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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2009

Landschaftsplanerischer Wettbewerb Mercatorinsel Duisburg

Gesamtplan

Gesamtplan

1. Preis

hutterreimann Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

thoma architekten vfa

Architektur

Erläuterungstext

Großes Kino

Am Zusammenfluß von Rhein und Ruhr liegt die Spitze der ehemaligen Speditionsinsel Duisburg. Jahrzehnte lang wurden hier Speditionsgüter und Kohle, später vorrangig Erz und Fertigeisen umgeschlagen. Seit einigen Jahren liegt die nun in Teilen zur Herstellung der Hochwassersicherheit aufgeschüttete Fläche brach und soll in eine öffentliche Parkanlage mit Veranstaltungsbereich umgeformt werden.

Die Insel war bisher kein öffentlicher Ort. Sie war exklusiv zugänglich für die dort Arbeitenden. Für die meisten Duisburger existierte sie nur in der Außensicht, in der Sicht über die Kanäle. Sie war eine Terra Incognita.
Seit nach der Schließung des Krupp-Hoesch-Werkes in Dortmund der Erzumschlag zusammenbrach, ist die Insel aus der Nutzung gefallen und zu eroberndes Neuland geworden. Der Name des Kartographen Mercator wurde der Insel verliehen und soll wohl bei der Entdeckung helfen.

Bei ersten Erkundungen auf der Inselspitze fällt vor allem eines auf: Nichts. Da ist viel Weite, Freiheit, Offenheit. Die Insel gibt nichts vor, außer ihrer äußeren Form. Die ruderale Natur beginnt vor dem Menschen mit der Eroberung.
Und genau darin liegt die Qualität des Ortes: in der Freiheit des weiten Blickes auf großartige Flusspanoramen, auf Ruhrort und seine Hafengeschichte, auf imposante Industrieanlagen, auf benachbarte Rheinportale: die Müh-lenweide im Nordosten, das Hochufer Homberg im Nordwesten, die Landmarke Rheinorange im Südwesten.
Teilweise führen die Ausblicke auch in die Irre, wenn sich beispielsweise die Halbinseln zu einer großen Weite zusammenziehen ohne eine Ahnung der Insellage zu vermitteln.

Das ist großes Kino.

Der Ort ist wegen seiner Umgebung. Die Inselspitze, die so lange nur von den anderen Ufern beobachtet werden konnte, ist selbst ein Ort der Beobachtung.

Der Park

Der neue Park findet auf zwei Ebenen statt. Die obere Ebene, zur Herstellung der Hochwassersicherheit aufgeschüttet, trägt den Business Park: hochwertige Bebauung für Gewerbe und Dienstleistungen. Auf der unteren Ebene wird die offene Weite in Form eines vielfältig nutzbaren Parkraums erhalten.

Erschließung

Beide Teile werden durch den sich verschränkenden Großen Inselweg miteinander und mit der Umgebung ver-knüpft. Dieser Rundweg inszeniert die vielfältigen Blickbezüge zwischen der Insel den Flüssen und Kanälen, den Stadtteilen Ruhrort und Neuenkamp. Der Weg um die Halbinsel wird zum Erlebnis, die Blicke zum Großen Kino. Der Ort und seine Geschichte wird, im Spiel mit der Wahrnehmung von Wasser und Land, großer Weite und be-schränktem Horizont, unterschiedlichsten Ufersituationen (bestehender und neuer), großzügiger Gestaltung und differenzierter Durcharbeitung spürbar.
Vom Ruhrorter Ufer aus verlängert der Weg den neuen Brückenschlag, der südlich der Schifferbörse beginnt. Er „schwebt“ als Stegkonstruktion mit 6% Gefälle in den Buisness Park ein, durchläuft die Bebauung (wo er als eine zentrale Erschließungsachse fungiert) und führt als Rampe in den weiten Parkraum. Dort läuft er zunächst auf das Westufer zu, hält sich dann aber behutsam in einiger Entfernung bis er an der nördlichen Inselspitze ankommt und sich parallel zum östlichen Ufer nach Ruhrort als befahrbare 4 m breite Promenade zurück in Richtung der Duisburg-Ruhrorter Häfen bewegt.
Der Große Inselweg, ein ruhiger Asphaltweg zum Spazieren, Laufen, Skaten usw. wird beidseitig durch eine breite Stahlkante (roher Stahl, innen 50cm, außen 20cm) eingefasst. Aus der inneren Kante entwickeln sich an besonder-en Ausblicksituationen lange Sitzelemente (Beton mit Stahlfassung). Die äußeren Kanten nehmen, wo nötig, Füll-stabgeländer auf.
Der Treppenabgang von der Friedrich-Ebert-Brücke wird von einem Platz an der Inselspitze aufgenommen. Dieser führt zunächst als Rampe mit 6% Gefälle auf das Niveau des Parkraums. Die Rheinterrassen stellen sich innerhalb der Rampe frei und bieten an ihren Kanten Sitzmöglichkeiten (Sitzstufen) mit Blick auf den Park. In Richtung des Zusammenflusses von Rhein und Ruhr ermöglichen Bänke (Typ RheinPark) den Genuss dieser Aussicht.
Auf der Parkebene kann der Platz, der größtenteils mit Kleinsteinpflaster ausgebildet ist, temporäre Bühnen aufnehmen. Für vielfältigere Nutzungsmöglichkeiten ist ein Teil des Platzes als glatte Ortbetonfläche ausgeführt.

Der Parkraum

Die dezente Topografie der Speditionsinsel wird sanft verändert ohne das notwendige Aufnahmevolumen im Retentionsraum zu beeinflussen.
Die undefinierte Böschung am Westufer wird um einige Meter hinter den Großen Inselweg verschoben und in ihrer Form gestärkt. Die maximale Höhe der Böschung beträgt 1,5 m. So wird die vom Weg umschlossene Fläche zu einer großen zusammenhängenden Wiesenskulptur mit einer steileren Böschung zum Hafenkanal (zum Sonnenbaden und Den-Ausblick-Genießen) und einer flach auslaufenden Fläche nach Ruhrort. Diese multifunktionale freie Wiesenfläche lässt gleichermaßen das Sonnenbaden und Picknicken wie auch Spiel und Sport zu.
Durch die optische Täuschung beim Schauen vom Ostufer über die scheinbar ebene Wiesenfläche nach Westen erscheinen die Ufer der Halbinsel Pontwert und das Rheinorange-Ufer mit ihrem Baumbestand als Teil des Parks. Spaziergänger auf dem Inselweg am Westufer scheinen in der Versenkung zu verschwinden. Begibt man sich allerdings über die Wiese auf die Böschungskante, überrascht der grandiose Blick.

Die Fläche außerhalb des Inselweges bleibt rau. Hier wird die vorgefundene Ruderalflur der Insel und ihrer Umgebung in den Park eingelassen und entwickelt. Gezielte ergänzende Initialpflanzungen von Präriestauden bereichern die Fläche. So bietet sich eine weitere sinnliche Annäherung an den Ort. Kleine Uferpfade (Schotterwege) führen zum Ufer und als schmaler Pfad am Ufer entlang. In der ruderalen Abgeschiedenheit finden sich lauschige Rückzugsorte.

Die Uferbefestigung

Am Westufer wird der Bestand vollständig erhalten und gesichert. Am Ostufer wird als Gegenüber zur Hafenpromenade Ruhrort die Uferbefestigung überarbeitet, in Teilen werden einzelne Betonelemente als Sitzstufen zwischen die bestehenden Treppenabgänge geschaltet. Zwei größere Sitzstufenanlagen werden mit Blick auf die Schifferbörse, das Museumsschiff und die neue Brücke zum einen und zum anderen mit Blick auf die Hafenmeister-ei und die Friedrich-Ebert-Brücke ausgebildet. Hier bieten sich dem Parkbesucher unterschiedlichste Möglichkeiten, den individuellen besonderen Ort auf Augenhöhe mit den Schiffern zu finden.

Die Veranstaltungsfläche

Der Platz an der Inselspitze kann als Veranstaltungsort genutzt werden. Eine große Bühne findet hier Platz. Der Zuschauerbereich befände sich in dem Fall auf der zentralen Wiesenfläche. Auch die Podeste an der Rampe zur Friedrich-Ebert-Brücke können alternativ als Zuschauerbereich einer kleineren Bühne genutzt werden. Für die Variante des Theaterschiffes, das am Westufer der Mercatorinsel anlandet, befände sich der Zuschauerbereich auf der Platzfläche.

Städtebau

Der Inselweg teilt den Städtebau in ein südwestliches am Hafenkanal und ein nordöstliches am Hafenmund gele-genes Gebiet. Beide Gebiete sind mit Baukörpern besetzt, die - mit ihrer Querausrichtung zur Uferkante - Zwischenzonen ausbilden und sich zu den Kanälen hin öffnen. Somit bleibt der Bezug zum Wasser auch auf der Insel immer erlebbar.

Die Längsachsen der Gebäude bilden einen sich nach Ruhrort öffnenden Fächer. Die somit entstehenden größeren Abstände im nordöstlichen Gebiet und ermöglichen eine größere Gebäudehöhe. Die Gebäude im Südwesten bilden eine sechs geschossige, im Nordosten hingegen eine sieben geschossige Bebauung.
Das Erdgeschoss kann als transparente Zone verstanden werden, die sowohl Blicke als auch Wege unter den Ge-bäuden hindurch ermöglicht. Kleine Wäldchen aus hochstämmigen Bäumen bilden zusammen mit den Stützen der Gebäude einen Stadt-Wald.

Die Erschließung des Business-Parks erfolgt von Süden. Auf Höhe der Umschlaghalle wird der Verkehr in eine Tiefgarage gelenkt, welche sich unter den neuen Gebäuden eingeschossig erstreckt. Somit kann der Verkehr im Bereich der Insel auf ein Minimum reduziert werden. Optional können einzelne Stellplätze auch im Erdgeschoss-bereich der Gebäude nachgewiesen werden (Kurzparker, VIP- und Taxistellplätze).
Die Haupterschließung der Gebäude erfolgt vom Inselweg (Magistrale) aus, welcher den Business-Park durch-schneidet.

Der Übergang zwischen Business-Park und Parkraum wird im Nordosten als Stadtbalkon mit Blick über die weite Wiesenfläche ausgebildet. Südwestlich des Inselweges führt ein Platz im gleichen Gefälle wie die Rampe nach unten. Hier sind adäquat zum Platz an der Inselspitze einige Teile der Rampe als Podeste mit Kanten in Sitzstufenhöhe ausgebildet.

Nutzung

Der an der prominenten Stelle am Stadtbalkon situierte Baukörper bietet eine repräsentative Erdgeschosszone zur gastronomischen Nutzung.
Die Gebäude können, zweihüftig erschlossen, für Büro und Dienstleistung genutzt werden. Auch eine einhüftige Erschließung für größere Räume ist möglich.
Vogelflug

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Blatt 3

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