen Benutzungskomfort und ist gleichzeitig multifunktional belastbar.
Durch eine leichte Differenzierung in Format und Farbton werden einzelne Flächen, vor allem in den Randzonen, von der Lauffläche differenziert. Ziel ist es, mit eleganten, zurückhaltenden Oberflächen die besondere Atmosphäre dieses Ortes zu unterstreichen.

VEGETATION
Ausgehend vom Charakter der grünen Wallanlagen wird der Platzraum durch Vegetationsbausteine geprägt, die jeweils als Baumpflanzungen in Bezug zum städtebaulichen Raum positioniert sind. Durch eine leichte Varianz in Baumstellung und Artenwahl wird die Unterschiedlichkeit der Teilräume thematisiert.
Die Baumpflanzungen auf der TG erfolgen unter Berücksichtigung der zulässigen Belastbarkeit punktuell in Containern, die über oder unter der Platzoberfläche angeordnet sind. Dabei werden Baumarten gewählt, die mit einem artifiziellen Habitus und dezenter Belaubung das Ziel der Gewichtsminimierung verfolgen.

LICHTKONZEPT
Aufgrund der intensiven Durchquerung sowie theaterdominierten Nutzungen in den Abend- und Nachtstunden wird ein besonderer Wert auf ein ausgewogenes Lichtkonzept gelegt.
Die „Alltagsbeleuchtung“ unterstreicht die ruhige Eleganz des Ortes und berücksichtigt die starke Präsenz der vielgestaltigen raumbegrenzenden und beleuchteten Fassaden, die das gesamte Platzgefüge mit einem Lichtsaum umgeben.
Die Wegeachse des Schauspielplatzes wird mit Lichtstelen und einer dezenten Reihung von LED-Linien beleuchtet.
Die grünen Teilräume erfahren eine zwar individuelle, sich dem Gesamtkonzept aber unterordnende Bodenbeleuchtung, die mit der modulartigen Bestückung der Möbel korrespondiert und einen differenzierten Lichteinsatz z.B. bei temporären Nutzungen ermöglicht.

TIEFGARAGE
Die drei Treppenzugänge erhalten eine einheitliche dezente Einhausung aus Stahl/Glas, deren Konstruktion auf die Überdachung des U-Bahn Zugangs übertragbar wäre. Ein prägnantes (theaterbezogenes) Leitsystem der Tiefgarage erleichtert die Orientierung und bietet ein würdiges Ankommen der Theatergäste bereits im ‚Untergrund’.