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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2008

Königswinter Drachenfelsplateau/Burgruine

Ankauf

Agence Ter

Landschaftsarchitektur

Marques Architekten AG

Architektur

Erläuterungstext

Der Schwerpunkt und das Hauptinteresse des Projektes liegt in der Inszenierung des Weges durch die Landschaft hin zur Burgruine Drachenfels. Die baulichen Anlagen sowie die notwendigen Infrastrukturen stellen sich in den Dienst der Erlebbarkeit des Ortes. Die bestehenden Gebäude werden unter Berücksichtigung der denkmalgeschützten Elemente rückgebaut und im Hinblick auf eine effiziente und nachhaltige Bewirtschaftung neu formuliert.

FREIRAUM
Der Weg beginnt in Königswinter zu Fuß oder mit der Zahnradbahn. Die Ankunft der Bahn wird als Endpunkt der Reise mit der Neugestaltung der Gleisenden an der Geländekante deutlich betont. Der Ausstieg der Gäste erfolgt seitlich, man betritt direkt den von Mauern gesäumten Panoramaweg. Es folgt eine erste Aussichtskanzel. Von diesem Punkt aus erblickt man den Obelisk auf einer zweiten, polygonalen Aussichtsterrasse. Von diesem Ort gelangt man an geschwungenen Mauern entlang weiter unter Bäumen durch eine räumliche Kompression zwischen dem Restaurantgebäude und dem Felskamm hindurch schließlich zur Ruine. Auf dem Rückweg, oder gleich bei der Ankunft, kann man die großzügige Aussichts- und Aufenthaltsterrasse des Restaurants aufsuchen.

Die klare räumliche Ordnung des Freiraums auf dem Drachenfelsplateau lenkt die Besucherströme und inszeniert Blickbeziehungen im Nah- und Fernbereich. Die Panoramapromenade verknüpft alle wichtigen Wege: Die drei Hauptzugänge mit der Drachenfelsbahn, dem Eselsweg und dem Wanderweg nach Rhöndorf, das Landsturmdenkmal, die nun sonnige Westterrasse sowie die Südterrasse und ist zugleich Hauptzugang zur Ruine. Der Aussichtspunkt am Landsturmdenkmal erhält eine zentrale Position und ist wie der Zugang zu den Hauptterrassen und Außen-WCs barrierefrei zugänglich. Die räumliche Orientierung ist auch ohne aufwendige Leitsysteme gegeben.

Der Weg zur Ruine wird mit wenigen, behutsamen Eingriffen unter Berücksichtigung archäologischer Spuren neu gefasst: der Zugang zur Ruine erhält an der Talseite ein breites Geländer, zum Berg hin eine Entwässerungsrinne als klare Fassung des Weges. Ein neuer, einheitlicher Belag zieht sich von der Bergstation der Bahn bis zur Ruine.

Durch das Öffnen von Blicken und Blickbeziehungen wird die Aussicht von den verschiedenen Terrassen möglich. Dabei wird dem landschaftsplanerischen Pflegewerk entsprochen, und nur im westlichen Bereich werden einige Bäume zusätzlich entfernt. Ergänzende Neupflanzungen zweier Baumgruppen fokussieren den Blick des Besuchers zu den Hauptpanoramen der Umgebung mit Siebengebirge und Rheintal.

Weitere Vegetationsflächen sind nur sparsam gesetzt. Auf der Wiese unterhalb der Panoramapromenade werden Felsenbirnen verstreut gepflanzt. Dort kann der Wanderer auch sein Picknick einnehmen. An der Westterrasse gibt es Spielmöglichkeiten für Kinder im Grünen. Dort befinden sich mit der langen Bestandsmauer und einem neuen Bankelement auch Sitzmöglichkeiten für Eigenverzehr oder bei Spitzenfrequenz für die Gastronomie.

Eine stringente, sparsame Möblierung mit Geländern, Papierkörben und Sitzbänken lässt dem Ort und der Geschichte genug Raum. Informationstafeln sind an wenigen, nicht den Besucherstrom störenden Orten angebracht und können jeweils unterschiedliche Themen des Ortes und der Geschichte verdeutlichen.

Die Nachtinszenierung beschränkt sich auf Beleuchtung der Ruine und des Landsturmdenkmals. In der Fernwirkung werden diese so nicht nur tagsüber als Landmark wahrgenommen. Die zurückhaltende Architektur des Neubaus sowie der Freiraum werden sparsam und bewusst beleuchtet. Das Lichtkonzept hier ist insgesamt für die Nahwirkung und notwendige Ausleuchtung konzipiert.

Neben den Materialien, die aus der Wiederverwendung des Abbruchs stammen, übernehmen andere Materialien eine Leit- und Orientierungsfunktion: hellgrauer Asphalt für die Panoramapromenade zur Ruine; offenporige, polymergebundene Deckschicht für die neue Terrassen; Kleinpflaster aus dem Abbruch definieren die Plätze an den beiden Denkmälern; Holzbänke, Stahlrinnen und Stahlgeländer kontrastieren mit den steinernen Flächen und Mauern.

ARCHITEKTUR
Das umgestaltete Gebäude aus den 1930er Jahren mit seinen Heimatschutzelementen wird durch einen gerundeten Panoramasaal ergänzt. Die Erweiterung definiert an der Stelle, wo das Gebäude immer als Anbau ausgebildet war, eine neue Kopfsituation. Die Architektursprache dieses Kopfes ergänzt die kompositorische Qualität des Bestandes mit seiner geschwungenen Front und dem runden Treppenhaus. Referenzen für die Architektursprache dieses Eingriffs lassen sich in modernen Bauten des Tiroler Architekten Franz Baumann finden. Gleichzeitig verbindet sich der geschwungene Anbau mit den neuen Terrassenmauern und gliedert das Gebäude auf der Terrasse in das System der neuen Umgebung ein.

Die Materialien orientieren sich an der bestehenden Anlage und beziehen sich gleichzeitig auf die neue Situation am Ort. So ist vorgesehen, dass das Rohbaumaterial der abzubrechenden Bauten aus den 1970er Jahren geschreddert wird und in Form von Stampfbeton in die neue Stützmauer und die Außenmauern des Restaurantanbaus einfließt. Die strukturierte Oberfläche dieses Materials verbindet sich mit dem Aspekt der bestehenden Natursteinmauern.

Der Betrieb und die Nutzung des umgebauten Gebäudes aus den 1930ger-Jahren konzentrieren sich darauf, das bestehende Volumen des Gebäudes soweit wie möglich effizient zu nutzen und dadurch seine Existenzberechtigung und Nachhaltigkeit zu stärken. Es ist ein Konzept geplant, welches für den Ausflugstourismus ein Selbstbedienungsrestaurant im Erdgeschoss und ein kleines feines „à la carte“-Restaurant im ersten Geschoss mit einer zugehörigen bedienten Aussichtsterrasse vorsieht. Dies steht auch für Gesellschaften zur Verfügung. Die Küche befindet sich im ersten Geschoss, in idealer Anbindung an das „à la carte“-Restaurant und mit optimalen Arbeitsplatzverhältnissen. Die Küche ist mit dem Erdgeschoss sowie mit dem Untergeschoss mittels Aufzug und Betriebstreppenhaus verbunden. Im Erdgeschoss befindet sich der Counterbereich, im Untergeschoss die Anlieferung und die Nebenräume. Im Dachgeschoss sind Pächterwohnung und Personalzimmer untergebracht, im Untergeschoss – ebenerdig zur Ankunft mit der Bahn – der Infopoint und die Toiletten. Für die Außensitzplätze auf der Ost- und Westseite steht ein Außenoffice zur Verfügung. Die Terrassenplätze auf der Ostseite können vom Innencounter direkt beschickt werden.

Das bestehende Gebäude aus den 1930er-Jahren soll behutsam umgebaut werden, unter Berücksichtigung der aus denkmalpflegerischer Sicht wertvollen Elemente und der typologischen Charakteristik. So ist der Restaurantraum im Erdgeschoss mit seinem besonderen Bodenbelag in Originalgröße erlebbar. Die Ober- und Untergeschosse behalten ihre typischen Grundrissanordnungen mit dem geschwungenen Mittelgang. Das schöne Treppenhaus ist räumlich zentral inszeniert und im Ablauf des Gebäudes eingebunden. Die Materialisierung der An- und Umbauten orientiert sich an der Sprache der 1930er-Jahre eben dieses Gebäudes.