modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 01/2005

Architekturpreis der WestHyp-Stiftung für vorbildliche Gewerbebauten 2004

SB-Markt, Bad Liebenzell

Anerkennung

Peter W. Schmidt Architekten

Architektur

Erläuterungstext

EINKAUFSMARKT BAD LIEBENZELL



Heutzutage folgen die Planungen für Lebensmittelnahversorger in den überwiegenden Fällen standardisierter Typenarchitektur, die landauf und -ab beliebig eingesetzt werden. Den Betreibern geht es nicht um Gestaltung oder architektonischem Ausdruck, das auch die Architektur überlagernde Motiv ist der Gedanke - der coporate identity. Viele jüngere Beispiele in Pforzheim und Umgebung zeigen ein geradezu erschreckendes Resultat dieser Planungsmethode.

Die Stadt Bad Liebenzell ging einen anderen Weg. Über sogenannte Testentwürfe konnten sich die Investoren für die Planung und Bebauung eines vorgegebenen Areals für einen Lebensmittelversorger bewerben. Die SB-Markt Bad Liebenzell GdbR erhielt nach einem Gemeinderatsbeschluß den Zuschlag.

Unsere Planung geht von der Grundüberzeugung aus, daß die Peripherie einer Gemeinde, einer Stadt, nicht den Gesetzen des freien Marktes Preis gegeben werden darf. Die städtebauliche Anordnung am Rande eines Schulsportgeländes und der Ausbildung einer echten Fassade, einer zweigeschossigen räumlichen Kante, welche der Ortseinfahrtsstraße zugewandt ist, ist erklärte Entwurfsabsicht.

Der rechteckige Baukörper definiert einerseits die Ortseinfahrt, andererseits bildet das über die Stützmauer auskragende Volumen die schöne Rückseite der Schulsportflächen. Großräumlich betrachtet, d.h. von der gegenüberliegenden Seite der Enz aus, ist der Baukörper das Basement für die alles überragende Burg Bad Liebenzell.

Dem Gebäude ist ein \'grünes Dach\' vorgelagert. Die auf einem Raster angeordneten Bäume werden zum schattenspendenden \'grünen Dach\' an dieser städtebaulich ehemals diffusen Stelle.

Die Materialität eines Hauses trägt wesentlich zur Akzeptanz und zum gestalterischen Ausdruck bei. Die Bauherrin ermöglichte uns das Gebäude mit Ziegelmauerwerk zu verblenden. Die Solidität des Ziegels und seine Eigenschaft zu altern, also Patina anzusetzen, mit zunehmendem Alter schöner zu werden, ist gewünscht.

Die Großform des Gebäudes bestimmt den Ort. Die Öffnungen in der Fassade sind alle außenbündig angeordnet. Die Ausnahme bildet die Eingangssituation, die mit einem alles überlagernden Vordach die Aufmerksamkeit auf sich zieht und die indirekte Wegeführung zum Eingang darstellt.

Wir verstehen unseren Lösungsansatz als Beitrag für den undifferenzierten Stadteingang in Bad Liebenzell, der in der Abfolge – Discounter, Freibad, Campingplatz, Schule – zu wenig Gestaltungswillen erkennen läßt. Leider hat die Stadt die Möglichkeit, unser Gebäude für die Nahversorgung und die neue Schulsporthalle einheitlich zu gestalten, nicht genutzt. Die Kraft, die vor einer Gestaltung mit gleichen Vorgaben und einheitlicher Materialität ausgeht, kann man nicht nur in Oberitalien sehr gut nachvollziehen.


PETER W. SCHMIDT ARCHITEKT BDA