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Realisierungswettbewerb im kooperativem Verfahren | 08/2009

Umgestaltung Marktplatz und Umfeld Aachen Brand

2. Preis

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

mvm+starke

Architektur

Erläuterungstext

Der Brander Marktplatz:
ein Platz in zweiter Reihe mit heterogenen Rändern, augenscheinlichen Schwächen für den zentralen Stadtplatz, dem Herzen der Stadt.
Der Entwurf sieht darin nicht nur die Charakteristik des Platzraumes, sondern insbesondere seine besondere Qualität und Identität.

Der Platz wird von der Trierer Straße her besser einsehbar, besser fußläufig angebunden und durch eine dezente Bezugsmarkierung optisch verbunden sein. Der Entwurf versucht aber nicht, den Platzraum an die Trierer Straße zu ziehen. Die zweite ruhige Reihe ist seine Qualität. Auch verzichtet der Entwurf auf eine deutlich sichtbare Markierung des Zugangs von der Trierer Straße. Es wird keine Hierarchisierung der heterogenen Ränder vorgenommen, ob Straßenraum, Gastronomieflanke, Kirche, Park oder Schule, die Auswirkung Aller auf den Platz bleibt gleich.

Der Planungsansatz sieht eine erstmal richtungslose Platzgrundfläche vor, die zwar viele Achsenbezüge für seine Randdefinition vorsieht, aber ein in sich gesetzter Platzkörper ist, der keine solitäre Ausrichtung zu einem Rand bevorzugt. Auch wurde wegen der Eindeutigkeit der Fußläufigkeit der Platzfläche und ihrem Bekenntnis zur Heterogenität der Platzränder die Marktstraße nicht in die Oberfläche der Marktplatzfläche einbezogen.
Der Platz ist neben seiner multifunktionalen lokalen Benutzung zentraler öffentlicher Platzraum, aber insbesondere - nach der Auffassung des Verfassers - ein wichtiges Gelenk im stadträumlichen Gefüge. Das heißt: der Platz definiert sich nicht nur statisch aus sich selbst, sondern über ihn werden die angrenzenden Nutzungskomponenten miteinander verbunden.
Hieraus definiert sich auch die gestalterische Markierung dieser Verbindungslinien zu einer ästhetischen Zonierung des Platzes. Diese Platzlinien werden an drei Stellen durch dezente topographische Kantensetzungen verstärkt. Hierdurch wird das Platzgefälle wünschenswerter Teilflächen notwendigerweise auf 3% reduziert. Der Platz wird durch dieses Konzept gleichzeitig Entree und Vorraum der Kirche, der Seniorenstätte, des Spielparks, der Schule und der Gastronomie sowie auch der Katalysator, an den alle wichtigen Nutzungsfreiräume angedockt, zusammengefügt werden und so über den Platz gemeinsam die Mitte von Brand bilden.
Entwurfsansatz ist die Schaffung eines homogenen Platzraumes, der in seiner Gänze eine große gemeinsam nutzbare Fläche bietet, die aber im Alltag und bei kleineren Veranstaltung durch seine Zonierung nicht als Leere empfunden wird.
Dieser Konzeptansatz mündet in einer nachfolgend beschriebenen materiellen Übersetzung der Platzoberfläche.
Der Platzrand wird durch einen klaren Einfassungsstein, 0.80 m breit, in einem hellen Naturstein, Muschelkalk oder Dietfurter Sandstein, abgezeichnet. Die innen liegende Gesamtfläche erhält eine Epoxidharzbeschichtung mit Splitteinstreu auf Asphalt, eine flächig homogen wirkende Oberfläche, die im nahen Fokus den angenehmen Eindruck einer Natursplittfläche erzeugt. In der Belastungs- und Nutzungsfähigkeit, insbesondere bei Befahrung durch den Lieferverkehr des Marktes und der Kirmesfeste, hat er die Vorzüge eines Asphaltbelages und ist einer Platten- oder Pflasterfläche vorzuziehen. In der Farbgebung ist ein braun-beiger Natursplitt mit schwarzen Zugaben vorgesehen. Diese ästhetischen und funktionalen Vorteile des Belages, dessen technische Anwendungskomponente im Landebahnenbau erprobt ist, werden noch ergänzt durch die hohe Reversibilität im Vergleich zum eingefärbten Asphaltbeton.
Die Möblierung und Ausstattung trägt der Zonierung des Platzes Rechnung, indem zwei aufeinander abgestimmte aber im Material differenzierte Möbel und Beleuchtungskörper den Platz akzentuieren. In den baumbestandenen Randzonen der Platzfläche sind Holzbänke und großformatige Holzliegen vorgesehen, die freie Platzmitte wird betont durch sich aus den Natursteinbändern entwickelnde Sitzskulpturen aus Naturstein. Die Beleuchtungskörper der baumbestandenen Platzzonen bestehen aus dezenten Modulumleuchten, die zurückhaltend und mit den Stämmen in Dialog tretend funktional die Platzflächen ausleuchten. Der zentrale Bereich des Marktplatzes wird durch ein dreimastiges Leuchtenensemble, variabel je nach Veranstaltung oder Lichtbedarf ausgeleuchtet.
Der Brander Stier übernimmt im Duett mit dem zentralen Wasserbecken „ein Stier an der Tränke“ die Funktion des zentralen Marktbrunnens.
Der Standort des Veranstaltungspavillons wird verlagert.

Verknüpfung Trierer Straße
Durch die Befreiung des Marktplatzrandes in Richtung Trierer Straße von Bewuchs besteht eine neue visuelle Sichtbarkeit der beiden Räume. Auch verstärkt die Wegnahme der Mittelinsel im Einmündungsbereich der Marktstraße und die damit einhergehende Verbreiterung des Bürger-steigs zu einem kurzen Boulevard die Erreichbarkeit des Marktplatzes. Die Homogenität der Oberflächenmaterialien mit dem Freunder Platz suggeriert vielleicht ein Zusammenrücken .
Der Verfasser sieht die zweite Reihe und ihre direkte Wahrnehmung an der Trierer Straße aber nicht als Nachteil.

Verknüpfung Kirche St. Donatus
Die achsiale Fortführung und Betonung des Kirchenvorbereiches bis auf den Marktplatz inszeniert die städtebaulich wichtige Ausrichtung parallel zur Trierer Straße. Sie öffnet den Platz und gibt den Blick frei auf eines der wichtigsten Gebäude der Brander Mitte. Auch hier verstärkt das helle Natursteinband die Verknüpfung zur Mitte. Der aufsteigende Kirchachsenraum wird durch eine Wegespange gefasst, die Topographie im Bereich der Rasenterrassierung durch freie Stufenbänder akzentuiert. Hierdurch rückt die Kirche stärker an den Platz und aus dem anderen Standpunkt betrachtet generiert die Kirchenachse im unteren Abschnitt einen zurückhaltenden Zuschauerrang mit erhöhtem Blick auf den Platz.

Verknüpfung Parkraum - Alter Friedhof
Unter Wahrung und Respektierung der historischen Ausrichtung und Struktur des Alten Friedhofes konzentriert sich die Neuverortung von Spiel- und Kleinspielflächen auf ein lineares Parkspielband. Die Birkenallee wird als historisches Gestaltungselement wieder stärker ablesbar und in den Kontext eingebunden. Die Ausrichtung des topographisch bewegten Spielbandes orientiert sich an der Orthogonalität des Friedhofes und generiert in der Parallelität zum Schulkonzept eine zeitweise intensive Erweiterung des Außenschulraums in den Park. Auch erhält der Park- und Schulraum durch diese Achse eine eindeutigere Anbindung an den Marktplatz. Den Zugangs- bzw. Übergangsbereich bildet der neue Standort des Veranstaltungspavillon, welchen sowohl der vorhandene wie auch ein neuer Baukörper darstellen kann. Ein neuer Baukörper würde eine zweisei¬tige Inszenierung ermöglichen und wäre als symbolisches „Parktor“ eine stärkere Markierung der Parkintegration und visueller Endpunkt der Sichtachse vom Freunder Platz.

Verknüpfung Bezirksamt und Senioreneinrichtung
Die starke Grünachse der Eschenallee bildet das Rückgrat des Platzraums und bindet die beiden Einrichtungen des Bezirksamtes und der Senioreneinrichtung in die Brander Mitte mit ein. Das kleine vorgelagerte Spielplatzareal wird der Senioreneinrichtung zugeordnet und erhält eine neue thematische Ausrichtung unter den Aspekten Generationen, Spiel und Gesundheit. Die Spielinhalte finden sich im Parkspielband wieder. Dies würdigt den wachsenden Anspruch älterer Menschen an einen adäquaten Außenraum und konzentriert die verschiedenen Nutzungen in Teilbereichen, die im Ganzen die Mitte von Brand bilden.